DarkWinterCS

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1 - 5 von 276
DarkWinterCS vor 15 Tagen 6 2
Vanillelüftchen an der türkischen Riviera
Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder an Nishane herangetraut.
Und dann ist es auch noch einer Rezension würdig. Das muss wohl ein gutes Zeichen sein.

Durch einen Tausch im Souk kam ich eine größere Abfüllung von "Ani X | Nishane" , den ich noch nicht kannte und bei dem ich hoffte, dass er die – für meine Nase – anstrengende ANI-DNA etwas erträglicher und spannender macht

Zur Erinnerung, "Ani (Extrait de Parfum) | Nishane" war auf meiner Haut wie eine potentere und auf Vanille-Steroide gesetzte Version eines Spicebomb, der eine kräftig gewürzte Vanille anbot und mit einem zitrischen Kopf Eindruck hinterließ. Ob es nun eine bestimmte Note war oder doch die Mischung, es passte etwas nicht zusammen. Daher blieb mir nur die Hoffnung mit Ani X nun einen besseren Duft unter die Nase zu bekommen. Glücklicherweise wurde er es…

Ani X hat immer noch die typische Ani-DNA, jedoch deutlich feiner, cremiger und auch leicht fruchtiger im Verlauf. Die Zitrik zu Beginn kommt schön heraus. Bergamotte, Johannisbeere, ein grüner Touch – nicht überfordernd und nicht ins seifige abdriftend. Man merkt jedoch schnell, dass die Cremigkeit einen höheren Stellenwert bekommt und der störenden Komponente des Originals Einhalt gebietet.
Generell ist der Duft nicht mehr so drückend und schwer, sondern erhält eine deutlich transparentere, wenn nicht sogar luftigere Note, die mehr Tragekomfort versprüht.

Beim Blick auf die angegeben Noten vernimmt man direkt, hier sollen einige Ingredienzien mehr drin stecken, so bei Original nicht gelistet waren. Es ist ein Refresh, der sich definitiv lohnt und der meiner Meinung nach der Ani-DNA auch besser zu Gesicht steht. Vanille, Anflüge von Harzigkeit und trotzdem immer mal wieder ein Aufblitzen von zitrischen Früchten. Die im Kopf angegebene Honigmelone kommt weniger stark hervor als ich erst vermutete. Sie schmiegt sich angenehm zwischen Zitrik und cremigen Nuancen, sodass man keinen süßen Fruchtbomber befürchten muss.

Durch die nun deutlich verfeinerten Noten und die veränderte Balance kommt auch weniger der Eindruck eines Spicebomb in den Sinn, da sich diese Formulierung abhebt und eigenständiger sein möchte. Manche mögen ihn sicherlich als zugänglicher deklarieren, aber er hebt sich gut ab und gefällt mir deutlich besser als andere Düfte die sich im Bereich der würzig-cremigen Düfte verorten.
Natürlich sollte man knochentrockenen Duft erwarten, da er weiterhin die – noch angenehme – Vanillesüße aufzeigt und mit einer minimalen Fruchtsüße kombiniert. Man erwartet ja auch bei einem Kabinett keinen Wein ohne Restsüße.

Er mag mir sogar so sehr gefallen, dass ich vielleicht mal nach einem halben Flakon die Augen offen halte. Denn diese Mischung aus Noten trägt sich überraschend unkonventionell und recht frei in seiner Anmutung. Ich würde ihn weder in die Ecke des Winters stecken, noch in den Hochsommer. Eher einen gute-Laune-Duft, der perfekt in den Frühlingsanfang passt und auch sicherlich seine 20 Grad mal ohne Kollabieren des Trägers mitmacht.
2 Antworten
DarkWinterCS vor 4 Monaten 6 1
Roll me up and take a bite
Düfte sind Erinnerungen
Erinnerungen an schöne Situationen
Erinnerungen an tolle Orte
Verbunden durch Personen

So mag auch "A Whiff of Waffle Cone (2023) | Imaginary Authors" Erinnerungen präsentieren
Kindheit
Unbeschwertheit
Einfachheit zur Freude des damaligen Gemüts

Sommer, Sonne, Sonnenschein
Die Schlange vor der Eisdiele
Vorfreude auf eine Kugel kristallinen Glücks
Erfrischung für die kindliche Seele

Waffel, hier aber frisch gebacken
Aromen nach Teig und Würze
Mit einem süßlichen-angenehmen Unterton
Karamellisiert in der heißen Form

Eine Brise Zimt darf nicht fehlen
Abrundung toller Gerüche
Brauche ich das Eis?
Ist diese tolle Waffel nicht schon genug?

Eine Kugel Vanille darf es sein
Nicht irgendwelche synthetische Vanille
Eher eine edle, aus der Schote gewonnen
Dezent und nicht penetrant

Manche vernehmen hier Maggi
Ist es aber nicht eher das Karamell?
Der feuchte Zimt?
Hier blicke ich verdutzt

Bin aber glücklich was mir präsentiert wird
Auf meiner Haut würde ich fast etwas Banane vermuten
Hier spielt meine Nase einen Streich
Nicht penetrant, aber Gourmand

**

"A Whiff of Waffle Cone (2023) | Imaginary Authors" ist einer dieser Düfte für die kalte Jahreszeit, die Lust auf Weihnachten machen und für die Freunde schöner Gourmand etwas zu bieten haben. Mag es für viele die süßen Knaller geben, so hält sich dieser Duft mehr zurück als erwartet. Jemand der auch nichts gegen etwas Süße hat, wird hier sicherlich mal ein Auge hinwerfen können. Nichts pappiges oder klebriges, eher die warme und backende Mischung eines Teigs, der frisch für den Einsatzzweck zubereitet wird. Zucker im Teig, der in der Waffelform karamellisiert, bestreut von Zimt und einer leicht fruchtigen Komponente, die mit frischer Vanille eingerieben wird. Die Mischung aus dem feucht wirkenden Zimt und dem Teigaroma gibt mir einen Hauch Banane, die hier hervorragend reinpasst und mich auch glücklich macht.

Abseits von der üblichen Tonka-Cremigkeit, die auch mir zum Halse heraushängt empfinde ich diese Mischung wirklich anders, neu und angenehmer als erwartet. Ein Duft, der sicherlich das ein oder andere Mal diesen Winter getragen wird und einen verführerisches Aroma in der Luft hinterlässt.
1 Antwort
DarkWinterCS vor 6 Monaten 6 5
7
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Kerbe ins Holz schlagen
Was macht ein Duft attraktiv? Ausstrahlend? Überzeugend?

Der eigene Geschmack trägt hier sicherlich die Hauptverantwortung. Gefällt einem der Duft nicht, so wird es schwer dem Träger näher zu kommen, geschweige ein Kompliment zu vergeben. Allerdings können Düfte über Menschen auch so getragen werden, dass sie trotz zweifelhafter Übereinstimmung mit dem eigenen Geschmack verlockend sein können.
Versteht man sich mit der jeweiligen Person gut oder diese Person hat eine gewissen Ausstrahlung, so schnuppert es sich gleich ganz anders, wie ich jetzt mit diesem Duft feststellen durfte.

Bisher reizte mich Comme des Garcons nicht. Die Kompositionen waren in meiner Nase recht unkonventionell und teilweise störend, sodass ich keinerlei Interesse hatte hier das Lineup auszuprobieren. Es gab immer etwas, was meine Nase in eine Abwehrhaltung versetzte. Als ich dann bei einem kleineren Event einen – heute – guten Freund kennenlernte, so überkam mich Abends ein Schwall von Duft, der mir nicht mehr aus der Nase ging. Stundenlang vernahm ich ihn aus zwei Meter Entfernung und wickelte mich in eine holzige Hülle ein. Nachdem ich dann mal gefragt hatte, kam "Wonderoud | Comme des Garçons" in mein Leben. Eine fast schon cremige Aura, die eine Würze hatte und auch ein wenig die Anzeichen von Oud.

Dass es sich hier um synthetisches Oud handelt, sollte sowohl bei Comme des Garcons und dem Preis klar sein. Doch so überrascht wie ich in dem Augenblick war, ignorierte ich dies gekonnt und stört mich bis heute kaum. Ich bekam nach dem Schnuppern einfach den Drang diesen Duft zu kaufen. Die Gier selbst den Duft auf der Haut zu erfahren war schon recht präsent und durch ein gutes Soukangebot durfte ich dann den Flakon in meinen Händen halten.

Ja, es ist wie erwähnt ein synthetisches Oud. Es ist aber so viel mehr, was sich auf abzeichnete. Vor allem die gehörige Portion Pfeffer klingelt nach dem Aufsprühen in der Nase. Leicht scharf, aromatisch, würzig. Hier kommt die Nase in Wallungen. Nach kurzer Zeit kommt eine prominente Zeder dazu, die sowohl den Pfeffer etwas dämpft und für die kräftige Basis verantwortlich ist. Die synthetische Oud-Note mischt sich nach und nach ins Geschehen und bringt ein wenig Dunkelheit und eine minimal gefühlte Spur von Rauchigkeit.
Sind dann erstmal 30 Minuten vergangen, so wird der Duft lieblicher, weniger würzig, angenehmer für die eigene Nase. Er wird durch hellere Hölzer wie Sandelholz abgerundet und bekommt diesen tollen Touch, den ich an meinem Kumpel gerochen habe. Ein Kauf der sich definitiv gelohnt hat, auch weil die Performance schon ordentlich ist. Gerade wenn man mal ein paar Sprüher mehr nimmt strahlt der ordentlich aus.

Wonderoud ist genau das. Ein Wunder, der synthetisches Oud wundervoll verpackt und auch für den Kenner/Freund natürlicher Düfte etwas zu bieten hat. Vor allem an Tagen wo es dann schon ein paar Grad weniger auf der Skala stehen kann man ohne Bedenken aufsprühen.
5 Antworten
DarkWinterCS vor 8 Monaten 6 2
8.5
Duft
Der glorreiche Rhabarber
Exemplarisch muss eine Rezension her, das habe ich mir gesagt. Wenigstens einen Duft vorstellen, der die Marke Marc-Antoine Barroirs verkörpert und ein wenig die DNA präsentiert, die diese auszeichnet.
Mittlerweile sollte man mitbekommen haben, welcher Hype hier herumschleicht und besonders den "Ganymede (Eau de Parfum) | Marc-Antoine Barrois" begleitet. Einer, der die aktuelle Zeit prägt und prägen soll und durch seine atmosphärische Komposition auf sich aufmerksam machen möchte.

Denn alle fünf Düfte eint etwas, was durchaus speziell und von der Masse abhebend wirkt. So hat es Quentin Bisch geschafft Düfte zu kreieren, die metallisch, molekular, kühlend und außerweltlich wirken. Wie in ein vorbeifliegendes Objekt gezogen, welches mit einem kühlenden Partikelsog alles vereinnahmt und den Standort außerhalb der menschlichen Reichweite sucht. Fast steril möchte man sagen.

Im Falle von "Encelade | Marc-Antoine Barrois" ist aber nicht nur der eigene Körper in den Sog geraten, sondern auch umliegende Objekte wurde mittransportiert und bilden etwas, das man in diesem Fall besser tragen kann als den Ganymede.
Encelade ist für mich ein standardisierter, ja fast langweiliger Duft, der aber wiederum eine Balance schafft, die neu und ausgewogen wirkt. Ja, es wirkt synthetisch. Synthetischer Safran, synthetisches Holz. Soweit so bekannt. Ein wenig Süße, ein wenig erhellender Unterton.

Das „ABER“ folgt leisen Tritts. Eine durchaus feine und für mich ungewöhnliche Rhabarber-Komponente, die von einer säuerlich-pflanzlichen Note bestimmt wird. Die Pflanze verabscheue ich normalerweise. Ich mag den Geschmack einfach nicht, den Duft noch weniger. Hier schafft es Bisch eine Mischung zu verwenden, die überaus passend integriert wird und selbst mich zum Schnuppern bringt.

So haben wir einen synthetischen Holzunterbau, der mit einer hellen und süßen Safrankomponente gekreuzt wird und durch säuerlichen Rhabarber abgemildert wird. Irgendwie dann schon wieder ausgeprägtes Können, aber von Kunst würde ich nicht sprechen.

Bei diesen umherfliegenden Teilchen ist es kaum verwunderlich, dass die Performance schon am oberen Ende der Wertungsskala verortet ist. Zehn Stunden sind hier drin und auch darüber hinaus. Vor allem in den ersten drei Stunden vernimmt die Umgebung aus einiges an Aromen.

Nach einigen Testsessions kann ich zwar sagen, dass er mir wirklich gut gefällt, aber irgendwie doch zu wenig als das ich ihn in der Sammlung sehen möchte.
2 Antworten
DarkWinterCS vor 8 Monaten 8 6
8.5
Duft
Wenn die kleine Schwester hübscher ist
Nach einigen Monaten gehe ich nun mal wieder eine Rezension an. Eine, die eher besonders für mich ist, so beinhaltet der Duft doch eine Note und DNA, die so gar nicht meinem bisherigen Suchprofil entsprach und eher eine gewisse Distanz voraussetzte.
Es geht mal wieder um meine Note der Furch: Die Rose…

Mit "Xandria | Ormonde Jayne" traue ich mich mal wieder an einen Rose-Oud, der in der Tradition des "Oud Stars - Alexandria II (Parfum) | XerJoff" aufgebaut ist. Die Kommentare und Statements machten mich aber sehr neugierig und so überwand ich mich und gönnte mir ein wenig von dieser Rose. Was dann passierte, machte mich sprachlos und überzeugte mich doch der Rose in manchen Formen eine Chance zu geben.

Xandria ist für mich das erwachsene und edle Alexandria 2!

Es galt für mich seit Jahren: „Rose-Oud tut mir nicht gut“
Also verzichtete ich weitestgehend auf diese Kombi. Alex 2 war schon zu schwülstig, zu gedrungen und vor allem zu viel. Einfach ein Duft, der meine Nase versperrte und nicht viel von der Eleganz zeigte, die ich erwartete. Das schaffte "Noir de Noir (Eau de Parfum) | Tom Ford" deutlich besser. Dass ich mich nun wieder an diese DNA traute, liegt einfach an der Tatsache mich mehr mit dem Haus Ormonde Jayne zu beschäftigen.

Was erwartete einen bei Xandria?
Ja, es ist eine Anlehnung an Alex 2, aber viel weicher, viel luftiger und nicht so kompromisslos auf Performance entwickelt ohne auf diese zu verzichten. Andere Noten bekommen mehr Freiraum um sich zu entwickeln. Die Rose eher ein Katalysator für eine DNA, die mehr zu bieten hat als Rose-Oud.

Xandria geizt nicht mit der Rose und dem Oud, unterlegt diese aber mit einer weichen Pudrigkeit, die wie ein weiches Kissen auf der Haut wirkt. Dadurch entsteht etwas viel edleres und angenehmeres für meine Nase. Das Holz nicht auf pure Dunkelheit getrimmt, sondern leichter und heller mit einer Würzigkeit verwoben. Die Rose, eher frisch und wachsend angesiedelt und nicht in ihrer sterbenden und schwülstigen Form. Dies liegt wohl daran, dass eher Rosenholz verwendet wurde und damit etwas weniger florale Idee im Duft gelandet ist.
Jede Note an einem Punkt getroffen, der einfach wertiger wirkt.

Neu in dieser Art Düfte war die Reste eines Rums, der noch am Fass klebt und damit eine Leichtigkeit provoziert. Einen Hauch Zimt um das Holz fröhlicher zu machen und vor allem erdige Noten, die die Pudrigkeit tiefer wirken lassen. Ein Träumchen für die Nase und vor allem meine Rosen-geplagte Nase.

Wer eine weiche und sinnlichere Version von Alex 2 sucht, der wird hier definitiv fündig werden. Wenn selbst meine Nase schon verführt wird…
6 Antworten
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