Esclarmonde
Esclarmondes Blog
vor 11 Jahren - 06.02.2013
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Soll ichs wirklich machen oder lass ichs lieber sein – Jein! Oder: Kriterien für den Duftkauf.

 

Jeder hier kennt diese Frage im Zusammenhang mit dem Duftkauf, denke ich! Erst vor kurzem habe ich in verschiedenen Beiträgen gelesen, dass man sich die Frage stellt, ob man einen Duft wirklich kaufen will. Also, bei Klamotten geht es mir anders, da fällt es mir leichter, eine Entscheidung zu treffen: zunächst probiert man ja meistens nur Dinge an, die dem eigenen Stil entsprechen, zu denen man Kombiteile und bestenfalls auch Schuhe besitzt. Und eine Gelegenheit, sie zu tragen.

So. Bei Düften ist das eine andere Sache. Hier ist es mir schon passiert, dass ich am Ende ratlos war. Und der Ablauf geht meistens so: Ich werde also auf einen Duft aufmerksam, aufgrund von Kampagne, Duftnoten, Kommentaren. Ich ziehe los. Ich teste auf dem Streifen, ich teste auf der Haut. Ich renne aus der Parfümerie, schnuppere weiter an meinem Handgelenk. Gefällt, gefällt, gefällt. Schwelg, schmacht! Hurra, Duft ich komme! Meist am Tag darauf oder später erwerbe ich einen Flakon. Und dann… nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der Duft an sich ist toll. Aber in den folgenden Tagen/Wochen stellt sich erst heraus, ob er sich auch in meinen Alltag einpasst. Dazu muss er mir eigentlich nur gefallen, und dann – und das ist denke ich der problematische Moment – darf er mich nicht langweilen oder stören. Nach einem oder wenigen Tagen des Testens war es mir leider oft nicht möglich festzustellen, ob ich den Duft einfach nur schöööön finde, so wie man ein Kunstwerk bewundert und sich angesprochen fühlt, oder ob er auch Teil von mir werden kann!? Das Dumme dabei ist das Habenwollen in der Testphase. Das funktioniert in meinem Hirn etwa so:

*testsprüh*

„Duft schööön! Habenwollenhabenwollenhabenwollen“

* testsprüh*

„Schööööööön! Habenwollenhabenwollenhabenwollen…“

Im Moment arbeite ich daran, ein eventuell leise hörbar werdendes „Aber…“ zu bemerken, das mir in der Vergangenheit möglicherweise entgangen sein könnte. Mit den Problembären unter den Düften geht es dann nämlich so weiter, dass man einen schönen Fremdkörper auf der Haut trägt. Eben schön, aber nicht ich. Schon von mehreren Communitymitgliedern habe ich das gelesen, dass sie sich fragten „Will ich auch so duften?“ oder „Dass mir ein Duft gefällt heißt noch lange nicht, dass ich ihn auch tragen will/kann“. Das trifft das Dilemma genau!

Mir ist übrigens aufgefallen, dass das in meinem Fall meistens Düfte mit wenig raffiniertem Verlauf sind, die mir fremd bleiben oder mich gar stören.

Im einen Fall z.B. habe ich also diese eine schöne Note, die mir immer gefallen hat, aber halt nur diese eine. Dann tut der Duft das, was mich ratlos macht: er tut nix! Warum ist mir das in der Habenwollenphase nicht aufgefallen!? Verflixt! Das geht in etwa so: Der Duft trällert z.B.

„Frischer Lavendel, frischer Lave-hen-del, frischer frischer Laven-del…“

auf meiner Haut, wie ein Hitsong, den die vermaledeite Radiostation zum 20. Mal am Tag bringt. Am Anfang wars schön, aber dann… Oder, im zweiten Beispielfall nervt mich die zu platte Entwicklung auf der Haut dann doch. Der Duft hat zwar eine, aber wohin, das nervt mich. In etwa:

*sprüh*

Duft (8:00): „Jasmin! Jasmi-hin! Jasminmoschus. Jasminmoschus .“

Ich: *frohlock, träller*

Duft (10:00): „Jasminmoschus jasminmoschus jas..moschus moschus moschus. Moschus!!!!“

Ich: „Was!? Moschus?! Echt? Ich dachte, Jasminmoschus!?“

Duft (13:00): „Moschusmoschus.“

Ich: „Ach man, hör doch auf!“ *grummel, langweil*

Etc. Ich könnte noch viel schlimmere Duftdialoge hier anführen, oben sind die klassischen Enttäuschungen bei zu schmaler Entwicklung dargestellt.

Es ist wie ein konstantes nervendes Störgeräusch, wie ein vibrierender Prozessor, bei dem einem nach einer Weile auffällt, dass er dieses blöde Geräusch macht und man muss ihn verschieben oder was drunterschieben, damit das aufhört. So weht mich aus den Langweilern in meiner Sammlung irgendwann diese Note an, und meine Reaktion ist „Och nöööö…“ Dann ist es klar: wir haben hier einen Fehlkauf vor uns! Der Duft wird in der Folge nicht mehr oder kaum noch getragen. Souk sei Dank, man kann ihn entweder zum Verkauf/Tausch anbieten oder einfach verschenken, wenn er jemandem gefällt.

Nun, an dieser Stelle beginnt mein Gehirn zu klickern. Wie könnte ich Filter einbauen, was für ein Verfahren oder Gedankenspiel könnte ich mir erdenken, damit solche Fehlkäufe nicht mehr passieren? Wie müsste denn ein Duft beschaffen sein, damit das nicht passiert? Damit er nicht zum gefälligen Langweiler in der Ecke wird? Man möchte doch am liebsten eine Sammlung von Kracherdüften haben, jeder Flakon ein Treffer, nur für unterschiedliche Jahreszeiten/Anlässe/Stimmungen, oder? Inzwischen haben sicherlich noch einige außer mir einen „Naja geht so“-Karton, in dem (bei mir zum Glück nur wenige, aber immerhin) solche Leichen liegen. Dabei sind das nichtmal nur die günstigen Düfte, die man im Vorbeigehen oder aufgrund des Preises zu unreflektiert mitgenommen hat, es gibt auch höherpreisige Fehlgriffe.

Warum erzähl ich Euch das? Singen wir den folgenden Song zusammen (Melodie: Guantanamera): „Selbsthilfegruppe… wir sind ne Selbsthilfegruppe… Selbsthilfe-gru-huu-ppe… wir sind ne Selbsthilfegru-hu-ppe…“

*Räusper* Entschuldigung.

Also: ich für meinen Teil habe ein gutes Kriterium zur Auswahl von Düften gefunden, ein Gedankenspiel, und das geht so: Ich packe meinen Koffer für einen ca. 10tägigen Urlaub und nehme nur EINEN Duft mit. Wäre dieser im Moment in der Kaufüberlegungsphase befindliche Duft ein solcher, den ich für eine solche Reise allein mitnehmen und an dem ich mich 10 Tage freuen könnte OHNE noch am Flughafen oder Urlaubsort in die nächste Butticke zu rennen und eine Alternative zu erwerben? Ist er raffiniert und vielseitig genug, um mich tagsüber auf Entdeckungsreise und abends zum Essen zu begleiten? Habe ich bei dem Kaufkandidaten das Gefühl, dass das wirklich ich bin? Dabei darf man sich natürlich unterschiedliche Urlaubsziele vorstellen: die Cote d`Azur, die Alpen, eine tolle Stadt… Man will ja durchaus auch mehrere Düfte *hüstel* haben. Nur wirklich glücklich muss er uns machen, der Neue. Kann er das?

 

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