Esther19

Esther19

Rezensionen
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1 - 5 von 151
Esther19 vor 6 Jahren 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Globaler Bastard

Lavendel in Düften bin ich nicht gerade verfallen. Im Essen schon: Lammsteak mit Lavendel, aber ja. In Düften hält sich meine Begeisterung sehr in Grenzen: Bis auf drei Ausnahmen, den sehr schönen "Helmut Lang", den auf Dauer etwas ermüdenden"Gris claire" und- diesen verdammten Bastard hier. Mit "Jicky" konnte ich bisher nie so weit warm werden, dass ich ihn hätte besitzen wollen.
Maharadjah ist, wie könnte es anders sein, ein warmer Duft. Die weibliche Deklaration halte ich aber eindeutigr für veraltet - und eine Maharadhjne gibt es meines Wissens in den Frauen eher nicht bevorzugenden Gefilden auch nicht.
Für mich sind in diesem Duft vor allem zwei Stoffe präsent: Lavendel und Zimt. Wie zwei ungleich erscheinende Partner schaffen sie es, sich nicht nur tolerierend zu begegnen, sondern sich sozusagen im Kulturaustausch gegenseitig zu ergänzen und zu verschmelzen. Auch in Indien sieht man heute Lavendelbepflanzungen - so, wie jetzt auch Oliven angebaut werden - es ist kein Schaden! Die Frische und Stärke des Lavendels kann so wunderbar mit dem energiegeladenen Zimt, dass es mich wirklich begeistert. Der Lavendel mag der etwas stärkere Part sein, gewinnt aber durch die Umarmung mit dem Zimt und später einem Hauch von Patchouly eine sehr positive "Verfremdung".
Man stutzt kurz - so wie es mir mit ungewöhnlichen Rezepten aus dem Orient oder auch Indien anfangs ging - und um so größer dann die Begeisterung, wenn da etwas Tolles entsteht. Der Duft tendiert natürlich zu orientalischer Wärme, ohne ein klassischer Orientale zu sein, er ist nicht süß, und der lavendlige Frischekick bleibt durchgehend erhalten. Und nichts "chemisch" Drückendes - wenn ihr wisst, was ich meine: Natürlich ist der Duft "chemisch"! Aber die Kunst beherrschend, dass er nicht nach Chemiewolke reicht.
Patricia de Nicolai ist es gelungen, einen ausdrucksstarken Duft mit hohem Wiedererkennungswert zu kreieren. Einen globalen Bastard - und was für einen! Der Flakon, auch wenn er ein Einheitsflakon von de Nocolai ist, passt hier: Eine orientalische Anspielung, aber keine unnötige Verschnörkelung - modern und Traditionsbezug zugleich.
6 Antworten
Esther19 vor 6 Jahren 5
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
5
Duft
Ersatz - Plastiklöffelchen ohne Gravur
Als Fan des Films "Frühstück bei Tiffany" war ich durchaus gespannt auf diesen Duft, zumal darin auch Parfums eine Rolle spielen - edle Düfte. Und natürlich musste ich bei meinem ersten New York -Besuch auch mal in dieses Geschäft gehen - wohl wissend, dass solcherart Schmuck mir nicht entspricht. Im Erdgeschoss lag allerdings auch nur das, was dem noblen Hause der "Laufkundschaft" zugedacht ist. Na gut, ich habe es einmal gesehen. Die wirklichen Anleger scheinen in weiteren Räumen bedient zu werden. Wie auch immer, was ich sah, flashte mich nicht, ein paar Straßen weiter sah ich in einer Auslage dann aber wirklich sehr schönen Juwelierschmuck , modern und edel - natürlich zu Mondpreisen.
Zurück zu Tiffanys neuester Kreation: Blumig wirkt er schon, allerdings flächig und wenig ziseliert. Grüne Mandarine? Konnte ich nicht entdecken, nicht einmal annähernd, eher von Beginn an eine abstrakte Blumigkeit, die aber wenig Sinnlichkeit versprüht, sondern merkwürdig gesichtslos bleibt. Iris? Gibt es in Hunderten Düften viel raffinierter und "echter". Mehr kann ich dem Duft nicht abgewinnen als Ödnis auf ganzer Linie. Das reißt dann auch der Patchouly in der Basis nicht heraus, der zwar nicht nach Kellergewölbe riecht, aber es nicht schafft, weich abzurunden, sondern leicht nervt. Die Haltbarkeit dagegen ist enorm, was nun gar nicht not täte.
Hohes Haus! Es ist mitnichten kreativ, hundertmal Produziertes einem Wiederkäuerprozess zuzuführen - diese Weide ist abgegrast. Zum Ende fällt mir dann noch ein Film ein: Theo Lingen sagt zu seinen mäßig begabt erscheinenden Schülern: "Traurig, traurig, traurig!" - Passt haargenau auch hier.
5 Antworten
Esther19 vor 7 Jahren 12
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Kandiert
Schon etlichen Hermès- Düften bin ich verfallen: Dem schon mehrfachen Wiederkehrer „24 Faubourg“, „Hiris“, „Rouge“, andere wiederum konnten mich nicht begeistern, so der „Une Jardin sur de Nil“.
Die Probe von „Twilly“ bekam ich zugesteckt mit en Worten „Genau dein Ding!“- Was zu untersuchen wäre.
Was mir begegnet: Süße. Wenn es denn Ingwer ist, dann ist er stark kandiert. Es ist nicht der raspelfrische, freche, frische aus der Knolle, sondern ein kandierter. Eine gewisse Säure taucht dann zwar noch auf, aber eher eine zitrische. Nach einiger Zeit entwickelt sich dann eine leichte Schärfe, die jedoch süß unterlegt ist. Solche Momente lassen mich an die südafrikanische Küche denken. Vielleicht ist auch etwas Patchouly eingeschmuggelt, nicht erdig – gruftig, aber als Ballast. Ich weiß noch nicht so recht.
Tuberose? Na aber, liebe ich - so was von – gern in raumfüllender Dosis! Diese hier ist ein Tuberöschen-chen-lein. Das muss nicht schlimm sein, die Polterdame mal einzudämmen, das gefällt mir teilweise. Nun wird es aber verschwommener, denn bei bleibendem Süßegrad tritt der Duft in eine leicht cremige Vanille-Holz-Phase. Und diese hält erstaunlich lange, während sich die Silage im moderaten Bereich bewegt.
Fazit: Der Duft ist wirklich nicht schlecht, und im Gegensatz zu vielen Neuerscheinungen der letzten Zeit verzichtet er auf charakterlose, dafür Stichlichkeit blähende Fruchtsurrogate. Er wirkt zu keiner Zeit billig und macht dem Hause Hermès keine Schande, aber eben auch keine besondere Ehre. Ich hätte mir mehr Mut zum Ingwer oder zur Tuberose gewünscht, einfach ein bisschen mehr Biss. So wirkt er ein bisschen zu unentschlossen.
Kein Kaufkandidat für mich.
12 Antworten
Esther19 vor 7 Jahren 6
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Der fängt ja gut an
Das war mal wieder so ein Gewürzorientale, der mich sehr verlockt hat.
Zimt und ganz, ganz viel Nelke. Das fängt ja gut an. Zimt und Nelke verwende ich auch gern in der Küche - neben wirklich sehr vielen anderen Gewürzen, mein Arsenal an Gewürzen und Mischungen dürfte den durchschnittlichen Gastwirt erstaunen lassen. Gern arabisch, indisch, chinesisch, südafrikanisch, indonesisch, persisch. Und gerne scharf, sehr scharf - aber nie so, dass es die anderen Bestandteile erschießt. Sambal oelek verbrauche ich in 750ml-Gläsern, Sambal Terasi immerhin teelöffelweise. Und so fängt dieser Duft auch an: Nelke, Zimt - und Pfeffer. Ganz mein Geschmack, pur, deutlich, unverstellt. Es ist gar nicht unbedingt Raffinesse, sondern konsequente Dringlichkeit, die sich hier breitbeinig aufstellt. Und das ist dann doch schon wieder Raffinesse. Zumal sich dann auch noch die Nelke über den Zimt erhebt - schön, so soll es sein, so muss es sein. Dieses Vergnügen hält etwa eine gute Stunde.
Ach, bliebe er doch so. Später verliert sich eben das, was ich so besonders mag: Die Pfeffrigkeit der hierzulande oft noch in die Süßrichtung verbannten Gewürze Zimt und Nelke, wo sie ja auch durchaus Gutes tun, aber eben noch ganz andere Potenzen haben.
Ganz allmählich ebbt die opulente Pracht ab. Das Ganze wird wirklich träger, ich würde fast etwas Öliges vermuten,
die neuere Version von "Narcisse noir" fällt mir da ein, wo Orangenblüten, die entweder pfiffig-elegant wie auch fett daherkommen können, hier trifft leider Letzteres zu. Nun darf man sich nicht vorstellen, dass sich der Duft jäh in eine Ölspur verwandelt - nein, aber das Temperament, das mich am Anfang so begeistert hat, wird mir zu stark diszipliniert, es ist ein gewisser Bruch zwischen Feurigkeit und vorschnell eintretendem Phlegma. Der Zimt bleibt -aber in einer etwas breiigerigen, mit Kakao eingegangenen Allianz. Ich bereue den Kauf dennoch nicht - nur sprühe ich hier eher nach, sanft natürlich - ich bin einfach begeistert vom Knalleffekt des Einstiegs.
Ich las mal, die Qualität eines Duftes wird auch danach bewertet, dass die Phasen eines Duftes nicht zu sehr auseinanderdriften. Natürlich können Verläufe sehr unterschiedlich und reizvoll sein - und nicht alles muss "klassisch" verlaufen. Hier wurde eben einfach etwas grandios Begonnenes zu lasch zu Ende gebracht. Partielle Reformulierung auf Anfang - aber zackig bitte!
6 Antworten
Esther19 vor 7 Jahren 18
8
Flakon
7
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Winterfarbensucherin
Hier war es nun garantiert nicht der Flakon, der mich reizte: Auf güldene Malerei und Strass kann ich meist sehr gerne verzichten! Aber: Dieser Duft, er gehört sozusagen zum echten Geschmeide in meinem Duftschränkchen.

Bereits die Eröffnung ist ein Genuss: Ich bezweifle, dass die Angaben in der Kopfnote vollständig sind. Viele Düfte eröffnen hesperidisch, doch hier sind die Orange und Neroli geradezu vollmundig, satt, reif- und ich denke, die iris drängelt sich schon herein. Flirren und Sanftheit zugleich, eine Fruchtigkeit, die nichts gemein hat mit stichlig-aufgesetzter Penetranz.

Hölderlin beklagt in seinem Gedicht "Hälfte des Lebens"

"Weh mir,Wo nehm ich, wenn es Winter wird

Die Blumen und Schatten der Erde". (1806 - keine Sorge wegen Urheberrechten)

Wir vermissen im Winter die Farben - wer ins Freie geht, bemerkt, dass es durchaus Farbtupfer auch im Winter gibt: Immergrünes, rote Zweige, Moos, braune Knospen, Baumpilze, essbare Winterpilze, sogar manchmal ein paar vorwitzige Blümchen, farbige Sträucher. Man muss nur hinsehen. Hier muss man hin-riechen, und Details zu benennen, fällt mir hier schwer:

Der Duft ist voller Farben und Wärme - und doch auch so komponiert, dass er in den Winter passt: Leicht-halb- orientalisch wärrmend, doch nicht kontrastiv schrill. Es "fehlen" die Gewürze, und doch vermisse ich sie hier überhaupt nicht. Wenn ich ihn mir in Farben denke, sind es viele Nuancen von gelblich über ocker und braun, abgetöntes Dunkelrot- und Anthrazitsprenkelchen. und zwar immer wieder anders verwoben. Manche Bilder von Klee sind so gehalten. Alle Übergänge sind sanft, YlangYlang und Soft-Jasmin scheinen mir die zentrierenden Mildtäter zu sein, die aber einbinden, sich anschmiegen und nicht aufzutrumpfen gedenken. sondern im Gemeinsinn aufgehen und ein trockener Moschus sorgt als tragendes Element für Fluffigkeit wie für eine transparente Stabilität. Er geht in die Richtung der eher pudrig- eleganten Düfte wie auch "Cornubia", letzterer ist aber deutlich würziger. Diese relative Zurückhaltung, wenn man einen Orientalen als Maßstab nähme, gerinnt jedoch nicht zur Beliebigkeit! Definition dieses Winterduftes: Keine orientalische Bruthitze, sondern sanfte, kluge Betonung der Winterfarben. Verhaltene Raffinesse. Wiederkauf-Kandidat!
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