Felicity

Lange, d.h. über 2 Jahrzehnte beobachte ich nun schon die rasant abnehmende Qualität dieses einst so wunderschönen Duftes. Ja, für mich ist er in den letzten Jahren immer schneller ins Minderwertige gerutscht – und damit meine ich nicht gekippt! Mir fiel einfach auf, dass auch bei einem neu gekauften Fläschen der Duft auf der Haut, der einst so schön und lange strahlte, sehr schnell verblasste, obwohl ich ihn doch immer vorschriftsmäßig lagerte.

Als ich nun im Mai zu Parfumo kam, lag der Fokus klar auf all dem Neuen, was es an Düften noch so zu entdecken gab und „Pleasures“ geriet etwas in den Hintergrund. Trotzdem kaufte ich ihn noch einmal mit anderen neuen Parfüms zusammen nach – eben weil er schon wieder so nachgelassen hatte (obwohl grad mal 1 Jahr alt) und ich es noch einmal versuchen wollte. War ich doch der Meinung, wenn ab sofort auch mehr Abwechslung, so würde ich ihn doch niemals aus dem Kreis meiner Lieblinge gänzlich ausschließen!

Und wenn ich ihn schon irgendwie „komisch“ fand, hatte er vielleicht doch irgendwie gelitten? Also wie gesagt, noch einmal Neukauf und die alte entsorgt. Diesen Duft, vor 3 Monaten erworben, habe ich heute einer genauen Prüfung unterzogen. Denn ich hatte plötzlich wieder Lust auf ihn, zumal das Thermometer nicht mehr ganz so hoch klettert.

Was für eine Enttäuschung. Blass, zu einem 0815 – Wässerchen verkommen, war der ganze Zauber schon nach 2 Stunden schon so weit verflogen, dass selbst ein Vergraben der Nase in meinen Arm kaum noch ein nennenswertes Dufterlebnis brachte. Was für eine Enttäuschung.

Nach diesem Erleben - oder besser gesagt ausbleibenden Erleben – ist meine langjährigste Duftliebe für mich endgültig gestorben. Die Flasche ist noch ¾ voll und das Parfüm ist definitiv nicht gekippt, so riecht es jedenfalls nicht. Aber das, was Pleasures einmal war, ist einfach nicht mehr existent- leider. Auch wenn mein Näschen heute vielleicht etwas anspruchsvoller geworden ist: das hier ist definitiv nicht mehr das, was es mal war. „Schade drum“ steht auf dem Grabstein, den ich ihm mit diesem Kommi hier setzen möchte. Denn Pleasures hat seine besten Jahre hinter sich und ist wirklich kein Vergnügen mehr. Er blümelt noch ein bisschen nichtssagend herum und ist dann -husch!- verschwunden. Jeder Drogerieduft hält länger.

Andere Kommis aus den letzten Jahren legten das ja schon nahe, aber ich wollte das nicht wahrhaben. Wer will schon so genau hinsehen, wenn eine alte Liebe stirbt.

Oder, vielleicht irre ich mich ja auch und hatte aus ungekannten Gründen ein paar Mal Pech hintereinander. Deshalb meine Frage an die 170 Pleasures-Besitzer der Community: geht es euch ähnlich? Das würde zwar nichts ändern, aber geteiltes Leid…

Das klingt jetzt dramatisch, aber wer versteht besser als ihr, dass ein Duft, den man über viele Jahre trägt und der eine durch dick und dünn begleitet hat, wie eine Tür zu alten und fast vergessenen Erinnerungen sein kann. Eine Tür, die sich nun für immer geschlossen hat. ?

Naja. Zumindest der Flakon war mit Abstand der hässlichste in meiner Sammlung.

DKNY Woman - Energizing Eau de Parfum ist unter Umständen ein Polarisierer, denn er ist nicht unbedingt ein gefälliger Schmeichler. Zwar etwas synthetisch im Geruch, ähnlich wie der grüne Apfel, aber insgesamt kommt er flott und spritzig daher und kann dieser Tage als immer bereite Geheimwaffe die Widerstandskraft gegen die Hitze erhöhen. Zitrische Düfte im Verein mit Narzisse, Orchidee, Jasmin und Wasserlilie erfreuen dabei die Riechzellen und das „Energizing“ im Namen suggeriert dazu noch eine Erhöhung der persönlichen Tagesenergie.

Kann man Metall riechen? Sicher! Vor allem, wenn es feucht oder nass ist. So nehme ich z. B. den Duft des silbernen des Armbandes nach dem Schwimmen wahr, vielleicht auch, weil aus dem verschließenden Federring auch noch das Eisen der Feder dazu kommt.

Der klare, durchsichtige Flakon mit der selbstbewussten, unromantischen Aufschrift erhöht den kühlen Eindruck indem er an ein Mineral, vielleicht an Bergkristall erinnert, was ich in meinem Foto versucht habe einzufangen. Gleichzeitig soll er wohl die nahe liegende Assoziation zu den New Yorker Twintowers wecken - als eine Hommage an die aus New York stammende Donna Karan.

Als eine der wichtigsten Modeschöpferinnen Amerikas hatte sie in den 80ern den Grundstein zu dem gelegt, was sich heute als Capsule-Warderobe verbreitet – eine Art minimalistische Mode zum vielfältigen Kombinieren. Sie designte diese Kleidung auch für die „Durchschnittsfigur“ einer berufstätigen Frau – mussten doch damals noch Frauen, die ins Business wollten, auf schwarze Anzüge in kleineren Herrengrößen zurückgreifen. Sie belebte ihre schwarze und bequeme Grundgarderobe , indem sie sie mit bunten Accessoires akzentuierte.

Kühl und unsüß, frisch und spritzig – ich bin froh, dass ich meinen kleinen Twintower habe.

"Was nix kostet, ist auch nix!" - diese Volksweisheit straft Suddenly Madame Glamour eindeutig Lügen. Ein wahrhaft frischer Gute-Laune-Duft für kleines Geld, edel und passend für viele Anlässe. Wenn auch die Flasche etwas billig wirkt mit ihrem wackeligen, scharfkantigen Metallring und der Ketchupflaschen-Form in Mini-Ausführung - der Duft wirkt edel und aussagekräftig und man trägt den Duft ja nicht in der Flasche herum, sondern formlos aufgesprüht. Für die ganz große Hitze ist er vielleicht nicht das Richtige, aber bei normalen Sommertemperaturen ein unkomplizierter Begleiter. Ich mag ihn, ganz klar!

Nach Stunden der Wanderung in heißer Sonne durch die Berge meiner Heimat betrete ich in einer Kleinstadt eine klimatisierte Drogerie, kaufe Wasser und teste den grünen Apfel aus der Big-Apple-City. Die köstlich erfrischenden Duftmoleküle erobern sich schnell den Raum und zwei Frauen werden auf darauf aufmerksam. Sie fragen mich, was denn hier so frisch und so toll riecht. Ich sage es ihnen und wir kommen ins Gespräch. Sie haben, so scheint mir, erst kürzlich ihre Liebe zu Düften entdeckt und anscheinend schämen sich noch ein bisschen dafür, sich mehr Parfüm anzuschaffen als sie in absehbarer Zeit verbrauchen können. Was ja erst mal auch vernünftig ist...

Ich weiß nicht, ob sie den grünen Apfel gekauft haben, ich habe ihn mir Wochen später doch in einem kleinerem Flakon erworben. Zu schön war der erfrischende Duft, der die Erinnerung an das Märchen "Die Regentrude" von Theodor Storm in mir nach oben brachte. Hier kämpfen der die Wiesen versengende Feuermann gegen die schlafende Regentrude und der reiche, gierige Bauer gegen die arme, naturverbundene Stine. Ihre mutigen Kinder machen sich dann früh am Morgen heimlich auf, um die Regentrude zu finden und mit dem alten geheimen Sprüchlein zu wecken : "Dunst ist Welle, Staub ist die Quelle...". Sie kriegen sich am Ende, weil der reiche Bauer ja doch einsehen muss, dass der Wert seines Besitzes an Wiesen und Äckern ohne Regen dahinschmilzt wie Butter an der Sonne.

Vielleicht gibt es da irgendwo in mir eine Ahnung in Bezug auf gewisse Parallelen zum gegenwärtigen, fast schon gruselig zu nennendem Sommerwetter und die kindliche Idee, ihm mit ein paar Sprühern frischem Duft zu bekämpfen. Schön wärs und für ein paar Sekunden funktioniert das schon, oder?

Warme Sommernacht, Grillen zirpen ohrenbetäubend im nahen Park Lichter auf schwarzem Kopfsteinpflaster, Kühler weißer Wein im beschlagenen Glas, Abgase, Stimmengewirr, aufgeheizte Steine strahlen Stadt-Duft ab, für mich zu elegant – passt nicht zu flachen Schuhen. War nett kennen zu lernen.