Doris32

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Rezensionen
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1 - 5 von 13
Doris32 vor 11 Jahren 5 2
10
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Sonnensattes Ocker im goldenen Spätsommer
Der zweite von mir getestete Duft aus der "scent on canvas"-Reihe passt hervorragend zum goldenen Spätsommer, den wir gerade erleben dürfen, denn sein Grundcharakter ist ein kräftiges Ocker, das so satt ist, wie der sonnensatte, wohlig-warme, aber nicht vor Hitze glühende Körper nach einem langen Nachmittag, den man an einem strahlenden Spätsommertag mit Nichtstun im Garten verbracht hat.
Die nach weißem Trüffel duftende leicht beschwipste Grundnote des Duftes erinnert an die Sommerfeste, auf denen man gerade noch getanzt hat, doch die holzigen und harzigen Noten gemahnen an den kommenden Herbst. Das Labdanum gibt dem Duft einen leicht melancholischen Touch: ja, der Sommer neigt sich für dieses Jahr dem Ende zu - doch wie süß sind diese letzten schönen Sommertage!
Die Künstlerin Mariona Esteba hat das passende Ölgemälde dazu geschaffen, eine leuchtende, strahlende Farbwelle aus den verschiedensten Gelbtönen, die an die sich allmählich färbenden Blätter der noch grün wirkenden Bäume denken lässt.
Für mich ist "Ocre Doré" viel tragbarer als der Lederduft aus dem Maler-Atelier "Brun Sicilien". Leider ist seine Sillage jedoch schwach und er ist ebenso flüchtig wie der diesjährige Sommer...
2 Antworten
Doris32 vor 11 Jahren 6 4
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Vom außergewöhnlichen Konzeptduft zum angenehmen Lederparfüm
Das Konzept der Duftreihe "scent on canvas" geht auf Béatrice Aguilar zurück, die bei der Firma Antonio Puig in Barcelona das Parfümhandwerk erlernte und mit ihrem Projekt eine Vereinigung von Malerei und Duft anstrebt.
Die Intermedialität von "scent on canvas" ist hier nicht als gegenseitige Bezugnahme und Reflexion des einen durch das jeweils andere Medium zu verstehen, sondern es handelt sich dabei eher um ein Gesamtkunstwerk, in dem das eine Medium das andere erst vervollständigt: das Visuelle gehört hier eindeutig zum Dufterlebnis dazu. Das gleiche gilt auch für das Wissen um die Inspiration, die Geschichte des Duftes.

Der Künstler Tano Pisano ließ sich von den Wandbehängen des florentinischen Palazzo Davanzati inspirieren und schuf davon ausgehend ein tiefbraunes Kaleidoskop geometrischer Figuren.

Der von der Springreiterin und Parfumeurin Alexandra Kosinski entwickelte Duft dazu ist ein herber, trockener Lederduft, dessen Name "Brun Sicilien" sich von der gleichnamigen Farbstufe auf der Palette des Künstlers ableitet.
Kopf- und Herznote des Parfüms werden dem Konzept entsprechend von einem an Ölmalfarbe erinnernden Duft dominiert, dessen Charakter etwa an Nez à Nez-Düfte wie Atelier d' Artiste oder Bal d' Afrique denken lässt. Die starke Künstlichkeit, die den Duft in diesem Stadium prägt, evoziert Bilder eines Ateliers: Paletten mit getrockneter Ölmalfarbe liegen umher und sorgen für eine gewisse Kratzigkeit; in Gläsern weichen Pinsel in Terpentin ein, und verbreiten einen stechenden Geruch. In der Erfahrung dieses Duftstadiums befürchte ich, dass Brun Sicilien eher ein spannender Konzeptduft als ein tragbarer Alltagsduft sei.
Doch geht es bei diesem Duft eben nicht nur um Kunst, denn nicht zu vergessen; die Kreateurin ist Springreiterin und von daher mit dem Duft nach Leder sehr vertraut. Und so steht die Farbe "braun" eben nicht nur für Malfarbe, sondern auch für natürliche Materialien wie Holz und Leder und auch die warme Körperlichkeit von Pferdehaar und Haut:

"the heat infused by wood as it burns on the fire, the warmth of horse’s hair transmitted to the rider’s body, the heat when wearing leather, and the warmth of a caress"

Zwar sind Leder, Holz und auch etwas leicht Verbranntes, Aschiges in diesem Duft stark präsent, jedoch empfinde ich ihn nicht als warm, sondern eher als herb. Ähnlich wie der klassisch ledrige Duft Knize Ten passt diese Herbheit prinzipiell eher zu Herren, kann aber auch an Frauen, die herbere Düfte bevorzugen passend wirken. Der Duft ist dabei nicht klar herb, sondern ihn zeichnet ein dunkles bitteres Zitrusaroma aus; er ist zudem sehr holzig und der deutlich herausriechbare schwarze Pfeffer verleiht ihm Würze.
Erst sehr spät im Duftverlauf, wenn die Basis fast erreicht ist, wird er weicher und runder, er ist nun angenehm ledrig, die Vanille kommt etwas raus, nicht zu stark, ein wenig ist der Duft nun mit Cuir Beluga vergleichbar, wenn er auch deutlich würziger und weniger vanillig sanft ist als jener - in diesem Stadium ist der Duft einfach nur ein schöner, angenehmer und tragbarer Lederduft.

Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, ob das Konzept, Malerei und Duft zusammenzubringen, hier aufgeht, kann ein Probenset mit einer Probe von jeweils 3ml von diesem Duft und den vier anderen Düften für 10 Euro (+ 2 Euro Versandkosten) auf der Homepage von scent on canvas bestellen.
4 Antworten
Doris32 vor 11 Jahren 12 4
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Die Süße einer exotischen Gewächshausblume
Düfte, die den Jasmin in den Vordergrund stellen, wirken oft sehr schwer und man hat fast das Gefühl, von ihnen erschlagen zu werden. Manchmal haben sie auch etwas sehr "Animalisches" an sich, und manche assoziieren den Geruch nach Haut oder nach Fleisch mit ihnen, während andere gar an Verwesung denken. Andere Jasmin-Düfte (insbesondere die aus dem Mainstreamsektor) unterstreichen hingegen die blumig-frische Reinheit der weißen Blüten des Jasmin - manchmal so sehr, dass der Jasmin so gezähmt wird, dass es schon wieder langweilig ist und sich das Parfüm kaum von anderen cremig-seifigen "Sauberdüften" unterscheidet. Jasmin Rouge driftet in keines dieser beiden Extreme ab.
Im Gegensatz zum Kommentar weiter unter wirkt das Parfüm auf mich wie ein Soliflor; die würzigen Noten und der Ylang-Ylang unterstützen lediglich den ziemlich authentischen Jasmin-Duft, sodass er sehr intensiv rauskommt. Die Wirkung auf die Umwelt ist dabei keinesfalls penetrant, denn die Sillage ist zwar gut, jedoch nicht allzu durchdringend.
Auf meiner Haut wirkte Jasmin Rouge leider etwas zu süß. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich ihn an einem sehr warmen sonnigen Tag im Wintergarten einer alten Villa trug und dabei des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass der von mir ausgehende Duft mehr Süße, Üppigkeit und Schwüle in sich trug als der einer exotischen Gewächshausblume. Ich werde den Ford-Duft im Herbst ein weiteres Mal testen, vielleicht wirkt er dann etwas weniger süßlich.
Jasmin Rouge ist als Unisex-Duft deklariert, und ich kann ihn mir aufgrund seines feinwürzigen Jasmin-Dufts gut an Männern vorstellen.
4 Antworten
Doris32 vor 11 Jahren 13 8
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein würziger Pudertraum!
Es zischt beim Aufsprühen, es ist, als würde man etwas in eine heiße, fettige Pfanne schmeißen. Scharf und frisch und sprühend wirkt der erste Eindruck. Sofort sind ganz viele Gewürze zu bemerken, Kardamom riecht man deutlich, und etwas Grünes, es könnte frischer Koriander sein. Ganz vegetarisch ist das, was da in der Pfanne brutzelt auch nicht, es riecht ein bisschen nach Tierhaut. Dann kommt ein Cremeduft auf: neben dem Koch steht eine Chinesin, die gerade ihr Gesicht mit Mandelcreme einschmiert -für jugendliche Haut bis ins hohe Alter. Mmhh – so leckere Mandeln, so ein schöner Cremeduft! Ihr Haar ist mit Blüten geschmückt, die duften auch sehr schön, vor allem die Orangenblüte, die der Koch ihr geschenkt hat. Während dieser noch ordentlich Salz in die käuterig-würzig duftende Pfanne streut, schlendere ich über den restlichen Markt. Ich komme an einem Stand mit antiken Holztruhen vorbei, sie verströmen einen holzigen, leicht modrigen Duft. Nebenan werden merkwürdig aussehende Tinkturen angepriesen. Es riecht hier erdig und trocken, bald erkenne ich den typischen Patchouli-Geruch, und auch das süßlich-holzige Aroma von Ylang Ylang. Der Obstverkäufer nebenan pult gerade einige Lychees auf, um sie einer Kundin zum Probieren zu reichen. Ich erkenne die blütenbeschmückte Frau von vorhin wieder, ihr starker Mandelcreme-Duft steigt mir erneut in die Nase. Und nun sehe ich auch, wo sie die Creme gekauft hat: es gibt hier einen herrlichen Stand mit allerlei Cremes und Schminke. Ich öffne eine der angebotenen Puderdosen, und darf mich sogar einmal einpudern. Ui, jetzt rieche ich aber stark nach Puder! Dieser Geruch wird mich so schnell nicht mehr loslassen. Und schon bin ich wieder beim Koch angelangt, das Essen ist fertig und ich freue mich auf das würzige Mahl!
8 Antworten
Doris32 vor 11 Jahren 15 5
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Unbeschreiblich weiblich
Im Seitenarm einer großen Shoppingstraße liegt ein kleines Straßencafé, an dem die Passanten, mit ihren Einkaufstüten behangen, vorbeilaufen. Ein Kurier verkauft die neuesten Neuigkeiten im Tabloid-Format, ein Rikschafahrer lädt seine touristische Kundschaft ab. All das stört das Pärchen im Café nicht. Sie sind ganz mit sich selbst beschäftigt. Wir sehen eine Frau in einem cremefarbenen Kostüm, eine Sonnenbrille im Haar, eine filigran gearbeitete Armbanduhr aus weißgold an ihrem Handgelenk, das auf einem riesigen Strauß Blumen ruht, den er ihr mitgebracht hat. Jung ist diese Frau nicht mehr, sie hat schon einiges erlebt, trägt viel Verantwortung in ihrem Leben, sie wirkt ziemlich „put together“, wie man jenseits des Atlantiks so schön sagt. Sie strahlt über das ganze Gesicht, als sie ihr Gegenüber ansieht und dann genußvoll ihr Himbeersorbet verspeist. Alle Last scheint von ihr zu weichen. Auf diese Begegnung hat sie lange gewartet. Mit Bedacht hat sie, bevor sie zum Rendezvous aufgebrochen ist, aus all den Düften, die auf ihrem Schminktisch aufgereiht stehen, Idylle ausgewählt. Mit diesem Duft fühlt sie sich nicht nur schön, sondern ausgeglichen, entspannt, einfach unbeschreiblich weiblich. In einem Bett aus weichem Moschus liegen viele helle Blüten, auch einige Himbeeren machen sich bemerkbar, und anderes Fruchtiges. Geerdet wird der zarte Duft durch das Patchouli. Nie wirkt der Duft grell, aber er ist doch deutlich wahrnehmbar. Er schmeichelt der Trägerin, wirkt hell, freundlich, sauber und harmonisch. Mit diesem Duft kann man nichts falsch machen, er ist der perfekte Duft fürs Date, aber auch auf der Arbeit wirkt dieser Duft sehr passend. Oder beim Firmenfest. Oder auf dem Familienfest. Oder beim Plausch unter Freundinnen...
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