Diesero

Diesero

Rezensionen
Diesero vor 1 Jahr 1 2
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Das wahrhaft letzte Leder, ein Meisterwerk
Wo fange ich an, wo höre ich auf? Dieses olfaktorische Genussmittel erinnert an die Kindheit, eine herzliche Umarmung der Mutter, gleichzeitig aber auch mahnende Worte des Vaters in ein und der selben Situation. Ein Yin und Yang, Verbundenheit aus Widersprüchen, die vollkommen machen. Es ist die Frage nach dem Sein, bei Gewahrwerden des Selbst zwischen tausenden Einflüssen ein Moment Stille, der die Gedanken zu ordnen vermag, nur um kurze Zeit später in größter Entropie zu gipfeln. Ein Duft, der seinen Träger besänftigt, den Riechenden provoziert. Ein Duft, der den eigenen Anspruch auf den absoluten Besitz dessen erzwingt, ja fast schon psychotisch darauf insistiert. Bist du ein Freund, oder täuscht du mich - es ist egal, denn es ist längst zu spät und ich dir verfallen.

Das wahrhaft letzte Leder, kein anderer Duft dieser Gruppe konnte mich so überzeugen. Es dominiert eine Cremigkeit, die seines gleichen sucht. Ich rieche Vanillin und Zimt, dazu eine alchemistisch anmutende Note, die mich an Jod erinnert. Ich rieche eine enorme Tiefe, auf deren Grund eine weiche Basis aus Hölzern zum Verweilen einlädt, während am Hoch eine fruchtige, fast zitternde Struktur zu vernehmen ist. Ich rieche eine für dieses Genre ungewöhnliche Frische, fast Leichtigkeit, die dem Träger ein anderes Leben aufzuzeigen vermag. Wahrlich eine Freude, bei der man denken könnte sie nicht verdient zu haben.
2 Antworten
Diesero vor 4 Jahren 16 5
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Chlor stinkt nur in Verbindung mit Urin
Von Stinken kann bei diesem großartigen Duft nun wirklich nicht die Rede sein.

Ich habe es nun öfter erlebt, dass ich bei Proben, die das erste mal auf meinem Handrücken landen, die am meisten mag, die ich direkt danach mit Naserümpfen und schwerer Enttäuschung von mir gewaschen habe.

Roja Elysium pour Homme war einer davon. Zuerst war er mir zu zitrisch und roch irgendwie nach Nimm2 Bonbons.
"Nichts besonderes" dachte ich und war sauer mir die Nase damit für einen anderen Roja, zumindest für die nächste Stunde versaut zu haben.

Ein paar Tage später habe ich ihn ein weiteres mal probiert - mit der Begründung, dass selbst die Probe so unverschämt teuer war, dass er nun einfach mal getragen wird. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung.

Beim Autofahren erwischte ich mich alle zwei Minuten, wie ich an meinem Handrücken roch und wusste nach wie vor nicht so genau woran ich eigentlich bin.
In jedem Fall hatte das Zitrische eine weitaus größere Struktur gewonnen und der Vetiver mit dem rosa Pfeffer machte es irgendwie leicht chlorartig.

Ich dachte wieder "na klasse, vom Bonbon ins Schwimmbad"...
Zugegeben, die beiden Noten sind jedes mal in meinem Kopf, rieche ich Elysium, aber inzwischen will ich gar nicht mehr ohne.

Der Vater eines Schulfreundes erklärte uns damals, dass Chlor eigentlich geruchsneutral sei und wenn wir wollten, dass es so bleibt, wir doch bitte den Pool verlassen, um die Toilette zu benutzen.

Stillschweigend hat sich wohl keiner von uns daran gehalten - wie Kinder so sind. Dieser Duft spiegelt diese Leichtigkeit für mich komischerweise wider, ein Stück harmlose Rebellion, wenn man so möchte.

Es ist ein unglaublich toller Duft, der so organisch riecht, dass ich den Preis schon fast für gerechtfertigt halte, fast.
Ob ich mir den Flakon noch zulege, weiß ich nicht.

In Anbetracht der Wirkung auf mich, kann es aber durchaus passieren. Der Duft ist sehr unique und hat für mich einen persönlichen Zugang zu positiven Erinnerung. Erst nach Besitzen dieser beiden Attribute kommt ein Duft für mich zum Kauf in Frage.

Ich kann Roja Elysium pour Homme jedem wärmsten empfehlen, der einen einzigartigen, unangepassten Duft sucht, der das gewisse Etwas inne hat-




5 Antworten
Diesero vor 5 Jahren 11 1
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Bewusstseinserweiterung - vom Kind zum Erwachsenen
Vorab muss ich sagen, dass ich bei keinem anderen Duft so einen Volltreffer gelandet habe wie bei Amouage Memoir. Dazu auch, dass dies mein erster Kommentar ist - diesen Memoir zu widmen, ist angesichts der Wirkung auf meine Wahrnehmung mehr als angemessen.

Leider geht mit dem Erwachsenwerden der Sinn für das Sein zu großen Teilen verloren. Verantwortung für sich und andere, Verpflichtungen und soziale Zwänge lassen uns oftmals vergessen, wie es war Kind zu sein. Alles schien neu und jeder Moment wartete mit neuen Eindrücken auf, die es zu bestaunen und zu erleben galt. Ein Gefühl voller Neugierde und Durst danach die nächste Erfahrung sammeln zu können.
Der erste Urlaub, der erste Kuss und überhaupt das erste Mal verliebt zu sein, waren Momente, die uns geblieben sind. Dinge, die danach passierten, werden verglichen und das nur, weil man schon im Augenblick des Geschehens weiß, diese auf die eine oder andere Art und Weise erlebt zu haben.

Manches im Leben dient als Vergleich und anderes im Leben wird verglichen. Darauf möchte ich später zurückkommen.

Ich glaube nicht besonders an das Zuschreiben von Eigenschaften aufgrund von Sternzeichen, doch als Waage finde ich stets den Ausgleich. Gefühle sind selten wirklich gut oder schlecht. Es findet sich eine Balance, ich würde fast sagen eine Art Gleichgültigkeit für die Umstände, in denen ich mich befinde. Als liefe der Film meines Lebens vor mir ab, während ich auf der Couch sitze und am Handy spiele - ich weiß worum es geht, aber diesen wirklich und mit echten Emotionen zu erleben, wäre etwas anderes und würde weit mehr auslösen.

Das Sein ging verloren, der Bezug dazu aufgelöst durch Gedanken an Karriere, Familie, Zukunft, Angst und Zweifel.

Auch wenn das letzte mal lange her ist, gab es für mich persönlich immer wieder eine Möglichkeit im Außen wie Innen Kind zu sein - Cannabis.

Wenn ich high war, legte sich der Mantel von Gedanken und was übrig blieb, war die pure Essenz des Seins, des Erlebens, des Momentes.
Lief ich im Licht der Laternen durch eine Sommernacht, spürte ich das Kitzeln im Bauch als wäre ich wieder 14 Jahre alt. Jede Gasse, jedes Haus strahlte mich an, jedes Gefühl, jeder Eindruck war neu - alles war wieder ein erstes Mal. Ich durfte wieder Kind sein. Naiv, verspielt und vor allem im Moment geborgen.

Als ich das erste Mal Amouage Memoir gerochen habe, dachte ich nur, dass dies so ein atemberaubend außergewöhnlicher Duft ist, der das Pendant zu meiner Vita bildet. Das war mein erster Eindruck.
Der Absinth, der Weihrauch, Basilikum und Estragon im Auftakt waren so wundervoll in einander gebettet, dass ich mich sofort in diesen Duft verliebt habe.

In dieser Sekunde durfte ich das Gefühl des Kindseins erleben, ich hatte etwas neues erfahren und fühlte wie der Duft meinen Körper durchströmte. Ich habe etwas derartiges noch nie erlebt und weiß nicht, wie diese extreme Reaktion zustande kommt. Was ich weiß ist, dass Amouage Memoir seit diesem Moment mehr als nur ein herausragendes Parfum für mich ist - er ist eine Brücke zu meinem inneren Kind, eine Erinnerung daran im Alltag inne zu halten, tief durch zu atmen und sich den Moment bewusst zu machen.

Amouage Memoir ist mein Vergleich, mein neuer Maßstab, an dem ich alle weiteren Düfte messen werde-
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