ChristianKtt

ChristianKtt

Rezensionen
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1 - 5 von 8
ChristianKtt vor 2 Jahren 2 1
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Der Spatz in der Hand
Hach, Terre d'Hermès.
Ist schon anders als alle anderen.
TdH riecht nicht "wie X" oder "nach Y" sondern in erster Linie nach sich selbst. Der Wiedererkennungseffekt ist hoch und für mich ist das eines der Hauptkriterien interessanter Parfümerie. Vermutlich war TdH auch der allererste nicht-Deo-Duft, den ich bewusst wahrgenommen habe. Vor 493 Jahren, als Probe in einem Herrenmagazin. Damals mochte ich ihn und ja, ich tue es immer noch. Da ist der Hauptcharakter stumpfer Pfefferfeurigkeit und da ist diese Zitrik, welche dem Pfeffer genau das richtige Maß von seiner Spitze nimmt. Das ist eine feine Mischung.
Aber irgendwie fehlt mir bei TdH gleichzeitig auch immer der Wow-Effekt, der einem die Augenbrauen hochschnellen lässt, wenn man die Nase an den Unterarm führt. Der einen noch einmal tiefer einatmen lässt. Der sofort den Wunsch nach mehr weckt.
Terre d'Hermès hält vielleicht zu sehr die Balance. Zwischen frisch und schwer, zwischen Freizeit und Business, zwischen verspielt und seriös. Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Vielleicht fehlen Kontraste. Und er ist manchmal einfach too much "Terre". Ich muss in solchen Momenten oft an einen großen Holzblock denken - wegen der Statik des Duftes, seiner Trockenheit (trotz der Zitrik), seiner Undurchdringlichkeit.
Eine 8 in der Wertung gab es zwar trotzdem (wobei so etwas wie 7,7 treffender gewesen wäre) - Denn wie gesagt, das ist ein guter, einzigartiger Duft - - Aber.
Und um dieses "Aber" tut es mir wirklich leid.
Hach, Terre d'Hermès...
1 Antwort
ChristianKtt vor 2 Jahren 13 10
7
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Grasovka
Wenn das original-Terre d'Hermès so riecht, als würde man auf dem trockenen Feldweg liegen, dann ist man beim Eau Intense Vetiver ein Stück weiter in Richtung Wiese gerollt. Das Original und sein Flanker sind in der Tat verschiedene Düfte, im Wortsinne "down to earth" sind aber beide. Das EdT riecht wie der verbrannte Wüstenboden in seinen Werbeanzeigen, Eau Intense Vetiver wie herbes Zitronengras.

Hermès verwendet hier die etwas kantigere, herbe Spielart des Vetiver. Wer also die weiche, cremige Variation wie bei Guerlains "Vetiver", oder Tom Fords "Grey Vetiver" erwartet, muss sich umstellen. Ob die klare Zitrik in der Basis dem Süßgras selbst geschuldet ist oder auf die beigemischte Bergamotte zurückgeht, weiß ich allerdings nicht zu sagen. Deutlich für sich ist die kleine grüne Frucht nur in der Kopfnote wahrzunehmen. Der laut Notenliste noch fehlende Pfeffer gesellt sich dann im Drydown dazu. Alles in allem ergibt das, wie gesagt, einen herb-zitrisches Grundton.

Das Eau Intense ist - wie alle Vetiver - kein Immergeher und Crowdpleaser, sondern ein Duft, den man mögen muss. Ich selbst war zu Beginn meiner "Duftreise" großer Vetiver-Fan, bin davon aber mittlerweile abgekommen weil ich letztlich nie genau weiß, bei welcher Gelegenheit man diese Graswässerchen tragen soll. Vietnamkriegs-Cosplay? In der Tiki-Bar? Im Jurassic Park?
Die häufige "Gentleman"-Assoziation bei Vetiverdüften kann ich persönlich auch nicht nachvollziehen. Wieso sollte ein gediegener Anzugträger nach Zitronengras riechen? Aber egal, das kann ja jeder für sich entscheiden.

Die Haltbarkeit des Eau Intense ist übrigens wirklich hervorragend. Das ist ein Duft, den man ruhig auch schon vor dem Duschen auftragen kann - es wird ihn absolut nicht stören ;)
Aber auch deshalb: Proberiechen vor dem Kauf!

10 Antworten
ChristianKtt vor 2 Jahren 9 4
6
Sillage
4
Haltbarkeit
8
Duft
Was ist grün und fällt nicht weit vom Stamm?
Da ja so ziemlich jeder Rezensent hier den Layton-Vergleich anstellt muss ich mich da natürlich auch anschließen. Getreu dem Motto "Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem!"
Also: Sowohl der Layton als auch der Detour sind, kurz gesagt, frische Apfeldüfte auf einer vanillig-sandelholzigen Basis. Von beiden gibt es unterschiedliche Batches, aber ich denke, auf dieses Grundkonzept können wir uns einigen. Und falls nicht: Mir egal, es ist meine Rezension ;)

Also zunächst: Ja, die beiden Düfte sind sich extrem ähnlich. Zahlenwerte anzugeben, ist aber Unsinn. Nennenswerte Unterschiede sehe ich bei der "Lautstärke" (hier hat spaßigerweise der Detour klar die Nase vorn vor meiner Layton-Abfüllung) und bei der, sagen wir, Smoothness. Der Layton-Apfel ist weniger sauer. Aber meiner Ansicht nach nicht so sehr, dass der massive Preisunterschied gerechtfertigt wäre.
Die weiche Basis finde ich bei beiden recht schwach auf der Brust, und sie ist für mich eher diffus cremig zu charakterisieren als mit klar erkennbaren Noten (Disclaimer: Seitdem ich die Vanille in TF "Tobacco Vanille" gerochen habe, ist für mich alles andere nur noch diffus gelb :D). Sillage und Haltbarkeit scheint mir beiden sehr ähnlich, sind aber auch nicht unbedingt bombastisch. Beim Detour ist vor allem die Haltbarkeit sogar ziemlich mau, aber das wird durch den niedrigen Preis pro Nachsprüher wieder aufgefangen.
Also ja, wenn das Prestige keine Rolle spielt: Nehmt den Detour. Bemerken wird das niemand, der an euch schnuppert.

Generell aber noch als Warnung: Auch wenn sich hier und bei den Layton-Rezensionen noch so viele Leute ungemein weitschweifig über das Zusammenspiel der Duftnoten ergießen - Beide Düfte sind zuvorderst schon irgendwie Apfel-Gourmands.
Die Säuerlichkeit (gegen welche die Süßholzbasis bis auf den späteren Drydown immer etwas im Hintertreffen ist) kann schnell nerven, ebenso das Wissen, exakt wie ein klar erkennbares und weitbekanntes Lebensmittel zu riechen. Ehrlich gesagt könnten beide Düfte ein noch stärker ausgeprägtes Gegengewicht in der Komposition vertragen (Was sie übrigens nicht zu schlechten Düften macht - nur wären sie dann noch besser!). Das ist übrigens umso mehr ein Grund, zum günstigeren der beiden Produkte zu greifen.

Und für einen positiven Schluss: Trotz meiner Kritteleien machen beide Düfte Spaß und sind deshalb klare Empfehlungen. Wenn möglich aber für tagsüber und eher in der wärmeren Jahreszeit. Wie manche hier auf Weihnachtsmarkt kommen, erschließt sich mir absolut nicht :D
Aber jeder, wie er mag.
4 Antworten
ChristianKtt vor 2 Jahren 6 3
3
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Zum Ärgern gut
Nachdem ich bis jetzt nur die "So la la"-Düfte rezensiert habe, ist nun einmal einer meiner Lieblinge an der Reihe - Comme des Garcons' "Floriental". Und es fällt mir leider schwer. Denn unter den knapp 100 Düften, die ich bis dato getestet hatte, war dieser der erste, dessen Abfüllung sofort und ohne jedes Zögern zum Flakonkauf geführt hat. Diese rauchige, leicht likörige Pflaume, die kurz Patchouli simuliert und dann in pfeffrigem Holz ausläuft ist einfach genau mein Geschmack. Verrucht, dunkelsüß, boozy. Die Farbe des Flakons beschreibt den Duft ziemlich gut (Der Name passt aber wirklich nicht. Blumig? Nee.).
Momentan begleitet mich der Floriental auf einer Reise durch Süditalien, wo er während der Wintermonate auch hervorragend hinpasst. Würde ich die Rezension hier beenden, und würden wir nur auf den Duft (den Geruch) schauen, wäre alles paletti.
Aber! (Und das ist eines jener "Aber", die einen wirklich wirklich wirklich ärgern) - Die Haltbarkeit.
Die ist nämlich wirklich unglaublich schlecht. Und ja, es liegt vermutlich am Produktionsdatum. Meine Abfüllung, die mich damals so überzeugte, hatte dieses Problem nämlich nicht. Da war der "Floriental" zumindest in der Kleidung noch nach Tagen zu erschnuppern. Beim Inhalt meines Flakons, 2021 gekauft, kann man von dieser Leistung nur noch träumen. Selbst aus der Kleidung ist der Duft nach etwa vier bis fünf Stunden verschwunden. Was das für die Haltbarkeit auf der Haut bedeutet, könnt Ihr euch sicher denken. Gefühlt fünf Minuten? Das macht mich wütend - vor allem weil ich weiß, dass es mal besser ging. Und weil ich mit den Sprühern wirklich nicht geize.
Ich merke, dass ich mich nur umso mehr über Comme des Garcons aufrege, je mehr ich schreibe, deshalb komme ich hier lieber zum Schluss. Also: Duft fantastisch, Haltbarkeit eine Frechheit, Flakonkauf ein Glücksspiel. Habe die Ehre.

Ok, noch kurze Erklärung, warum der Geruch keine volle 10 bekommt: Die likörige Pflaume hätte definitiv stärker in die Basis eingebettet werden können. Dort nimmt man nach einer Weile eher nur die Erinnerung wahr, als die Frucht selbst (Übersetzung: Die Kopfnote ist das beste am Duft). Und: Der Pfeffer in der Komposition ist mir je nach Tagesform manchmal ein wenig too much. Ein tolles Dufterlebnis hat man aber trotzdem.

EDIT (ein halbes Jahr später): Der Duft scheint tatsächlich nachzureifen, zumindest die Charge in meinem Flakon. Die Haltbarkeit ist jetzt wieder auf erträglichem Niveau, Sillage aber dennoch eher mau. Aber hey, immerhin besteht er jetzt die "Kleiderprobe" wieder und man kann ihn jetzt wieder am nächsten Tag noch riechen :)
H/S-Wertungen angepasst.
3 Antworten
ChristianKtt vor 2 Jahren 2
7
Duft
Entfernter Cousin großer Verwandter
Zugegeben, meine Abfüllung vom Noir Argent fand nur deshalb den Weg zu mir, weil ich ihn damals zu den Düften, die ich eigentlich wollte, lediglich dazulegte. Ich hatte deshalb keine besonderen Erwartungen und er stand auch relativ lange ungetestet bei mir rum. Jetzt war er doch einmal an der Reihe und ich bin wirklich positiv überrascht.
Der Noir Argent ist ein warmer, würziger, sehr dichter Duft, der mich nach Verfliegen der Kopfnote sofort an Jubilation und Journey Man von Amouage erinnert hat, später dann auch an Marlys Carlisle. Und das sind ja schonmal nicht die schlechtesten Referenzen.

Ich habe mir sagen lassen, dass die Hauptnote, die man hier wahrnimmt, Myrrhe ist. Hinzu kommen Ahnungen von Leder (die zurückhaltende Sorte) und Weihrauch. Alles in allem sehe ich hier einen Skalenausschlag in Richtung Süß, aber diese Süße ist eine dunkle, balsamische. Auch eine, die zu wiederholtem Nachschnüffeln verlockt. Leider kam ich noch nicht dazu, die Außenwirkung, sprich: die Projektion zu erproben, aber wenn das geschieht, reiche ich das Feedback hier nach. Ich bin aber optimistisch. Die Haltbarkeit bewegt sich in dem bei schwereren Düften üblichen Rahmen.

Und ich habe ja eingangs Charaktervergleiche zu Jubilation, Journey und Carlisle gezogen - Nun ist es aber auch so, dass ich mit diesen dreien ein kleineres Problem habe, das ebenso den Noir Argent plagt: Sie sind mir an den allermeisten Tagen zu "dicht", d.h. sie riechen, als hätten sie etwa drei Dutzend Aromen zuviel. Vielleicht versteht jemand, was ich meine :D Was übrigens an dieser Stelle klar für den Issey Miyake Noir Argent spricht: Er kostet deutlich weniger als die vorgenannten Duftcousins.

Alles in Allem ist der Noir Argent eine schöne Zufallsentdeckung. Wer schon einen der bekannteren (und teureren) schwersüßen Winterdüfte daheim hat, braucht ihn nicht - aber alle Anderen: Testet ihn zumindest mal.




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