Ruhrpott-Trilogie (Knights Fragrances)
Vor einigen Monaten fragte ich, was nach Ziege und Stinktier noch kommen könne und hier ist er nun: ein Blog über die Düfte von Axel Rudi Pell!
Spaß beiseite, aber wenn jemand aus dem Ruhrgebiet kommt (wie ich ebenfalls), einer Musikrichtung frönt, die ich im weitesten Sinne auch gut finde und nun final seine eigenen Düfte veröffentlicht, dann ist das für mich einen Eintrag in Form eines Blogs wert. Zumal Axel Rudi Pell keine Auftragsarbeiten vergeben hat sondern sich das Parfumeurshandwerk selbst aneignete. Wer schon mal mit verschiedensten Ölen experimentiert hat, weiß, dass dies nicht nur teuer und zeitintensiv ist sondern auch um Nuancen entscheiden kann, ob die Mischung weggeschüttet werden kann oder der große Wurf gelungen ist.
Zuletzt war er damit sogar in der Höhle der Löwen, leider ohne Deal trotz Lob, wobei sich die Frage stellt, ob Axel Rudi Pell mit beispielsweise Judith Williams erfolgsversprechend gewesen wäre . Nun also die Veröffentlichung in Eigenregie mit Verkaufsstart bei der letzten Tour.
Ich habe jetzt nicht vor, großartig über die Band zu berichten und zu allen drei Düften gibt es Statements und Kommentare. Mir liegt eher daran, für Aufmerksamkeit zu sorgen, die Düfte kurz zu skizzieren und miteinander zu vergleichen, sie zu kategorisieren.
Aufgrund der Masse an Düften, die unter dem Banner von Musikern veröffentlicht werden, es gibt ja sogar darauf spezialisierte Distributeure, ist es sinnvoll, hierauf einzugehen. Zunächst einmal kreiert Axel Rudi Pell seine Werke selbst, was dieses Trio deutlich abgrenzt. Jahre wurden investiert, stetig verbessert, es existiert eine Geschichte zu den Releases. Es mag bei sonstigen Düften von Rammstein, Christina Aguilera auch eine Idee geben und die mögen auch angenehm riechen. Hier jedoch steckt mehr vom Künstler drin, welcher noch selbst auf der Suche nach Investoren war. Damit spielen Vanoir, Shine und Noble Forest für mich eher in der Nischenliga.
Shine beschreibt sich quasi selbst als hölzern, fruchtig, Irislastig. Für mich dominiert wie auch bei den übrigen Werken das grüne Element, hier herb durch die Bergamotte. Erst süffig-harzig dank Amber und Benzoe, später holzig, leicht trocken. Mein Knights Fragrances-Favorit, weil Axel Rudi Pell hier zeigt, was man auf einer holzigen Basis alles aufbauen kann ohne den dunkelgrünen Nukleus anzutasten. Spannend und vielschichtig.
Noble Forest ist für mich der Release, welcher die wenigsten interessanten Varianzen bietet und daher erscheint er mir blasser, vorhersehbarer. Positiv ausgedrückt haben wir hier eine Reduktion auf das Grundgerüst der Axel Rudi Pell-Welt. Herb-grün, holzig, harzig. Was mir hier fehlt, ist der letzte Schliff der Noten. Das Oud lässt Noble Forest trocken wirken, trägt sonst nicht viel bei. Der Weihrauch könnte rauchen. Hier wäre mehr möglich gewesen, vielleicht sogar der größte Wurf.
Vanoir lebt von gegensätzlichen Eindrücken. Vanille wird häufiger rauen, bitteren Noten gegenübergestellt - entweder um diese abzurunden und eine angenehme Basis zu schaffen oder aber um große Wirkung zu erzielen, wie es oft mit Rauch und Vanille geschieht. Die Melange mit Patchouli kannte ich bisher nicht, ist hier aber alle deshalb so gut austariert, weil beide Ingredienzen moderat ausgestaltet sind, keine ist extrem. Die Addition respektive Abrundung durch dezent fruchtig-säuerliche Noten, später wieder süffigen Harzen auf Basis des holzigen Potpourris, das passt sehr gut.
Natürlich kann man anführen dass die Basis aller drei Düfte ähnlich ist, nämlich holzig-grün und leicht krautig. Hier scheint mir der Parfumeur eine klare Linie verfolgt zu haben, man erkennt die Parfums als verwandt. In gewisser Weise kann man so festhalten dass durch die Ähnlichkeit gewährleistet ist, dass ein Duft aufgrund einzelner Inhaltsstoffe nicht gefällt, die anderen genau dies anders gestalten.
Ich weiß dass Axel Rudi Pell weitere Kreationen vorhält, die bisher - warum auch immer - nicht veröffentlicht sind. Man darf also gespannt sein, was noch kommt. 50 Euro für 50 Ml scheint mir sehr fair. Untenstehend übrigens das Video zu den Releases: