Farbecht

Eine abgenutzte Lederbank, ein von Zigarren erfülltes Abteil, ein Zug der durch die Steppe ächzt. Jedes durchstreifte Land bringt neue Gewürze, neue Wunder und Rätsel. Chergui ist eine komplexer schwerer Duft. Balsamische Süsse, wie die von Kräuterbonbons oder Ahornsirup vermischt sich mit Leder und schweren rauchigen Gerüchen. DIe Zauber ferner Länder zusammengestellt, wie ein Kolonialwarenladen, lassen den Träger wie eine alten herrschaftlich Reisenden duften, an welchem jede Meile seine Spur hinterlässt.

Ich liebe diesen Duft, er ist heiss wie die Hitze der Tropen oder die Sonne orientalischer Wüsten. Er hat die Romantik und Opulenz vergangener Zeiten und ist dabei auch noch zum anbeissen lecker. Ich trage ihn vor allem zu besonderen Anlässen im Winter. Gerne zu Weihnachten, wenn mir warm werden soll. Ich sprühe ihn in meinen Schal, denn er hält ewig. Manchmal knautsche ich mich in mein Ledersofa, mit einer Tasse Chai, der perfekt zu ihm passt und freue mich auf geschmortes Wild in Rotweinsauce und Zimtgebäck.

Dieser Duft, angelehnt auch an das in camelfarben gekleidete "Upperclass American-Sportswear"- Model, erinnert mich sofort an die Dame, die aus der "3-Wetter-Taft"-Concorde steigt. Kennt jemand noch diese Business-Blondine aus der Werbung von 1994? Sie könnte in einen Hurricane kommen, aber das Meeting bliebe bestehen und sie hat immer, absolut IMMER! "bombenstarke" Haare.
Love Chloe ist quasi mein 3-Wetter Taft. Ich bin keine Business-Blondine, meistens eher moderat gut vorbereitet, in meiner Wohnung liegt Wäsche rum, die ich noch wegmachen muss, mein letzter All-Over Körperpflege-Marathon ist schon ewig her und darüber hinaus, schminke ich mich viel zu selten ab, wenn ich zu Bett gehe. Kurz gesagt: Ich bin weitestgehend eine Chaotin. Natürlich soll das nicht immer jeder wissen. Nein, viel lieber wäre es mir sogar, wenn es nur einige wenige ausgewählte Freunde wüssten. Aber, wie das so ist: Es lässt sich halt auch net verbergen, wär mir auch zu anstrengend und es ist meistens auch nicht notwendig.

Allerderdings: Es gibt so diese Termine.... Vorstellungsgespräche, öffizielle Termine in denen es vor allem auf Seriösität ankommt oder einfach wenn ich einen guten Eindruck machen will. Dann denke ich manchmal, vielleicht sollte ich doch mehr von dieser super-sauber, 3-Wetter-Taft Tante haben: immer perfekt vorbereitet, gekleidet, gepflegt, geschminkt, alles sitzt, organisiert, mit bestem Benehmen..ähm...perfekt eben.
Die Tage an denen ich das unangenehme Gefühl habe meine Unzulänglichkeiten, ähnlich wie Hautunreinheiten irgendwie kaschieren- ja, überpudern zu müssen. Diese "Fassaden-Tage" sind Chloe-Love Tage.

Der Duft riecht elegant, gut gepflegt, seeehr pudrig-vanillig, ein bisschen wie eine hochwertige Creme. So wie auch Stewardessen riechen, bevor sie die Stewardessen-Krankheit kriegen.
Also wer well-groomed, gut sortiert und elegant damenhaft gepflegt ist, dem wird der Duft gerecht, ja er wird ihn lieben! Denn er ist durchaus edel und sehr erwachsen. "SAUBER" riecht er.

Meiner Person entspricht nicht. Dennoch ich habe ihn und nutze ihn. Und sei es nur, wenn ich etwas Puder brauche um das Gefühl zu haben einen guten Eindruck zu machen.

Tatsächlich habe ich in diesem Duft geheiratet, zum klassischen weißen Spitzen-Seidenkleid mit langem Schleier. Elie Saab hat eine helle, aber doch deutlich Süße nach Honig und als Begleiter weiße Blüten. Es ist ein Goumand-Duft, lecker wie ein cremig-süßes Dessert, wie Creme Brulee , Broiche mit Honig, oder selbstgemachtes Sahneeis an einem heissen Sommertag. Keine dunkle geheimnisvolle Süße, keine Schwere wie Schwarzwälderkirschtorte, kein plastikbunter Süßigkeitenladen, aber Intensität!. Ein bißchen wie ein altes Sommerfrischeidyll. Tatsächlich ist er kein besonders komplexer oder außergewöhnlicher Duft, keiner der zum Enträtseln oder Denken einläd. Nur zum Geniessen. Man sollte dennoch mit ihm haushalten. Er ist nicht zum schnellen und maßlosen Aufsprühen gedacht. Kein Standout oder die Neuerfindung des Rades, aber einfach lecker! Und für mich irgendwie auch ein bisschen Kindheit im Garten. Ich glaube, deshalb habe ich damals spontan nach ihm gegriffen.
Eigentlich mag ich keine rein süßen Düfte, aber auf meiner Hochzeit diesem besonderen Tag, glaube ich, wollte ich einfach duften, wie ich mich gefühlt habe. Und wie hoffe, dass dies auch mein Mann empfunden hat und vielleicht auch ein bisschen meine Gäste: Verwöhnt, umsorgt, glücklich und geliebt.

Dies ist ein klarer Rosenduft! kein Firlefanz! Nicht niedlich oder romatisch, sondern elegant, erwachsen und stolz,wie eine einzelne Baccararose. Diese Rose braucht keine Begleiter, allenfalls ein bisschen "Grün" hier in Form von aufwärmendem Pfeffer. Sie steht für sie selbst, ohne billig oder brav zu wirken. Sie versteckt nicht und doch prahlt sie nicht. Sie will nicht mehr sein als sie ist und strahlt dennoch, ohne aufdringlich zu sein. Wenn sie spricht, dann ist sie sich ihrer Aussage gewiss.
Ich stelle es mir unglaublich schwer vor einen so eindeutig klar erkennbaren Einzelduft zu kreieren - von Anfang bis Ende ist klar, hier trägt jemand einen Rosenduft !-, der dann doch nicht beliebig wirkt. Diese Rose ist für mich nicht wild, aber unangepasst.
Ich musste direkt an Kreationen von Jil Sander -the Queen of less- denken, deren ebenfalls klare und minimalistische Konzepte von Weiblichkeit, Stärke und Purismus aber niemals brutale Härte ausstrahlen. Ein deutsches Frauenbild? Sie wirken simpel aber nicht einfach. Die Stärke dieses eleganten Rosenduftes liegt in seiner Qualität und Durchdachtheit. Er ist nicht zu kühl oder langweilig durch den Pfeffer, die Rose ist eindeutig und angenehm aber nicht chemisch, süss oder romantisch. Toll im Büro, genauso angemessen zum Ausgehen. Was braucht es mehr als eine einzelne Rose ?!

Die Blumen des Himalaya haben mir zugegebenermaßen in der Parfumerie zuerst besser gefallen. Spontan gekauft, zuhause lässt die Begeisterung nach. Seis drum der Duft ist solide und sollte seinen Zweck im Büro erfüllen.

Dieser Duft ist sauber mit einem hellen fast - und ich betone fast- zitrischen Beginn. Einer dieser Düfte die mich an ein frisch bezogenes Bett oder frisch gewaschene Wäsche erinnern. Relativ unaufdringlich mit moderater Projektion sollte er sich im Büro unter sauber und klar gut einfügen.

Der seifige Unterton ist für mich nicht unangenehm, wird aber den einen oder anderen sicherlich an Waschpulver erinnern. Dieser Eindruck wird durch einen Hauch pudrige Wärme abgemildert, sodass er nicht zu chemisch wird. Im Laden hatte er für mich noch eine helle exotische Blütenkomponente, die wahrscheinlich aber durch die Werbeaufmachung und seine würzigen Begleiter im Regal suggeriert wurde. Zuhause war davon enttäuschenderweise nix mehr zu schniffeln. Nach etwa einer halben Stunde gewinnt er an Komplexität aber sicherlich ist er weder ein Aromenfüllhorn noch brilliert er mit übermäßigem Facettenreichtum. Nach 2-3 Stunden ist bei mir der letzte Hauch verschwunden.
DIe gute Seite daran: Man kann von diesem Duft schwerlich zuviel erwischen. Ein seriös dezenter Begleiter für den gepflegten Eindruck zu einem moderaten Preis: solide eben