Egoiste

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Egoiste vor 12 Jahren 1 1
6
Duft
Den kenn' ich doch...
Vor ein paar Tagen habe ich einem Parfumo-Mitglied "Fierce" abgekauft. Bei dem ganzen Hype, den dieser Duft auslöst, wollte ich auch mitreden können.

Und was war? Die erste Reaktion nach dem ersten Sprühen: den kenn' ich!
Aber woher bloß? Ich habe lange darüber gegrübelt und habe schließlich das Regal mit den "Billigdüften" unter die Lupe genommen. Treffer!

"Fierce" riecht ziemlich genau so wie "Homme" von David Beckham. Der ist am Anfang etwas "holziger" und süßer. Doch nach etwa einer Stunde sind beide Düfte für meine Nase kaum noch unterscheidbar. Dabei haben die Duftpyramiden kaum etwas gemeinsam. Absolut erstaunlich, aber wahr.
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Egoiste vor 12 Jahren 11 1
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Der Geruchssinn – das unbekannte Wesen
Von allen menschlichen Sinnen ist der Geruchssinn am wenigsten erforscht. Ranga Yogeshwar hat das kürzlich in der Reihe „Quarks & Co.“ auf eine höchst interessante Weise verdeutlicht. Was für den einen ein Nasenschmeichler ist, kann für den anderen eine olfaktorische Qual sein. Eau d’Hermes ist ganz offensichtlich so ein Fall. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Bewertungen hier von Lobeshymnen bis zu bösen Verrissen reichen?

Ich finde Eau d’Hermes gut, sogar sehr gut.

Der Auftakt ist mir etwas zu zitrisch. Bergamotte ist einfach nicht mein Ding. Zum Glück für mich verzieht sich diese Note recht schnell und macht einem Duftakkord Platz, den ich überaus schätze: Helles, frisch gegerbtes Leder, gepaart mit einem Hauch Zimt – lecker!

Später wird Eau d’Hermes auf eine für mich faszinierende Weise angenehm holzig – viel Sandel, wenig Zeder. Tonkabohne und ganz zarte florale Noten ergänzen das Ganze zu einem perfekten, gelösten, ja aufheiternden Geruchserlebnis.

Andere haben ganz andere Erfahrungen mit Eau d’Hermes gemacht. Von Schweißgeruch ist des Öfteren die Rede, ja sogar von schmutziger Unterwäsche und tierischen Markierungssekreten. Andere meinen, die Trägerin beziehungsweise der Träger würde mit dem Wässerchen Paarungsbereitschaft signalisieren wollen. Ich kann das alles nicht nachvollziehen.

Zu erklären ist das wie gesagt wohl in erster Linie damit, dass der Geruchssinn eine sehr individuelle Sache ist. Hinzu kommt noch, dass die Haut ebenfalls kein Organ ist, das bei jedem gleich funktioniert. Bei mir jedenfalls passt alles perfekt zusammen.

Vor diesem Hintergrund rate ich allerdings von einem Blindkauf dringend ab. Testen – ausgiebig und unbedingt auf der Haut – heißt die Devise.
1 Antwort
Egoiste vor 12 Jahren 7 2
Ziemlich enttäuschend
Wow! Endlich mal ein Bond No. 9 Duft in einer Sammlung von Proben, die ich bei Ebay ersteigert habe! Bond No. 9!

Ich mache mich auf ein Duftabenteuer der erlesenen Art gefasst. Schließlich habe ich gerade mal nachgeschaut, was man zum Beispiel bei Amazon für "Bleecker Street" abdrücken muss...

Ich bin schon bereit, nieder zu knien und den Parfümeur David Apel zu loben und zu preisen.

Also: Ich sprühe den vermeintlichen Superduft auf mein linkes Handgelenk. Sehr angenehm, sehr grün und dennoch würzig. Nicht aufdringlich, aber auch nicht schüchtern. Bald scheint die Vanille durchzuschimmern und ein Hauch von Leder. Wirklich nicht schlecht, auch irgendwie süß - angenehm pudrig süß, wie ich meine.

Plötzlich denke ich: Diesen Duft kennst Du. *grübel*

Riecht nicht "Diamonds for men" sehr ähnlich? Das kann eigentlich nicht sein, wenn ich so zwischen den auf Parfumo vermerkten Duftnoten hin und her schalte. Also gut: Test! Diamonds kommt auf das rechte Handgelenk. Weil der Bond ein paar Minuten Vorsprung hat, warte ich halt ein wenig. Die Kopfnoten sind sich schon mal sehr ähnlich...

Nach einer Viertelstunde: Die Ähnlichkeit bleibt. Der Duft links ist etwas harmonischer, runder. Der Duft rechts kann gut mithalten, ist aber ein klein wenig würziger. Der Duft links riecht deutlich wenig synthetischer als der Duft rechts - aber immer noch sehr ähnlich. Und mehr noch: Bei einem Blindtest würde ich mich vermutlich für den Armani-Duft entscheiden, weil er mir für einen Mann wesentlich tragbarer erscheint.

Das kann doch nicht sein? Doch. Ich rieche noch ein paar Mal mit einigen Minuten Abstand im Wechsel an den Handgelenken. Es bleibt dabei: "Bleecker Street" riecht vielleicht eine Spur edler (und teurer). Aber das war es auch schon.

Auf die Knie bin ich nicht gefallen...

Nachtrag (ziemlich genau drei Stunden später):
Der Bond ist immer noch quicklebenig, während sich
der Armani in eine stille Ecke zurückgezogen hat.
Von der Haltbarkeit her: 100 Prozent für Bond.
2 Antworten
Egoiste vor 12 Jahren 11 4
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Spitzenklasse
Wie nähert man sich einem solchen Duft - wenn man ziemlich neu auf Parfumo und fasziniert von der unglaublichen Eloquenz mancher Profis auf dieser Plattform ist?

Vorsichtig in jedem Fall. Bloß keine Sachkenntnis vortäuschen, die schlichtweg (noch) nicht vorhanden ist. Möglichst ehrlich und offen, auch wenn die Meister des Parfum-Fans die Nase rümpfen angesichts der gezogenen Vergleiche...

Dank der außerordentlich freundlichen und kompetenten Michelangela bin ich in den Besitz einer üppigen Abfüllung dieses außerordentlich schönen Duftes gekommen. Ich könnte sie deswegen umarmen.

Scirocco von Paolo Gigli ist schlichtweg (vorläufig) das Beste, was ich je gerochen habe. Für mich ist es eine geniale Weiterentwicklung meines bisherigen Lieblingduftes Heritage von Guerlain. Locker toppt der Saharawind auch Obsession for Men von Calvin Klein und Zino von Davidoff, die ich beide ebenfalls sehr mag. Ja, ja ich weiß, diese Vergleiche mögen hinken, aber ich empfinde es nun mal so.

Die Duftpyramide von Scirocco ist hundertprozentig mein Fall. Neben den angegebenen Zutaten meine ich auch eine würzige Beere (Brombeere?) zu vernehmen und im genialen Schlussakkord auch eine Spur Vanille. Auch das Zedernholz, das ich so liebe, ist optimal dosiert. Absolut lecker! Für mich ist das bis auf Weiteres der Wohlfühlduft schlechthin. Ich kann die Nase kaum von den Handgelenken lassen.

Freilich bin ich auch Realist. Natürlich habe mal ein wenig im Internet geforscht. Ich will jetzt nicht die lyrischen Äußerungen über den besagte Sahara-Wind (und die anderen drei) wiederkäuen. Meine Befürchtung aber, dass es sich hier um eine wahre Kostbarkeit (insbesondere auch unter dem Blickwinkel des schnöden Mammons) handelt, hat sich - wie schon so oft in letzter Zeit - bestätigt. Umso mehr danke ich Michelangela, dass sie mir dieses einmalige Dufterlebnis beschert hat.
4 Antworten
Egoiste vor 12 Jahren 10 6
7.5
Flakon
10
Haltbarkeit
8
Duft
Herrlich altmodisch
English Leather ist einer jener Düfte, der in mir auf der Stelle Kindheits- und Jugenderinnerungen auslöst - eine olfaktorische Reise in die Vergangenheit.

EL gehört in eine Reihe mit Tabac Original, Old Spice, Brut und auch Russisch Leder, die ich mir allesamt ebenfalls wieder besorgt habe. Nostalgie pur.

Als Junge habe ich meine Mutter oft in den Damen- und Herrensalon in unserem Dorf begleitet. Die ganze Herrenecke, wenn nicht der ganze Laden, roch intensiv nach dieser klassischen Mischung als leicht Zitrischem, muffigem Moos und feinem Leder. Unverkennbar English Leater, wie ich nach der Wiederentdeckung meine.

Schon der Flakon ist ein Hammer: In meinem Fall ein 250 ml (!) Klotz mit einem anpackfreundlichen Verschluss aus gedrechselten Holz. Vorsicht nach dem Öffnen: Die Öffnung der Schüttflasche ist recht groß und man hat sehr schnell viel mehr in der Hand als einem selbst (und der Umwelt) gut tut. Dieser Stoff ist nämlich sehr intensiv und darüber hinaus auch noch sehr haltbar.

Für jüngere Männer ist das definitiv untragbar, wie ich finde. Das ist nun wirklich ein Opa-Duft, wie er im Buche steht. Und bisher habe ich mich selten getraut, ihn "auszuführen". Im Kreis von in etwa gleichaltrigen Männern erntet man ein wissendes Lächeln: Das kenn' ich, habe es aber schon ewig nicht mehr gerochen. Wo kriegt man das noch? Jüngere Zeitgenossen rümpfen in der Regel die Nase. Beim weiblichen Geschlecht stößt man mit English Leather auf unterschiedliche Reaktionen - von klarer Ablehnung bis zur Verzückung (wenn es sich etwa um eine Dame handelt, die die
60er Jahre intensiv erlebt hat).

Dieser Duft passt vorzüglich zur Musik der 60er (und der frühen 70er) - vor allem dann, wenn es ich bei den Tonkonserven um Vinylplatten handelt: Beatles, Stones, Small Faces, Monkees, Rod Stewart...

Beim Blick auf die Ingredienzen ist man leicht irritiert: Vier Sorten "Castor Oil" werden erwähnt. Ist das nicht Rizinus-Öl? Ja, ist es...

Gerade kommt mein Sohn ins Zimmer: "Was stinkt denn hier so ensetzlich? Und wieso hast Du den Plattenspieler aufgebaut?" Gerade läuft was von den Doors. Immerhin: Die findet Sohnemann auch gut...

Back to the sixties!
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