Die Wiederfindung

oder das, was davon übrig geblieben ist.

Vielen ist aufgefallen, das es eine lange Zeit um mich still gewesen ist und ich teilweise Wochen, ja sogar Monatelang, eigentlich über ein Jahr nicht online war. Dafür gibt es auch einen bestimmten Grund, denn mein Leben hatte sich schlagartig verändert, durch die Geburt meines Sohnes, welche leider zu früh stattfand und dazu auch noch die Erkrankung eines Familienmitgliedes und als wäre das nichtg genug, die gesamte Situation rund um Corona. Vieles verlief einfach so im Sand. Auch meine Liebe zu Düfte, erstickte im Keim, wo ich mich selbst nicht mehr wiedererkannte.
Dieses Gefühl jeden Tag einen Duft zu tragen, sich mit ihm zu befassen, nie ohne Duft aus dem Haus zu gehen, riechen, notieren, auf Parfumo rumlungern, einfach nur genießen, die Freude dran haben und auch ständig zum Postamt rennen. All dies ging auf einmal verloren, es brach ein, wie ein Gerüst. Denn Parfüms und Parfumo rückten in den Hintergrund und die Tür blieb lange Zeit verschlossen. Denn ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet und auch das Tragen von Parfüms war mir nicht mehr wichtig. Im Gegenteil ich übersah den Parfumoschrank einfach. So, als ob er gar nicht im Raum ist. Obwohl er seit Jahren ein fester Bestandteil in unserer Wohung ist. Mein Partner fragte mich schon nach kurzer Zeit, wo auch unser Junge schon daheim war, ob mit mir etwas nicht stimmte. Wieso ich denn mein allergrößtes Lieblingshobby, einfach so links liegen lasse.

Meine allergrößte Liebe war nun mein Sohn. Mein festes Hobby, mein Bestandteil, um den sich von da an alles drehte. Zugegeben, durch die Frühgeburt ging es mir richtig schlecht, ich hatte total andere Gedanken und war nur mehr im Internet, wenn ich was über Frühgeburten und deren Entwicklung lesen wollte. Rückblickend machte ich mir den größten und unnötigsten Stress überhaupt, denn meinem kleinen Sohnemann ging es nach einer kurzen Zeit total gut und er holte auch perfekt in kurzer Zeit schnell auf, doch das war damals für mich einfach irrelevant. Ich war so festgesogen in meiner negativen Stimmung, so dass ich für einige Monate einfach keinen Lichtblick fand. Diejenigen, die ihr erstes Kind zur Welt gebracht haben, wissen ganz genau von was ich rede. Es ändert sich einfach alles. Vor allem wenn der Start problematisch gewesen ist, ist es eine ganz andere Sichtweise auf das Leben und all das was uns umgibt. Was vorher unvorstellbar war, war jetzt einfach nur mehr weg. Das Interesse, die Liebe, die Interaktion, die Kommunikation und all das was zu einem solchen Hobby, wie Parfumo dazugehört.

Ich habe nach der Geburt, ungelogen, fast ein halbes Jahr kein Parfüm aufgetragen, nicht mal riechen wollt ich dran. Auch keinen Flakon nahm ich in die Hand. Es war einfach alles aus meinem Blickfeld verschwunden. Im Nichts vergraben. Gedanklich, seelisch. Doch dann kam auch die Erheiterung. Ich kam so langsam zurück. Ich und mein Sohn klapptem immer besser als Team und meine Stimmung wurde heiterer. Es ging nicht nur mehr darum, dass er gut versorgt ist, dass ich immer für ihn da bin, das die Nächte sehr kurz waren usw. Nein! Es ging jetzt darum, dass ich eine unendliche Liebe fand und ich mich einfach selbst wiederfinde. Mich selbst liebe für das, was ich geleistet habe und ich bin unendlich dankbar, dass es meinem Jungen so gut geht und das ich auch in dieser schweren Zeit vieles neu dazugelernt habe. Vor allem, was wirklich wichtig ist im Leben!

Parfumo trat schön langsam wieder in mein Leben. Ich ging wieder online. Lange habe ich aber einfach nur mitgelesen. Wollte wissen, was alles so los ist, welche Düfte neu da waren und las mich durch unzählige Kommentare und Statements. Woche für Woche legte ich nun wieder Düfte auf. Meine Lieblinge wurden wieder neu entdeckt und ich verliebte mich, wie beim ersten Mal. Sahara Noir und Larmes du Désert wurden dann bis zum Abwinken von mir getragen. Ich hatte Tränen in den Augen, als mein Mann von der Arbeit zurück kam und sagte dass er sich so freuen würde, endlich meinen Lieblingsduft an mir zu riechen. Da wusste auch er, es geht ihr besser! Man sah ihm diese Freude richtig an und er strahlte darüber, als wäre es eine Neuerfindung meinerseits.

Und so langsam kam ich zurück, kramte meine Notizen raus, ergänzte und schrieb auch hin und wieder mal etwas. Statements liegen mir nun mehr, aber auch das kommentieren ist noch nicht ganz erloschen. Nur habe ich leider für diese einfach zu wenig Zeit. Meistens haue ich im Gedanken alles runter und schreibe mitten in der Nacht was nieder oder veröffentliche es am frühen Morgen.

Ich bin froh wieder hier zu sein. Einfach nur froh, dass ich mein Hobby wieder habe, welches ich wirklich sehr liebe und schätze. Es ist wirklich ein Genuss, wieder tolle Düfte auf der Haut zu haben und über diese zu fantasieren. Sich einfach fallen lassen. Parfumo ist schon seit Jahren ein Bestandteil meines Lebens und wird es auch hoffentlich lange bleiben. Wenn auch, wie in diese Fall es mal zu einem Bruch kommen kann. Denn, auch wenn die Wolken die Sonne mal bedecken, kommt die Sonne dennoch wieder hervor! Sprich: Nach Regen, folgt oft Sonnenschein!