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vor 10 Jahren - 19.09.2014
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Sequel - Parfums, Die Die Welt Nicht Braucht

Mein erster Blog, und es geht ausgerechnet um Sequels.

1.

Gespräch Unter Freunden (Bitte nicht lauschen. Aber lesen dürft Ihr ;-)

Er: „Hi. Gut, daß ich dich treffe. Du bis' doch'n Parfum-Freak. Hab' da mal 'ne Frage. Kennst doch bestimmt Cool Water, ne? Hab' letztens 'ne Probe bekomm'. "Cool Water - Noch Was". Was kann das gewesen sein?"

Ich: „Von Cool Water gibt es etliche Versionen. Wie hat es denn gerochen? Welche Farbe hatte der Flakon? Die Flüssigkeit? Versuch' den Duft zu beschreiben. Fruchtig, spritzig oder so. Kurz, wie war der Duft für dich?"

Er: „GEIL! Roch aber anders als Cool Water."

2.

Sequel: "Parfums, die die Welt nicht braucht"

Dieses Gespräch fand tatsächlich (in ähnlicher Form) vor einiger Zeit zwischen einem lieben Arbeitskollegen und mir statt. Ihr könnt Euch vorstellen, wie es ausging: Er war verwirrter als vorher und ich resigniert. Resigniert, nicht weil ich ihm nicht weiterhelfen konnte, sondern wegen all der Sequels eines Parfums, das Duftgeschichte geschrieben hat; und allein durch ihr Dasein ihrem Urvater das Leben schwer machen. Natürlich machen sie auch anderen Klasse-Düften kleinerer Marken das Leben schwer, weil sie wertvolle Regalflächen rauben, nur weil sie eben der 19.! Aufguss eines guten Duftes sind (der 38. Aufguss, wenn man die Damenlinie hinzurechnet!). Nur mal zum Vergleich: selbst die besten Grüntees der Welt geben 'nur' fünf bis sechs Aufgüsse her.

Jedenfalls plagt mich das Trara um die Sequel-Düfte schon längere Zeit so sehr, daß ich vor ein paar Tagen einen Traum in diesem Zusammenhang hatte. Wenn der Traum nicht so lustig gewesen wäre, würde ich jetzt sagen, daß es ein Alptraum war.

3.

Der Traum: "Dougras"

Ich befinde mich an einem fremden Ort. Belebte City in einer Großstadt. Alles sehr futuristisch. Lauter Wolkenkratzer und ostasiatisch aussehende Menschen um mich herum. Das kann ja nur Tokio in der Zukunft sein, denke ich mir. In der Ferne sehe ich an einem Wolkenkratzer einen Schriftzug, der mir vertraut vorkommt. Instinktiv laufe ich hin und kann die Schrift in hellgrünen, geschwungenen Lettern erkennen: "Dougras" (als hätte man das Blau aus den Buchstaben herausgelogen). Daneben sehe ich die asiatischen Schriftzeichen 博物館. Bevor ich mich mich frage, was sie wohl bedeuten, kann ich auch schon riesige Parfum-Facticen an den Schaufenstern erkennen; auch an den oberen Etagen, so hoch mein Auge reicht. Es kommt mir wie ein Traum im Traum vor, als ich die Flakons von "Ebène", "Berlin", "Deep Forest" und vielen anderen sehe. Bevor ich den Laden betrete, schaue ich nach, ob ich überhaupt Geld bei mir habe. Nun erst merke ich, was ich für einen tollen Zwirn anhabe. Bestimmt "Armani", "Dior", "Kiton" oder so, denke ich mir. Der Etikett verrät aber: 聚酯 - 布片 / JUZHI - BUPIAN, und ein Blick in meine Börse zeigt die Amex Platin Card. Also Einkaufen nach Lust und Laune, Yippie. Ich betrete den Laden und spreche die nette, einer Geisha ähnelnde Verkäuferin an und verbeuge mich leicht:

4.

Das Beratungsgespräch der Zukunft

»Konnichiwa.«

Die junge Frau lächelt verschämt, schaut auf den Boden und sagt:

- »Abel, mein Hell. Das ist japanisch. Wiel sind in China. Hiel splicht man mandalin. Abel keine Solge, ich spleche auch Ihle Splache.«

Die misslungene Begrüßung kurz zuvor versuche ich wettzumachen indem ich sage:

»Wo ai ni.«

Diesmal errötet die Dame und antwortet leise kichernd:

- »Abel, mein Hell. Das ist zwal mandalin, bedeutet abel "Ich Liebe Dich". Sie meinen sichel "Nihao".«

Darauf ich:

»Ja, genau.«

- »Wie kann ich Ihnen helfen, mein Hell?«

»Was haben Sie für ein Sortiment hier? Haben Sie auch ältere Raritäten? Mainstream? Nische?«

- »Alles. Wiel fühlen alles, was jemals ploduzielt wulde. In den elsten acht Geschossen haben wiel die aktuellen Palfums. In den obelen 80 Geschossen sind die Sequel-Düfte.«

»SEQUER? Noch nie gehört von der Marke. Anscheinend sehr erfolgreich, die Marke.«

-»Oh nein, oh nein. "Sequel", mein Hell, nicht SEQUEL. Sie wissen schon; die Foltel- ääh ... Foltsetzungsdüfte.«

»Ach. Schade. Ich bin mehr auf der Suche nach den Schätzen der Parfum-Geschichte. Solche Düfte wie "Drakkar" oder "Macassar".«

- »Die gloßen Palfums deel Velgangenheit fühlen wiel in unselen achthundelt Untelgeschossen.«

»Wo haben Sie dann "Le Male", bitte?«

- »Das Oliginal ist in deel dleihundeltdleiunddleißigsten Unteletage. Die hundeltdlei Sequel-Düfte sind im fünfunddleißigsten Obelgeschoss.«

»Ich hoffe, Sie haben auch die ganz alten Sachen wie "Chypre" von Coty?«

- »Abel natüllich. Wiel fühlen sogal Aqua Milabilis in deel Ulvelsion.«

»Ja, das waren noch Zeiten, als es einen Duft gab, der auch sich selbst treu blieb. Keine 100 Ableger brauchte, um gut zu sein.

- »Hundelt? Von Cool Watel gibt es 1001 Sequels. Und wiel müssen sie alle fühlen.«

»Wie kam es nur dazu, daß es so viele Sequels gibt?

- »Nun, mein Hell. Das ist eine melkwüldige Geschichte. Es begab sich zu jenel Zeit Ende des zweiten Jahltausends, daß eine amelikanische Flau sich am Alm klatzte und in Singapul ein Baum umfiel. Dann velbat Eulopa Ledel im Palfum. Dalaufhin begann man mit velmehltel Ploduktion von Sequels. Denn ein, zwei Jahle spätel könnte es sowieso velboten welden.«

»Moment mal. Das ergibt doch keinen Sinn. Was hat das mit umfallenden Bäumen in Singapur zu tun?«

- »Das velstehen wiel auch nicht, mein Hell. Denn auch hiel in China fallen ständig Bäume um. Abel niemand kümmelt sich dalum :-( «

In diesem Moment entstand eine kleine Pause. Die junge Chinesin schaute auf den Boden und schwieg, doch ihr Körper sprach Bände. Obwohl sie kein Wort sagte, hörte ich sie schreien:

„Kümmelt euch um Klima und Umwelt.

Das ist unsele Gesundheit welt.

Nicht um schöne Düfte.

Das sind doch bloß nul Gelüchte."

Ich konnte den leidenden Ausdruck in ihrem hübschen Gesicht nicht ertragen. So versuchte ich, sie mit einer Frage von ihrem Schmerz abzulenken. Mir wäre jede Frage recht gewesen, selbst wenn ich sie nur nach ihrem Namen gefragt hätte. Doch zum Glück fiel mir eine fachbezogene Frage ein, die ihre Stimmung tatsächlich anzuheben vermochte:

»Aber bei all diesen traurigen Hintergründen muß es doch auch schöne Sequel-Düfte gegeben haben. Können Sie mir ein solches Parfum nennen?«

- »Oh ja, mein Hell. Del 888. Sequel von Shalimal wal ein gloßaltigel Duft: "Shalimal - Ode à la Vanille - Suel la loute du Cambodge - Oud à la Vie et l'Amoul - En Lose Noile de Madagascal"

»"Shalimar - Ode à la ... " WIE?«

- »Nein nein, mein Hell. "Ode à la Vanille ..." und "Oud à la Vie ...".«

»Ahaa. Schöne Düfte gibt es eben immer wieder mal. Aber da drängt sich mir schon die nächste Frage auf: Wie kam es nur zu diesen langen Namen bei Parfums?«

- »Sehl gute Flage, del Hell. Dalübel müssen wiel mal leden. Abel bitte in Ihlem nächsten Tlaum. Wiel schließen nämlich gleich. Die Sonne geht bald auf. Abel beim nächsten mal stehe ich wiedel zu Ihlen Diensten.«

»Versprochen?«

- »Velsplochen :-).«

»Okay. Danke. Dann werde ich mich jetzt verabschieden. Und beim nächsten mal werde ich sicher so Einiges kaufen. Aber wenn ich wieder komme; nach wem soll ich fragen? Wie heißen Sie, bitte?«

- »Zho Ang Pal Feung ist mein Name. Und ja, kaufen können Sie hiel nichts. Dies ist ein Museum.«

»So ein Parf... ääh, schöner Name aber auch«

- »Danke schön, mein Hell. Auf Wiedelsehen.«

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