Carpintero
Carpinteros Blog
vor 3 Jahren - 11.09.2021
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Der Streitfall Dua

Dua Fragrances — Ein heiss diskutiertes Thema auf diesem Portal. Ein Thema, das die Gemüter spaltet, für Zündstoff bei hitzigen Diskussionen sorgt. Die eine Seite behauptet, den heiligen Gral gefunden zu haben, während die andere Seite etwas von „billigen Kopien“ und „Dupes“ pöbelt. Und Pöbeln soll hier keineswegs mit einer negativen Konnotation belegt sein. 

Dua ist bekannt für seine Dupes, also Düfte, die von bereits anderen namhaften Parfums inspiriert - wie es Dua marketingtechnisch geschickt ausdrückt - sind. Wäre meine akademische Abschlussarbeit so inspiriert gewesen, hätte man mich vermutlich unter der Begründung, ein Plagiat eingereicht zu haben, von der Hochschule verwiesen. Auch wenn INSPIRIERT drauf steht, ist im Grunde genommen auch nur eine KOPIE - oder halt eben ein DUPE - drin. 

Aber Dua kennt man nicht nur für seine Dupes, sondern auch für seine Hybride. Und dieses Thema spaltet die Community teilweise noch mehr als die Kopien namhafter Düfte: Hier werden zwei oder mehrere Düfte hybridisiert. Die grosse Frage dabei ist, ob diese Hybride dann eigenständige Düfte oder immer noch Kopien mehrerer Düfte sind. 

Besprechen wir zunächst aber mal die GRUNDLAGEN aller DUA Düfte: Kauf, Preis, Verpackung, Performance und Preis-Leistung.

I. KAUF

Dua vertreibt seine Düfte ausschliesslich über die eigene Webseite. Allerdings stösst man hier im Souk schnell auf günstigere (nicht günstige!) Flakons, teilweise sogar in OVP. Kauft man einen Duft, ist - je nach Versandmethode - mit einer Wartezeit von ein paar Tagen bis hin zu ein paar Wochen (ja, Wochen!) zu rechnen. 

II. PREIS

Preislich befinden sich Dua Düfte im oberen Segment, zumindest was Dupes und Hybride angeht. Rechnet man Original (z. B. Layton) 125 ml gegen 30 ml Dua Royal Chariot Attar auf, kommt man relativ schnell zu der Erkenntnis, dass der Dua gar nicht so viel billiger ist als das Original. Und hier sprechen wir vom reinen Netto-Preis, denn: 1. bezahlt man auch noch einiges an Porto (ca. 20 - 30 USD/Paket) und 2. kommen zum Preis von Duft und Porto auch noch Zollgebühren hinzu, da Dua ausschliesslich aus den USA versendet und diese Ware in Europa (und, wie in meinem Fall, in der Schweiz) verzollt wird. Je nach Zielland kommen dann nochmal 7 - 19 % MwSt. hinzu. 

Somit sind Dua-Düfte sicher keine Billigware oder „Cheapies“. 

Häufig macht Dua allerdings marketingstrategisch gigantische Mega-Sales, wo alle Düfte mit 30 % Nachlass rabattiert werden — so spart man sich zumindest einen gewissen Teil. 

III. VERPACKUNG

Ganz einfach: Ein Witz. Die Düfte kommen in einem laienhaften Karton in einem noch laienhafteren Flakon, der zwar grosszügige Sprüher abgibt, ansonsten aber sehr billig und minderwertig wirkt. 

IV. PERFORMANCE

Hier kommen wir zum Knackpunkt, durch den sich DUA oftmals häufig von den Originalen abhebt: Die überaus mächtige und starke Performance. Kritikern zufolge sollen so manche Dua-Düfte überhaupt nicht performen, allerdings lässt sich hier pauschal sagen, dass alle Dua-Düfte frisch hergestellt werden und noch eine gewisse Zeit zum Nachreifen benötigen. 

Wie diese gigantische Performance zustande kommt, lässt sich allerdings nicht pauschal sagen. 
Fakt ist, dass alle Düfte als Extrait de Parfum vermarktet werden, also in einer sehr hohen Konzentration. Dass das allein der ausschlaggebende Grund für die starke Performance ist, wage ich zu bezweifeln. Oftmals, so scheint es mir, sind Dua-Düfte zwar echte Haltbarkeits- und Sillagebomben, im Endergebnis aber tendenziell eher unrund, unausgewogen und weniger ausbalanciert und fein wie die kopierten Originale. 

Gerade die Dupes haben zwar teilweise einen sehr hohen Wiedererkennungswert mit einer Übereinstimmung von bis zu 90 oder 95 % mit den Originalen — beim genaueren Schnüffeln bemerkt man aber häufig, dass die Übereinstimmung in Realität doch gar nicht so hoch ist, sondern die Performance der Basisnoten einfach nach oben geschraubt wurde. Gerade Kopf- und Herznoten werden dann allzu oft vernachlässigt, wodurch die Düfte meist nicht so ausbalanciert, fein und harmonisch daherkommen wie die Originale.

V. PREIS-LEISTUNG

Kaufen, Verkaufen — Das ist hier die grosse Frage. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er/sie einen Dua Duft erstehen möchte. 

Sinn macht ein Dua-Duft insbesondere dann, wenn das Augenmerk auf PERFORMANCE statt auf Feinheit und Ausgeglichenheit gelegt wird. Wem ein Herod oder ein Layton für den Club zu „leise“ ist, wird mit einem Dua Dupe sicherlich glücklich werden - und zahlreiche Komplimente kassieren. 

Sinn macht ein Dua-Duft auch dann, wenn es um die Kopien EINGESTELLTER ORIGINALE geht. Dua fabriziert herrliche Dupes von eingestellten Düften, die man kaum oder gar nicht mehr erhält. Dua stellt ausserdem ganz wundervolle Dupes von Ursprungsvarianten REFORMULIERTER DÜFTE her: Sei es ein hochperformanter 11Z oder eine Kopie des ursprünglichen La Nuit de l‘Homme — Dua ist ein Meister dieser Düfte und auch in dieser Sparte absolut empfehlenswert.

Zuletzt macht ein Dua-Duft auch dann Sinn, wenn es um die zuvor beschriebenen HYBRIDE geht: Hier werden zwei oder mehrere Düfte zu einem Hybrid verarbeitet, der in den meisten Fällen durchaus seine Darseinsberechtigung hat. Die Hybride sind teilweise wirklich genial und raffiniert gemacht und jeden Cent/Rappen/Penny wert. Auch hier ist die Performance meist ausserordentlich — weniger ist da manchmal wirklich mehr. 

VERDIKT

Dua wird auch in Zukunft sicherlich die Gemüter spalten und für ausreichend Zündstoff bei Diskussionen sorgen. Ich persönlich war lange ein grosser Fan von Dua-Düften, insbesondere aufgrund der extremen Performance und dem Vertrieb eingestellter, bzw. reformulierter Düfte und den tollen Hybriden. Geht es um Kopien von Originalen, die weiterhin im Handel erhältlich sind, tendiere ich eindeutig zu den Originalen, insbesondere deshalb, weil die Originale in den meisten Fällen feinere Noten und somit ein ausbalancierteres Dufterlebnis bieten. Bei reformulierten/eingestellten Düften sieht es anders aus: Auch hier sind die Duas häufig etwas weniger ausbalanciert und wirken dadurch „unrunder“, aber lieber eine etwas ruppigere Kopie als gar nie mehr diesen Duft riechen zu dürfen. 

Bei den Hybriden stehe ich komplett auf Duas Seite. Auch wenn ich nur sehr wenige Hybride besitze, sind die, die ich in meiner Sammlung habe, einfach gigantisch und ganz tolle Kompositionen. Ja, auch hier geht es manchmal etwas „unrund“ und weniger ausgeglichen zu, allerdings verleihen diese Eigenschaften den Düften oftmals einen nochmals ganz eigenständigen Charakter, was ich persönlich sehr liebe und schätze, da ich generell ein Fan von Ecken und Kanten bin. 

Dua sorgt für Zündstoff bei Diskussionen, verursacht hitzige Debatten und spaltet die Gemüter — und das ist auch gut so. Was bräuchten wir ein Forum wie Parfumo, wenn alle Geschmäcker gleich wären und wir alle die selben Düfte lieben und tragen würden? Geht es um den Vorwurf des Plagiats, würde ich mich immer auf die Seite der Originale stellen, sofern diese nicht eingestellt wurden. Da kann die Kopie noch so viel kosten und noch so toll performen — das originale Kunstwerk wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. 

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