DanielP83

Der erste Eindruck: umwerfend. Als wenn drei meiner Favoriten vermischt wurden: Phuong Dangs „Leather Up“ und die Nasomattos „Baraonda“ und „Absinth“.
Alle drei speziell in ihrer Fruchtigkeit, der Booze schwingt immer mit, trotz durchscheinender Blumen immer (t)rotzig und cool.
Aber wie bei allen Kandidaten (mit Ausnahme des Leather Up - da ist mehr immer besser): zu viel des Guten ist anstrengend. Er haut dich um. Und die Menschen um dich herum auch. Schwülstig-fruchtig, dennoch immer etwas frech und herausfordernd. Und er wird auch nach Stunden an deinem Handgelenk eindeutig als der/dieUnsterblich Geliebte zu erkennen sein.
Die Geliebte muss bewusst und behutsam eingesetzt werden. Dann klappt es mit der Liebe.

So, jetzt traue ich mich mal an einen Kommentar zu diesem tollen Duft.
Eigentlich wollte ich ihn nur mal (aufgrund der Werbung bei ALzD) testen und hab mir eine Abfüllung gegönnt. Und parallel den Flakon mitbestellt.

Der erste Sprüher hat mich umgehauen. Würziges Oud, rund, positiv laut, fordernd. Als wenn ein Gewürzregal im warmen, frisch ausgemisteten Ziegenstall umgekippt ist.

Sofort erinnerte mich an den Shaghaf von Anfas. Und an Terroni - mein bisheriger Duft-Dauerbrenner.

Ich rieche in den ersten Minuten eindeutig (rote) Früchte, obwohl nicht in der Pyramide angegeben, total umhüllt von Oud. Mein nächster Gedanke: kann ich mir das unter die Nase sprühen, damit ich es immer riechen kann?
Etwa nach 10min kommt etwas ganz zart cremiges mit. Das angegebene Patch kann ich nicht riechen, ebenso keinen Lavendel.

Nach und nach wird er etwas leiser, jedoch nicht ohne bei der nächsten Armbewegung ein Grinsen ins Gesicht zu meißeln.

Wer Terroni mag, wer provozierende Düfte mag, der sollte unbedingt testen. Einer der der 900 Flakons ist jetzt meiner. Der reicht leider nicht für eine Badewanne.

So, iPad weg. Ich muss wieder an meinen Handgelenken schnuppern.

The Calling ist für mich Stand heute der beste, weil originellste Phuong Dang.
Vorab: ich stehe nicht auf typische Gourmands. TF Noir Extreme und Initios Side Effect sind in den Besitz meiner Partnerin übergegangen.

Aber was durfte ich hier riechen? Süße (wäre für mich allein abschreckend), jedoch keinesfalls Kopfweh-Süße, dafür sorgen Salbei, Zimt und Pfeffer. Nach zwei Stunden entwickelt sich eine maskuline, runde, warme, herausfordernde und dich beruhigende Aura. Sowas habe ich noch nie riechen dürfen.
Ansatzweise mit dem Side Effect vergleichbar, jedoch ist der mir als Mann zu opulent und schwülstig, was hier komplett fehlt.

Zur Sillage: schon der letzte Teilspüher aus meiner leider viel zu schnell leeren Probe verleitete meine Partnerin zum Kommentar: deine Wolke ist heute so wahnsinnig berauschend...

Der Flakon wird bestellt, danke Mauriced für die Probe. Meine bisher beste Entdeckung 2018.

Der Auftakt wie Bracken Man, nur dass das Gras jetzt zu Heu wurde.
Danach dann schleicht sich irgendwas ein, das ich mittlerweile gut kenne, mit dem ich aber nicht wirklich warm werde...
Und nach 2 Stunden hatte ich es: Betrand Douchaufours Flakon der Project Renegades.

Und nach ner weiteren Stunde: wie die etwas harmlosere Variante von MiN New York’s “Coda”.

Also schlussendlich etwas enttäuscht, da gefielen mir dir letzten Amouages deutlich besser, da markanter und mehr “bums”.