Esrafalet

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1 - 5 von 8
Esrafalet vor 2 Jahren 4 1
Der edelste Schmeichler am warmen Kaminfeuer eines Landsitzes
In dem Moment, wenn ich den Flakon betrachte, fühle, sprühe, spüre ich diese selbstverständliche Inspector-Thomas-Linley-Eleganz, die so ohne Arroganz oder adligen Dünkel auskommt. Obwohl der Duft französich ist, scheint er wie gemacht für den Lebensstil eines englischen Lebenskünstlers. Der muss kein älterer Herr sein, nein, diese Kombination der Zutaten als Ganzes, lässt die Herzen junger stilbewusster Herren aufgehen. Da mich bei der DHI-Reihe immer dieser Make up-Lippenstift-Akkord gestört hat, bin ich glücklich, dieses Kunstwerk (unerwartet, denn die Givenchy-Herrendüfte waren mir bisher zu schwach auf der Brust) erleben zu dürfen. Die Kopfnote wirkt wie ein Versprechen auf puren Luxus, das eingehalten wird. Stechendes kann ich nicht ausmachen, sondern es umgibt mich ein Auftakt von mildreifem Scotch aus dem getoasteten Fass, lecker unterstüzt von nussigen Aromen, die die Aura umschmeicheln. In der schnell folgenden Herznote umwerben geröstete Kastanien, unterstützt durch aromatische Gehölze, unterstützt von cremiger Iris, den Duftkern zum Wohlfühlen. Das hält lange an und strahlt eine angenehme Silage, die gut wahrnehmbar ist. In der Basis verstärken Vetiver und Patschouli den Duftverlauf ins Würzige. Ich könnte in diesem Duft baden, wenn das nicht zu proletarisch wäre. Wohlgemerkt, ich bin weder Snob noch Nerd - ich bin ein Genießer. Er hält sich stundenlang auf meiner Haut und er hält was er verspricht: Puren Genuss, der den Träger in eine bessere Welt entführt.
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Esrafalet vor 8 Jahren 3
6
Duft
Blowing in the wind
Der Chanel-Klassiker ist einwunderbarer Duft und meine Vorschreiber haben ihn perfekt beschrieben und gewürdigt. Er ist eine Ehre, nur, er besitzt überhaupt keine Ausdauer. Nach berauschend schönem Auftakt, verschwinden die Zitrusnoten zügig, gefolgt von den pudrigen Akzenten. Nach einer halben Stunde bleibt nur noch ein Hauch von französischer Eleganz zurück, die zwar verzückt, doch kaum wahrnehmbar ist. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Zauber vorrüber - und das ist mir dann doch nicht genug. Enttäuscht gehe ich die Straße entlang und frage mich, warum er vor mir flieht. The answer my friend, is blowing in the wind...
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Esrafalet vor 8 Jahren 5 3
1
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
0.5
Duft
Tannöd ist der Deutschen Lust - provinziell im Förster-Style
Dieser erste Herrenduft der "angeblichen" Modemarke Bogner (der schlichte Ski-Willy mit seiner geldgierigen, ehrgeizigen, unsympathischen, brasilianischen Frau Sonia) zeigt kaum eine Entwicklung, ist platt in der Ausstrahlung und riecht penetrant wie Tannöd. Kein Wunder, dass er rasch durch Deep Forrest ersetzt wurde, das wenigstens ansatzweise versucht ein waldiges Parfüm zu sein. Dies hier ist eine olfaktorische Belästigung, die zu Recht von der Bildfläche genommen wurde, unangenehm, aufdringlich, eindimensional und - ich wiederhole - tannensüß und platt. Und dann noch diese Farbe - scheußlichstes Tannengrün - in so einem Kleid musste Joy Fleming 1975 für Deutschland beim Grand Prix antreten. Offensichtlich erwärmt der Förster-Style das deutsche Herz und trifft international auf irritiertes Unverständnis, wenn er überhaupt wahrgenommen wird.
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Esrafalet vor 8 Jahren 5
Schuhe der 70er
Die Schuh-Marke Charles Jourdan war der Manolo Blahnik oder Jimmy Choo der 70er. In den 80ern konnten sie, noch von ihrem Ruf zehrend, massenhaft Taschen und Parfüm verkaufen. Es gab einen Shop auf der Düsseldorfer Kö, aber schon damals war das eine Nische für angetakelte Industriellengattinnen des Rheinlands, die niemand sexy fand - ich meine die Nische und die Gattinen. Damals reichte der Zusatz Paris oder Mailand oder Beverly Hills (kann sich jemand an dieses schreckliche Giorgio Beverly Hills erinnern?), um Erfolge zu ermarketingen. Billig geht, wenn es einigermaßen teuer vermarktet wird. Tristano Onofri ist auch eine Marke aus dieser Nische und natürlich das damals angesagte Mini-LV namens MCM aus München. Schrecklichste Geschmacksverirrungen als Luxus vermarktet. Genau das repräseniert dieser nicht gelungene, sperrige Herrenduft mit seiner überzogen-penetranten me-too-Mentalität. Ich habe es nicht drauf, ich kann es nicht, ich möchte aber dazugehören und verkaufen. Und nur weil er angeblich 80er Old-Scool ist, bedeutet das noch lange keine Qualität oder dass er Klasse habe. Damals entstand auch viel Schrott.
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Esrafalet vor 9 Jahren 20 4
Das Märchen vom vertauschten Königskind
Und es kam die Zeit, nach zehn langen, vergeblichen Jahren des Wartens, dass das königliche Haus Dior wieder schwanger war. Ein Herrenduft sollte das Wunschkind werden. Der Hof, das Volk und der ganze Staat fieberten mit. Als die Niederkunft nahte, wurden alle Menschen aus dem Kreissaal der Königin vertrieben. Nur der Vater und Geburtshelfer mit Namen Demachy war zugegen. Leider war er in Wahrheit ein harter, ungerechter Mann, der dem neugeborenen Kind seine königliche Zukunft und Krone nicht gönnte, weil er seine Kinder Homme, Dune und Fahrenheit so liebte. Als das Kind auf der Welt war vertauschte er das edle Herrenparfüm gegen ein Kind aus dem kriminellen Millieu. Dies stammte von einer verfluchten Karibikinsel aus dem Piratengeschlecht Axe. Die Axes nannten es Yellow Caribbean Pepper VII, es war der siebte Ableger der billigen Reihe. Um die Königin, den Hofstaat und das Volk zu täuschen, rief Demachy laut aus dem Fenster: "Es ist ein Duschgel!" Schnell kleideten die höfischen Marketingexperten das Duschgel in königliche Gewänder und priesen es als wild- rassigen Abkömmling des edlen Hauses und niemand bemerkte den Betrug. Das Kind wuchs heran, gedieh und aufgrund seiner kriminellen Unterwelt-Gene tötete es seine älteren Geschwister und riss die Macht an sich. Und so kam es, dass ein billig riechendes Duschgel über das ganze Reich herrschte. Elend und beliebiger Duschgel-Duft breitete sich überall aus und das Volk darbte unter dem falschen Herrscher.
Derweil wuchs das Königskind in bettelarmen Verhältnissen heran. Gequält durch Hunger, Armut und mangelnde gesundheitliche Versorgung war es zu einem kränklichen, blassen, hinkenden Jungen geworden, dessen papierene Haut überzogen von Narben war, der weder über Charakter noch Kraft verfügte und wie die übrigen Bettelkinder durch die Wälder streunte - obgleich man seine edlen Gesichtszüge, sein gutes Herz und seinen wohlgestalten Körperbau durchaus noch erahnen konnte. Eines Tages, etwa fünf Jahre vor Machtergreifung des Duschgels, ritt ein Edelmann im kleinen Schwarzen von der Konkurrenz durch das Königreich auf der Suche nach einem Thronfolger für sein Reich, denn die Königin Chanel konnte keine Kinder gebären (schon sehr alt). Er erblickte den kränklichen Jungen, erkannte das edle Herz und nahm ihn mit nach Hause. Dort am Hof Chanel kleidete man ihn in blaue Gewänder (passt gut zu blasser Erscheinung) und verkaufte den kränklichen Spross aus könglichem Geblüt fortan als starken Thronfolger BLEU de CHANEL.
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