Conchi2019

Iris ist das Mädchen, das man nur aus der Ferne kennt und nicht leiden kann, bis man auf einer langweiligen Party vorgestellt wird und merkt, es ist ein perfektes Match.
Hinterher rockt man jede Party, tanzt auf dem Vulkan und weiß, diese Freundschaft ist toxisch.

Ich bin gleich zu Anbeginn meiner Parfumozeit auf diesen Duft gestoßen und fand ihn damals sehr seltsam.
Der Start, den es für mich nach wie vor in zwei Varianten gibt, fällt einmal sehr medizinisch aus und anderntags schokoladig süß.
Das hat sich bis heute nicht geändert.

IG ist für mich eine Mischung aus einem giftigen Iris-Patchouli serviert an einer Creme von weißer Ganache, das ist der besondere Twist - man weiß nie, ob's die letzte Mahlzeit war.

Eine für mich der interessantesten Erfahrungen ist, vom Gegenteil überzeugt zu werden.
Meist unverhofft tritt man in ein kleines, neues Universum ein. Ein Universum als klein zu bezeichnen ist etwas absurd, vielleicht probiere ich es mit Mikrokosmos.
Lange Rede, kurzer Sinn - ich habe zeitlebens eine Abneigung gegen intensive Rosendüfte, da ich von ihnen Kopfschmerzen bekomme, deshalb bin ich so verblüfft, dass mich dieser für sich so vereinnahmen kann.
Ich nehme diese Rose sehr intensiv wahr, aber gerade in den ersten Stunden ist da ein frecher, leicht fruchtiger Twist mit dem gewissen Etwas, von dem ich annehme, es ist das Tomatenblatt. Im weiteren Verlauf verlieren sich diese Noten. Es wird mehr pudrig, als seifig.
Wahrscheinlich von dem Heliotrop in der Basis. Die anderen Basisnoten nehme ich im Einzelnen nicht wahr.

Der Flakon versprüht mit seinem Schwämmchen und den zarten Farben Retro-Charme.

So könnte es in Doris Days Badwannenszene in "Bettgeflüster" geduftet haben.

Mir wurde dieser Duft damals von einer guten Freundin gezeigt. Ihre Worte, ich habe sie heute noch im Ohr, das ist mal was anderes. Gute zwei Wochen ging ich dann mit meiner Kaufentscheidung schwanger. Im Sommer 99 reiste ich auch zum ersten Mal nach Ibiza und er war dabei, allerdings wurde es nie die ganz große Liebe. Somit kaufte ich auch nicht nach und irgendwann war er auch vergessen, bis ich 20 Jahre später meinen Einzug auf Parfumo hielt und schwuppdiwupp fiel mir dieses Träumchen wieder ein und mir war klar, dass ich diesen Duft damals nicht richtig verstand.
Um so größer war die Enttäschung, als ich bemerkte, er wird nicht mehr produziert.

Chaos ist ein wunderbar würzig, charismatischer Duft mit hauchdünner Süße. Überhaupt nicht verspielt und sehr erwachsen. Das Remake habe ich schlichtweg verpasst.
Im Nachgang für mich persönlich ein Klassiker.

Vielen Dank an zwei nette Parfumo/as, die mein Duftgedächtnis mit kleinen Proben auffrischten.

Nachtrag:
Mittlerweile darf ich einen Flakon wieder mein Eigen nennen.

Vor ein paar Wochen stieß ich hier auf diesen wohl bereits eingestellten Duft, der doch meine Kragenweite sein könnte. Tatsächlich konnte ich noch ein Flakon im Netz ausfindig machen und schlug blindlings zu, in dem Wissen, dass es hier viele Liebhaberinnen für diesen Duft gibt.

Meine anfängliche Begeisterung hielt in etwa 2 Stunden, danach war ich quasi k.o..
Was mir anfänglich gefiel, wurde schlussendlich dem Duft zum Verhängnis. Nun kenne ich die Urmutter dieses Duftes und habe Anfang der 90er damit auch bösen Unfug getrieben. Nachdem allerdings zu Ende der 90er dieser Duft quasi Einzug bei Real & Co. hielt und jede, noch so unpassende Dame, sich damit bedieselte, war's dann endgültig vorbei.

Zurück ins "Hier und Jetzt", ich roch die Urmutter, aber in ganz dickflüssigem, zartem Gewand und war beeindruckt. Die kratzige Note, die sich auch gerne auf die Schleimhäute legte, war ganz verschwunden. Allerdings ist dieses dickflüssige Gewand so in Chili und Ingwer gehüllt, dass es mich nach kurzer Zeit an ein asiatisches Gericht mit einer Overdose Kokosmilch (ohne Kokosnote!) erinnerte. Der Ingwer ist leider nicht kandiert dazu in Verbindung mit Chili und Sahne, das ist mir zu viel. Kurze Zeit später war ich pappsatt und reif für mindestens 3 Mekongs.

Fazit: So ein Powerduft bedarf genau der Urmutters Kratzigkeit, um für mich erträglich zu sein.

Nachdem ich ein großer Fan von Narcisos Amber Musc bin, war ich ziemlich versessen darauf, den Patchouli Musc zu testen. Deshalb war ich auch im Herbst sehr emsig und habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, das "vermeintlich" schöne Wässerchen mein Eigen zu nennen.
Im Geiste sah ich mich, an schönen Wintertagen, den Amber mit dem Patch betrügen.

Ich denke, wenn Patchouli Musc drauf steht, darf man diese auch in den Hauptrolle erwarten und genau hier liegt das Problem. Im Vordergrund nehme ich orientalische, süße Gewürze auf Vanille trapiert wahr. Unbestritten, es gibt Patch und Moschus, die aber nicht den Durchbruch schaffen und somit hatte ich eine andere Vorstellung von dem, was mir letztlich präsentiert wurde.

Haltbarkeit, Sillage und Flakon sind eines Orientalen würdig; der Duft, wie alles im Leben, Geschmacksache.