Die Langeweile und Gleichgültigkeit der Mainstream-Nische

Das Jahr 2022 neigt sich nun langsam dem Ende. Normalerweise macht man in diesen Zeiten immer Gedanken wie das Jahr verlaufen ist und was man besser machen könnte. So gesehen eine Vorbereitung auf die Vorsätze für das nächste Jahr. Auch als Parfumo macht man sich entsprechend Gedanken wie das Duftjahr so verlaufen ist.

2022 geht für mich schon in die Richtung eines Jahres der Extreme. Nie zuvor konnte ich so viele gute Düfte testen, in kaum einem Jahr war ich jedoch über die Entwicklung des Parfümsbereichs erschrocken. Denn dieses Jahr kamen viele Erkenntnisse, das irgendwo eine falsche Abzweigung genommen wurde, der man kaum entweichen kann.

Meine reinen Dufterlebnisse lasse ich hier erstmal außen vor, da ich diese dann zu meinem Parfumo-Geburtstag im Februar behandle.

Der bestimmende Trend den ich besonders dieses Jahr wahrnahm, ist die Masse neuer Parfümmarken, die auf den Markt drängten und sich selbst das Privileg herausnahmen abstruse Preise zu verlangen. Außerdem, dass extrem viele Düfte Abwandlungen bekannter und beliebter Düfte waren. Dabei denke ich nicht mal an die Hunz und Kunz Marken oder Dupe-Häuser, sondern wirklich starke Marken/Parfümeure, die sich in Hülle und Fülle bei anderen inspirieren ließen.

Wenn man aktiv viele Rezensionen liest, dann ist man erschrocken, was hier für Parallelen gezogen werden, die einem die Lust zum testen vermiesen. Scheinbar fällt einigen Parfümeuren nicht mehr viel ein, sodass sie eigene Kreationen für mehrere Marken in abgeänderter Form verwursten.

Der Druck gerade neuer Marken direkt einen Kassenschlager zu bringen, scheint riesig zu sein. Ebenso der Zwang über möglichst viele Influencer die Marken bekannt zu machen und in den Markt zu treiben.

In den letzen Monaten wurde man so sehr mit Pernoire, Farmacia und Kinetic zugekleistert, dass man kaum drum herum kam, wenn man sich zumindest ein wenig über die entsprechenden Kanäle etwas informierte. Langsam wird es selbst mir zu viel, da das Ganze immer mehr den Flair von Verkaufsgesprächen hat. Zugegeben, auch ich testete den einen oder anderen Duft, jedoch überzeugte mich keiner auf Dauer, damit er in der Sammlung blieb geschweige eine gute Wertung bekam.

Ich habe nun immer mehr das Verlangen auch wieder mehr im Designer-Bereich unterwegs zu sein, da sich die Nische oftmals nicht mehr so abhebt wie es mal der Fall war. Dabei spreche ich nicht von der ausgefallenen Nische oder Dufthäusern die extrem klein und unbekannt sind. Ich meine hauptsächlich die Häuser, die auch in größeren Parfümerien erhältlich sind.

Auch das Interesse der OG Nische von vor 5 Jahren reizt wieder. Gerade Düfte wie Reflection Man oder Fucking Fabulous Eau de Parfum scheinen wieder wichtiger für mich zu werden.

Wenn man sich so umhört oder gewisse Kommentare liest, dann scheint das Gefühl aber nicht nur in mir aufzukeimen. Gerade wenn man wieder mehr Zeit für eine nüchterne Analyse hat, enttäuscht es einen als Nischenfreund etwas. Es gibt Häuser, die immer noch ihr eigenes Ding machen wollen und auf die werde ich mich zukünftig mehr konzentrieren.

Kerosene, ich komme…