Duftreise

Im Jahr 2004 stand ich mit schmalem Budget im Douglas vor der Wahl: Gucci Homme oder Eau d'Issey. Es ist dann letzterer geworden. Die Geschichte des Issey gehört hier nicht hin, sie verlief sehr freundschaftlich, soviel sei verraten. Der Gucci lief mir erst wieder über den Weg, als anlässlich der Einstellung des Gucci II das Doppel-Lamenti ausbrach. Den Gucci II hatte ich noch im Ausverkauf getestet und für ganz o.k. befunden. Die Neugierde sorgte dann für eine Vintageabfüllung der Nummer 1 und siehe da: Reue stellte sich ein. Er ist sowas von aufregend und tatsächlich erinnere ich mich gut an 2004, ich fand das auch damals, aber ich hatte nicht den Mut zuzugreifen.
Nun, was begeistert an ihm: Er ist einfach anders und doch unfassbar ausgewogen. Weihrauch-holzig-würzig, leicht süß, aber nicht zu sehr, bisschen blumig und zitrisch, aber weit von einem Kologne entfernt.
Er verschafft das fantastische Gefühl, ein paar cm zu wachsen, die Schritte sind leichter, man ist präsenter. Es wäre interessant, kontrafaktisch die eigene Biografie als was-wäre-wenn zu kennen. Wäre das Leben (an dem ich nichts auszusetzen habe!) anders verlaufen, hätte ich mich für ihn entschieden?
Tja: Hätte-hätte-....

O.k., er ist ein Schwieriger. Der Kopf bei der Erstbegegnung Leukoplast (Campher? Eukalyptus?). Puuh, medizial. Beinhaltet auch angenehme Assoziationen: gut verarztet werden. Dann aber wunderbare trockene (Tube)rose. Leicht. Ist das möglich, leichte Blume und doch männlich? Ja! Bei einem Blacktie-Anlass bringt er das exaltierte Gefühl rundum angemessener Präsenz. Und zwar Winters wie Sommers. Weit ab des Mainstreams und doch gefällig-unaufdringlich im Verlauf. Der allerdings auch ohne weitere Wandlung. Für die Tanzfläche besser noch einen Sprühstoß aus der Taschenabfüllung nachlegen. Nahezu kein drydown, dennoch am Folgetag das Smokinghemd angenehm frisch.