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DarkWinterCSs Blog
vor 4 Jahren - 15.06.2020
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Mein Bewertungsdilemma und der seltsame Fall des Jubilation XXV

Manchmal steckt man in einem Dilemma. Wenn es um Düfte geht im Parfumo-Dilemma, denn je mehr Düfte man unter die Nase bekommt, desto mehr vergleicht, bewertet und assoziiert man. Ob dies nun gegenüber unserer Umwelt ist oder halt mit neuen Düften, man kommt in die Situation Vergleiche zu ziehen, ob dies nun gut oder schlecht ist. Unser Kopf macht es automatisch und manchmal ist dies von großem Vorteil. So konnte ich in einigen meiner getesteten Parfüms schon Gerüche entdecken, die mir Erinnerungen zurück gebracht haben oder wohlig neue Erinnerungen schreiben.

Doch man kommt widerrum in die Situation, gerade beim bewerten von Düften in Vergleiche zu ziehen, welche manchmal unkonventionell, unbefriedigend oder einfach naiv sind. Ich ertappe mich auch manchmal dabei verschiedene Düfte gegeneinander zu interpretieren und bestimmte Schwachstellen der einzelnen Kreationen heraus zu ziehen. Das wird vielen Kreationen nicht gerecht, da das Ziel ist sie unabhängig voneinander zu bewerten. Sonst verfallen wir in die Schiene unseres tollen JeremyFragrance. Das sticht mir das immer wieder ins Auge und ärgert mich zunehmend. Denn Vergleiche ziehen ist eben nicht immer so einfach, man kann nicht den einen Duft mit einem anderen austauschen "nur dass mehr von Note xyz drin ist" oder "tausche Weihrauch gegen Harze".

Vielen fällt die passende Differenzierung schwer, so auch mir. Gerade wenn man die persönliche Sammlung auf einem angenehmen Niveau halten möchte, werden wir gezwungen sein zu vergleichen um wirklich die für uns persönlich beste Sammlung zu haben und die persönlich beste Variante jedes Duftes. Da garantiert hier viele jonglieren zwischen objektiv-unabhängigen Bewertungen und dem untereinander vergleichen für die persönlich beste Sammlung verschwimmt die Abgrenzung immer mehr.

Warum schreibe ich nun eine so ewig lange Einleitung ?

Weil mir im Falle des Jubilation 25 dieses Dilemma so aufgefallen ist wie noch nie. Denn in letzter Zeit habe ich so viele Wüstendüfte getestet, dass ein Vergleich unweigerlich stattfindet. Jedoch habe selten eine so abweichende Meinung und Wahrnehmung meinerseits erlebt. Denn Jubilation 25 ist ein toller Duft, den ich mit meiner Bewertung zu unterbewertet finde. JA ES IST SO, ICH HABE DEN DUFT UNTERBEWERTET. Das liegt aber auch an den Vergleichsreferenzen. Ich hatte innerhalb von wenigen Wochen 3 Düfte dieser Kategorie getestet, die alle auf ihre Art unglaublich toll sind. Den Anfang machte Au Coeur du Desert, ein Duft von einem Wüstentraum, so himmlisch, orientalisch und erwärmend, dass er immer auf meiner Wunschliste bleibt. Dann kam Civet... was soll ich sagen, ich bin in diese Katze verliebt und sie hat mein harzig-orientalisches Herz verzaubert. Als letztes der Gruppe stand Jubilation 25 zum Test bereit, der das Ganze abschließen sollte.

In meinen Augen kommt Jubilation aber in keinster Weise an die anderen beiden Düfte heran. Ich will dies aber nicht nur mit persönlichem Geschmack argumentieren, denn so viele Meinungen bewerten den Duft unglaublich positiv. Nein, es wird einfach auch eine Testumgebung sein, die alles beeinflusst. In diesem Fall diese zwei großartigen Düfte, die ich natürlich mit diesem verglichen habe.

Jubilation 25 hat etwas, was ich nicht gesehen habe und andere finden. Bei mir startet er ähnlich dem Tauer, das heißt, wie eine Wüste duftet. Schon recht orientalisch mit dunklen Holz, würzigen Zutaten, wie Zimt und Nelke. Dazu gesellen sich rauchige Noten welche das ganze abrunden. Hier fängt das ganze Problem für mich an, denn irgendwann vernehme ich zum Großteil nur noch Weihrauch und einige sandige Noten. Das ist zwar für die Imitation einer Wüste schön, aber unglaublich fad und flach in der Nase. Denn gegenüber dem richtig harzigen Civet und dem dann weniger beweihräucherten Tauer ist der hier eher langweilig. Auch die Brombeere kann ich überhaupt nicht vernehmen und verbleibt wahrscheinlich in der feuchten Oase.

Hingegen kann ich im Bereich Haltbarkeit und Sillage keine negativen Einflüsse feststellen. Er strahlt angenehm aus und hält schon einen halben Tag durch.

Ich hoffe dass sich dieses Abwägen zwischen objektiver Bewertung und "das beste für die Sammlung" irgendwann einfacher vom Kopf her unterscheidbar ist.

Wie geht ihr mit dieser Situation um ? Könnt ihr immer unterteilen ?

Euer DarkWinter

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