ClemensJ

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1 - 5 von 26
ClemensJ vor 5 Jahren 13 9
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Im Spannungsfeld zwischen Faszination und Abneigung
Maai bietet bei passender Dosis semidomestizierte und folglich tragbare Animalik. Nicht unbedingt abstoßend, doch jedenfalls mehr als nur ein wenig ungehobelt. Ein gewisses Faible für Düfte solcher Machart sollte der/die Träger*in mitbringen, denn Maai fordert und beschäftigt. Hier ist nichts komfortabel easy to wear. Übrigens, Hyraceum ist hier schön eingebunden, im Gegensatz zu Hyrax von Zoologist.

Nach ca. 2 Stunden verflüchtigen animalische Noten in Schritten, bleiben latent im Hintergrund. Duft hellt sich ein wenig auf, ändert und entwickelt sich. Phasenweise war der richtig weich und toll. Doch bei fortschreitender Dauer geht die Basis ein wenig invers in Richtung Kopf. Irgendwie riecht es nach Pferd, also nach diesem Geruch, welcher sich nach einem Ausritt in Reitkleidung festsetzt.

Trotz allem fehlen ihm Abwechslung und stimmige sowie gleichberechtigte Gegenparts. Andere animalische Klassiker warten hierbei mit Ausgewogenheit sowie Variantenreichtum auf. Insofern stimme ich hier bzgl. der Monothematik mit FabianO überein.

Nach meinem Empfinden ist es kein Chypre, denn die Bausteine - Hesperide, Rose/Jasmin und Eichenmoos - bleiben im Verhältnis zu animalischen Noten unauffällig und halten sich nicht mal in zweiter Reihe auf.

Nichtdestotrotz ist es ein guter bis sehr guter geworden. Unabhängig von meiner obigen Einschätzung wird Maai umsichtig oder gekonnt im Spannungsfeld zwischen Faszination und Abneigung positioniert, bietet Tiefe und Struktur. Haltbarkeit und Sillage sind am oberen Level, in anderen Worten überdurchschnittlich.
9 Antworten
ClemensJ vor 6 Jahren 1 2
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
The Fresh-Spiced Ginger Blend
Das Combo Ingwer und Pfeffer sorgt für einen kräftig pikant-würzigen Auftakt. In den ersten Minuten nach dem Aufsprühen geht die Duftentwicklung meiner Wahrnehmung nach in eine Mischung aus natürlich-exotischen Schaumbadnoten und Saunaaufgussnoten über, bei dem kräftige Zitrus-Noten - wieder Ingwer und auch Blutorange - das entscheidende Gegengewicht zur Balance beisteuern.

Eine Weile später kommt nach dem Abschwächen bzw. Verflüchtigen der Kopfnoten eine ordentliche Dosis Gewürznelke hervor. Gegenfalls könnte man als weitere würzige Note Muskatnuss benennen. Glücklicherweise ist Ginger Lily in dieser Phase nicht ausschließlich würzig - und zitrisch -, sondern zeigt vermutlich durch Styrax auch die andere Seite - nämlich warme und softe Nuancen. Sie schleifen würzige Kanten nicht nur ein wenig ab, und erhöhen ungemein das Trage- oder Wohlgefühl. Alle Noten stützen und ergänzen sich zu einem ausgewogenen Ganzen.

Blumige Noten kommen für mein Riechzentrum nicht zur Entfaltung. Vielleicht steuern diese kaum erkennbare Nuancen bei, bei diesem einmaligen Test kann ich es so nicht bestätigen.

Auch beim weiteren Verlauf bleibt die zitrische Würze aus Ingwer und Gewürznelke zwar erhalten, und wird nach und nach weicher durch das Aufkommen warmer Noten, vermutlich Amber und Balsam. Doch die nun weiche, würzige und vor allem herb-seidige Textur kann man sich nicht mit den beiden vorher genannten Noten - welche aus zahllosen anderen Düften bekannt sind - erklären. Laut der Notenangabe macht der Cognac hier den feinen Unterschied aus. Das lasse ich mal so stehen.

Sieht man von den Anfangsminuten ab, die Sillage ist absolut moderat, ab Basis hautnah. Haltbarkeit liegt geschätzt bei etwa 6 Stunden, vielleicht ein bisschen mehr. Für meine Präferenzen ist das etwas zu wenig, doch für ein Naturparfüm völlig akzeptabel. Ginger Lily ist infolge der erwähnten moderaten Duftschleppe alltags- und bürotauglich. Es kann auch gut sein, dass aus der Nähe einige Personen sich vornehmlich durch die exotischen Würze irritiert fühlen bzw. sind.

Des Weiteren erkenne ich keine geschlechtsspezifische Tendenz, daher ist Ginger Lily uneingeschränkt für jedermann - oder jederfrau - zum Testen zu empfehlen. Die optimale Anwendungszeit wäre Frühling und Sommer. Mir gefällt dieser Duft tipptopp.
2 Antworten
ClemensJ vor 6 Jahren 2
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Just Carefree
Laut beigelegter Karte soll Ippi Patchouli in dieser sogenannten Claire-Variante zunächst aus zitrischen und holzigen Akzenten bestehen. Davon war nur sehr wenig bis nichts zu erkennen. Daher überspringen wir das Marketing-Gedöns mal.

Meinem Empfinden nach legt das Eau de Parfum gleich mit dem Moschus - der dominierenden Herz-Note - los. Zu dieser cremigen Moschus-Variante meine ich Tuberose erkannt zu haben, welche nicht in der Pyramide gelistet ist. Vielleicht doch eher Kokosnuss wie von verschiedenen Körperpflege-Produkten her bekannt. Der allwissende Freund Google liefert gerade zu Tiare, dass durch Mazeration der stark duftenden weißen Blüten mit Kokosnussöl ein süßlich riechendes Öl entsteht. Das haut ziemlich gut hin. Des Weiteren kommen zu weiteren Akzentuierung leicht fruchtige Noten durch Aprikose und wilde Beeren zu.

Im Mittelteil wirkt das Ganze wirkt auf mich ungemein stimmig, hell, cremig-warm, blumig, süß und für die meisten Kerle sicherlich zu feminin. Für die momentan sonnigen Frühlingstagen mit 20+ Grad ist dieser Duft geradezu prädestiniert. Ja, der wirkt süß, ist dafür mit der cremig-weißblumigen Ausrichtung gekonnt ausbalanciert. Auch die leicht fruchtigen Noten geben ihm den eleganten Touch und feinen Twist.

Moderat süße Basis wird bestimmt durch Tonka und noch Amber, wobei die Sillage und Projektion längst nachgelassen haben. Praline? Vielleicht ja, vielleicht nein. In der Melange an süßen Basisnoten kaum identifizierbar. Patchouli ist quasi nichtexistent.

Haltbarkeit und Sillage sind (fast) tadellos, lediglich die Haltbarkeit könnte meiner Meinung nach ein wenig besser sein. Nach meinem Empfinden wäre eine stärkere Sillage möglicherweise kontraproduktiv und könnte die Konzeption unterlaufen. Der Duft ist kein Mauerblümchen, und im Umkehrschluss braucht er auch keine große Bühne.

Laut der Hersteller-Homepage sind für 100 ml preisgünstige 55 € fällig. Wer einen modernen und beschwingten Frühlings- und Sommerduft sucht, dem sei dieses Parfüm zum Testen ans Herz gelegt.
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ClemensJ vor 6 Jahren 2
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
The Exotic Cotton Candy Blend
Der Auftakt erinnert tatsächlich an Kirmes, denn Zuckerwatte und kandierter Apfel sind unverkennbar. Kaugummi passt durchaus. Sideshow bleibt ziemlich lange in diesem durch süße Noten geprägten Zustand, später kommt zudem harzige Süße dazu. Auch deswegen, weil genannte Kirmes-Noten verflüchtigen und weitere Facetten freigeben. Erst beim Übergang zur Basis - bei dem diese erwähnte Süße kontinuierlich zurückgeht und sich weiterhin dezent im Hintergrund hält - wird der Duft mit dem Verschwinden von kindischen/infantilen Noten erwachsen.

Den Parfum-Handbüchern zufolge ist Hyraceum ein Mix aus ausgetrockneten Exkrementen aus Haaren sowie Pflanzenresten und dem Urin eines südafrikanischen Dachses/Murmeltieres. Hyraceum wird auch als Ersatz oder Alternative für Castoreum a.k.a Bibergeil empfohlen, doch die Verwendung ist von Hyraceum nach wie vor nicht sonderlich verbreitet. In einem anderen Artikel steht vom versteinerten Urin - auch bekannt als African Stone - und soll Pheromone enthalten. Diese Urin-Steine werden eingesammelt und zu Pulver verarbeitet. (@Achilles: 1x googlen und aufklären wurde hiermit erledigt.)

Für mich wurde dieser Duftstoff zurückhaltend eingesetzt, denn Animalik ist für meine Tiergerüchen gewohnte Nase nicht vorhanden. Es kann gut sein, dass Hyraceum süßlich-sinnlich wirkt. Ein bisschen Moschus meine ich zu erkennen. Ob Leder drin sein soll, kann ich nach diesem einmaligen Test nicht ganz bestätigen. Das Parfum wird nicht unter synthetisch eingeordnet, denn es mag vorkommen, dass hier und dann Synthetik aufflackert. Doch in der Summe ist es sehr wenig und vernachlässigbar. Des Weiteren zeigt die Duftentwicklung weder eine feminine noch maskuline Tendenz an.

Haltbarkeit liegt bei 8-9+ Stunden. Sillage ist gut, bleibt über viele Stunden konstant und lässt mit dem Zurückgehen der Süße zeitgleich nach.

Insgesamt finde ich Sideshow sehr ausgefallen, originell, exotisch und sehr entfernt von dem, was die Nische üblicherweise anbietet. Für mich persönlich ist die überbordende Kirmes-Süße - wie bei jedem anderen Süßling auch - nervig und kann mich nicht packen. Den Mut und Ansatz honoriere ich trotzdem, spreche Liebhaber/innen süßer Düfte meine Testempfehlung aus. Sideshow ist extravagant und bleibt jederzeit tragbar. Alles ist halb so wild wie die Statements suggerieren. Vom Blindkauf ist wegen der Konzeption ganz klar abzuraten, immer ganz schön auf Herz und Nieren testen.

Außerdem geht mein Dank an Serlo für sein mit Preziosen bestücktes Wanderpaket. Die Zusammensetzung begeistert mich. (Kommentar #1 zum Wanderpaket Zoologist, Gri Gri, Jardins d'Écrivains, Dueto Parfums, ...)
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ClemensJ vor 6 Jahren 5 4
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Not Everybody’s Darling
Neben dem kräftig bitteren und schroffen Auftakt wirkt das Adlerholz anfänglich medizinisch und leicht synthetisch. Dieser Eindruck legt sich allerspätestens nach einer halben Stunde. Oud Cashmere Mood zeichnet sich zudem insbesondere durch nicht eindeutig feststellbarer Nachahmung vom verbrannten Plastik, Kaminruß oder Abgase aus, wie eingangs erwähnt schroff, distanziert und ziemlich bis kräftig rauchig.

Einerseits auf die Brust gesprüht gelingt der Übergang zu warmen und gefälligen Noten nicht so recht. Der Duftstoff Oud bleibt harsch, genannte Duftnoten wie Labdanum, Benzoe und Vanille erkenne ich kaum bis gar nicht. Sie entfalten sich lediglich moderat kurz vor dem finalen Dahinschwinden. Oud hält sich fast über die gesamte Pyramide.

Andererseits auf dem Handrücken angewandt kommt die Labdanum-Benzoe-Vanille-Komposition wesentlich besser zur Geltung. Wobei diese ohne die in vielen MFK Parfümen typisch schwere und harzige Süße daherkommt. Sie ist soft und fluffig leicht. Vielleicht auch balsamisch und leicht herb, da bin ich mir unschlüssig. Oud empfinde ich hier lediglich als eine Herz-Note. Dass Labdanum dabei sein soll, habe ich in keiner Weise - weder so noch so - erkennen können.

Da stellt sich die Frage, ob man den Duft lieber hinter dem Ohrläppchen oder am Adamsapfel oder Hals auftragen sollte.

Bei der Frage nach der Tragbarkeit sollte frau/man sich nicht vom Ersteindruck leiten lassen. Persönlich finde ich, dass der Duft bei einer passenden Dosierung sehr wohl und häufig tragbar ist, und erst recht wenn frau/man mit der einstellenden Duftentwicklung anfreunden kann. Dass die Umgebung die Nase rümpfen würde, ist meiner Einschätzung nach - abgesehen vom Auftakt - und von der Sillage her nicht auszugehen. Haltbarkeit liegt bei mindestens 7+ Stunden. Sillage ist anfänglich kräftig, lässt innerhalb der 2-3 Stunden deutlich nach.

Nicht mehr nötig sind Anmerkungen zum Flakon, kennt frau/man bei MFK den einen, so auch fast alle anderen. Lehrbuchmäßiges Produktdesign und Branding zur Positionierung sowie Wiederkennung einer Premium-Marke.

Unabhängig vom Image sowie Renommee des Parfumhauses MFK sind mehrere Tests vor dem Erwerb eines Flakons unbedingt anzuraten, denn diese eigenständige und gewöhnungsbedürftige Oud-Kreation ist nicht wirklich jedermanns Sache. Kantiges Oud-Parfum gefällt halt nicht auf Anhieb. Des Weiteren spricht Oud Cashmere Mood wegen der Machart in erster Linie - aber nicht ausschließlich - die männliche Zielgruppe an.
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