Felicity
Felicitys Blog
vor 6 Jahren - 30.07.2018
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Himmel und Hölle aus einem Haus

Es gibt einen Duft, es ist sogar eine Duftlegende, die – na ich versuchs jetzt mal so positiv wie möglich auszudrücken, weil ich seine zahllosen Liebhaberinnen aus mindestens 3 Generationen nicht vor den Kopf zu stoßen möchte – also dieser Duft (oder sagen wir Geruch) weckt in mir einen bis dato in seiner Wucht gänzlich unbekannten Fluchtimpuls.

Da er für Generationen von Frauen das Symbol der Wandlung von männlicher Fremd- zu weiblicher Selbstbestimmung war und ist, müsste ich ihn eigentlich mögen, meinte mein Kopf. Hatte ich doch seine Entstehungsgeschichte in Romanform zur Ferienliteratur des Sommers 2018 erkoren. Schlage ich jetzt seine Liebhaberinnen doch noch in die Flucht, wenn ich herzlos berichte, dass mich das Buch so gelangweilt hat, dass ich es nicht zu Ende gelesen habe? Sie mögen es mir verzeihen - es liegt nicht an Coco Chanel`s Biografie und auch nicht am Thema Liebe!

Als gut erzogene Konsumentin und im Sinne einer elementaren olfaktorischen Allgemeinbildung habe ich mich dann entgegen meinem Gefühl erfolgreich dazu überredet, die gelbe Flüssigkeit „Kanal Nr. 5 im Atomspritzer“ (siehe Zitat Karriere Spiegel 2017, hier in der Community als Weihnachtsgruß eingestellt von einer humorvollen Parfuma) auf meinen Arm zu sprühen, um diese womöglich ungeahnte Metamorphose zu höchstem Entzücken bloß nicht zu verpassen. Ein Duft als Symbol – das hat doch was Einzigartiges und noch dazu mit diesem anspruchsvollen Namen „Duft der Liebe“! Aber der Kopf denkt und das Gefühl lenkt.

Mit einer Bürste und viel guter Seife habe ich nach einer tapferen, angestrengten Viertelstunde versucht, die paar Tropfen abzuwaschen, im Gedenken an die berühmte blonde Frau, die nachts nichts weiter anhat als das: da muss doch was dran sein! Kommt das jetzt noch? Egal! Runter mit dem Zeug! Oder stimmt vielleicht was mit meiner Nase nicht? Mein Versuch die Haut zu reinigen ist zum Scheitern verurteilt. Ich hätte meinem Bauchgefühl mehr trauen sollen. Es dauert einige Tage, bis ich meinen rechten Arm wieder als mir zugehörig anerkennenkann.

Was kann ich für meine Gefühle? Weniger als nichts.

Dann lernte ich Chance Eau de Tendre kennen und verliebte mich sofort. Er war das komplette Gegenteil. Ein Duft wie Samt und Seide, ein Nasenschmeichler der romantischen Art und einfach schön und unbeschreiblich weiblich!

Fröhlich, lieblich, verspielt und doch erwachsen. Ein Wohlfühlduft, der Spielraum schafft und lässt. Weich und zugleich frisch und belebend. Blumen und Früchte in unbeschreiblicher Harmonie. Warm und samtig. Kann man Poesie riechen? Dieser Duft ist dahingehend ein unaufdringlicher Türenöffner. Alles kann, nicht muss. Treten Sie ein ins Land der lächelnden Fantasie, Sie werden begeistert sein.

Noch weit von einer analytischen Geruchswahrnehmung entfernt, lese ich, dass Pampelmusen und Quitten im Verein mit Jasmin und weißen Moschus am Werk sind - das kann ich mir gut vorstellen. Vor meinem inneren Auge tauchen zartrosa Rosen auf, obwohl es für mich kein ausgesprochener Rosenduft ist.

Den runden, edlen Flakon mit dem silbernen Ring teilt das rosa Duftwasser mit verschiedenen anderen Chanel-Düften in Pastellfarben. Der Deckel aus weißem Kunststoff – naja. Man kann die Flasche gut als eine Art Kaleidoskop benutzen und die Weltsicht damit fantasievoll ein bisschen rosarot verzerren. Das tut auch manchmal Not.

Die Haltbarkeit ist so ordentlich wie frau es bei diesem Preis erwartet, so 6 -8 Stunden. Sillage wie ich es mag, schwach bis mittel, je nach Dosierung.

Die restlichen Düfte aus dem Hause Chanel habe ich noch nicht studiert. Derzeit habe ich auch keinen Bedarf, denn ich bedanke mich bei der -wie ich lesen konnte- unprätentiösen „Nase von Paris“, dem Duftkomponisten Jacques Polge und gebe mich vorerst höchst zufrieden mit meinem Chance Eau de Tendre :-) .

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