Curlysue

Zu Hause bekomme ich grundsätzlich zu hören, ich solle mehr auftragen.
Also sprühtechnisch gesehen.
Nun gehe ich körperlich schon gut als Raumteiler durch, da will ich nicht auch noch als wandelner Raumduft bezeichnet werden.
Im Büro muß man sich da zur Wahrung des Friedens schon mal in Bescheidenheit üben.
Dieser hier aber darf durchaus großzügig verwendet werden. Der erste Schwall kommt recht scharf wie etwa gedrückte Orangenschale daher, der Eindruck wird aber schnell angenehm fruchtig, was diesen Treibstoff als Sommerduft sehr brauchbar macht. Wenngleich ich auch weder Wacholder von Grapefruit, noch Grapefruit von Orange unterscheiden kann, ist diese Frucht zum Anbeißen lecker.
Der Hintergrund schwallt dann erst vage, später aber sehr konkret in den Vordergrund und bleibt dort auch. Amberholz sondert den Saft aus, aus dem früher auch schon Kaugummi aromatisiert wurde und wirkt keineswegs zu süss oder gar billig.
Zimt und Weihrauch sind erhaben gegenüber jeglicher Kritik, wie ich finde.
Und Iris rundet offenbar sehr gut ab. Nettes Rezept!

Was aber wirklich gefällt ist die Haltbarkeit. Auch wenn ich bescheiden sprühe, hält der an mir wie Kaugummi am Schuh, wobei nur Letzteres unangenehm wirkt.
Ob der nun gecovert ist oder nicht ist mir wurscht. Er steht gleichberechtigt neben Spicebomb, weil er eigenständig und hartnäckig ist.
Optisch gesehen ist der Bursche nicht bescheiden. Kräftige Farbe, kerlige Flasche, die ein wenig aussieht wie teurere Bourbonbehälter.
Passt also!

Nachdem ich vor einigen Monaten über das tolle Geburtstagsgeschenk meiner Holden sowas von total überrascht wurde, wähnte ich mich am Ende meiner Suche nach dem vollkommenen Duft. Endlich hatte ich ihn.
So sehr erhofft und überhaupt unfähig mir vorzustellen, dass da noch was Besseres kommen könnte.
Ähm, ja doch.....tolle Mandarine. Kleines Früchtchen, das im Weihnachtskorb den Eindruck vermitteln soll, dass nicht nur fette Nüsse und vollfette Marzipansachen angesagt sind, sondern quasi auch die Abteilung Vitamine bedient wird. Die Placebofrucht sozusagen. Die Möchtegernorange. Denn sie tut nur so, als ob.
In Nummer 18 macht sie das auch.
Sie ist kurz da, lugt mal rein, sagt Hallo und haut dann wieder ab.
Etwas hartnäckiger ist da schon die Vanille, aber von der werde ich ja gern gestalkt.
Kokosnuss ist als Idee vermutlich vorhanden und all der Rest ist ebenso schön und gefällig.
Aber eben nicht nachhaltig. Was sind denn das für Gäste, die sich mal eben im Stehen ein Stück Torte reindrücken, um danach unter fadenscheinigen Gründen zu verschwinden? Nett ja, Freunde nein.
Um es kurz zu machen. Das Fahrwasser dieser Nummer 18 wirkt ein wenig brustschwach, anämisch geradezu.
Für den aufgerufenen Kurs ist mir das schlicht zu transparent.
Vielleicht bin ich eben doch nur gut für meine Guerlains. Die bleiben bei mir, haben mich lieb und geben mir das Gefühl, es gäbe für sie keine bessere Begleitung. Freunde eben.
Nummer 18 wird wohl nur ein guter Bekannter bleiben.

Die Erwartungshaltung war schon sehr hoch vor Einführung.
Ich war auch nicht enttäuscht nach dem ersten Sprüh. Warum auch? Es ist immer noch genug A-Men in der Flasche, die Frucht im ersten Ansatz sehr angenehm, die Minze frisch, der Pfeffer scharf und die schweren Bestandteile beleidigen nicht die Nase. Das Schlüssel-Schloß-Prinzip funktioniert auch bei diesem hier.
Dennoch.
Geschuldet meiner Unfähigkeit Düfte zu sezieren und sie bis ins feinste Molekül zu schreddern, finde ich einige Dinge bemerkenswert.
Ich rieche keine Wacholderbeere. Grapefruit ja, aber keinen Wacholder.
Wacholder kenne ich von gutem Gin und dort riecht er markant und stets erkennbar. Das als Referenz läßt den Wacholder in pure shot abstinken.
Die Minze ist für den Hauch eines Moments vorhanden und verschwindet dann in der Melange nicht unangenehmer Komponenten. Aber wech is wech!
Die Haltbarkeit des Ganzen ist unerwartet limitiert. Man kennt ja A-Men und dagegen ist pure shot beinah schwach auf der Brust.
Und jetzt kommts. Ich finde ihn trotzdem gut, auch wenn er meine Erwartungen unterlief. Dafür kann er nichts, denn er ist offenbar als Sommerduft ohne die bekannte schwüle Schwere konzipiert und damit funktioniert er immer noch hervorragend.
Er wird sicher nicht mein Favorit. Ist nicht fair für etwas, was sicher ganz anders geplant war, als meine zementierten Erwartungen voraussetzten, aber er wird sicher nicht zur Legende wie Pure Havane es werden könnte.
Aber gut genug, um meine Einwände als Luxusproblem abtun zu können.
P.S. Mein System läßt es nicht zu, dass ich statt 100 nur 75% bewerte. Pech gehabt

Meine Frau hat mich zuerst auf ihn aufmerksam gemacht. Unnachahmlich wie sie ist, sagte sie nur, der ist was für Dich und übersetzt heißt das dann "kaufen sofort"! Ich versuchte mich wie üblich hilflos zu wehren, um Fassung und Gesicht nicht zu verlieren und erwiderte, dass das doch die beiden Friseure aus Dänemark seien und fragte, was man da denn erwarten dürfe.
Gekauft habe ich ihn während einer Geschäftsreise nach Stuttgart bei den Gebrüdern und ich habe es seither nicht einmal bereut.
Der Duft ist schwer, süß, beinah vollmundig und Grapefruit, Zimt und Vetiver, Weihrauch, Leder und alles was schwerer ist als Luft klammert sich in der Nase fest und will nicht wieder raus. Ich will es auch nicht.
Zu schwer fürs Büro, es sei denn ich will meinen Ruf als Duftkerze festigen. Zu schade für profane Anlässe wie Einkauf, Elternabend oder Flohmarkt. Das ist eine Perle unter den Säuen und wenn ich ihn trage weiß ich, dass mir die Aufmerksamkeit meiner Umgebung sicher ist.
Kurz gesagt ein geiles Zeug in dem der Löffel steht.
Der kann ja nur aus Holland kommen.

Drei Kommentare in zwei Tage. Für manche normal, für mich ein Fall von Schreibdurchfall. Nachdem ich aber gestern ein weiteres Schätzchen entgegennehmen durfte, muß ich mich frei machen, sonst schwappen vielleicht noch lebenswichtige Daten von meiner Festplatte. Ich neige nicht zur Selbstvermendelung.
Hier können viele mit beneidenswerter Sicherheit einzelne Komponenten aus Düften filtern, die ich mit meiner durch Sport und Rauchen geschädigten Nase nicht einmal im Ansatz wahrnehme.
Ich lupfe, schnüffele und....habe fast nur Assoziationen. Die gehen in die Richtung von toll, weich, warm, liebevoll, aaargs und würg. Manchmal hasse ich meinen Krebsaszendenten.
Aber anders geht es eben noch nicht. Puder nehme ich wahr. Ein toller Puder. Hochwertig und Auslöser für das Weiche, nehme ich an. Zedernholz auch, dies gehört für mich dazu und baut die Basis.
Birnenlikör? Auf die Frage, ob ich das wahrnehme, würde ich nur zum Selbstschutz ein entschiedenes Ja absondern. Will ja nicht wie ein kompletter Nerd dastehen. Ansonsten ein wenig fruchtig, ein wenig floral, aber nie unangenehm. Und sonst eben dieser grandiose Puder.
Leider hat er für mich zwei Nachteile.
Zum Einen scheint er nicht lange an mir halten zu wollen. Offenbar muß ich anders dosieren.
Zum Anderen darf ich mir jetzt von meiner Liebsten anhören, ich sei ein blöder Krebs und hätte keine Ahnung von der Verwendung von Adjektiven.
Aber solange es dem Krebs nur kuschelig genug ist, kann ihn das nicht kratzen.
Also noch mal nachsprühen und glücklich sein.