Chizza
Gedankenspiele
Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 2 Jahren - 13.07.2022
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Riechen wie ein Stinktier

Riechen wie ein Stinktier

Nach dem überraschend gut weggekommenen Ziegenblog meinerseits wurde es Zeit für ein anderes Tier, welches in der Welt der schönen Düfte eher stiefmütterlich-stiefmütterlich behandelt wird:

Wer kennt das nicht? Man erhält ein unbeholfenes Kompliment wie dieses: „du riechst ja wie ein Stinktier!“

Normalerweise antwortet man darauf mit „Cool, dass du das bemerkst, das ist der neue Prin“ oder „dass du das unter dem ganzen Zoo in Fiona wahrgenommen hast, ich bin beeindruckt!“

Unter Connaisseuren gilt der Stinktier-Akkord gerüchtehalber als Erbe der beliebten Oud/Rose-Kombination. Doch was macht den olfaktorischen Charme dieser kleinen Raubtiere aus? Und viel wichtiger: hat Prin Stinkdachse in Thailand in seinem Haus genutzt, der in Asien lebende Verwandte des Skunks? Letzteres weiß ich nicht, Prin hat mich bisher nicht auf einen Kaffee eingeladen, ersteres ist wohl einfach die Suche nach der neuen Ingredienz respektive der abstrusen Ingredienz. Andererseits, wenn man betrachtet, was Menschen sonst früher von Tieren für Parfums genommen haben und nun ja meist nachbauen, da wundert einen eigentlich nichts mehr.

Wir wollen dem „Phänomen“ Stinktier-Akkord auf den Grund gehen und warum sich halb Parfumo solche Düfte aufträgt, wenn die Rollos heruntergelassen sind. Big Don is watching you.

Zunächst: Auffällig ist dass dieser Riechstoff von vielen anderen quasi zugeschüttet wird und man sich dann fragt: was war jetzt das, was Skunk sein sollte? Werner Schulze-Erdel und ich haben hundert Leute befragt, welche Tiere sie im Fiona wahrgenommen haben und es kam jedenfalls nicht das Stinktier vor lauter Ouds, Ambra-Varianten, Moschus, Archaeopteryx, Zibet etc. heraus. In Prins Rahassanai sind weniger andere animalische Noten versammelt, dafür aber 27 verschiedene Inhaltsstoffe. Ist nicht der Hit wenn man mal schnell im Research einen Duft eintragen möchte. Soviel vorab, bevor ich ein paar Skunkdüfte vorstelle, einzeln wahrgenommen habe ich diesbezüglich keine spezielle Note. Kleiner Funfact noch: es gibt mehrere Düfte mit "Skunk" im Titel, als Duftnoten haben wir dann aber eher Marshmallow, wie bei Spotted Skunk. Eine möglicherweise exklusive Ansicht.

Wie der Zufall so will aka ich teste gerne Düfte aus der Reihe, habe ich einige Parfums getestet, gebe dort meine empirischen Aufzeichnungen wieder. Parfumo kennt acht Düfte mit diesem Akkord, zwei von DSH, die hier niemand getestet hat. Beide sind grün verbaut und beide tatsächlich auch mit Cannabis-Noten sowie anderen grünen Noten, die man durchaus als markant bewerten kann wie beispielsweise das Tomatenblatt, versehen. Streng grün, „scharf“ und da kann dann ein Stinktier sicher zur Schärfe, zum Detaillierungsgrad des Erzeugnisses beitragen.

Far NWest soll auch aufgrund weniger Beinoten den strengen Geruch von Stinktieren bzw. deren Sekret aufweisen, bevor der Duft dann in andere Bahnen gelenkt wird. Der Kümmel soll sukzessive dominieren und seien wir ehrlich, das ist nicht weniger penetrant. Hier schält sich aber die Erkenntnis heraus, dass man das kleine Raubtier wohl nur zu anderen, sagen wir extrovertierten Duftnoten hinzufügt - um Einhalt zu gebieten oder um das jeweilige Duftprofil abzurunden.

So ähnlich scheint es auch bei den beiden Sultan Pasha-Vertretern zu sein denn eine Basis mit mehreren Ouds aus Indien und angrenzenden Ländern darf man durchaus als animalisch-trocken bezeichnen. Da kommt es auf ein Skunk mehr oder weniger kaum an.

Kommen wir zu Fiona von TSVGA; zweifellos eine Marke, die zum einen interessante und ausdrucksstarke Parfums produziert, zum anderen seit einiger Zeit auch alles an Ölen in Düften versenkt, was der heimische Schrank herzugeben scheint. Anders sind 80 Zutaten und mehr nicht zu erklären. Als ich besagten Fiona testete, fiel mir auf, dass dieser zunächst total überladen war. Danach kam der Animalik-Hammer, der im weiteren Verlauf aber durchaus okay ist und einen warmen Charakter besitzt.

Jedoch, die rund 15 Noten tierischer Herkunft und die Ouds, das vermag ich nicht zu unterscheiden respektive den Aspekt aufzunehmen, der speziell vom Skunk kommt. Insofern auch hier eine offensichtlich eher abrundende Wirkung.

Rahassanai von Prin Lomros, der für mich beste der drei neuen Releases des Hauses, vereint wie gesagt 28 Noten in sich. Heraus kommt ein olfaktorischer Teppich aus vielen Flicken bestehend. Schroff, würzig, ölig, animalisch. Insgesamt sehr spannend, denn das Ergebnis all dieser Facetten ist richtig rund. War jetzt nicht so abzusehen, wie Rose, Muskat und Skunk interagieren. Auch hier zeigte sich für mich der eher ergänzende, Nuancen hervorhebende Charakter des Akkords, der hier tatsächlich kein Akkord sondern Tinktur ist. Ein guter Duft.

Zusammengefasst weiß ich nicht, ob Pepe aus Bugs Bunny diese Düfte als authentisch deklarieren würde - vermutlich nicht - jedoch bleibt zumindest die Faszination, die mit solch einer extravaganten Duftnote einhergeht. Und ein damit zu rechtfertigender überdurchschnittlicher Preis. Hörte ich. Bei ml-Preisen über 10 €. Ich bewerte das nicht.

Das war es wieder, mal sehen was nach der Ziege und dem Stinktier kommt.

Aktualisiert am 13.07.2022 - 08:42 Uhr
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