Der Weg zur Duft-Emanzipation :-)

Guten Abend liebe Parfumos,

der Gedanke für diesen zweiten Blog-Eintrag ist mir gekommen, als ich bemerkt habe, wie sich meine Sammlung in den letzten Wochen verändert hat und durch die zahlreichen Rezensionen, die ich bereits geschrieben habe. Gerade durch die positive Zustimmung auf meine Schilderungen haben zur, wie ich es nennen würde, Duft-Emazipation geführt. Was ich darunter verstehe? Nun ja, das Recht einer eigenen Meinung über einen Duft bilden zu können und diese auch ggf. nach außen vertreten zu können. Natürlich immer stilvoll und möglichst objektiv- man will ja keinem seinen heißgeliebten Duft verleiden. Also kein "das riecht ja nach Hamburger-Fischmarkt im Sommer -- baaaah, ekelhaft - Duft 1/10).

Auf der anderen Seite war es mir wichtig gerade bei meinen vergleichenden Rezensionen auch mal mitzuteilen, dass ich einen bestimmten Designerduft für 50 Euro, auch einem ähnlichen Nischenduft für das x-Fache vorziehen würde. Warum - weil er ggf. einfach für mich besser riecht. Und mal Hand aufs Herz - würde nicht jeder von uns seine teure Investition nicht auch rechtfertigen wollen und diese aufs Mark und Gebein verteidigen a la "Ja, aber mein A****us hat aber natürliches Elfenbein und Diamantpulver als Ingridenzien und natürlich Trüffel - gaaanz viele Trüffel....nix synthetisch. Und außerdem hält der dröööölllff Stunden lang und projeziert bis zum Moooonnd" 😆.

Nun zurück zum eigentlichem Thema. Früher (vor 10 Jahren oder so) bin ich in kleine, schnukelige Parfümerie meines Vertrauens gegangen oder in die Drogerie um die Ecke und habe mich mal mehr, mal weniger beraten lassen und auch dort gekauft. Oder meine Frau hat mir welche geschenkt und lag witzigerweise immer richtig mit meinem Geschmack, bevor ich es selbst wußte Terre d'Hermès Eau de Toilette und First Instinct Man Eau de Toilette . Ich selbst fand solche Düfte wie Adventure Eau de Toilette oder Hugo Dark Blue Eau de Toilette toll. Nach heutigen Parfumo-Bewertungsmaßstäben sind bis auf den Terre alle Düfte eher unterdurchschnittlich bewertet.

Vor gut einem Jahr begann meine Parfüm-Journey - sozusagen die Wiedergeburt mit Youtube, Parfumo und Co. Erzogen wurde ich natürlich von Jeremy (ca. ein halbes Jahr lang) und es kamen Kinder wie Individuel Eau de Toilette , Legend Spirit , L'Homme, Club de Nuit Intense Man Eau de Parfum und Bentley for Men Intense zu Stande. Mit Ausnahme vom Prada allesamt Blindbuys🙈😁. Dann wurde ich Parfüm-Teenager und damit wuchsen auch neue Lehrmeister wie Gent Sents, Fragrance Dawg, Brookly Fragrance Lover etc. Dem *Dawg* voran habe ich Dior Homme Intense (2011) und klar Moustache Eau de Parfum zu verdanken. Danke Dawg!

Nach und nach hatte ich mich dann langsam an die Nische rangetastet, wobei ich (man darf es nicht laut sagen) zunächst über Dupe-Anbieter a la D***n gegangen bin, weil mir ein 200 € Blindbuy einfach zu teuer erschien (da bekomme ich ja 20 x Drogerie-Düfte *lol*) für. An sich keine schlechte Qualität, aber irgendwie nicht das Wahre - stattdessen habe ich viele Rezensionen ähnlich Dupe-Marken-Parfüms geschaut/ gelesen, weil ich eben nicht nur eine Nummer auf einem Flakon haben wollte z.B. wie ein L'Aventure . Aus meiner Sicht eher ein Flanker, als ein direkter Nachbau. So war mein Gewissen beruhigt.

Im Jetzt angekommen gehe ich zu Abfüllungen über, da es teure Nischendüfte eben nicht im nächsten Müller oder im Türkisen gibt. Das läuft finde ich sehr gut und auch beruhigt mich der Gedanke, dass ich nicht 100 große Flakons (100ml) habe, die ich im Leben nicht aufbrauchen kann, sondern 5-10 ml Abfüllungen, welche den Geldbeutel schonen und rotzdem das Gefühl vermitteln, dass man den Duft in seiner Kollektion hat.

Fazit: Solange wir leben, wird es immer eine Duft-Journey bleiben und wir werden uns weiterentwickeln - mit jedem Pump-Sprüher und jedem Duft-Akkord. Nachdem ich letzens wieder meinen damaligen Adventure Eau de Toilette gerochen hatte (Bewertung miese 6,9) musste ich diesen unbdingt wieder haben - frisches Holz, linear - aber irgendwie schön. Und das meine ich wie anfangs erwähnt mit Emanzipation - die Düfte zu mögen, die zu einem passen und nicht von einer breiten Masse als passend bewertet werden (Nische eingeschlossen).

Meine Reise geht weiter - wie war die bei Euch? Was plant ihr als Nächstes - Parfüm selbst herstellen Kurs o.Ä.?

Unten - meine Statements zu bestimmten Punkten - wollte ich drin lassen, weil aus meiner Sicht irgendwie lustige Punkte.
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Designer- vs. Nische
Gerade das Battle zwischen Designer- und Nischendüften scheint in Kommentaren immer mal wieder Thema zu sein. So wein bisschen wie damals in der Rap-Szene East-Cost vs. West-Coast Rap in den 80ern 😉. Da ich jetzt emanzipiert bin und bereits einige Nischen-Abfüllungen besorgt habe, kann ich sagen, dass das des Rätsels Lösung direkt in der Mitte liegt. Es gibt Nischendüfte, die haben eine schlechte Haltbarkeit (weil vielleicht zu natürlich!) und es gibt Desinger-Düfte, die sehr hochwertig sind z.B. L'Homme , Bentley for Men Intense oder Dior Homme Intense (2011) . Mit "Blu Mediterraneo - Fico di Amalfi | Acqua di Parma" hat sich erstmal auch ein ganzer Flakon in meine Sammlung verirrt. Nicht weil Nische, sondern weil geil frisch und natürlich riechend. Auch auf einen Viking Flakon habe ich ein Auge geworfen bzw. auf Herod . Also ich werde meine Sammlung bunt mischen aus *geilen* Desginer- & Nischendüften. Erlaubt ist, was gefällt!

Haltbarkeit & Sillage
Meine Meinung zu Haltbarkeit ist zweigespalten. Je länger desto besser. Irgendein Parfümeur hat jedenfalls mal gesagt, dass synthetische Stoffe länger halten. Aber am Ende ist es mir egal, solange das Parfüm gut riecht, egal ob es 100% natürlich ist oder 50/50 oder rein synthetisch. Das ist halt sehr subjektiv. Individuel Eau de Toilette z.B. riecht zu 100% für mich syntehtisch, aber auf eine wohlvertraute Wäschetrockner-Weise😜Sprich - da schon wieder passend.
Die Sillage/Projektion hängt wiederum sehr vom Usecase ab und wofür ein Parfüm vom Erbauer gedacht ist. Ein Party-Duft sollte z.B. laut sein wie ein Ultra Mâle und ggf. süß - wohingen es vorteilhafter ist ein dezentes, frisches Parfüm wie L'Homme für das Office zu nutzen. Es kommt also auf den Usecase an und auf die persönliche Präferenz des Trägers - bin ich eher intro- oder extrovertiert.

Anzahl der Sprühstöße
Für mich hängt das vorwiegend mit der Persönlichkeit des Trägers zusammen. Bin ich ein *Sissy-Sprayer*🥺 mit Mimimi 1-2 Sprühstößen mit einem Schlecht-Projezierer wie "Blu Mediterraneo - Fico di Amalfi | Acqua di Parma" oder eine *Curly Sue*💥 mit 30 Sprühstößen vom Projektions-Biest Megamare ☠️.(Sidenote - im zweiten Weltkrieg hat man chemische Kampfstoffe aufgrund der schlechten Erfahrungen des ersten Weltkriegs mit *Senfgas* geächtet!).
Bei mir ist es tatsächlich tagesform und Anlass. Bin ich in einer Fahrgemeinschaft und mag ich meine Mit-Menschen, so lege ich dezent auf. Draußen im Winter können es auch mal 5-7 Sprüher mit Spicebomb Extreme sein - in der Wohnung würd ich das natürlich nicht machen. Ich möchte keinen Ehe-Streit auslösen.

Kleine vs. große Sammlung
Puhhh...das ist schwer. Hier denke ich immer an Meister Yodas Wort "Luke, nutze die Macht" und kurz vor dem Checkout bekomme ich noch die Kurve 😲oder manchmal auch einen Tag später per Mail mit Storno 🤣 (letzte Woche zweimal). Hier geht es mir manchmal wie Engelchen und Teufelchen, die auf meiner Schulter sitzen. Das Teufelchen 😈sagt: "Hey Alter, diese frisch-herb-florale Duftakkorde besitze Du noch nicht - hols Dir einfach und nimm einfach eine zweite Hypothek aufs Haus auf...hehe". Das Vernunfts-Engelchen 😇sagt dann: "Ruhig Brauner - 15 Düfte reichen vollkommen. Wenn Du einen neuen brauchst, muss ein alter aus Deiner Sammlung halt gehen. Wuzaaa!". Aktuell bin ich beim Engehchen mit ca. 17 Düften (und 20 Abfüllungen - Teufelchen😈 lacht). Naja, wenn ich mich hier mit anderen vergleiche, brauche ich zwar auch schon seelischen Beistand - aber schlimmer geht immer.