Chizza
Gedankenspiele
vor 4 Jahren - 27.08.2020
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Nun sag, wie hälsts du mit Parfum im Büro? - Faust im Alltag


Das Büro. Oftmals hier als Hort der olfaktorischen Zurückhaltung betitelt. Spielfeld sogenannter Office-Düfte und selbstauferlegter Kargheit in Sachen Sprühe („1-2, mehr nicht!“). Hier frage ich mich nicht selten: ist das hier die Realität? Denken viele in Büros wirklich so oder legt man sich selbst etwas auf, was niemand fordert? Um welche Art von Büros handelt es sich und wenn negative Reaktionen erfolgen, in welcher Häufigkeit geschieht das denn?


Ich oute mich direkt mal am Anfang. Ich sprühe meist drei bis fünf Mal und sitze im nun geleerten Grossraumbüro. Das liegt an Corona, nicht an mir, um das klarzustellen.


In etwa sieht es bei uns im Büro alles so aus wie man das kennt, ich arbeite im Vertrieb und habe daher nicht nur telefonisch viel mit Potentiellen Kunden zu tun. Es gibt überall an den Wänden Charts, alle telefonieren gleichzeitig und laufen dank Bluetooth im Büro, den Meetingräumen und der Kaffeeküche herum, manche werfen wie ich zusätzlich ein paar Bälle oder spielen Golf. Bevor mir jemand kommt, ich weiß: selbst mein fünfjähriger Sohn sagt, das ist keine richtige Arbeit.


Was ich olfaktorisch so trage, geht aus meiner Sammlung hervor und ja, Leder, Rauch und Harze sind es auch im Büro. Auch fünf Sprüher Broken Theories bzw. auch Beaufort. Wenn ich jetzt noch erwähne, ich bin ja auch der Leiter eines Teams, klappt mir hier hoffentlich keiner weg, was für ein rücksichtsloser Mistkerl ich doch bin!


Tatsächlich habe ich eine spannende Beobachtung für mich gemacht; nein, eigentlich mehrere:

  1. Rauch und Tabak im Duft kommt bei den Kollegen besser an als ein sanfter Zederduft a la Autoportrait.
  2. Lederdüfte im Büro samt rauchiger Note, das juckt keinen. Nervig war eher Bleu de Chanel als ich den mal auftrug und vermeintlich die Kollegen zu schonen.

Woran liegt das? Sind die Kollegen Bars und Kneipen einfach gewöhnt und deswegen passt das? Ich hülle mich besser in Schweigen.


Die Dosierung ist es jedenfalls offenkundig nicht, wohl aber andere mögliche Faktoren welche ich für mich noch beurteile und da interessiert mich auch eure Meinung:


Mehrfach saß ich mit einem Berater in einer Besprechung und mal abgesehen davon, dass wir den gleichen Parfumgeschmack besitzen, sagte er, dass die Düfte unregelmäßig herüberwabern, nicht konstant in der Nase liegen. Das macht für ihn viel aus und so ging es tatsächlich mehreren von meinen Ich trage kein Parfum-Kollegen. Ist es also der Duft an sich? Jetzt erging es mir mit nicht ganz so preiswerten Düften so, ist das am Ende also eine Frage des Geldes, der vermeintlich höheren Qualität? Ich hoffe ja nicht und denke das auch nicht da bspw. Aventus im Direktvergleich auch den Kürzeren zog. Oder liegt das Phänomen quasi im besprühten „Gebiet“ begründet? Ich sprühe kaum auf Kleidung sondern Hals, Nacken und Handgelenke.


Ja, dies ist natürlich total banal, beschäftigt mich aber dennoch. Spannend ist hier auch zu erwähnen, dass eine Kollegin wirklich ab und an zu hören bekam, sie soll sparsamer dosieren und sie zog tatsächlich eine pappsüsse Wolke mit sich. Liegt es also doch an dem Duft selbst? Bin ich mit Leder, Teer und Wald sublim gefälliger für die Nasen unterwegs als vielleicht „stechende“ Düfte wie Aventus, Sauvage, BdC etc? Tatsächlich rieche ich so auch bei meinen beruflichen Gesprächen mit Entscheidungsträgern auf dem sogenannten C-Level. Was soll ich sagen? Beschwert hat sich noch niemand.


Was für Gedanken habt ihr so? Bin ich der einzige welcher die Office-Thematik etwas anders sieht und dem Sauberduft-Dogma im Büro nicht folgen kann?

Oder liegt der Grund woanders? Beschwert sich nur niemand weil ich mit Glatze, Bart und größer als 1,90m automatisch als Schwiegermutters Liebling herüberkomme und man mir nicht böse sein kann? ;)


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