Sommer 2005 - 68,Champs-Elysées - Das Maison Guerlain öffnet erstmalig seine Türen

Vor 10 Jahren war es soweit!

Der Festakt zur Eröffnung zog sich über 3 Tage hin, die Pariser bzw. die französische Hautevolée war geladen, das einfache Volk kam später dran. Auch ich war dabei. (Also bei denen, die später dran waren.)

Das, was sich nun in dem 1914 eröffneten Stammhaus zeigte, war schon eine kleine Sensation. Es waren jedoch nicht die neu präsentierten Düfte ( das Angebot war relativ klein und noch überschaubar ) nein, es war die neue Art der Präsentation, die Architektur, die Großzügigkeit, die Pracht.

Pariser Guerlain-Boutiquen zeigten sich nie in opulenter Größe, eher klein aber edel. Die Warteschlangen im Weihnachtsgeschäft reichen oft bis auf die Straßen, da mancher Orts nur 3 bis 4 Kunden Platz haben. Wer die Boutiquen Centre Maine Montparnasse oder die nur 24 Monate währende Filiale Faubourg kennt, weiß was ich meine.

Auch im Stammhaus mangelte es immer an Platz; die Ware im Keller, mittels kleinem Aufzug kam das gerade Erstandene in die Boutique.

Die Ausweiterung in den 1.Stock gab nun dem Begriff ‚Maison‘ einen Inhalt. Hier gab es verschwenderisch viel Platz und Raum. Andrée Putman und Maxime d’Angeac waren beauftragt, 68, Champs-Elysées in einen Tempel zu verwandeln.

Beeindruckend: die goldene Halle. Über 350 000 Goldmosaike wurden per Hand auf Boden, Wände, Decken geklebt. Für Aufsehen sorgte auch der prächtige Leuchter, für den man einen Durchbruch hin zum Erdgeschoss schaffen musste. Um ihn herum fand die Duftorgel ihren Platz.

So groß der Stolz auf die neue Pracht auch war, so groß war auch der Frust in den übrigen 9 Boutiquen. Die Befürchtung, der Verkauf würde sich nun primär auf das Maison Guerlain konzentrieren, war groß.

Es dauerte jedoch nur gut 15 Monate und alle Pariser Boutiquen führten zusätzlich das exklusive Sortiment.

(Ein zunächst streng selektiver Vertrieb begegnet uns häufiger. Erinnern wir uns an die ersten 4 Hermessence-Düfte. Sie gab es 2004 in Deutschland zunächst ausschließlich in den Hermès-Boutiquen in Düsseldorf und München.)

Die Pracht von Putman und d’Angeac hielt nur 8 Jahre. Wer sich aufmerksam in der ersten Etage umsah, entdeckte schnell Verschleiß und Abnutzung. 2013, LVMH nahm wieder Geld in die Hand, engagierte Peter Marino, der einen zeitgemäßen Umbau vornahm: Edelhölzer und Art Deco-Elemente, die goldene Halle schimmert nun silbern und alte, historische Flakons sind hinter Kristallwänden.

Nun kann man sich auch einen ganzen Tag im Mason aufhalten, ein Restaurant, „Le 68“ öffnet bereits zum Frühstück.

Soweit ein nur wirklich kleiner Umriss zum Bauwerk Maison Guerlain.

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Sprechen wir hier bei parfumo von Maison Guerlain sprechen wir von den Parfums der Exklusivreihe.

Guerlain tat gut daran, ebenfalls einen Zweitmarkt zu eröffnen. Schon früh sprang man auf den Zug; die Ersten waren sie nicht. Dior führte 2004 exklusiv „Dior Homme Colognes“ ein und auch Hermès machte es mit seiner Reihe „Hermessence“ im gleichen Jahr vor. Offensichtlich wachgerüttelt folgten Jahr für Jahr weitere Häuser; Chanel, YSL, Lancôme….

Es gibt nun einerseits den Mainstream- bzw. Massenmarkt. Dieser hat zu funktionieren, er wird durch unzählige Flanker immer wieder promotet. Es wird preiswert produziert. Hier wird das Geld verdient.

Dies gilt auch für das Haus Guerlain. Zu Recht wird kritisiert, dass man nur noch allgemeinen Trends folgt und keine Trends mehr setzt. Dennoch, wer sich mit L’homme idéal, La petite Robe noire, Idylle oder My Insolence nicht wohlfühlt, hat dann aber noch Klassiker wie Jicky, Shalimar, Vetiver oder Samsara zur Auswahl.

Andererseits, wer nun das Besondere sucht - und dieser Trend scheint sich immer stärker durchzusetzen - findet im Maison Guerlain unter nunmehr fast 35 Parfums bestimmt auch etwas für seinen Geschmack. Dass man speziell in Paris auf das richtige Pferd gesetzt hat, zeigt die Tatsache, dass die Boutique in der Rue Tronchet ausschließlich Maison Produkte vertreibt.

Dabei fing 2005 alles recht bescheiden an:

Es gab die 3 L’Art et la Matière Düfte (Angelique, Rose und Cuir), von der Anzahl limitiert: Voilette de Madame und Plus que jamais Guerlain sowie Vega und Baby Guerlain.

Die Düfte aus der Parisienne Reihe waren Wiedergeburten, sie waren bereits bekannt und man freute sich allenfalls, dass man auch wieder Philtre d’Amour oder Purple Fantasie erwerben konnte.

Es dauerte nicht lange und Maison Guerlain kam nach Deutschland, in den Breidenbacher Hof nach Düsseldorf. Standorte in München, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg folgten.

Wie erlebe ich das Maison Guerlain?

Als Berliner habe ich den Luxus, gleich 2 Maison Guerlain besuchen zu können.

Das Maison-Konzept gefällt mir, aber ich verwende relativ wenige Parfums daraus. Tonka Imperial, Spiritueuse Double Vanille, Le Parfum 68 oder Iris Ganache werden mal zu besonderen Anlässe getragen.

Ansonsten gilt meine Vorliebe dann doch eher dem Standard: Habit Rouge, in allen Konzentrationen, Vol de Nuit Extrait, Mitsouko und L’heure bleue (bei beiden Letztgenannten auch gerne mal nur die Bodylotion). Ich bin dann doch eher konservativ unterwegs und brauche den ganzen Rummel und das Nachjagen von Neuerscheinungen nicht.

Aber ich wünsche mal dem Konzept Maison Guerlain weiterhin ein langes Leben und eine stets gute Auswahl an qualitativ hochwertigen und ausgefallenen Parfums in den Regalen!

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Für die Guerlain Fans unter uns (oder auch die, die es mal werden wollen). Ich habe eine kleine Chronologie aufgesetzt.

(Hier sollte aber bitte beachtet werden, dass Editionen im High-Class-Level wie

L’Abeille aux Ailes or, die Muguet-Versionen oder nur regional begrenzte Ausführungen wie Royal Extract nicht aufgeführt wurden.)