Feuermohn

Feuermohn

Rezensionen
Feuermohn vor 11 Jahren 14 7
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Das "Oma-Mini-Me" - Nostalgie und Lenchen
Wir sind uns zufällig begegnet, da der Flakon auf mich sehr ansprechend gewirkt hat. Ein kleiner Sprüher aufs Handgelenk (obwohl ich auf der Suche nach dem Estée Lauders Sensuous war) und kurze Zeit später denke ich, dass meine gute Freundin Lene in der Nähe sein muss! Ich rieche am Handgelenk und weiß augenblicklich, was Lenchen so im Alltag benutzt - zumindest ist es mir wieder eingefallen, nur das meine Liebe die EdP-Version ohne "intense" verwendet. Bei meiner einer riecht dieser Chloé beinahe identisch und ich bin hellauf begeistert.

Oma durfte ihn ebenfalls schon ausprobieren, wobei die Rose bei ihr mehr in Erscheinung tritt und sehr warm wird. Das war der Effekt, den ich unbedingt vermeiden wollte, weil ich diese süßlichen Rosendüfte an meiner Haut nicht mag. Die packen mich immer an der Gurgel, aber an Omi mag ich das gerne.
Zum Glück entwickelt sich Chloé Intense auf meiner Haut erstaunlich kühl, weshalb er für mich eine wilkommene Abwechslung zu meinen Kuscheldüften darstellt. Er wird seifig und gibt mir den Eindruck, alles in Rosenwaschmittel getüncht zu haben, ohne dabei audringlich zu werden. So frisch und fröhlich habe ich mich selten gefühlt! Zuvor habe ich schon mit Jil Sander's "Eve" und dem "Love, Chloé" in der EdP Version geliebäugelt, aber die sind mir dann doch zu pudrig-pulvrig, und als wandelnder Weichspüler, möchte ich nun wirklich nicht auf mein Umfeld wirken.

Das Parfum in der Intense Version gibt mir diesen Sauberduft, den ich mir schon länger gewünscht habe und ich würde hier jedem zustimmen, der diesen Duft als "Omas Rosenseife" verschreit, jedoch gehört dieses Waschstück für mich zu den etwas qualitativeren, eingepackt in feinstes Seidenpapier, mit einem schönen Aufkleber versiegelt, eingebettet in einen nostalgisch bedrucken Karton und edlem Satinband versehen. Ein Geschenk! So wie Lenchen, die mich ab und an mal besucht (wenn auch viel zu selten) und mich mit ihrem Duft verzaubert.

Was ich ebenfalls gut finde, ist der leicht rauchige Sandelholz Touch und die Tonkabohne, die den Duft bis zum nächsten (!) Tag sinnlich ausklingen lassen. Wie rosa Pfeffer riecht, weiß ich allerdings nicht, nur dass ich mich gerne in dieser einen "Rosenseife" suhlen mag.
Oma und ich sind halt eben gute Kumpels.
7 Antworten
Feuermohn vor 11 Jahren 4 3
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Oh, Tannenbaum...
Ich habe den Duft von meiner besten Freundin geschenkt bekommen, da sie diesen überhaupt nicht mag. Sensual? "Das ist doch voll mein Ding!", dachte ich. Stellte mir dabei wieder ein Duftwässerchen mit Vanille und Patchouli vor (die ja tatsächlich enthalten sind! - ach was :D). Auf der Haut aufgesprüht wurde ich aber zuerst skeptisch, da sich ein ganz starker (fast schon unangenehmer) Geruch von Tannennadeln breit gemacht hat. Das ist ja überhaupt nicht meins! Der Duft ging beinahe schon in den maskulinen Bereich und mein Traum von einem sinnlich warmen, äußerst weiblichen Duft war passé.

Nach einer halben Stunde war aber dieser grüne Alptraum vorbei und dann roch ich es: Leder. Kühle ledrige Noten (in meiner vorstellung schwarzes Leder), die mich sehr begeistert haben, sowohl irgendwie sexy als auch sportlich. Ich würde sogar behaupten, dass es etwas für den beruflichen Alltag ist, da man sich mit diesem Wässerchen schon im Vorfeld eine gute Portion "Durchsetzungsvermögen" aufsprühen kann.

Sensual Jil ist ein klarer, sauberer Duft, bei dem ich die genannten Duftnoten (leider) garnicht wahrnehme, aber der sich auch an meinem Freund sehr gut macht (bei ihm wird die Entwicklung etwas herber).
Erstaunlich, aber kein Nachkaufkandidat, dazu ist er mir leider nicht komplex genug.
3 Antworten
Feuermohn vor 11 Jahren 9 3
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Gewaschen, gepudert, gewickelt, gebettet!
Vor einiger Zeit brachten mich meine Ex-Arbeitskolleginnen auf einen Gedanken: ich fragte sie, welche Düfte sie bevorzugen würden und oft hieß es, es seien die leichten Düfte, die einem das Gefühl vermitteln würden, direkt aus der Dusche gestiegen zu sein. Ich muss zugeben, dass ich diesen Geruch nach dem Duschen auch toll finde. Toller als jedes Parfum womöglich, weil es so ein herzlich warmes und umarmendes Gefühl ist, aber mir ist nie bekannt gewesen, dass man diese Düfte auch tatsächlich einfangen kann, da sich bei mir (wie auch bei anderen) der Duschduft nach kurzer Zeit verabschiedet :).

Ich habe auch immer gedacht, dass ich für mein Umfeld viel zu stark parfümiert riechen würde, da ich ja doch eher wummsige Charakterdüfte aufgrund der Haltbarkeit bevorzuge. Jeder Eindruck ist da doch ganz anders, aber einen schlichten "Duschduft" habe ich zu dem Zeitpunkt nicht besessen - oder doch?
Da fiel mir doch glatt auf, dass ich mich von dem "Naughty" vor dem "Alice" hab irreleiten lassen.

Die Wahrheit ist nämlich garnicht so naughty: Alice riecht nach Baby! Es erinnert mich an meine frühe Kindheit, wie aus den Erzählungen meiner Eltern entnommen: "Du warst unsere Prinzessin! Jeden Tag gebadet, geölt, gecremt, gepudert und gewickelt, um dann in die schönsten Kleidungen gesteckt zu werden. Dein Thron war dein Kinderwagen, wo ich dich auf dein täglich frischgewaschenes, gestärktes und gebügeltes Kissen gebettet habe! Jeder, sogar Fremde, haben dich geliebt!".
Hat Süßkind in "Das Parfum" nicht beschrieben, dass Babyfüßchen nach Butter riechen würden? Ich muss gerade schmunzeln, denn das könnte die dezent säuerliche (aber keineswegs unangenehme) Note sein, die bei dem Duft immer mitschwingt.

Lässt man den Baby-Aspekt weg und dieses Gefühl, wie nach dem Duschen, so bemerkt man auch die starke Süße, die das Parfum mit sich trägt. Naughty Alice riecht nicht nach Vanille, und trotz dieser Babysache auch nicht kindisch, vielmehr erinnert es mich lustigerweise an Hochzeitstorte. Ich habe sofort große zuckrige Rosen und Veilchen im Sinn, die auf der Marzipanummantelung stecken - das wird wohl auch eine Duftnote sein, die Mandel, die ich zumindest auf meiner Haut wahrnehme.

Naughty Alice ist ein leckerer, geradliniger Duft, der sich nicht sonderlich groß entwickelt, ein bischen langweilig, süß und blumig, aber so schön warm und anschmiegsam ist, dass man ihn einfach nicht missen möchte und nicht hassen kann, es sei denn, man mag keine Babys, nichts Niedliches oder man ist am Dauerdiäten. Allen anderen kann ich nur sagen, Alice passt zu jedem Anlass und zu jeder Tageszeit, weil der Duft eben nicht aufdringlich ist. Auch Rosenliebhaberinnen, oder denen, die vor Rosenduft bislang die Flucht ergriffen haben,würde ich ihn aufgrund seiner Alltagskompatibilität empfehlen.
3 Antworten
Feuermohn vor 11 Jahren 12 5
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Herr Fräulein! Ich habe mich entliebt!
Manchmal frage ich mich, was mich geritten hat, diesen Duft zu kaufen. Ich besitze ihn in der großen Version und bin mir mittlerweile nicht einmal mehr sicher ob ich ihn mag!

Ich glaube, dass der Flakon mitunter Schuld ist. Er fässt sich schön an, ist schlicht, von höchster Eleganz und mit einer durch und durch schönen rosé farbenen Flüssigkeit befüllt. Eine Zeit lang war ich stolz wie eine Königin über die Errungenschaft! Vielleicht auch, weil es so oft hieß, dass Chanel-Düfte über eine hervorragende Haltbarkeit verfügen (und Haltbarkeit ist mir ganz, ganz wichtig).

Aber nun möchte ich nicht lange um den heißen Brei reden und mich dem Duft und seiner Entwicklung zuwenden.

*

Mademoiselle fängt bei mir fruchtig-zitrisch an, allerdings wird gefühlt die ganze Herznote zur Begrüßung mit einbezogen und auf ihrer Rückhand, zum Schlag bereit, die Basisnote. Das mag eigenartig klingen, aber die zitrische Frische, die bei anderen Düften noch angenehm ist, fängt an mich schon nach einer Minute zu nerven. Es sind keine fruchtig, saftigen Orangen, die sich da halten. Nein, sie sind bitter. Wie kann etwas "bitter" riechen? Es riecht so derart beißend, dass ich mich selbst nicht riechen kann, wogegen ich nur Komplimente und neugierige Anfragen für CM von meiner Umwelt bekomme.
Ich verstehe nichts mehr.

CM riecht säuerlich-bitter. So als hätte man Tonic und Bitterlemon nasal eingesogen. Bei mir macht sich nur Würgereiz breit. Ich kann den Duft nicht definieren, weil er etwas an sich hat, was an in Männerprodukten vorkommt, aber ich kann es nicht bennen.

CM reicht für den Alltag aus, um den schlechten Geruch der Fahrgäste bei der morgendlichen oder abendlichen Bahnfahrt zu neutralisieren (dabei vergräbt man sein Gesicht im Schal oder Kragen), oder wenn man noch nach "etwas" riechen möchte, wenn man die 10 minütige Pause mit seinen Kollegen im Raucherraum verbracht hat. Aber die Mademoiselle ist einfach nur zickig, selbstsüchtig und unglaublich nervig. Sie isst gerne Brauseflummis, trinkt Brennspiritus dazu, ist rotzfrech, weiß alles besser und ist in ihrem Biss, sich durchzusetzen, ganz penetrant. Sie erinnert mich sogar leider ein wenig an meine jüngere Schwester.
Karrieresüchtig und Egozentrisch.

Das passt zu meinem Gemüt mal überhaupt nicht! Einzig und allein im Ausklang wird "Herr Fräulein" Chanelle zu einer Madame. Pudrig herb, frisch aber dennoch warm, so bleibt dieser Duft auf meiner Haut. Da kann ich ihn auch als Duft bezeichnen, alles andere ist "nur" Geruch und Kopfschmerzverursachend.
Trotz der angenehmen Endnote, wird dies kein Nachkaufprodukt werden. Dafür ist die Begrüßung viel zu aggressiv ausgefallen und ich mag es nicht, wenn man mit der Tür ins Haus fällt, Herr Fräulein!
5 Antworten
Feuermohn vor 11 Jahren 13 6
7.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Entblättere dich, Rose!
Ich bin schon längere Zeit (begeisterte!) stille Mitleserin von Parfumo, doch bisher habe ich es nicht gewagt mich anzumelden, aber heute ist es so weit!
Zwar bin ich nicht so gut darin mich literarisch poetisch zu ergießen, aber mein neuer "Schatz" hat mich einfach inspiriert es doch mal zu versuchen - wobei: Inspiration? Es war doch ein Tritt in den Hintern :P!

**

Bislang habe ich um allseits bekannt-beliebte Düfte einen Bogen gemacht. Poison war nur ein Name, wie so viele. Ein Flakon, der in meiner Erinnerung viel zu veraltet war. Irgendwie unpraktisch. Stand er nicht in dem schrecklich verdreckten Badezimmerschrank der Mutter meines Ex-Freundes? Eingesaut mit angetrockneten Make-Up Resten? Ja, das tat er.

Es war ein Geschenk ihres Sohnes, der den Duft großartig fand und alles, was A. an seiner Mutter großartig fand, war mir zuwieder.
Frau Schwiegermonster in Spe hat ihren Sohn zurechtgebügelt, als sei es ihr eigener Liebhaber. Sie konnte keine andere Frau neben ihrem Sohn akzeptieren, denn dies würde einen totalen Kontrollverlust bedeuten.
Bei dem Gedanken an den "armen" A., bei dem die Rolle des Muttersohns nicht mal mehr durch 4 Jahre Beziehung zu beheben war, wird mir ganz schlecht.

Wut baut sich in mir auf. Eine alleinerziehende, arbeitslose und frustrierte Mutter mit einem viel zu erwachsenen Sohn im Haus, die sich in jeder Hinsicht mit seiner Freundin, trotz großen Altersunterschiedes, vergleichen musste. Ich denke nur noch an diese Frau, die sich bei Abwesendheit ihres Sohnes die Sinne mit Alkohol betäubt hat, stillos die Bude zugequalmt und vor uns auf die vulgärste Weise geschimpft hat, um dann (wenn sie noch bei Sinnen war) die ideale Maske für die Außenwelt aufzusetzen.
Ein schickes Kostüm, schicke Schuhe, schicker Bob, schicke (Über-)Schminke, schickes Lächeln.
Und dann dieser gräßliche Duft nach abgestandenem Wein, Whiskey, Vanille und Tabak. Passend zu einem Rockstar oder einer Puffmutter, aber so hat der Name "Poison" einen Bezug zu einer alten Giftmischerin bekommen. Agressiv, verbraucht, unverschämt, irgendwie komisch billig und ungepflegt. Wie passend.

*

Bis dato habe ich einen sehr großen Bogen um Poison gemacht. Vielleicht weil ich dachte, der Duft sei zu "einfach" oder ich zwangsläufig an Personen denken musste, die ihre Präsenz aufblasen müssen, um anderen damit bewusst auf die Eier zu gehen. Werde ich jetzt alt, weil ich ihm doch noch eine Chance gegeben habe?

Ich bereue es nicht.

*

Nachdem ich schon sehr von Hypnotic Poison angetan war, den meine haut allerdings restlos aufzufressen scheint, wollte ich den direkten Vergleich mit der bislang gemiedenen Urmutter machen, denn ich habe gelernt, dass jede Hautchemie anders ist. Ein kleiner Spritzer auf das Handgelenk und Vorsichtsabstand halten. Gehe schließlich nicht ganz unbefangen an die Sache ran und irgendwie werde ich misstrauisch.

Der Duft riecht zu Anfang sehr düster, leicht balsamisch und würzig, würzig, würzig! Puuuh...! Mag ich das überhaupt? Ist das nicht zu... stark? Das ist doch NUR ein EdT! Selbst Chanels No5 und Guerlains Shalimar frisst meine Haut auf, sodass nach kurzer Zeit NUR ein wohlig, pudriger Dufthauch übrig bleibt. Wie schade! Aber das hier ist wirklich ein EdT und ich staune nicht schlecht.

Ich bin ganz wie beduselt, trage ihn noch eine Weile mit mir. Regelmäßiger Kontrolle auf Duftentwicklung, Beständigkeit und Entwicklung unterzogen, werde ich fast wahnsinnig. Was bahnt sich da seinen Weg durch diese düstere Würze? Eine dunkelrote Samtrose, sehr edel, sehr feminin, überzogen mit feinstem Honig und so bittersüß, dass ich fast Kopfschmerzen bekomme, wenn ich meine Nase in der Haut vergrabe. Dabei wird das blumige von einer rauchigen Note begleitet. Ich nehme an, dass es sich hierbei vielleicht um den Weihrauch handelt? Ich kann es nicht genau sagen, aber ich liebe es.

Dank der Vanille und dem Amber hält sich der Duft auch sehr lange auf meiner Haut (endlich!) und wird immer schöner. Tatsächlich wechseln sich die vielfältigen Duftnoten ab, bis sie zum Ende hin ganz kuschelig und warm werden, aber nicht zu einem kuscheligen Einheitsbrei, was meine Haut ja sonst immer gen Ende aus jedem Duft "kreirt"...

*

Poison hat mich verzaubert, nicht vergiftet. Ich glaube, auch wenn ich eher zu den stilleren Gemütern gehöre, dass dieser Duft hier "meiner" werden kann. Ich fühle mich als Frau und ich habe keine Hemmungen dies zu verstecken. Poison ist so dermaßen sexy und selbstbewusst, dass sich meine ungeliebten Fettpölsterchen in Luft auflösen und ich mich einen Moment lang für die begehrenswerteste Frau der Welt halte. Ich kann es kaum fassen, dass Poison an einigen Menschen so unglaublich schlecht und muffig riechen kann, aber vielleicht ist das auch gut so. Der Heißhunger meiner Haut ist gestillt, und ich bin rundum zufrieden (und meine neue Liebe auch).

Nachtrag zum Weltuntergangstag am 21.12.2012: Wenn Poison bei mir abklingt, riecht er nach frischgebackenem Kuchen
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