Coastal Grandmother – 20 Düfte für die (imaginäre) Rente am Strand

Hä, was? - war meine erste Reaktion, als mir der Begriff der "Coastal Grandmother" diesen Sommer erstmals unterkam. Wer sollte das sein? Eine Großmutter, die Teil der Küste ist? Eine Felsformation am Meer, deren Form an eine Dame mit Enkelkindern erinnert - Watzmann, Watzmann-Frau und Watzmann-Kinder, nur eben anne See? Wie sich herausstellte, ist es ein Trend aus den Staaten, genauer gesagt ein Mode- und Lifestyletrend, auf TikTok geboren. Wobei „Trend“ hier eigentlich die falsche Bezeichnung ist. Trends beziehen sich auf langfristige gesellschaftliche Entwicklungen, man denke an Umweltbewusstsein, Individualisierung oder globale Vernetzung. Kleine Strohfeuer, wie sie auf TikTok oder einem mailänder Laufsteg lodern, sind strenggenommen keine Trends, sondern Moden. Sie dauern eine Saison oder ein paar Monate und machen schon bald Platz für die nächste, wiederum kurzfristige Erscheinung. Nichtsdestotrotz sind sie oft Teil eines größeren, langanhaltenden Trends, wie Nachhaltigkeit oder Eskapismus. Letzterem könnte man die Mode der Coastal Grandma zuordnen.

Doch wer ist sie nun, diese Küstenomi? Sie ist eine wohlhabende, ältere Dame, gewandet in beigem Leinen und maritimen Streifen. Ein Strohhut schützt sie vor der Sonne und ein pastellfarbener Schal vor der steifen Brise. Sie schnippelt die Sträucher im Garten ihres lichtdurchfluteten Strandhauses, lädt die Enkel auf ein Stück Kuchen ein und sammelt Muscheln auf endlosen Spaziergängen entlang der Dünen. So oder in ähnlicher Form dürfte es die Strandoma tatsächlich geben, wobei auf TikTok meist fiktive Vertreterinnen wie Jane Fonda in „Grace & Frankie“ und Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“ nachgeahmt werden: Hier ein Schlapphut, dort eine weiße Caprihose, dazu eine Tasse Tee und Plätzchen. Diese Vorstellung scheint eine große Anziehung auszuüben. Kein Wunder, steht die Coastal Grandma doch für das Leben nach dem Arbeitsstress, für Entspannung, finanzielle Sorglosigkeit und eben auch für die Geborgenheit, die man bei den eigenen Großeltern erfahren durfte. Klingt doch nett! Und ist irgendwie auch ein liebenswertes Phänomen. Wir alle kennen sie zur Genüge, die Modeerscheinungen, die sich ausschließlich um Jugend und makelloses Aussehen drehen. Was kein Wunder in unserer Industriekultur ist, wo traditionell der Wert eines Mannes über seine Arbeitskraft und der einer Frau über ihre Reproduktionsfähigkeit definiert wurden. Diese Zeiten sind zwar hoffentlich vorüber, doch in alltäglichen Gewohnheiten sind sie hintergründig nach wie vor präsent. Man denke nur an die Obsession mit jugendlichem Aussehen, die eben genau darin begründet liegt. Wer noch Klatschzeitschriften liest, wird sie kennen, die gehässigen Lästereien über weibliche Körper von prominenten Damen über 50 in Strandkleidung. Hier weiß das unreflektierte Hirn der Paparazzi und Schreiberlinge nicht, was es mit einer Frau anstellen soll, die keine Kinder mehr bekommen kann – schließlich erfüllt sie dadurch in der Welt von gestern keine Aufgabe mehr.

Vor diesem Hintergrund werden die Strandoma und ihre TikTok-Enkelinnen einfach unendlich sympathisch. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass ältere Frauen zum ästhetischen Vorbild gekürt werden. Genießen wir also diese Mode, solange sie da ist.
Und wie ließe sich etwas besser zelebrieren als mit einem passenden Duft! Im folgenden Abschnitt habe ich ein paar Ideen gesammelt, wie wir Küstenomis und -opis uns die imaginäre Rente am Strand olfaktorisch versüßen können. Schreibt doch gerne eure eigenen Ideen in die Kommentare!

Beginnen wir im Geburtsland der Coastal Grandmother, den Vereinigten Staaten von Amerika. Strandomis wie Jane Fonda, Martha Stewart oder Oprah könnten Beach Hut Woman, Azurēe (2015) und Giorgio Blue ausgezeichnet zu Gesicht stehen, während sie in den Hamptons ein gutes Buch im Strandkorb lesen. Gloria Vanderbilt, die Schöpferin von Vanderbilt Eau de Toilette, dürfte ebenfalls eine Küstenoma mit Strandhaus in Long Island gewesen sein. Und was trägt der männliche Yankee-Rentner am Meer? Vielleicht New West for Him Skinscent, den Ur-Aquaten.

Doch auch hier in Europa können wir es uns am Wasser gut gehen lassen. Wie wäre es mit N.2 Olivo e Fico von Acqua del Garda? Wer sagt, dass die Küstenomi nicht auch ein Haus am See haben kann! Und wenn es sie doch an die Küste zieht, erfrischt sie sich dort mit Mandarino di Amalfi Eau de Parfum und Escale à Portofino. Purzeln dann die Temperaturen, greift sie zu Gelsomini di Capri Eau de Parfum. Oder doch lieber zu Casamorati - Corallo, weil es so nostalgisch nach Apres l’ondee duftet?
Ein paar Kilometer weiter westlich: Kaum schöner lässt sich der Lebensabend verbringen als an der französischen Riviera mit Promenade des Anglais, Collection Héritage - Vacances (2015), Eau des Merveilles Bleue oder Eau Dynamisante. Wenn dann doch einmal der Mistral zu kühl weht, wärmt sich die Strandomi mit Royal Bain de Caron, während Strandopi sein Eau des Baux genießt.

Unter der mediterranen Sonne kann es schnell unerträglich heiß werden. Deshalb geht es nun weiter in den hohen Norden nach Rügen, wo Strandomi beim Jäten durch La Tulipe Eau de Parfum olfaktorisch eins mit ihren Beeten wird. Währenddessen mummelt sich die Küstenoma in Westerland in ihren selbstgestrickten Pullover ein und stemmt sich mit Dune Eau de Toilette, Teint de Neige Eau de Toilette oder Le Bain Eau de Parfum gegen die Böen.

Und jetzt ihr!

Quellen:
Bilder: Adobe Stock Photos
The Take - "Coastal Grandmother" - Why Gen Z wants to skip Adulthood
ModernGurlz - What is the Coastal Grandmother Aesthetic?