Dreamwalker

Nachdem ich mir die Inspiration zum Duft durchgelesen hatte, welcher die Küsten auf Korsika (auch bekannt als die parfümierte Insel) einfangen sollte, also das Zusammenspiel aus Meer, Felsen und Wäldern, war ich gespannt den Duft zu testen.

Ich rechnete mit einem helleren bzw. frischeren Oud Mineralé mit grünen Tönen. Mit Vorfreude hielt ich meine Nase an das Handgelenkt und… wait what?! Ein leicht süßer Weihnachtsbaum mit Weihrauch?! Verwirrt rümpfte ich meine Nase und wusste zuerst nicht, wie ich die Situation beurteilen sollte, liegts an mir oder doch am Duft? Mein erster Eindruck: komplette Themenverfehlung des Duftes, aber trotzdem positiv überrascht von der Natürlichkeit der Tannennote, sowie dem angenehmen Duftverlauf, aber mit einer Insel hat das mal so gar nichts zu tun, dachte ich, vorerst.

Doch dann die olfaktorische Erleuchtung! Nach mehreren Tagen testen und wiederholtem Riechen (und natürlich mit dem Wissen der Inspiration hinter dem Duft), kann ich mir schon langsam die vorhin genannte Insel vorstellen. Bei genauem hinriechen hat das dominierende Gemisch aus Tanne, Kiefer, Weihrauch und Süße etwas leicht salziges an sich, was wahrscheinlich durch die zitrischen Noten verursacht wird. Im Kopf setzt sich nun ein Bild einer Felswand, die Meer und Wald trennt zusammen. Es ist 6 Uhr morgens im Juli, die Wellen bringen eine kühle Brise mit sich, welche über die Felsen weht. Die Sonne beginnt zwischen den Bäumen hindurchzuscheinen und der Nebel legt sich. Es erschließt sich jedoch nicht, ob dies auf realem Boden oder einer surrealen Trauminsel stattfindet. Aber genau das macht den Duft für mich so speziell, er bringt etwas artistisches und magisches mit sich.

Jedes Mal, wenn ich den Duft aufsprühe sehe ich genau dieses Szenario und er wirkt einfach beruhigend und, komischerweise, trotz der Süße, irgendwie erfrischend.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob mein Umfeld dasselbe Bild im Kopf hat, wenn es den Duft riecht (und das wird es bestimmt bei dieser enormen Haltbarkeit und Sillage). Ich bezweifle es aber stark und es wird wohl beim gut duftenden Weihnachtsbaum bleiben, aber sei‘s drum solange es gut riecht!

Da John Varvatos – Artisan Pure schon länger auf meiner Wunschliste stand und das Gerücht immer lauter wurde, dass der Duft womöglich eingestellt ist/wird, habe ich mich zu einem Blindkauf hinreißen lassen und mich rein auf die Kommentare und Statements hier verlassen und wurde nicht enttäuscht!

Für mich neben Creed’s Virigin Island Water einer der Düfte der ein „Cocktail zwischen Palmen am weißen Standstrand“-Feeling aufkommen lässt. Wie schon mehrmals hier erwähnt sollte man sich von der zitrischen „Klostein“-Kopfnote nicht abschrecken lassen, diese wird nach der Zeit um einiges angenehmer (auch wenn sie ihr synthetisches Dasein beibehält, was jedoch nicht wirklich störend wirkt). Später im Duftverlauf werden die Zitrusnoten weichgewaschen und die weiß-florale/holzige Basis kommt in den Vordergrund. Diese bringt eine leichte Süße und Cremigkeit mit, doch der Duft wird keineswegs erdrückend, sondern bleibt erstaunlicherweise ziemlich erfrischend.

Die Sillage würde ich an meiner Haut als moderate einstufen, kein Biest aber auch nicht unriechbar für andere, zumindest in den ersten 2-4h. Die Haltbarkeit ist ziemlich gut und der Duft begleitet mich um die 8h+.

Meiner Meinung nach einer der besten Sommerdüfte für tagsüber und ein toller Immergeher, also wenn man nach einem zitrischen unisex Sommerduft sucht, kann man hier fast nichts falsch machen (noch dazu mit den Preisen für das 125ml Flakon fast schon ein „no-brainer“).