Chizza
Gedankenspiele
vor 3 Jahren - 14.11.2020
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​Als ich auszog, um Düfte zu testen

Anlässlich von nun mehr als 1000 von mir getesteten Düften habe ich mich entschieden, einen Blog zu verfassen. Ich finde es spannend zu beobachten, wer wie viel testet. Sicher lässt sich das nur eingeschränkt nachverfolgen, denn jemand, der nicht häufig Statements oder Kommentare schreibt respektive schlicht keine Düfte als „getestet“ markiert, der ist etwas unter dem Radar.




Vorab: normal ist es sicher nicht, täglich mehrere Düfte zu testen, was bei mir aber an zwei entscheidenden Kriterien lag respektive liegt. Zum einen arbeite ich in der Personalberatung und hier spezialisiert auf die Vermittlung von Interim Managern. Fachkräfte für besonders herausfordernde Projekte, die man extern einkaufen muss. Corona führte dazu, dass ich vier bis fünf Monate zuhause sitzen konnte, rein gar nichts passierte und ich trotz vorhandener Kurzarbeit noch hätte weiter runtergehen können. Vermutlich auf 0. Paradoxerweise liefen die Zahlungen für bestehende Verträge und dergleichen weiter, so dass meine Firma trotzdem durch mich Geld einnahm und ich also nicht allzu angespannt war denn Bonus wurde weiter gezahlt. Komfortabel, ich weiß, ich bin hier auch dankbar.




Wohin mit der Zeit? Da ich einige Monate vorher Parfumo entdeckte, war die Antwort klar. Es gab viel zu testen und so deckte ich mich mit Proben ein, kaufte im Laufe dieser Monate rund 50 Flakons (von preiswert bis zum Aventus war alles dabei) blind und nahm an vielen Wanderbriefen und Verlosungen teil. Ich war also ausgestattet und füllte die Zeit mit einer angenehmen Beschäftigung. In dieser Phase legte ich den Grundstein was Quantität anging. Qualität gab es vereinzelt auch aber retrospektiv betrachtet muss ich festhalten, dass ich vieles erworben habe, was ich auch hätte bleiben lassen können. Aber dennoch: ein paar meiner liebsten Düfte kaufte ich ohne zu testen aber gut, Egoiste und Antaeus sind auch Klassiker.



Zumindest half es mir, herauszufinden was ich olfaktorisch schätze und was nicht. Ebenso aber auch, was ich glaubte zu mögen und ich gar nicht mag. Tja, so ist das, wenn man vorher fast nur Designer kannte. Beispielsweise dachte ich, orientalische Düfte sind mein Ding bis ich dann eine Verlosung in dieser Sache gewann und mein Urteil revidieren musste und das Recht deutlich.


In diese Phase drang nun das erste Probentauschen ein was ich immer noch sehr gerne und nicht selten betreibe. Hier hatte ich meinen olfaktorischen Weg im Gros beschritten und so ging es hier mehr um das Kennenlernen von ansprechenden Düften meiner Kategorien respektive von bekannten Größen der Nische hin zu kleineren Häusern bis hin zu Independent- und Artisan-Kreationen. Das führte natürlich zu einer gewissen Frequenz an stetig neuen Düften. Ebenso lernte ich viele spannende Parfumerien kennen, die mich bei einer Bestellung mit teils zweistelligen kostenlosen Proben entzückten.

All das habe ich seit August, seitdem meine Arbeit wieder anlief, bewältigen können, weil ich in Rand-Dortmund wohne und im Düsseldorfer Zentrum arbeite. Wem die Strecke nicht geläufig ist: 75 km und Trotz allenthalben mehr Home-Office Stau von rund 30 Minuten pro Fahrt. Ja, ich mag meinen Arbeitgeber und meinen Beruf sehr gerne. Da ich also viel Zeit im Auto verbringe, habe ich auch genügend Zeit zum Testen. Normalerweise sogar noch mehr, denn außerhalb von Corona verbringe ich die Hälfte meiner Woche mit Fahrten zu Mandanten und Gesprächen vor Ort. 300 und mehr zurückgelegte Kilometer pro Tag sind keine Seltenheit.




Das führte mich letztlich zu dieser Masse an getesteten Düften, mir bereitet das Freude und ich bin noch immer auf der Jagd nach DEM Duft. Mal sehen, ob ich da nicht nur einem Trugbild dank falscher Erwartungen hinterher eile.

Mich würde hier interessieren, ob ihr Düfte testet und ob ihr euch hierfür speziell Zeit nehmt, ob ihr eher tauscht denn Proben kauft und auch sonstige Meinungen in der Sache. Was ist eure Motivation hinter dem Testen, ist es wirklich der Erwerb eines Duftes? Bei mir hat sich durch das viele Testen herausgestellt, dass ich immer weniger Düfte besitzen möchte und so verhält sich die Menge an Parfums in Besitz diametral zu der Anzahl der getesteten Parfums. Weitere Reduzierung ist bereits geplant.



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