ErhanSaceros

ErhanSaceros

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1 - 5 von 34
ErhanSaceros vor 2 Jahren 20 9
8
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
LVMH verzichtet weiterhin auf Parfümeurskunst und Innovation
Mich wundert es die letzten Monate immer mehr, wie mit einfachen, blendenden Düften versucht wird, den Markt zu erobern.
Da hätten wir die fast komplette Umkrempelung von den Dior Düften bis ins extrem Gewöhnliche.
Dann gibt es noch die Luis Vuitton Düfte, die mit dem "Kopfnoten-Konzept" oder "KISS-Prinzip" auf ein komplettes, stabiles Duftgerüst verzichten.

Seit ich L'Homme Ideal Cool getestet habe und die Düfte, die danach erschienen sind, verlor ich immer mehr Interesse zu dieser Marke. Ich weiß, dass vor allem erfahrene Nutzer diese Marke sehr schätzen und das auch zurecht. Viele älteren Düfte von Guerlain sind einfach sehr durchdacht entwickelt worden.
Aber der Trend ins Belanglose (so wie bei Dior), scheint so langsam auch bei Guerlain der Fall zu sein. Ich habe eben mal kurz die Bewertungen vom neuen Habit Rouge angeschaut. Die Sorge bestätigt sich leider auch hier. Aber nun zum Herbes Troublantes.

Der Auftakt ist handwerklich sehr gut gemacht, auch wenn es olfaktorisch kein neuartiges Highlight ist. Da hätten wir leicht getrocknete Minzblätter, die der Orangenblüte einen eher neroligen Twist verleiht. Dies wird von authentischen grün-kräuterlichen, etwas herben Noten begleitet. Schön erfrischend!

Nach einer Stunde muss man leider feststellen, dass dieses Konstrukt rasch in sich fällt und der Duft einen nur geblendet hat. Der Auftakt, der eigentlich kein Highlight war, ist im Vergleich zum ganzen Verlauf eigentlich doch ein Highlight.
Denn das was nach dem Auftakt kommt, ist sehr gewöhnlich: pudrig-seifiger Orangenblüten-Moschus mit dezent zitrischen Aromen. Zwar ist das fein abgerundet, aber es duftet stundenlang bis zum Schluss nach mediterranen Erfrischungstücher/Erfrischungssprays auf meiner Haut. Alle anderen Noten hatten ihre Aufführung nur in der ersten Stunde.

Ich muss zugeben, dass ich die vorherige Version des Duftes nicht kenne. Aber es erschließt sich mir nicht, warum man ein vorheriges EdC in ein EdP umwandelt, wissend, dass der vorherige Duft mehr Erfrischung als Parfüm war. Da kann man sich wirklich nur aufregen wie versucht wird, ein EdC (welche in der Regel Dufttechnisch sowieso einfach sind) zwanghaft in die "exklusive" Ecke zu schieben, um mehr Profit zu machen - mit der Begründung von hochwertigen Flakons und erhöhten Konzentrationen.

Wenn wir uns weiterhin mit dem Mittelmaß zufrieden geben, dann können wir von Innovation und Kunst in Zukunft nur noch träumen.
9 Antworten
ErhanSaceros vor 2 Jahren 18 7
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Das unerwartete Meisterwerk
Dior hat es nach dem Hit von Dior Homme 2020 geschafft, nochmals einen sehr eigenständigen, innovativen und so noch nie dagewesenen Duft zu lancieren. Endlich wurde die Ambroxan-Note, die der ganze Sauvage-Reihe seinen erkennbaren Charakter verleiht, fast komplett entfernt. Diese wurde mit einer sehr hochwertigen und sehr übernatürlichen Duschgel-Note ersetzt. Ich bin sehr beeindruckt, dass Dior seinen Mut gesammelt hat und die in der Parfümkunst noch nie benutzten Duschgel-Akkorde jetzt benutzt. Mir waren Duschgel-Noten weder in Drogerie-, Designer- und Nischendüften bekannt. Mit dieser Innovation erregt Dior meine olfaktorischen Bedürfnisse. Hier haben sich offensichtlich viele Leute zusammengetan und sich monatelang beraten, um so einen Kracher zu entwickeln.

Elixir ist durchgehend frisch und hat durch Lavendel und hochwertiger Synthetik eine aquatische/duschgelartige Wirkung. Der Duft beginnt jedoch nussig-süß-warm und leicht geröstet, während es mit der Frische harmoniert.
Nach ca. einer halben Stunde verabschieden sich die nussigen Aromen und der Träger/das Umfeld wird kontinuierlich und menschenfreundlich mit einer fabelhaften, etwas herben Duschgelaquatik versorgt. Die Lakritze schwingt in den ersten zwei Stunden in der Sillage noch etwas mit, ehe sie sich auch verabschiedet.
Und so bleibt der Duft dann auch bis zum Schluss. Herb, maskulin, sehr erwachsen, frisch, einnehmend und verleiht dem Träger ganz gewiss Charisma und Charakter. Elixir erinnert mich auch total an die blauen "duschdas" Gele. Endlich habe ich eine preiswerte Alternative zu meinen Duschgels.
Vorwürfe wie, dass der Duft nicht vielschichtig sei, oder generisch und sehr einseitig sei, weise ich hiermit zurück. Ich kenne keinen Duft mit so vielen klaren und gut inszenierten Facetten.

Die kaum innovativen, älteren Sauvage Flanker haben nun endlich ausgedient. Dior hat mein Respekt verdient, indem sie dieser Reihe einen sehr unabhängigen, wilden Duft hinzufügten. Bin sehr gespannt, was Dior sich in Zukunft noch so wagen wird, aber seit Dior Homme 2020 kann es nur noch bergauf gehen.

$$$
7 Antworten
ErhanSaceros vor 2 Jahren 6 4
6
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Früher nicht ernst genommen, heute wertgeschätzt...für zwei Stunden.
Als ich vor vier Jahren den Duft zum ersten Mal testete und ein Statement dazu schrieb, fiel die Bewertung so aus: "Naja, so ganz sexy finde ich ihn nun nicht. Mir hat nur die Kopfnote gefallen, die etwas orientalisch anfängt."
Ein neuer und junger Parfumo von damals hat diesen Duft offensichtlich nicht wirklich gewürdigt. Seitdem ich immer mehr auf Lederdüfte stehe, wollte ich Fahrenheit einfach nochmal testen. Schließlich ist ja hier Leder enthalten und ich habe über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Und ich bin froh, dass ich diesen Duft wieder getestet habe.

Weder klassisch, noch modern. Ein zeitloses Parfüm der mich sehr überzeugt hat, aber nach zwei Stunden auch leider sehr enttäuscht hat.
Das feine, dünne Leder kombiniert mit dieser (motor-)ölartigen/benzinartigen Note, die sehr dezent von orientalischen Gewürzen begleitet wird, fasziniert mich in seiner Einzigartigkeit und auch in seiner massentauglichen Tragbarkeit. Die blumigen Noten scheint man hier nicht sonderlich zu erkennen, weil sie vermutlich handwerklich gekonnt maskulin eingearbeitet wurden.
Leider verblasst der Duft nach zwei Stunden rasch und es wird belanglos. Das ölige ist so gut wie weg, die Ledernote nur noch verschwommen da, aber/leider/immerhin ist das Gesamtduftbild von vor zwei Stunden noch sehr "grob" vorhanden.

Nun habe ich den Duft zwei Punkte mehr gegeben. Damals habe ich einfach nicht erkannt, was in diesem Duft steckte und stempelte ihn mit 4,5 Punkten ab. Wäre der Duft auf Dauer so raffiniert und klar bis zum Schluss geblieben, hätte ich dem ohne viel Nachdenken 8 Punkte vergeben und auch eventuell gekauft.

Neben der in sich fallende Duftkomposition, hat mich auch das Zahme an diesem Duft gestört. Viel zu leise und schüchtern für einen Duft der eigentlich schreien und einschüchtern sollte. Ich kann leider nicht sagen, wie sehr hier die Reformulierungen ihre Auswirkungen haben, da ich die älteren Versionen überhaupt nicht kenne. Vielleicht versagt der Duft auch nur auf meiner Haut oder in meiner Nase.
4 Antworten
ErhanSaceros vor 2 Jahren 14 3
7
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Quentin überarbeitet Le Mâle Essence
Gleich nach dem Aufsprühen musste ich sofort an JPGs "Le Mâle Essence de Parfum" denken. Das überrascht kaum wenn man in Betracht zieht, dass Quentin Bisch der Parfümeur für Ganymede und Le Mâle Essence ist. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Parfümeure für verschiedene Marken ähnliche oder fast identische Formeln benutzen.
Ich will nicht sagen, dass Ganymede identisch mit dem Le Mâle ist. Aber man riecht deutlich heraus, dass Quentin Bisch die gleiche Aura vom Le Mâle Essence hier eingebaut hat oder sogar eher zum positiven überarbeitet.

Schaut man auf die Duftzwilling-Bewertungen auf der Seite vom Le Mâle Essence, sieht man auch, dass zwölf User für und zehn gegen eine Ähnlichkeit abgestimmt haben. Beide Seiten haben irgendwie recht.
Das liegt daran, dass Ganymede schon wesentliche Unterschiede hat. Aber die Hauptursache liegt darin, dass Ganymede auf der Haut anders riecht, als in der Luft/Sillage. Denn in der Luft erkennt man die Essence Aura. Dies ist für mich die einzige Erklärung, warum einige eben gewisse Ähnlichkeiten riechen oder nicht.

Ganymede hat durchgehend diese ledrig-blumig-süße, futuristische Aura wie beim Le Male. Ich weiß nicht ob es an Osmanthus liegt, aber da beide Düfte diese Note haben gehe ich stark davon aus. Hier kommt die Ledernote auch teilweise wie Wildleder rüber. Also eine ausgewogene Mischung aus beiden Lederarten. Viele beschreiben die Ledernote als luftig. Das haut irgendwie hin, aber transparent ist sie gar nicht, sondern trotzdem greifbar.

Der Auftakt auf der Haut ist leicht fruchtig, die Mandarine aber trotzdem nicht erkennbar. Sehr dezente, feurig-scharfe Gewürze kann man auch riechen. Nebenbei schwingt eine kümmelartige Note mit, die wohl von der Immortelle kommen muss. Diese sorgt für eine leichte Trockenheit, die aber nicht stört.
Nach zwei Stunden verabschiedet sich das Fruchtige und die Kümmelnote schrittweise und es wird synthetischer. Hier ist die Synthetik ausnahmsweise angenehm. Nicht plastisch, nicht chemisch, nicht (zu) billig und doch merkt man, dass es an Natürlichkeit fehlt.
Nochmal zwei Stunden später erscheint lustigerweise die Mandarine auf meiner Haut. Die Immortelle ist ganz weg. Übrig bleiben fruchtig-süßliche Noten mit einem synthetischen Schleier. Und so verweilt der Duft bis zum Ausklang.

Unmittelbar auf der Haut kommt die Essence Aura also eher gering zur Geltung, dafür aber in der Luft ganz deutlich. In der Luft riecht man eine greifbare Ledernote, fruchtig-blumig-süßlich fusioniert auf einer maskulinen, gefälligen, eleganten und doch etwas sportlichen Art und Weise bzw. typisch Le Male Essence Style. Die Mandarine und Immortelle kommen gar nicht zur Geltung. Die vanillige Süße vom Le Male ist hier gar nicht dabei. Die Süße wird hier offenbar vom Osmanthus hergeleitet.

Ich muss zugeben, dass ich Le Male Essence liebe. Umso mehr hat mich diese überarbeitete, reifere, klug gestaltete Version glücklich gemacht und mich immer zum schmunzeln gebracht, auch wenn das Duftbild auf der Haut eher etwas enttäuschend ausfällt. Das ist das einzige Manko, was mich von einer 10er Bewertung abhält. Das Rad wurde nicht neu erfunden, aber es wurde immerhin viel besser und stärker gemacht. Ein Duft der außergewöhnlich gewöhnlich ist, Hoffnung für kreativere und neuere Duftgenres gibt und allgemein Hoffnung auf neue Macharten gibt.

Jetzt muss ich noch einen Direktvergleich machen und mich entscheiden, ob mir mein Essence reicht oder ob Ganymede einziehen muss.
3 Antworten
ErhanSaceros vor 2 Jahren 28 6
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
5.5
Duft
Weniger ist weniger
Wenn man einen hochpreisigen Duft testet, so sind die Erwartungen meist immer ziemlich hoch. Vor allem wenn es um einen Duft geht, der nach 300 Bewertungen es in die Top 56 in Unisex-Parfums geschafft hat.
"Wow, der kommt sehr gut weg. Die Noten versprechen kein großes Kino, aber der Duft muss ja etwas anders gemacht haben, um auf einen Durchschnitt von 8,5 Punkten, vor allem mit dieser typischen Kopfnoten-Konstellation, zu kommen."

Ähm. Was zum Louis?

Der Auftakt besteht aus einer Orange, etwas herb und spritzig verarbeitet durch die anderen zitrischen Noten. Nach einer Stunde verliert die Orange an Glanz und der Fruchtzucker (Furchtzucker) kommt zum Vorschein. Dies wird etwas von der Mandarine, durch seine glatte Duftkonsistenz, untermalt. Es wird blasser und süßer und nebenbei bekomme ich Karies.
Insgesamt recht gefällig, erfrischend, nett und kindlich, ohne besonderen Charakter oder gar Eigenständigkeit.

Und das war es auch schon. Mehr kommt da nicht und das konnte man schon eine Stunde nach dem Aufsprühen erahnen. Ich bin nicht enttäuscht, weil ich hohe Erwartungen an dem Duft hatte. Ich bin nur etwas verwirrt, wie so ein einfacher Duft auf so einen großen Erfolg stößt. Vor allem bei dem Preis und erst recht vor allem, weil es ähnliche Düfte für ein bis paar duzend Euronen gibt.

"Aber Erhan, du bewertest den Duft aufgrund seines Preises", höre ich euch sagen.

Nein definitiv nicht. Auch wenn er nur 10€ kosten würde, hätte es die gleiche Bewertung gekriegt.

"Aber Erhan, es gibt halt nun mal auch einfachere Düfte. Manchmal ist weniger mehr. Es müssen nicht immer komplexe Düfte sein. Manchmal muss man einfach reinhauen (und Geld raushauen) und sich an dem Duft erfreuen", höre ich euch weiter sagen.

Das ist ganz schwierig. Ich liebe zum Beispiel Leder sehr. Aber wenn es einen puren Lederduft für 200€ gibt, würde ich es nicht sehr gut bewerten, nur weil mir die Note gefällt. Ich würde es mittelmäßig bewerten, da ich keinen großen Aufwand oder gar einen besonders anstrengenden, kreativen Prozess in solch einfachen, monothematischen Düften sehe.

Hier steht einfach nur eine Note besonders im Vorschein. Alle anderen Noten schmücken sie nur ganz kurz oder unterschwellig. Ich weiß, dass der Duft auch nicht mehr braucht oder haben will. Trotzdem, so "kritisch" ich leider bin, hätte ich mir mehr Kontraste gewünscht, mehr Parfum als "Erfrischung", mehr Film als ein kurzes Kopfnoten-Trailer.

Hoher Preis hin oder her. Für mich einfach nur unbegreiflich dafür so viel Geld zu verlangen. Vielleicht Ideal als Gratisgeschenk ab einem Einkaufswert von xx,xx€.

Natürlich freut es mich, wenn der Duft euch glücklich macht und diese Rezension euch zum schreien bringt. :o)
6 Antworten
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