Das Ziegenhaar - eine nicht alltägliche olfaktorische Reise
Wir alle kennen mittlerweile genügend Düfte und Blogs über Wald, Leder, süße Düfte oder was auch immer. Doch eines - das wurde mir erst letztens klar - fehlte hier. Ein Blog zu einer besonderen Ingredienz aus der Animalik-Schublade. Ich sage nur: määäääh!
Ja, unfassbar, oder? Die Ziege! Verstoßen als Duft aber das ändern wir nun! Und nein: nur weil fast alle Ziegendüfte von Prin Lomros stammen, ist das kein Blog über ihn. Neun Düfte mit Ziegenhaar listet Parfumo. Lediglich fünf sind von Prin. Vielleicht hat der Mann in der Nähe einen Streichelzoo und erntet da quasi die Haare. Egal, das lässt sich nicht direkt klären, im Feldversuch Streichelzoo Dortmund jedenfalls ließen sich nicht genügend Haare „ernten“, bevor die Zoopflegekräfte kamen und ich über das Eselgehege entkommen musste. Das ist aber eine andere Geschichte.
Also: Nach was riecht denn Ziegenhaar im Duft? Ganz ehrlich: wenn ich mir die Kommentare und Statements so durchlese, häufig sehr animalisch, muffig und eben wie Ziegenfell. Jeder weiß ungefähr, wie eine Ziege riecht. Bei den Düften spielt dann häufig wohl eher die Vorstellung eine Rolle als der reale Ziegenhaarduftanteil am Parfum. Aber klar, da bin ich keine Ausnahme, denn ein grün-schlammiger Duft, der Ziegenhaar als Ingredienz führt, das lädt ein zu anschaulichen Beschreibungen und so riecht das auch für mich nach Ziege. Bei Prin auch manchmal nach verschiedener Ziege vom Moor verschlungen. Ich weiß, nicht ganz so romantisch.
Kommen wir zu den Empfehlungen:
Ok, ehrlich gesagt kenne ich genau fünf der Düfte mit Ziegenhaar. Natürlich fast alle von Prin. Insofern wird das eher eine Erzählung und keine „die besten Düfte“. Aber vorab: es gibt sogar sechs Düfte mit dem Namen „Goat“. Alle ohne Ziege. Frechheit! Übrigens keiner von Zoologist. Okay, genug den Blog mit Worten gefüllt - dadadadadaaaaa -, hier meine fünf Ziegenhaar-Empfehlungen:
Slumberhouse hat in New Sibet Ziegenhaar verarbeitet. Ich erinnere mich noch, dass ich diesen als eine Art Doraphilia Light empfand, sprich durchaus animalisch, halt nach Zibet duftend mit strengen animalischen Noten, die dann an das staubige Ziegenfell erinnerten. Hier knabberte die Ziege noch am Blumenbeet. Hat mich nicht begeistern können.
Nun also Prin und sein Aran, welchen ich sehr gut fand, mich aber gegen einen Kauf entschied, denn ich rieche schon oft nach Pineward-Maggi, Leder und dann muss es ja nicht auch noch Ziege sein. Witzige Anekdote am Rande, letztens im Büro, ich hatte sparsam sechs Sprüher Cotswold aufgetragen und erwischte alsbald zwei Kollegen im Gespräch, warum es im Büro so nach Essen riecht. Der eine Kollege entschuldigte sich, er hätte sein Essen stehen gelassen. Ich habe da mal nicht interveniert.
Aran jedenfalls ist für mich ein schlammiger Duft, ein olfaktorisches Moor. Es riecht animalisch, es riecht nach Ziege, feuchter Erde aber auch nach balsamischen Harzen. Große Kunst, wenngleich die pilzige Beinote nichts für jeden ist. Aran ist der Sumpf, ist das Tier im Sumpfgebiet.
In Häxan ist die Ziege für mich fast nicht existent. Es duftet herb grün, medizinisch-grün, ein harmloser Prin. Sehr schön kreiert, gerade mit dieser balsamischen Note, absolut empfehlenswert - gerade auch, weil er anders als sonstige Düfte dieser Art ist. Das Grün wirkt extraordinär.
Homa hingegen war für mich eine deutlich heftigere Erfahrung da der Duft sehr trocken wirkt und die Ziege damit umso prägnanter. Kein schlammiges Grün sondern trockenes Heu, trockener Tabak und rassige Gewürze. Das verleiht der Animalik einen Schub, die Ziege wirkt staubig, deutlich präsent.
Jetzt hatte ich dank der letzten Prin-Bestellung das Vergnügen, Aksum testen zu dürfen. Für mich ein Release unter seinem alten Label, welcher spätere Werke wie Aran vorweggenommen hat respektive die Blaupause dafür darstellt. Unverkennbare Handschrift und es ist alles da - in moderatem Maß. Relativ moderat: Moor, schlammiges Grünbraun, die Ziege, noch relativ zahm. Helle Harze, noch keine Balsamik. Fernöstliche Nuancen welche noch kein brachial wirkendes Machwerk zulassen.
Ja, ich denke, doch, da ist für jeden Ziegenfreund was dabei. Mit Dank an MonsieurZiegenTest und Nui „Ziegenpeter“ Waka Waka Eh Eh für die Inspiration zu diesem ganz ernst gemeinten Blog. Ich weiß, ihr habt sowieso alle Düfte längst zuhause stehen.