Endgültige Zufriedenheit ? Eher der Anfang vom Ende.
Endgültige Zufriedenheit, diese zwei Wörter in dieser Reihenfolge. Ich bezweifle, dass es jemanden gibt, der Gebrauch davon macht, wenn man von Düften spricht. Inzwischen weiß ich, es ist ein Trugschluss davon sprechen und tatsächlich davon überzeugt zu sein so etwas wie endgültige Zufriedenheit zu spüren. Die Hoffnung war zumindest am Anfang meiner Zeit auf dieser Seite groß diesen Status irgendwann zu erreichen und einen Duft oder eine Sammlung zu besitzen, welche mich vollends überzeugt. Wie sehr ich mich irren musste, durfte ich erst im Laufe der letzten zwei Jahre erfahren.
Nach nun 250 getesteten Düften steht nichts weiter entfernt von meinen Duftgedanken als endgültige Zufriedenheit. So viele Düfte kamen, so viele gingen auch wieder. Selbst in meinen zwei Phasen, als ich mich mal für einige Monate aus dem Testen von Düften und lesen von Rezensionen verabschiedet hatte, machte ich mir entsprechende Gedanken darüber was nun passiert. Nach meiner ersten Pause war ich mir sicher, die Pause tat gut und fokussierte mich auf die bestehende Sammlung und den Genuss, den ich hier stehen hatte. Nach meiner zweiten Pause, die mich nun vor einigen Wochen wieder auf die Seite trieb wurde mir doch bewusst, dass ich mich wahrscheinlich selbst belog. Es stimmt, man fokussiert sich darauf was man hat, nimmt sich mehr Zeit und geht dann an Proben, die man vorher ignoriert oder für weniger gut befunden hat. Mir wurde aber klar egal wie sehr man gedanklich abschaltet, sobald man auch nur den Funken einer Wideraufnahme von diesem Hobby hat, so schnell kommen die Gedanken einer Prüfung des eigenen Bestands.
Vor allem sind es bei mir nicht nur die Gedanken ob mal ein oder zwei Düfte auf den Prüfstand gestellt werden. Nein, es wird konsequent die komplette – wenn auch kleine – Range in Frage gestellt und überlegt, was hat sich Neues ergeben, wie sind die Proben der letzten Soukeinkäufe angekommen und wie ist mein alter, gegenwärtiger und zukünftiger Geschmack in Bezug auf Düfte. So wurde mir schon nach meiner ersten Pause bewusst, dass ich weit abseits meiner geliebten Gourmands nicht nur neue Dinge entdecken kann, sondern auch muss um dem Ziel endgültiger Zufriedenheit näher zu kommen.
Die Sache hatte nur einen Haken. Je mehr Kategorien bei mir landeten, desto entfernter schien das Licht am Ende des Tunnels. Im Gegenteil, meine Zufriedenheit auf meine eigene Sammlung erreichte neue Tiefstwerte und mir schien es unmöglich das zu finden, was ich selbst als den ultimativen Duft bezeichnen würde. Je mehr orientalische Düfte, je mehr Klassiker unter meiner Nase landeten, umso mehr wurde mir dieser Umstand bewusst.
Manchmal muss ich mich dann selbst kneifen um nicht an meinem Grundsatz der kleinen, aber feinen Sammlung zu verstoßen, welchen ich in meinem letzten Blogeintrag beschrieben habe. Je mehr ich aber über den Wert jedes einzelnen Parfüms in meiner Sammlung nachdenke, umso mehr merke ich wie sehr ich Veränderungen herbeisehne. Meine Gedanken und meine Nase treiben mich hier zu einer Fluktuation, die mir einfach teilweise zu schnell ist, mir aber immer wieder durch Geruchsargumente unterlegt wird. Aus meiner Ursprungssammlung hat nur mein Viktor & Rolf Spicebomb überlebt, selbst mein geliebtes Kilian Black Phantom ist nach gut zwei Jahren verschwunden, weil sich gewisse Gewöhnungseffekte gebildet haben. Dieser ist aber bereits vor einigen Monaten vor meiner zweiten Pause im Souk gelandet.
Jetzt mache ich mir bereits die Gedanken noch tiefgehender neue Sachen zu organisieren und alte Düfte abzugeben, noch krasser als ich es in meinem letzten Blog beschrieben habe, da sich meine Sammlung für mich schon angestaubt anfühlt. Meine Frau empfindet meine aktuelle Sammlung zwar als perfekt, aber mir schwirren schon Gedanken um mögliche Zukäufe und Verkäufe umher.
Aus diesem Grund habe ich mich in letzter Zeit auch häufiger mit Düften beschäftigt die weder mit meiner Sammlung zu finden sind, noch überhaupt für mich in Frage kamen. Außerdem werden langsam die Zweifel an den sichersten Düften meiner Sammlung laut. So müssen selbst Kandidaten wie LVs Ombre Nomade und MFKs Gentle Fluidity silver zittern.
Mittlerweile habe ich auch gemerkt, dass kleinere Flakon, wenn möglich, die besten Düfte für mich sind. Schon beim Roja Enigma Parfum habe ich lieber einen Travelzerstäuber als einen großen Flakon, obwohl mir der Flakon besser gefällt. Die Erfahrung zeigt aber, dass ich früh etwas ausgewählter mich für einen Duft entscheide und bei weniger Nutzung keine Massen kippen können. So interessieren mich auch gerade die Xerjoff 15ml Flakons, die von der Menge genau so viel sind wie ich mir mit der wechselnden Nase zugestehen würde.
Dies zeigt auch mein aktueller Kauf des 1740, den ich auch als 15ml Flakon bestellt habe. Ich würde mir wünschen, dass deutlich mehr Firmen Travelgrößen oder Miniflakons aller Düfte anbieten würden, so könnte ich meine Sammlung deutlich ausgedehnter und vielseitiger gestalten.
Wie sehr neue Düfte die alten Sichtweisen über Bord werfen, durfte ich aktuell am Beispiel des Vanille Havane spüren. Es ist eigentlich ein „Best-of-Gourmands“, der sich die Inspiration zusammengesammelt hat. Aber dieser Duft ist so in einer Balance und Perfektion ausgearbeitet, die selbst seine Vorbilder (Ambre Nuit, Herod, Grand Soir und Baraonda) teilweise alt aussehen lässt.
Wird es also je die endgültige Zufriedenheit geben ?
NEIN !
Denn jeder neue Duft, jeder neue Akkord fügt neue Kenntnisse und Erfahrungen hinzu, die uns gefallen oder nicht. Wie jemand unter meinem Blog nach meiner ersten Pause mal schrieb: „Die Duftreise ist endlos“. Das kann ich nur unterschreiben. Lernt man neue Düfte kennen, die einem gefallen, desto mehr kommt die Erkenntnis, dass einem die eigene Sammlung nicht mehr zusagt oder den eigenen Geschmack nicht mehr abbildet. Jeder der Parfüms sein Hobby nennt wird daher immer neue Sachen testen und damit in einen endlosen Kreislauf geraten ohne das Ende je zu erreichen. Jemanden der aber bereits tausend Düfte unter der Nase hatte, wird sich dem ziel näher sehen als ich mit meinen 250 getesteten.
Habt ihr ein endgültiges Ziel erreicht oder den ultimativen Duft gefunden, der euch über Jahre begleiten wird ? Oder habt ihr auch einen so schnell wechselnden Geschmack ?