EauSavage

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EauSavage vor 2 Jahren 32 31
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Duft
Das Amberhäuschen im Neroliwald.
Ein neuer Bianchi bedeutet für mich immer einen Besuch bei meinem Duftdealer und Veedelsnachbarn Holger Dubben in seiner Duftkunsthandlung. Und so hat er mir vorgestern einen kräftigen Schuss Libertine Neroli gesetzt.

Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu Divine Perversion unter ihrem neuen Label Hedonik zuletzt, ist das hier wieder ein echter Bianchi. Francescatastisch sirupig und expressiv und irre markant eigen!

Der Name ist Programm, vermutlich steht er deswegen so plakativ fett auf dem neuen, etwas plumpen Label: Neroli ist von Anfang bis Ende prächtig und prominent, erst im Nachklang des Extraits am nächsten Morgen ist es nur noch eine Erinnerung. Aber es ist bianchisiertes Neroli und es wandelt sich, erst wird es gewandelt, dann wandelt es die Noten der Basis.

Von den zitrischen Kopfnoten angestrahlt betritt ein Neroli-Koloss die Bühne. Aber hier ist keine Sommerzitrik, keine kühle Erfrischung. Hier ist Orange, aber Libertine Neroli ist kein Fruchtduft, nein, nein, sowas Banales war auch nicht zu erwarten. Stattdessen strahlt golden leuchtend eine Melange, die ich in erster Linie als warme gleichzeitig herbe florale Eleganz "Pour Madame" verordne. Nie bitter, aber mit selbstbewusster, stolzer Sinnlichkeit.

Kein rosiger Rosenduft hier und die Iris packt weder Lippenstift noch Puder aus und sie ist hier auch nicht so typisch bianchibutterig, ich höre sie eher als weitere Musikerin im Trio Florale, wobei die Substanz des Duftes immer den Eindruck erweckt als sei jedes Instrument mehrfach besetzt, so volltönend ist der Klang.
Und selbstverständlich sind hinterm Vorhang die restlichen Musikanten schon zu vernehmen und wenn der Vorhang gelüftet wird, rieselt ganz kurz und nur ein kleines bisschen Vanillestaub von den Stangen, man kann ihn kaum sehen. Und dann ertönt die Ambersinfonie. Ja. Amber! Steht da nicht in den Noten, aber was auch immer Signora Bianchi neben Benzoe und Labdanum noch verwendet, ich bekomme Amber und das mehr als ich auf Leder sitze oder auf Moos wandel.

Hier möchte ich anmerken, dass Dealer Dubben nach seinen ersten Eindrücken von mir befragt, Leder deutlich wahrnimmt. Vielleicht ist es mir derbem Kauz zu leise, ich nehme es nicht als prominente Note am Frühabend des Mittags, an dem ich Libertine Neroli gesprüht bekam wahr. Erst am späten Abend zur Nacht und am Morgen danach sind die Übrigbleibsel eindeutiger moosig und ledrig.

Das Leder ist ein frisches, helles Leder, aber ein warmes, kein Neuwagenleder. Das Moos eher erdig als feucht-grün. Ach ja, und das Amber ist kein süßes, die oben erwähnte Vanille flackert nur ganz kurz am Horizont auf, und es ist auch kein orientalisches. Es ist ein wohliges, aber nie zu gemütliches Amber, dafür sorgt der Free Jazz, den die Floralik und die mysteriösen 'animalischen -' und Basisnoten beisteuern.

Ich nehme mal Bezug zu mir wohlbekannten Bianchis: Libertine Neroli ist weniger dunkelgrün, erdig und bitter als Etruscan Water und hat eine andere, auch geringere, jedenfalls weniger fleischliche Animalik als Under My Skin, aber ist auf seine eigene Art nicht weniger weich und sinnlich. Von der Narkotik des The Lover's Tale sind wir eine Duftwelt weit entfernt, aber - hach! - sehr betörend isses schon!
31 Antworten
EauSavage vor 3 Jahren 25 11
Bianchi on the rocks
Als ich meinen Nischenduftdealer im Veedel fragte, wann er den neuen Goodsir Corpus Equus erwartet, informierte er mich wohlwissend um meine Duftfetische über diesen neuen Bianchi und ihre neue Marke. Da war ich direkt hot. Dann erwähnte er den Namen - "Divine Perversion" - und jetzt war ich horny. Ein Bianchi mit diesem Namen! Und mit Leder! Yes! Das muss es doch sein. Gedanklich hatte ich ihn bereits vorbestellt.

Wieder zuhause ab ins Netz. Hmm, der Marken- und Duftname auf diesem Flakon so und überhaupt. Ist das nicht doch alles was zu plakativ? Weitergelesen, der Hedonik Store war noch nicht freigeschaltet, die Instagram-Seite dazu auch nicht, aber als es dann soweit war und ich die zusätzlichen Leder-Accessoires sah und das Fashion-Konzept zur Marke, da wuchs meine Skepsis. Zum Glück hatte ich ihn ja nicht vorbestellt.

Dann durfte ich zwei Tage mit dem Duft verbringen - vielen Dank, lieber Herr Dubben!

Divine Perversion startet mit einem ganzen Korb prächtiger, reifer Himbeeren, der rosa Pfeffer gibt den üppigen Früchten genug 'Pfeffer', dass keine Marmelade gelöffelt werden muss, hier wird mit prickelndem Himbeersekt angestoßen. In einem Interview nennt Francesca Bianchi diese Eröffnungsphase "sparkling sweetness". Klasse!
Für mich kommt auch schon früh die Rose aus dem Herz dazu, vom Leder bekomme ich die ersten Stunden nichts bis kaum etwas, aber sicher dient es untergründig, vielleicht fängt es auch die Künstlichkeit der per se synthetischen Fruchtnote ab. Jedenfalls ist das Leder laut Bianchi eine vertikale Note, die von Anfang bis Ende dominiert.
(Übrigens, sollte jemand ob der Kombi von Leder und Himbeere an Tuscan Leather & Co denken, vergesst es, Divine Perversion ist nicht in Sprühnähe.)

Die erwähnten ersten Stunden sind ganz schön lang, das sind keine Kopfnoten, das sind Dickkopfnoten. Die Himbeere ist drei, vier Stunden deutlich präsent und erst dann kommt mit der Irisbutter etwas vom gewohnten Bianchi-Feeling auf. Die Rose ist mit dieser Zeit gewachsen und ja, da ist auch Karamell, aber es ist dunkel und leicht salzig, kein gourmandiges Karamell. Dankeschön, liebe Francesca!
Die Herznote ist eher ein fließender Übergang und zügig verschmiltzt alles mit der - wirklich wunderschönen, sanften Basis. Bis dahin ist längst mehr Leder eingetroffen und macht sich zunehmend breiter, es ist neues, helles Leder und in Harmonie mit Holz und Amber geht das Extrait in ein langes Verbleiben. "Animalische Noten" nehme ich hier nicht mehr wahr, auch deren Erwähnung in der Duftpyramide hilft da nicht bei.

Divine Perversion ist als Konzeptduft absolut gelungen. Bei der Marke Hedonik geht es um "Pleasure, elegance and sensuality" und all das finde ich im Duft wieder. Ob man den so liebt, dass man ihn divine findet, ist Ansichtssache, jedenfalls kam so das 'Divine' vor das 'Perversion'. Ein befreundeter Tester oder testender Freund fand ihn nämlich divine.
Perversion, nada. Das ist ein sehr sinnlicher Duft und für mich gerade noch substanzvoll markant genug, um ihn unisex einzuordnen. Meine Prognose ist aber, dass ihn mehr Frauen als Männer tragen und lieben werden.

Francesca Bianchi hat in diesem Interview gesagt, dass Divine Perversion nicht so gewagt oder kühn ("daring") sei wie The Lover's Tale oder Under My Skini, aber ebenfalls eine gewisse Animalik mitschwingen würde, aber "more relaxed".
Ich passe hier. Wer in meine Sammlung schaut, versteht mich sicher besser, jedenfalls fehlte mir hier die Wucht und Tiefe, die ich an meinen Bianchis so sehr bewundere. Die Himbeerstunden dauern mir zu lang, die Herzphase zu kurz und die späte, lange Basis ist für mich vor dem Hintergrund meiner Sammlung nicht speziell genug.

In diesem Fall gebe ich (noch) keine Duftbewertung ab. Als Match zum Konzept wäre das eine 10 für mich, eingeschätzt als Duft jenseits meiner Vorlieben mindestens eine 8, gemessen an meinen vorfreudigen, falschen Erwartungen eher eine 5 oder 6, aber das wäre irgendwie auch nicht richtig.

Zwei Tage nach diesen zwei Tagen, noch in derselben Woche, traf dann Corpus Equus ein und ist wehenden Schweifes in meine Sammlung galoppiert.
11 Antworten
EauSavage vor 3 Jahren 37 11
9
Flakon
8
Haltbarkeit
10
Duft
Égoïste. Excentrique. Humaniste.
1990. Nach den epochalen Klassikern Pour Monsieur von 1955 und Antaeus von 1981 erst das 3. Parfüm für Männer aus dem Hause Chanel. Und der erste Männerduft mit Sandelholz als dominanter Note. Und wieder ein Meilenstein.

Ich persönlich finde Égoïste gar nicht bemerkenswert egoistisch, dieses Attribut schreibe ich viel mehr meinem geliebten Antaeus als ihm zu. Vielleicht ist 'Kompromisslosigkeit' ein passenderes Wort für die Haltung, die ich hier meine. Ich würde Égoïste stattdessen Excentrique nennen, aber dann wäre er unter Garantie nicht so ein Erfolg geworden.

Mir ist nicht bekannt, ob die folgenden Motive zur Namensgebung beigetragen haben, aber im historischen Kontext war Égoïste - der Name wie der Duft - eine echte Ansage. Es waren damals schlimme, neue Zeiten für unser Geschlecht, denn gleich zwei große Wellen drohten, uns unter ihnen zu begraben: Die 3. Welle der Frauenbewegung brandete mit beißender Gischt mächtig an unser Ufer und stellte unser Geschlecht gleich mal ganz in Frage. Und zwei Jahre zuvor hatte mit Cool Water der aquatische Tsunami seinen Ursprung gefunden, wir Männer rochen nicht mehr nicht, weil wir uns geduscht hatten, nein, wir sollten jetzt qua Parfum dokumentieren, dass wir es wirklich getan hatten. Und das Hemd sollte jetzt auch nicht mehr soweit aufgeknöpft werden, wozu auch, so wie der moderne, aquatische 'Mann' duftete, war die Grundannahme ohnehin, dass er sich das Brusthaar bereits vorsorglich konform abrasiert hatte.

Was sollte das alles, wie hat es überhaupt so weit kommen können und wohin sollte das bloß noch alles führen? Vielleicht hat sich Jacques Polge, der zuvor Antaeus erschaffen hatte, dies auch alles gefragt.
Nun, wie auch immer, 'Égoïste' sprach jedenfalls mit seiner grandiosen Werbung ganz bestimmte Grundbedürfnisse an. Ich jedenfalls muss noch den Geschlechtsgenossen kennenlernen, der nicht am nächsten Morgen von sage und schreibe 35 Balkonen von wunderschönen Drama-Queens als Egoist verdammt werden möchte.
Der Égoïste-Mann, lediglich an seinem behaarten (!) Arm erkennbar, öffnet die Lamellentüren nur einen Spalt und stellt inmitten des ganzen Theaters einfach ganz cool den Flakon auf die Balustrade. Mehr gibt es schließlich dazu auch nicht zu sagen.
Und so wie der Egoist sein Ding macht, so war Égoïste jedenfalls einmal wieder der Beweis, dass Chanel unbeirrt seinen eigenen Weg geht.

Égoïste beginnt mit Holz und endet mit Holz. Der exzentrische Paukenschlag beginnt mit Rosenholz, das nur deswegen nicht zu stechend duftet, weil es von Mahagoni beflankt gemildert, von Mandarine erfrischt und von Koriander gewürzt wird. Die letzten drei Noten nehme ich einzeln kaum bis gar nicht isoliert war, sie dienen dem Gesamtklang. Und fast schon unmittelbar ist das Sandelholz in der Umlaufbahn und wir sind dem Herzen schon ganz nah.
Nun wandelt Égoïste sich und auf Sandelholzsplittern wächst eine dunkle, wunderschöne Rose. Und nein, es riecht nicht rosig. Wer die leicht trüffelige, schwarze Rose aus Dior Homme Parfum kennt, der weiß, wovon ich spreche. Aber hier ist sie ganz fein bestäubt mit Zimt, ganz weich und dennoch tief. So wunderschön. Und schon bald legen sich auch noch ganz zart hauchdünne Tabakblättchen auf unsere Rose und machen sie würziger und dunkel und der Zimtstaub wächst auf Flockengröße und nun entspannen wir uns göttlich in der Basis:
Der Zimt bleibt, noch mehr Tabak blüht und dann wächst aus den Fugen des massiven Sandelholzfundamentes noch ambriertes, warmes Leder und wenn wir auf das Leder klopfen, steigen Federwölkchen aus Vanille empor.

Égoïste hat einen unfassbaren Drydown. Ab hier könnte Égoïste nicht mehr Excentrique, sondern durchaus Humaniste heißen.
Mir wird es wohl für immer ein Rätsel bleiben, dass manche hier süße Backwaren assoziieren oder gar vorweihnachtliche Gefühle entwickeln. Vielleicht reicht allein die Nennung 'Zimt' dafür, ähnlich wie Zitrik gleich - allzu häufig - Klosteinanalogien gebiert. "Unfug!" rufe ich so laut wie die 35 Damen "Égoïste" schreien. Der Zimt hier ist immer trocken, die Vanille immer dunkel, beides nie klebrig oder süß, dennoch wärmestiftend. Es sind mal Kontrastmittel, mal Additive. Und was diese Melange in der Basis da an markanter, eleganter Freundlichkeit transportiert, das hat so was von Charakter, da können Laytonistas und andere Liebe-Onkel-Düftchen aus Marlyland und ähnlich milden Gefilden nur von träumen, wenn ich das auch noch anmerken darf. So!

Égoïste hat Phasen ja, Sätze wie eine Sinfonie und Tempi und Laustärke wechseln. Aber da ist dieses eine Thema, das sich von Anfang bis Ende durchzieht, das sprichwörtliche Ganze, das mehr ist als die Summe seiner Teile, der "Duft Égoïste" als Gesamtklang. Wie es sich für ein Meisterwerk gehört.

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Anmerkung: Ich bitte, mir alle potentiell politischen Unkorrektheiten zu verzeihen. Ich war heute einfach mal ... egoistisch.
11 Antworten
EauSavage vor 3 Jahren 17 8
8
Flakon
7
Haltbarkeit
10
Duft
A straight story.
Meine neue Lederjacke ist so schick, ich kann nicht warten, ich muss sie tragen und der Himmel verspricht einen schönen Tag da draussen. So mache ich mich auf meinen Weg.

Die Jacke noch lässig über die Schulter geschwungen treffe ich den Orangenbauer nebenan, der seinen morgendlichen Rundgang im Hain gerade beendet, wir nicken uns in wortlosem Einvernehmen zu. Ich sehe seine Frau auf der Terrasse, sie schneidet Zitronen für einen Fruchtsalat, wir lächeln uns an während ihre kleine Tochter diesen Moment der Ablenkung nutzt, um einige Himbeeren aus der Schüssel zu stibitzen. Sie winkt mir freudig mit ihrer blitzschnell leergenaschten Hand und zeigt mir diebisch stolz grinsend ihre fruchtgefüllte Zahnlücke.
Mama ist das natürlich nicht entgangen und wir schmunzeln uns verschwörerisch zu. Sie verabschiedet mein Passieren indem sie erst auf ihre Schulter zeigt, dann auf meine und mir ein anerkennendes Nicken schenkt.

Diese schönen Eindrücke verweilen noch eine Zeit bei mir. Meine neue Lederjacke habe ich mittlerweile angezogen und schaue immer wieder an mir herab, um ihr vornehmes Schimmern zu bewundern. Und ich muss sie immer wieder streicheln, so weich und kostbar fühlt sich der Stoff an. Und wie angenehm er riecht!

Und während ich so ledergedankenversunken beschwingt flaniere, höre ich eine hübsche Melodie. Es ist die alte Rosenzüchterin, die in ihrem Garten ein leises Lied summt. Ich mag die anmutige Dame sehr, nähere mich ihr aber oft mit Vorsicht, denn nicht all zu selten ist sie mir all zu gesprächig. Aber heute scheint sie ganz bei sich zu sein und so begegne ich ihr offen und werde belohnt. Sie blickt auf, hält inne und nach diesem kurzen Moment sagt sie mir, dass ich diese Lederjacke neu haben muss und wie fantastisch sie mir steht und während ich mich noch darüber freue, hat sie schon eine Rose geschnitten und mir wie von Zauberhand ins Knopfloch gesteckt. "Mein Mann hatte auch mal so eine." Und jetzt solle ich mich umdrehen. Und gibt mir neckisch einen Popoklatscher! Sie darf das.

Entlang meines Weges wachsen am Rand einige Pflanzen, aber ich habe nur Augen für meine tolle, neue Jacke und nun bin ich am Ziel angekommen: Bei der alten Holzbank auf der Lichtung.
Ich schnitze mir gerne Figuren und so zücke ich mein Taschenmesser und das kleine Stück schmucken Holzes, das ich für heute ausgesucht hatte und nehme Platz. Meine neue Jacke hat längst meine Körpertemperatur angenommen und ich nehme nun das Leder stärker war, seine feine, leicht herbe, satte Wärme. Ich atme beseelt tief durch und ein und genieße den edlen Duft, der mich noch den gesamten Weg nach Hause begleitet, in meiner Linken immer handschmeichelnd meine neue Holzfigur. Es ist eine elegante Frauenskulptur.

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Colonia Leather ist ein einladender, aber nicht auffordernder Lederduft mit feinen Manieren und im Wesentlichen genau und 'nur' das. Ähnlich wie die Eindrücke und Begegnungen auf meiner kleinen Wanderung den Weg zum Ziel verschönert haben, bilden die zusätzlichen Duftnoten bei Colonia Leather nur eine Aurapolitur. Sie prägen nicht seinen Charakter, sie festigen ihn noch nicht einmal, sie werfen gezielt betonende Glanzlichter auf seine edle Gestalt. Unter und in und über allem schwingt und schwebt immer nobles Leder. Straighte, pure Eleganz.

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P.S.: Ergänzung

Ich denke, dass ich das Leder noch deutlicher beschreiben sollte und möchte hinzufügen:
Leder als solches ist natürlich zeitlos und so ist auch Colonia Leather, aber die Ledernote hier ist insofern 'modern', als sie eben nicht die knarzige der typischen, old-school Herrenklassiker ist. Das Leder hier scheint mir sehr ähnlich zu dem, welches in Tuscan Leather verwendet wird, aber das bezieht sich isoliert auf die Ledernote, denn Colonia Leather hat keine laute, frivole Beerigkeit.
Und hier gibt es auch kein Birkenteer, keine durchgelaufenen Soldatenstiefel, keine ölige Bikermontur, keine bier- und kippenseelige Säuferjacke, keine verschwitzte Animalik, keine fresh-and-exciting Frische oder anbiedernde oder gar süße Gefälligkeit. Hier ist nichts plakativ, Colonia Leather ist ein stilles, aber tiefes Wasser.

Das hier ist ein Leder für gepflegte Männer, egal ob sportlich in Jeans mit Leinenhemd, elegant lässig in Casual chic oder den Auftritt in Business Attire.
Wie Pollita es in den Antworten hier schrieb: "... nur italienisches Dolce Vita".
8 Antworten
EauSavage vor 4 Jahren 10 5
7
Flakon
7
Haltbarkeit
8
Duft
God Save the Queen!
Hach! Dieses hübsche Flakönchen mit dem Krönchen! Veröffentlicht 2002 zum Goldenen Thronjubiläum von Elisabeth II. Ich gestehe, so eines wollte ich und mein Faible für die guten, alten Zeiten, womit ich die Kultur der Barbershops meine, und eine Sympathie für traditionsreiche, kleine Familienhäuser machten einen Kauf schon bald zwingend.
Geo F. Trumper bietet viele interessante Düfte an, aber ob meiner Liebe zu Égoïste fiel meine Wahl für mein erstes Flakönchen mit dem Krönchen auf den Duft, durch den ich erstmalig auf Geo F. Trumper aufmerksam geworden war.

Meine Vorredner haben exzellente Kommentare und Duftbeschreibungen geleistet und allen schließe ich mich an. Ich möchte aber auf zwei Details eingehen, die mir einen weiteren Kommentar lohnenswert erscheinen lassen und Sandalwood Cologne für mich spannend machen:

Pfeffer:
Wird nirgendwo als Note gelistet, aber immer wieder mal, wenn ich den Noten nachgeschnüffelt habe, kam mir Pfeffer in den Sinn. Nicht stark, nicht deutlich, aber würzig genug für eine feine Wahrnehmbarkeit schwingt für mich Pfeffer mit. Und siehe da, beim Nachschlagen auf Geo F. Trumpers Webseite finde ich dies in deren Beschreibung: "Verströmt eine Andeutung von Pfeffer." ("... whilst woody warm murmurs exude the suggestion of pepper from its sumptuous depths ...")

Zimt:
Ist nicht drin. Wird zumindest nirgendwo gelistet und meine Nase bekommt ihn nicht rein.

Und da bin ich am Punkt: Sandalwood Cologne ist durchaus ein Kleinod. Seine Eigenständigkeit - in Abgrenzung zu Égoïste - ist einmal sein durchaus fougeriger wie auch zitrischerer Auftritt zu Beginn bis noch hin zur Basis und seine herbere Würze bis vor dem Drydown, bis er zum langen Ende hin dann eher einen sanften Gentleman gibt. Leder nehme ich wenig wahr und Tabak (Égoïste) ist nicht enthalten.

Sandalwood Cologne hat nicht die Tiefe und Verwobenheit von Égoïste. Der von mir hochgeschätzte Konsalik hatte den Begriff vorher schon gebracht: Sandalwood Cologne ist "kantiger". In einem guten Sinne geradliniger und bei aller Ähnlichkeit in der allgemeinen Duftsilhouette sind die Unterschiede stark genug, dass ich Sandalwood Cologne als Ergänzung zu Égoïste empfehlen kann. Ergänzung auch, weil dieser freundlich-markante Engländer eben keinen Zimt im Gepäck hat und mit seiner uncremigen Klarheit dadurch deutlich sommerkompatibler ist!

Abschließend noch ein Tip:
Es gibt passend zum Cologne ein erschwingliches Rasierbalm von Geo. F. Trumper für vor wie auch nach der Rasur, the name is "Sandalwood Skin Food". Ein schönes Fluid, leicht erfrischend und desinfizierend, da ein wenig Alkohol enthalten ist, aber vor allem pflegend und dann beruhigend. Und eben mit diesem schönen Duft!
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