Fhfhfh
Meinungen einer schnüffelnden Nase
vor 14 Jahren - 01.10.2011
1

Duft-Opern

Es gibt tatsächlich eine Oper, die zu einem bedeutenden Teil Geruchsstoffen gewidmet ist. Es handelt sich um: "Düfte – Zeichen" von Karlheinz Stockhausen, 2002 geschrieben, dauert knapp eine Stunde, ist Opus 78,  die 4. Szene vom "Sonntag" aus "Licht", die Duft-Folge ist:
- Cuchulainn (Montag-Duft)
- Kyphi (Dienstag-Duft)
- Mastix (Mittwoch-Duft)
- Rosa Mystica (Donnerstag-Duft)
- Tate Yunanaka (Freitag-Duft)
- Ud (Samstag-Duft)
- Weihrauch (Sonntag-Duft)
- Knaben-Duft
- Himmels-Duft

Nein, liebe Leute, dies alles kein Scherz, siehe Werkverzeichnis. Der Mann hat wirklich sieben Opern über die sieben Tage der Woche geschrieben. Der Sonntag ist für den hintermalten Katholiken natürlich DER Tag der Woche und dass Weihrauch DER Duft des Tages ist, gefällt mir zwar (weil ich dem Geruch verfallen bin) – aber auch wieder nicht, denn Gerüche sind keine Glaubensbekenntnisse (klar, sind sie schon – aber nicht als Konfession).
Stockhausen, 2007 von uns gegangen (das ist wörtlich gemeint: er glaubte der Einwohnerschaft des Sirius anzugehören, wohin er nunmehro zurückgekehrt)  war zwar ein Spinner, aber das findet sich unter Künstlern ja nicht ganz selten. Er war jedenfalls ein überaus einflussreicher Komponist – ob man seine Musik nun mag oder nicht. Nur, dass im Libretto so überaus poetische Formeln aufkommen wie: "Leute, jetzt gibts was zu schnüffeln", bewegt mich doch, über den Titel dieses Blogs noch einmal vertieft nachzudenken.

Was für einflussreiche Duft-Opern gibts denn so?
– "Tosca" legt sich nahe, ist zwar eine Oper, handelt aber nicht von dem gleichnamigen Parfüm (wie auch Ferruccio Busonis "Turandot" nicht von unserer gleichnamigen Expertin handelt – oder jedenfalls nur hoch symbolisch).
– die Zauber- und Lieblingstränke von Richard Wagner ("Tristan und Isolde" etwa) eher auch nicht, die wurden getrunken, nicht inhaliert. Die Wirkung mag ähnlich gewesen sein, aber nur bei richtiger Applikationsform (Siehe die Sachverständigendiskussion bei dem Symposion: "Wie schmeckt Parfüm").
Dass der kleine Mann der großen Oper Sinn für allerlei Tand und Plüsch und Prunk hatte, ist bekannt (siehe seine Briefe "an eine Putzmacherin") dass er aber jenseits von rosafarbenen Atlasstoffen und atlasgefütterten Heim-Stieffeletten (er war wirklich sehr sensibel) einen besonderen Sensus fürs Geruchliche entwickelt hätte, ist ebensowenig überliefert, wie der Umstand, wie denn seine großbenaste Cosima gerochen haben mochte, was aber nun auch wirkliche nicht hierher gehört – ebensowenig, wie der Fakt, dass die beiden glühenden Antisemiten waren und Juden "nicht riechen konnten".

Welche Szenen in welchen Opern also dann? Na, die Maschine rattert, wird schon noch was ausspucken. Und welche Parfüms sich namentlich oder mythologisch auf große Opern beziehen, das werden wir auch noch herausfinden.
Jedenfalls mit Eurem Zutun. Es freut sich auf jedwede Hinweise: Euer Fhfhfh

0 Antworten

Weitere Artikel von Fhfhfh