Clover

Clover

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1 - 5 von 6
Clover vor 13 Jahren 29 22
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10
Duft
Verführung
Oh, dieser wundervolle, rote, bittermandelige Herzensbrecher- wie ich ihn hasse. Und ich liebe ihn, nein, ich bin verliebt, und zwar gründlich. Gegen meinen Willen, gegen meine Überzeugung und auf Kosten meiner Glaubwürdigkeit hier bei Parfumo UND in der Parfümerie meines Vertrauens, wo ich vorher im Brustton der Überzeugung über ihn gelästert und ihn (scheinbar im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte) quasi als Trittbrettfahrer der Verdammnis beschimpft habe - indem ich Eau Sensuelle mit seinem großen Bruder Hypnotic Poison gleichsetzte, der auf meiner Haut bei einem arglosen Test so viel radikale Schwere und süße, plastikartige Künstlichkeit verbreitet hatte, dass es mir fast den Magen umdrehte.

Genau so war es zu Beginn scheinbar auch beim aktuellen hypnotischen Nachwuchs. Als ich ihn testete (auf einem Papierstreifen UND meiner Haut, sehr schlau) und sofort der Familienähnlichkeit gewahr wurde, die durch den unverkennbaren Bittermandel-Auftakt schlicht nicht auszublenden war, bekam ich große Angst vor dem Plastik-Overkill und konnte der weiteren Entwicklung leider nicht mehr folgen. Stattdessen wurde der Duft (unter Flüchen) brutal abgeschrubbt- begleitet von dem Vorsatz, nie nie nie wieder an roten, kugelartigen Flacons zu schnuppern, die schon im Vorfeld selbständig vor Ihrer Giftigkeit warnen. Der Papierfetzen flog derweil in die unendlichen Weiten eine meiner Taschen und ward fürs Erste nicht mehr gesehen.

Ich würde wohl noch immer so über Eau Sensuelle denken, wäre da nicht am nächsten Morgen besagter Papierstreifen erneut aufgetaucht, als ich die Tasche wieder einmal wechselte. Ich wusste interessanterweise im ersten Moment gar nicht mehr, welchen Duft ich gerade mit wachsender Gier inhalierte…aber er war hinreißend! Ganz weiche Mandel, unterlegt von Vanille und einem Hauch cremiger Orchidee und Sandelholz, wunderbar präsent, gleichzeitig wild und sanft und herb und irgendwie…hach! Dadurch, dass es sich bei der besagten Mandel keinesfalls um eine gewöhnliche, sondern definitiv um eine BITTERmandel handelte, war eine Verwechslung ausgeschlossen und ich musste mir, als mein Hirn diese Hürde genommen hatte, eingestehen, dass dieser kleine Bruder des alten Feindes -zumindest auf dem Papier und nach einer geraumen Weile- tatsächlich eine kleine Sensation war.

Nach zwei Tagen fruchtloser Grübelei also wieder zurück in die Parfümerie. Vorgegeben, andere Düfte testen zu wollen. Unauffällig nochmal Eau Sensuelle aufs Handgelenk gesprüht. Rausgegangen und bewusst und mit allen Sinnen den Duft in ganzer Fülle (und diesmal mit weniger Angst) wirken lassen, OHNE ihn abzuschrubben. Ergebnis: Ja, der Teststreifen hatte Recht! Die Rampensau von Bittermandel hat natürlich wieder ihren Sensationsauftritt. Aber dann: Warme Ylangblüten und eine Orchidee, die mich entfernt an Euphoria erinnert, jedoch volltönender und gleichzeitig sanfter ist (Vanilleorchidee?), bringen zusammen mit Heliotrop Weichheit und raumgreifende Fülle, während ausgerechnet Tuberose (normalerweise eine Bombe, die ihresgleichen sucht)hier mit diplomatischer Meisterhand die Brücke zwischen herber Kratzigkeit und sanfter Süße schlägt- so dass Eau Sensuelle tatsächlich noch „giftig“ genug ist, um sich Respekt zu verschaffen, gleichzeitig aber einen Charme hat, dem man einfach nur erliegen möchte. *Seufz*

Im Gegensatz zum ursprünglichen Hypnotic Poison ist hier auch im weiteren Duftverlauf weniger nasenbetäubende Süße und -Achtung an alle Fans des Originals- KEINE Spur mehr von diesem charakteristischen Gummi-Akkord. Dafür aber umso mehr Blumigkeit und Struktur, allerdings ohne ein Abgleiten ins Normale und Belanglose. Das würzig-sanfte Sandelholz schafft zusammen mit den anderen herberen Gewürznoten einen fein herausgearbeiteten Kontrast zum mittlerweile laut feiernden Gefolge der (ja, okay, ganz tollen) Bittermandel; alles ist so perfekt ausbalanciert und trotzdem noch in typischer HP-Manier dramatisch und sinnenbetäubend, dass man den Eindruck bekommt, es handle sich bei Eau Sensuelle tatsächlich um die geschliffene, veredelte Version des Klassikers. Weicher und runder- und mindestens ebenso hypnotisch. Als Basis ist da schließlich diese einzigartige und unvergessliche Melange von dunkler, herber Mandel und tiefsüßer Vanille, die zusammen mit dem sanften Nachhall von Orchidee dieses rote Wunder so verführerisch und (vielleicht ist das ein Nachteil) absolut wieder-erkennbar macht… aber das Risiko gehe ich ein, jawohl.

Der wissende Blick und das milde Lächeln der Verkäuferin, als ich (sichtbar geflutet von Glückshormonen) diesen Schatz am Ende zur Kasse trage, geben mir das deutliche Gefühl, gerade zum willenlosen Opfer einer raffiniert eingefädelten Hypnose, ja, einer geradezu geplanten Verführung geworden zu sein. Egal, ich bin jetzt glücklich mit ihm! Und welchen Spruch habe ich da neulich noch gelesen?

„Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen, wo er hinführt.“
22 Antworten
Clover vor 13 Jahren 32 19
10
Haltbarkeit
10
Duft
Wölfin, Göttin, wilde Frau
Gestern war es genau zwei Wochen her, dass ich zeitgleich! zwei verschiedene Versionen dieses extrem aufregenden Duftes in Form von Pröbchen bei mir zu Hause willkommen heißen durfte: Tausend Dank, liebe Odeur, für die aktuelle Habanita, und an die wunderbare LaTanguera herzlichen Dank für die Vintage–Version, die (wie schon beschrieben) tatsächlich nochmal eine ganz andere Liga darstellt.

Aber der Reihe nach.
Ich sprühe die Lady also auf, links neu, rechts alt. Mein Freund sitzt mit diesem „gleich dreht sie wieder durch“-Gesichtsausdruck daneben und beobachtet mich, während ich zaghaft zu schnuppern beginne. Ehrfürchtig, klar. Geht ja hier nicht um irgendein neues Mode-Wässerchen, sondern um die große Habanita- eine, die immerhin des Öfteren in einem Atemzug mit Shalimar genannt wird. Der Sache muss ich nachgehen.

Was passiert?
Bereits im allerersten Moment ist mir klar: Das hier ist echt. Wahr und dicht und schonungslos. Passende Assoziationen sind sofort präsent, Habanita überwältigt mich geradezu mit ihrer Dominanz und Intensität, und erst mit der Zeit schaffe ich es, der Sache ein wenig auf die Spur zu kommen: In der Kopfnote tritt eine dunkle Himbeere auf, flankiert von einer Note überreifen Pfirsichs (so reif, als wäre gerade jetzt der perfekte und zugleich auch allerletzte Moment, ihn zu genießen) und begleitet von einer geradezu hypnotisch schönen Orangenblüte, tief und vollmundig, völlig ohne Kitsch. Naja, Kitsch würde wahrscheinlich auch sehr zeitnah zugrunde gehen angesichts dessen, was man von Beginn an spüren kann: Einen Abgrund. Endlos, dunkel und voller Geheimnisse nähert er sich mit jeder Sekunde. Oder nähere ich mich? Erst jetzt begreife ich jedenfalls, dass da aktuell noch mehr präsent ist, als ich zunächst wahrnehmen konnte: Leder, und Eichenmoos! Tiefe und Rauch. Das Ganze ist hintergründige, tiefe Weiblichkeit ohne jeden Barbie-Effekt; wie in einem Vulkan brodelt hier die pulsierende Essenz von furchtloser, wilder Sinnlichkeit und durchdringt die gesamte Komposition mit der unwiderstehlichen Kombination von Empfindsamkeit und Stärke. Was für eine Erfahrung! Da sind süffige, in dichter Pracht stehende Blüten; besonders Jasmin und Flieder nähern sich angstfrei dem heißen Herz der wilden Frau, während Heliotrop und Ylang Ylang, bereits dem Bann ihrer Intensität erlegen, selbstvergessen eine dunkle und süße Melodie anstimmen . La Tanguera schrieb ja schon, die Herznote von Habanita würde an das Räuchern von Harzen und Hölzern erinnern- dem möchte ich unbedingt zustimmen. In der Vintage-Version ist das Rauch-Aroma von noch hinreißenderer Üppigkeit und Opulenz; bei beiden jedoch verbreitet Benzoeharz eine trockene, herbe Süße, die durch die Iriswurzel noch unterstützt wird. Diese Art der trockenen Hitze macht das Ganze regelrecht explosiv und vermittelt wilde Entschlossenheit und ungezähmte, jederzeit entflammbare Sinnlichkeit.

Die Zigeunerin, die wir hier erleben dürfen, hat schwarze Augen und tanzt in wilder Ursprünglichkeit ums Feuer. Ihr Begehren ist ungestüm und tief, die Leidenschaft kommt aus dem Innersten ihrer Seele. Wenn Sie jemandem aus der Hand liest, sagt sie schonungslos alles, was sie sieht- selbst das, was man lieber nicht hören möchte. Sie sieht ins gleißende Licht, ohne zu blinzeln und fühlt sich geborgen im finstersten Wald. Sie hat alles gesehen und ihr ist kein Gefühl fremd, aber sie ist nicht abgestumpft, sondern emphatisch und voller Weisheit. Sie schert sich nicht um Konventionen, sondern hört immer auf den Ruf der Natur und den Schlag ihres eigenen Herzens. Sie erklimmt die Berge der Euphorie und durchwandert Täler tiefster Trauer. Sie ist absolut furchtlos, ihr Lachen ist kehlig und ihre Stimme rauchig und sanft. Sie ist uralt und ewigjung, Mutter und Tochter, Schamanin und Geliebte, Kriegerin und Trösterin. Ihre Zeit ist das Jetzt. Nichts entfernt sie von sich selbst, sie schöpft ihre Kraft aus dem ursprünglichen Sein. Ja, da ist Sehnsucht, sogar Gier- meiner Empfindung nach jedoch nicht nach dem, was war oder sein wird, sondern nach dem Leben selbst!

Ich fühle hier eine tiefe, ungezähmte Freude; eine Einladung, das auszuschöpfen, was jeder einzelne Moment zu bieten hat. Das eigene Potential zu nutzen und aus vollem Herzen und ganzer Seele alles zu geben, ohne Rücksicht auf Verluste oder den „guten Ruf“. Man selbst zu sein, die eigenen Abgründe zu begrüßen und es zu wagen, sie sich zu eigen zu machen. Das Wagnis einzugehen, ganz zu werden. Die Essenz des Lebens zu spüren. Ohne jede Selbstvergessenheit das eigene Sein auszuleuchten. Bewusstheit zuzulassen, bis an die Schmerzgrenze- um am Ende gemeinsam mit der wilden Frau um das Feuer des Lebens zu tanzen, bis es zu Rauch wird.

Am Ende schmiegt sich Habanita mit sanft ledriger, vanillig-süßer Moschuspudrigkeit an meine Haut und bleibt noch eine ganze Weile bei mir, bevor sie sich schließlich mit einem Augenzwinkern verabschiedet. Ich glaube, sie ahnt wohl, dass ich ihrem Temperament nicht jeden Tag folgen kann… Trotzdem hallt mir der Klang ihres tiefen Lachens noch in den Ohren, und mir ist klar: Jede Tür, die ich ihr öffne, öffne ich auch manch unbeachtetem Teil von mir selbst.




Anmerkung:
Eine Ähnlichkeit zwischen Habanita und Shalimar sehe ich persönlich –wenn überhaupt- nur in der bei beiden sehr selbstverständlichen und gleichzeitig mystischen Sinnlichkeit, die sich für mich aber auf völlig verschiedenen Gefühlsebenen manifestiert. Wenn Habanita eine Wölfin ist, die in nächtlicher Jagd ihrem Instinkt und der wilden Sehnsucht ihres Herzens folgend eine absolute Unmittelbarkeit und Entschlossenheit auslebt (und diesen Schritt ins Unbekannte auch von ihrem Träger erwartet), erscheint Shalimar für mich als Katze. Sie ist sanfter und anmutiger, aber ebenfalls tief in ihren Instinkten verwurzelt. Sie leitet mich nicht, ist aber bereit, mich auf sanften Pfoten lautlos zu begleiten. Sie zwingt mich nicht zur Offenbarung, aber sie ist schnurrend bei mir, wenn ich auf etwas stoße, das mich schaudern lässt…und wenn nötig, hat auch sie messerscharfe Krallen.
19 Antworten
Clover vor 13 Jahren 37 16
10
Haltbarkeit
9
Duft
Let`s get physical
Dunkles Blau. Weicher als Schwarz, samtiger. Die Farbe der Nacht, und zwar einer Nacht, in der alles möglich ist.

Kein Wunder, dass der Flacon von Addict in dieser Farbe gehalten ist. Um es ganz kurz auf den Punkt zu bringen: In diesem schmalen, handschmeichelnden Traum aus Nachtblau und Gold wohnt der Duft von Hingabe und selbstvergessener Leidenschaft.

Schon beim explosiven Auftakt zeigt Addict, wozu er fähig ist. Die Kopfnote aus süßen Mandarinenblättern und Maulbeere ist sofort vermischt mit einer Bourbon-Vanille, die ich so noch nie erlebt habe. Sie ist dunkel und tief, keinesfalls gourmand, sondern von einer üppigen Opulenz und Schwüle, wie die Luft vor einem heftigen Gewitter. Die Komposition wird immer reicher und voller, Jasmin und Orangenblüten ziehen auf wie dichte Wolken, und es muss die Königin-der-Nacht-Blüte sein (eine Kaktusblüte, die sich nur nach Sonnenuntergang entfaltet), die wie der erste zuckende Blitz das Herz des Duftes zum Schlagen bringt. Rose rieche ich nicht auf meiner Haut, aber sie ist definitiv da und bringt -wie ein Echo der anderen Blumen -eine mehrdimensionale Fülle und Dekadenz mit ins Spiel.

Oh Gott, das ist wirklich nichts für tagsüber! Die Vanille, mittlerweile mit deutlicher Unterstützung einer tiefen und nahezu betäubend sinnlichen Tonka-Sandelholz-Liaison, zeigt sich von ihrer leidenschaftlichsten Seite. Würzig, hypnotisch verr(a)ucht und zu allem bereit, legt sie ihr helles und liebliches Kleid im Schutze dieser Nacht ab und gibt sich völlig selbstvergessen dem süchtigmachenden Rausch hin, der sie umfängt- und in dem jeder Augenblick ein ganzes Universum ist.
Wenn der Morgen graut, liegt sie da noch immer; die wilde Nacht hat Spuren auf ihrer Nacktheit hinterlassen, aber in den starken Armen von Sandelholz, gebettet auf einer warmen und weichen Tonkabasis, träumt sie mit halb geöffneten Lippen noch immer vom Tanz und von der Sehnsucht.

Dieser Duft ist pure Verführung und enorm körperlich. Er entspricht genau dem speziellen magischen Moment, wo der Selbstbeherrschungsdamm bricht und alle Konventionen egal sind, wo atemloses Verlangen die Kontrolle übernimmt und wilde, berauschende, wunderbare Stunden lang jede Vernunft ausgeschaltet bleibt. Dieses Gefühl, das mit einem übergroßen Dopaminausstoß einhergeht, ist natürlich schwer suchterzeugend; um es mal mit Nietzsches Worten zu sagen: „Denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.“

Genau da liegt jetzt allerdings die Crux. Addict gehört nämlich, genau wie die besondere Blüte in seinem Herzen, optimalerweise zum Abend und zur Nacht, und zwar sparsam dosiert, um seine Magie zu entfalten. Er ist ein offenes Bekenntnis zur eigenen Sinnlichkeit, zu der Lust am Spiel mit dem Feuer.
Zu viel davon aufgetragen, und der Duft wird aufdringlich; im schlimmsten Fall wird aus der ihm eigenen hypnotisch-samtigen Erotik sogar schmutzige und ganz und gar ernüchternde Vulgarität.
Aufpassen! Das Zeug ist eine Waffe, und sie ist launisch. Richtig angewandt ist sie jedoch in der Lage, für jedes noch so große Risiko zu entschädigen.
16 Antworten
Clover vor 13 Jahren 36 13
10
Haltbarkeit
10
Duft
Liebe Shalimar,
als wir uns zum ersten Mal trafen, hatte ich vorher schon so viel Großartiges über Dich gehört und gelesen, dass ich aufgeregt, ja sogar etwas ängstlich war. Mein Herz schlug schneller, als ich es endlich wagte, Deinen Tester in die Hand zu nehmen und einen vorsichtigen Sprühstoß auf einen Papierstreifen zu geben. Was erwartete mich? Dein Ruf war Dir natürlich vorausgeeilt; Du bist immerhin so etwas wie die „Königin“ der Düfte und ich rechnete folglich mit einer launischen Diva, die mir in ganzer Pracht und geschichtsträchtiger Opulenz erscheinen und nach einem Blick auf mein Benutzer-Herz darüber entscheiden würde, ob ich zum erlauchten Kreis derer zu gehören verdiente, die Deiner Schönheit und Größe würdig wären. Reif dafür, sozusagen.

Den besagten Duftstreifen wedelnd, welcher völlig emotionslos ein zitrisches Durcheinander mit deutlicher Alkoholnote wiedergab, erreichte mich plötzlich eine Ahnung von rauchiger Vanille, so verheißungsvoll und schön, dass ich Angst hatte, es wäre vielleicht lediglich eine zufällige Kombination anderer, in der Parfümerie herumschwirrender Düfte, aber nein- DU warst es, und dieser erste, noch sehr flache Eindruck (Du gehörst ebensowenig wie der Rest Deiner Familie auf Papierstreifen- verzeih mir bitte) änderte genau zwei Dinge. Er nahm mir meine Angst und beschleunigte mein Herz noch mehr, denn diese Entdeckung würde wundervoll werden, das spürte ich schon jetzt.

Ich nahm Dich mit, die EDT-Version, und ließ Dich zu Hause angekommen zum ersten Mal an meine Haut. Erinnerst Du Dich? Dein anfänglich zitrisch-herbes Auftreten legtest Du nach kurzer Zeit ab, wie eine orientalische Tänzerin den eingangs getragenen Schleier abwirft, wenn die Musik von ihr und ihrem Körper Besitz ergreift. Stattdessen ist da wieder das, was ich schon zu Beginn wahrgenommen hatte, nur viel schöner und lebendiger: Feine, rauchige Vanille, getragen von etwas noch Uneinschätzbarem; tief, würzig und dunkel, hintergründig, aber präsent. Jetzt verstehe ich, weshalb Du bei Deinem Erscheinen in den 20er Jahren die skandalöse Begleiterin der „Bad Girls“ warst. Das hier ist Verwegenheit und Unangepasstheit; diese jetzt schon spürbare Tiefe und Komplexität machen klar, dass der rauchig-sinnliche Auftakt kein leeres Versprechen ist. Dann dieser Jasmin.. nicht strahlend, sondern betörend pudrig und verführerisch, umschlungen von dunkler Iris und mit einer unglaublichen Fülle und Dichte. Die Rauchigkeit ist auch hier weiterhin gegeben; ich vermute dahinter Patchouli und Weihrauch, die in der weiteren Entwicklung immer mehr in den Vordergrund treten, ohne aber jemals alle Aufmerksamkeit an sich zu reißen. Das alles ist ohne Zweifel wunderschön, aber nicht lieblich oder seicht; alles ist begleitet vom Schnurren der Zibetkatze, das den Duft wie mit einem fast unhörbaren, aber immer deutlicher spürbaren Bass unterlegt. Diese Vielschichtigkeit! Ich habe die Assoziation, durch eine herrliche, alte Villa zu wandeln und in jedem Raum neue Entdeckungen zu machen, mich dort aber gleichzeitig überall zu Hause zu fühlen. Leder taucht kurz auf meiner Haut auf, gerade so viel, dass es mich nicht erschreckt. Die warme Basis aus Sandelholz, Moschus und Opoponax verbindet sich mit der mittlerweile durch alle Zimmer stolzierenden Zibetkatze zu einer unfassbaren Sinnlichkeit; alles ist verführerisch, ohne glatt zu sein und sehr, sehr sexy, aber nicht anbiedernd. Genau wie bei aller wahren Schönheit sind da Dissonanzen und Abgründe, die Dich einzigartig und wunderbar machen.

Liebe Shalimar, Du bist mir auf rätselhafte Weise so viel näher als nur ein Parfum. Ich verstehe es jetzt, Du bist keine Diva, die Dominanz und Applaus will und sich von ausgewählten Damen herumtragen lässt, um mit ihrer Stimme den Raum zu füllen. Nein! Du willst denen, die bereit sind, sich auf Dich einzulassen, lieber auf Augenhöhe begegnen, möchtest Dich mit der Person verbinden, statt sie zu beherrschen- damit das Wunder geschieht und eine Frau sich gemeinsam mit Dir, in einem geradezu emergenten Prozess, dem vollen Ausmaß ihrer Weiblichkeit und Sinnlichkeit bewusst werden und sie mit allen Höhen und Tiefen annehmen und feiern kann. Vielleicht sagt man Dir aus diesem Grund nach, Du würdest eine gewisse Reife erfordern?

P.S.: Du weißt, obwohl ich Dich gefunden habe, trage ich noch andere Parfums. Trotzdem messe ich seit dem Tag unseres Kennenlernens jeden anderen Duft an Dir, und keiner kommt auch nur in Gedanken an Dich heran. Müsste ich mich entscheiden, würde ich alle anderen für Dich aufgeben. Aber… Du bist großherzig und gönnst mir diese Eskapaden, wohl wissend, dass ich umso seliger wieder zu Dir zurückkehre. Und ich weiß, dass dieses Gefühl niemals enden wird.
13 Antworten
Clover vor 13 Jahren 7 4
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Cremiger Wohlfühlduft
Pearl ist ein Duft wie eine Cashmirdecke auf der Haut- weich, warm, kuschelig, sanft. Ich rieche süße Vanille, cremig-sauberen, weißen Moschus und sehr skinniges Sandelholz. Eichenmoos ist spürbar, drängt sich jedoch nicht auf, sondern verleiht dem Duft Hintergrund und Struktur. Pearl bleibt nah am Körper und entwickelt eine schöne Wärme und Tiefe, ohne jemals aufdringlich zu sein.
Ich finde den Duft (gerade am Wochenende, zum Einkuscheln) entspannend und sehr sinnlich; meine Flasche neigt sich leider dem Ende und ich bemerke, dass mir zum Wohlfühlen ohne ihn etwas fehlen würde. Werde ihn wohl neu ordern müssen. ;-)

Ach ja: Seife??? Rieche ich überhaupt nicht!
4 Antworten
1 - 5 von 6