Chizza
Gedankenspiele
Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 3 Jahren - 25.02.2021
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Die Wälder Part II

Der Wald...in Teil I habe ich bereits viele Düfte erwähnt, die mich auf meiner olfaktorischen Reise in diesem Genre begleitet haben und so möchte ich nun die Gelegenheit nutzen, weitere Düfte zu erwähnen. Ich merke ja, das reizt das Gros eher als weitere Lederdüfte und das kann ich nachvollziehen. Wald, das ist eine Worthülse und bietet schier endlos verschiedene Düfte.

Das ist aber nebensächlich denn es soll ja um Wälder gehen. Wie zuletzt habe ich auch hier die Düfte grob einzuteilen versucht, es wird um teilweise spezielle Holzarten gehen. Worum es nicht gehen wird, ist Walderde und dergleichen, hier bin ich weniger affin und bewandert. Ich bin ja kein Faun. ;)

Wir starten mit verwunschenen Wäldern, tatsächlich handelt es sich um fruchtige Wälder.

Los geht es mit Enchanted Forest vom Prinz der Vagabunden, welcher harzig und kühl wirkt und dies mit der Johannisbeere verbindet. So wirkt es fruchtig, manchmal zu süß. Blackbird stellt für mich eine grünere Alternative dar.

Ebenfalls fruchtig geht es in Bois Fou zu. Hier werden schöne Holznoten mit süßlichem Apfelbaumholz kombiniert, das Ergebnis ist gar nicht so penetrant nervig wie man es bei Apfelaromen erwarten mag sondern sehr gelungen und facettenreich. Auf Dauer sind die Apfelnoten aber zu dominant, was man mögen muss. Fou heißt allerdings verrückt, nicht verwunschen aber tun wir hier mal so, als würde das zusammengehören.

Jetzt füge ich hier noch Visiting Trees von Neil Morris ein, ein schöner, klarer und direkter Holzduft. Aber: das Rosenholz erinnert mich hier an Apfelsynthetik und da wir schon mal bei Äpfeln sind....


Kommen wir zum Mammutbaum, der ja verhältnismäßig wenig in waldigen Düften genutzt wird. Oftmals inszeniert man andere Wälder. Ich kenne ehrlicherweise nur 07 Tanoke und Woody Mood, jedenfalls gefällt mir die vielschichtige Holznote sehr gut, teilweise an Lakritz erinnernd, letztlich aber hier speziell vom Moschus erdrückt. Achso, ich rede natürlich vom Sequoia Wood.

Bleiben wir in Amerika und damit bei Winter Woods von Sonoma Scent Studio. Hier stehen wir irgendwo im rauchigen Wald, was aber durch ein Übermaß an Amber mehr als ausgeglichen wird. Ein honigsüßer Waldduft möchte Ich fast sagen - wäre da nicht ein Hauch Animalik im Spiel.

Das erinnert mich gleich an Woodcut, ebenfalls für mich fast ein typischer amerikanischer Waldduft, da die Harze hier leicht karamellisiert wirken, das kommt nicht selten vor und muss man mögen.

Ebenso speziell ist Burvuvu von January Scent Project, welcher dank der Rosengeranie nicht nur harzig sondern harzig-Süß wirkt und das ganz ohne fruchtige Assoziationen. Eher klebrig wie Tau. Dabei bleibt es aber bitter-grün, ein Duft der olfaktorischen Gegensätze.

Ebenfalls nehme ich hier einmal Replica - Soul of the Forest von Maison Margiela auf, welcher durch die Johannisbeere süß wird, für mich ansonsten - nicht despektierlich gemeint - wie eine Art Badedas-Wald duftet.

Ganz anders und diesmal fast schon zu Gedichtversen einladend ist Hylnds - Pale Grey Mountain, Small Black Lake. Raue, archaische Natur, der Wald ist eher Nebendarsteller, säumt den Fluss der dann zum Wasserfall wird und in den dunkelgrünen See herunterstürzt. Das Wasser ist kristallklar und eisig, aber alles andere ist grün und färbt den See ein. Toll, leider eingestellt, wie so viele Durgas.

Ebenfalls eingestellt aber gänzlich anders duftet Canfield Cedar von Kerosene. Hier werden Bilder aus dem Leben einer Zeder vor das innere Auge geworfen. Einst prächtig steht sie da, am Ende zu einem knorrigen und spröden, kaum noch wahrnehmbaren Baum verfallen. Vielleicht auch deshalb eingestellt, wer weiß. Insgesamt existieren zahlreiche, schönere Zederndüfte, die mich aber nicht zwingend an Wälder erinnern.

Jetzt sind wir bereits bei eingestellten Düften, wollen aber mal modernere Walddüfte hinter uns lassen und widmen uns drei älteren Exemplaren, leider ebenfalls alle eingestellt. Den Anfang macht Niagara von Courreges, ein ganz hervorragender zitrischer Wald. Die Zypresse wirkt deutlich limonig auf Eichenmoosgrund, die Kiefer dominiert, leider auch die Zistrose.

Kiefer auf Eichenmoosgrund bekommt man auch bei Arboretum, hier plus Koriander, welcher für bittere Noten sorgt. Ich fühle mich an einen Sauna-Aufguss erinnert. Sehr simpel, leider eingestellt genau wie der ebenso simpel konstruierte Duft L'Eau du Prince Jardinier aus gleichem Hause. Beides sind keine Weltneuheiten aber aufgrund ihrer schlichten und geradlinigen Art sicher spannend.

Hier haben wir die Kombination Mandarine plus Tanne, im Prinzip spritzig frischer Wald. Leder meint hier florale Noten am Wegesrand; Waldblumen eben. Das empfinde ich als eine Art sommerlichen Wald, da denke ich an sonnendurchflutete Bäume.

Kommen wir zum russischen Wald, La Foret Russe. Im Prinzip ebenfalls ein zitrischer Wald plus der Schärfe und Herbe des Salbeis und leicht rauchigen Elementen dank dem Weihrauch, wirkt insgesamt krautig. Das weckt likörige Assoziationen.

In Schweden bei Orm sieht das ganz anders aus. Tannen mit Rauhreif verhangen, wildwuchernde Kräuterwiesen voller Frische, Proklamierte Einsiedelei. Sehr gelungen, vielleicht der beste Not Perfumes. So jedenfalls mögen Wälder, nicht zwingend in Schweden sondern allgemeiner Skandinavien in der rauen Wildnis abseits der besiedelten Flächen sein, ich habe bisher nur Südschweden kennengelernt.

Terræ di Siena ist ganz anders unterwegs und taucht hier nur auf weil ich diesen mit einem exotischen Wald in Verbindung bringe, ich nehme Tee wahr, herben Vetiver, das ist wirklich gelungen, irgendwie für mich warm, meinetwegen Siena in Italien und damit war es das auch schon wieder.

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