DrPablo

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1 - 5 von 54
DrPablo vor 5 Jahren 21 3
Hier kommt ein JOOP!
In Anbetracht der parfümistischen Entgleisungen die nach Nightflight unter der Marke JOOP! erschien, die man nur als billigste Anbiederung an das Publikum verstehen kann, ist endlich wieder ein Parfüm auf den Markt gekommen, das sich eben NICHT in die unendliche Reihe der gerade modern aqua-intense-black-night-summer-invictus-olympea-zuckerwatte-ozone-amber xtreme Belanglosigkeiten einreiht. Nun gut, vom Namen sollte man sich auf keinen Fall in die Irre führen lassen, der ist so grotesk wie falsch, wie die Verpackung billig ist. Aber der Flakon in seiner Form und der Inhalt, mit seinem pfeffrig, trocken-würzigen, pudrig-ambrierten Duft sind eine so eindeutige wie gelungene Reminiszenz an die frühen JOOP! Parfüms. Parfüms, die, so umstritten sie auch gewesen sein mögen, heute zu den "Klassikern" gezählt werden müssen. Produkte, die im Gegensatz zu den heutigen "Düften", die Bezeichnung Parfüm noch zurecht getragen haben. JOOP! Homme Absolute hebt sich angenehm vom gängigen Mainstream ab, weil es verstanden wurde an die (JOOP!) -Tradition anzuknüpfen, das Thema in modernisierter Form wieder aufzugreifen. Das ist erfreulich und erstaunlich. Und sehr mutig, denn der Einsatz und das Risiko sind im heutigen übersättigten Markt sehr hoch. Keiner möchte Verantwortung übernehmen und so muss alles auf größtmögliche Massenkompatibilität getrimmt werden. Ein Prozess, bei dem am Ende das individuelle und uniforme, dem Massengeschmack entsprechende Produkt herauskommen soll. Das also allen gefallen will. Übrig bleibt dann aber nur eine von jeder Seele und jedem Geist befreite absolute Unerheblichkeit. Selbst die "Nische" wird zur nur noch das vermeintlich Andere suggerierende Kulisse vor der üblichen, totlanweiligen Soße degradiert, natürlich zum dreifachen Preis. Und daher ist, im Zeitalter des post kapitalistischen absoluten Überflusses, in dem jedes letzte Produkt nur noch belangloser und unnötiger ist als das vorletzte, ein aus dem Schema F fallendes Produkt, wie hier das JOOP! Homme Absolute, etwas das gefeiert werden muss und daher eine Notiz wert.

3 Antworten
DrPablo vor 5 Jahren 5 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Gefahr im Verzug
Die zum Verbot von Eichenmoos und Lyral erlassenen EU-Richtlinien sind ab 2019 bindend und greifen gerade im Markt. So wird es jetzt ist, wird nie wieder sein.
Aber Eichenmoos und Lyral sind "indispensable" auch in diesem Parfüm. Und für den Hersteller ist es ein willkommener Vorwand, die Herstellung aus ökonomischen Gründen ganz einzustellen. Es ist Usus, das die Industrie neue Vorgaben nutzt, um ungeliebte Klein(st)mengen wegzurationalisieren. Die Rezeptur zu überarbeiten bedeutet eben (zu) viel Aufwand.
3 Antworten
DrPablo vor 9 Jahren 2 3
5
Flakon
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
nur gute Ideen werden geklaut
Falls man etwas mehr Geld in der Tasche hat empfehle ich, sich lieber gleich für das Original zu entscheiden: Manifesto von Yves Saint Laurent.

10.11.2014
Entschuldigt bitte.
Ich muss mich korrigieren: habe am Wochenende "Allure sensuelle" von Chanel gerochen - also das ist das Original (wenn man davon absieht, das es wie "Nivea Creme" riecht).
YSL Manifesto also auch bloß "gekupfert".
3 Antworten
DrPablo vor 10 Jahren 23 8
2.5
Flakon
2
Duft
Yves ist tot.
Das Opium, welches jetzt in den Parfümerien als "Opium" verkauft wird, hat mit dem Parfüm Opium von 1977 außer dem Namen gar nichts mehr gemein.

Das Meisterwerk, das in den 1970iger Jahren die orientalischen Noten wieder modern gemacht hat, basiert auf dem Akkord:
Patchouli/Eugenol/Benzylsalicylat/Vanille,
der von Jean Carles in den 1930iger entwickelt wurde (Tabu, Dana 1932, viel weniger süß). Dieser Akkord ist Grundlage vieler weiterer Meisterwerke (z. Bsp. Youth Dew, Estèe Lauder, 1953; Jacomo de Jacomo, 1980; Havanna, Aramis, 1994) und zieht sich so durch die gesamte Parfümgeschichte.

Leider ist Opium jetzt Geschichte. Die Reformulierung hat vom ursprünglichen Duft nichts erhalten. Man kann nur spekulieren, warum dieses Kunstwerk zerkloppt wurde. Würde Yves Saint Laurent noch leben, hätte man es nicht gewagt, dieses Meisterwerk zu zerstören. Was bleibt, ist die Erinnerung. Aber die wird verblassen.
8 Antworten
DrPablo vor 10 Jahren 31 12
5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
1
Duft
Wer Erfolg hat, der hat Recht*
Auch wenn ich wieder ein mal eine völlig konträre Meinung zu den meisten anderen hier vertrete: das rosa Zuckerwassser ist nichts anderes, als eine auf den Massengeschmack zugeschnittene Soße.
Bedeutete 1992 Thierry Muglers "Angel", mit dem Akkord von Cassis (Schwarze Johannisbeere), Zuckerwatte (Ethylmaltol), Patchouli, Vanille und Moschus noch eine Revolution der Duftwelt, ist er im Jahre 2014 einfach nur noch langweilig und abgeschmackt. Zu mal hier noch mehr Ethylmaltol und Vanille, dafür aber weniger Patchouli verwendet wurde, damit auch noch die letzte Ecke oder Kante, die einen Duft interessant, aber sperrig machen könnte, überdeckt wird. Aber wie man sieht: der Akkord funktioniert immer. Leider.

*Aus einem Kinderbuch von James Krüss.
12 Antworten
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