First

First

Rezensionen
Filtern & sortieren
1 - 5 von 224
First vor 3 Monaten 12 20
6
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Ode an die Wasserblumen
Ode to Dullness hat es geschafft: Nach längerer Zeit ohne Schreiben neuer Rezensionen drängt es mich, meinem Eindruck hier Ausdruck zu verleihen: Einerseits, weil dieser JhaG wieder etwas Faszinierendes hat, nachdem die letzten Neuerscheinungen der Marke mich nicht recht überzeugen konnten, andererseits, weil ich den Duft anders wahrnehme als er in den bisherigen Statements und Rezensionen geschildert wird: Ich finde ihn nämlich toll!

Ja, auch dieser JhaG ist sehr synthetisch, er reiht sich somit in die neueren JhaGs ein, die sich in dieser Hinsicht noch extremer ausnehmen als die früheren der Marke. Ich denke, das Verwenden von sehr vielen künstlichen Riechstoffen gleichzeitig ist auch der Grund, warum die Wahrnehmung für diesen Duft so unterschiedlich ist, denn wer für einen oder auch mehrere der verwendeten Kunstriechstoffe ansomisch ist, wird viel weniger riechen und den Duft als bestenfalls als schwach empfinden, wenn nicht gar unausgewogen.

Interessant ist, dass Einige schreiben, es sei vornehmlich Ambroxan, Iso-E Super oder gar Moschus, was sie röchen und der Duft sei cremig. Ich empfinde das nicht so. Und das, obwohl ich bestimmten künstlichem Moschus oftmals viel stärker wahrnehme als andere. Wir kennen das alle: Das was wir nicht mögen, riechen wir in kleinsten Mengen heraus. Hier wurde Haarspray erwähnt. Ich selbst hätte es nicht so genannt, weil das Haarspray meiner Kindheit und Jugend anders roch und ich heute kein Haarspray mehr benutze. Aber dennoch, jetzt wo ich es las: Es gibt Haarsprays, die im Anflug ähnlich riechen wie dieser JhaG.

Ich rieche bei Ode to Dullness vor allem eines: "Wasserblumen".
Wasserblumen ist ein Begriff, den ich von Parfumo habe. Ich weiß dabei gar nicht, um welche Blumen es sich dabei handeln soll. Vielleicht Lotus? Es ist auch egal, denn Ihr kennt diesen Begriff von Parfumo aus einigen Pyramiden bestimmt auch und wisst, welcher Geruch damit normalerweise gemeint ist. Mich lässt es in der Regel ambivalent werden, wenn ich diesen Begriff in einer Pyramide lese. Normalerweise verbirgt sich dahinter für meine Nase etwas wässrig-schönes Blumiges, das sich von anderen Blütendüften unterscheidet, sehr fein und hell und betörend, ohne dass es stechend oder gar schwülstig wird. Ambivalent bin ich deshalb, weil dazu in verlässlicher Regelmäßigkeit leider ein Gammelfaktor kommt, als seien diese Blumen in stehendem Süßwasser schon leicht am Vergehen.

In Ode to Dullness rieche ich Wasserblumen ohne den Gammelfaktor und das ist der Grund, warum ich hier eine Lanze für diesen Duft brechen möchte.

Noch etwas Interessantes ist mir aufgefallen: Ich bekam die Herstellerprobe in einem Paket einer Parfumerie als Zugabe. Das Paket war beduftet und die Parfumerie hatte mir geschrieben, Ode to Dullness sei der dafür verwendete Duft. Natürlich hatte ich beim Öffnen des Paketes gleich bemerkt, dass es beduftet war. In diesem ersten Moment aus dem frisch geöffneten Paket roch ich nur helle, freundliche, sanfte, weiche Blüten, ohne dass ich hätte sagen können, um welche Blüten es sich handelte. Kein ubiquitärer Jasmin, keine momentan so moderne Rose, kein Tiare, keine Tuberose, auch nicht mein geliebtes Ylang-Ylang, nichts Krautiges wie mancher Lavendel, keine Lilie, keine Gardenie,....aber auch keine Wasserblumen.
Ich bin ziemlich sicher, dass dieser JhaG einen recht neuen Riechstoff für Blüten enthält, der, weil er so künstlich ist, spontan keiner echten Blüte zugeordnet werden kann, aber dennoch blumig duftet, und zudem zu changieren scheint: Im Paket keine Wasserblumen, auf meiner Haut ganz klar Wasserblumen.

Was ist nun mit der Pyramide? O.k., die Freesie ist eine Blume. Ich rieche sie nicht heraus, aber blumig ist Ode to Dullness für mich sehr. Blumige Noten - ja, auch das - wir hatten es schon.

Sandelholz ist groß geschrieben. Ich rieche aber weder den schönen Sandelholzduft des echten Holzes noch den für meine Nase grässlichen, leider inzwischen so oft verwendeten Ersatzstoff. Ich rieche von beidem schlicht nichts.

Sternanis. In der Tat, jetzt wo ich es lese, kann ich es im Duft ausmachen. Zart, mehr am Anfang, weniger im Verlauf, am Ende wieder mehr, ja, Sternanis kann ich wahrnehmen, wenn auch gut eingebettet und im Hintergrund, so dass ich von allein nicht darauf gekommen wäre. Auch ist da eine minimale Süße. Sie könnte vom Sternanis stammen.

Moschus, auch das hatten wir schon: Ich rieche keinen Moschus.

Tonka. Hm. Tonka rieche ich auch nicht wirklich, aber schon etwas Weiches, Warmes, das nicht von den Blüten kommt. Das könnte ich Tonka zuordnen.

Es kann durchaus sein, dass das Ganze mit Iso-E-Super und Ambroxan unterlegt ist, für mich sind sie hier jedoch nur wenig wahrnehmbar, weil für mich die Wasserblumen im Vordergrund stehen.

Die Sillage empfinde ich als eher gering, die Haltbarkeit ist aber sehr ordentlich: Am Tag nach dem Tragen rieche ich auf meiner Kleidung intensiv Wasserblumen mit Sternanis.

Ich habe den Duft jetzt zweimal getestet und hatte ja noch das beduftete Paket. Normalerweise teste ich dreimal bevor ich eine Rezension verfasse. So schreibe ich diese Rezension vorbehaltlich, dass sich bei öfterem Riechen vielleicht doch noch das Gefühl einstellt, der Duft nerve nach einer Zeit. Das Gefühl habe ich bei so künstlichen Düften öfter und leider ist so ein Duft dann auch erstmal für mich verbrannt.

Bis hierhin jedoch lautet mein Fazit: Toll! Endlich Wasserblumen ohne Gammelambivalenz!

P.S. Über den Namen des Duftes müssen wir, glaube ich, nicht reden. Am besten merken bis man die Abfüllung oder den Flakon gekauft hat und dann den Namen schell vergessen.
20 Antworten
First vor 5 Monaten 7 9
Budenzauber mit allen Registern
Ich glaube, das was ich mit Fleur de Orientica erlebe, kennen alle, wenn auch vielleicht nicht mit Düften. Diese Faszination und gleichzeitig irgendwie Abneigung, aber doch auch Begeisterung. Und dann fragt man sich, ja, was ist es denn nun? Mag ich das oder nicht? Und dann geht es wieder los, ja, ich finde es großartig, aber auch - komisch, unangenehm - und irgendwie toll. Und man bekommt den Wunsch, seine eigene, seltsame Reaktion zu verstehen, versucht das Ganze genauer aufzuschlüsseln.
Das versuche ich jetzt schon seit fünf Tagen, die fünf Tage, die ich Fleur de Orientica trage. Und da ich immer zum gleichen, weiterhin ambivalenten Schluss komme, schreibe ich es hier jetzt auch so auf.

Im Auftakt erscheint feine Orangenblüte, die 4711 alle Ehre macht. Das meine ich ganz im Ernst, die Orangenblüte des ursprünglichen 4711 Eau des Colognes, ist für mich die beste überhaupt. Sie ist hier aber nur ein paar Sekunden gut wahrnehmbar, denn schon kommt was Seltsames, merkwürdig cremig-gedimmt, mit einem Tick Heliotrop dazu. Unmittelbar darauf erscheinen viele Blüten, wobei das Cremig-Gedimmte sie irgendwie miteinander verbindet.
Ich kann keine einzige bekannte Blüte erkennen, es ist einfach nur blumig auf eine dichte, aber dabei nicht stickige Art. Nun erkenne ich etwas Herbes, was aber auch noch den Blüten geschuldet sein kann, minimal indolisch, aber so, dass es o.k. ist.

Nach diesen ersten etwa fünf Minuten merke ich nun Wasserblumen. Wasserblumen haben mir schon manchen Duft irgendwie gammelig verdorben, aber hier sind sie gar nicht gammelig. Hier sind sie mit einer sich nun einstellenden Süße gepaart. Als inneres Bild stellt sich mir ein Seerosenteich mit stehendem Süßwasser ein, in den große Mengen überdimensionierter Weingummis versenkt wurden. Es mutet alles sehr seltsam an. Andererseits muss ich zugeben, dass ich kein anderes Parfum kenne, das auch nur annähernd so duftet.

Im weiteren Verlauf wird es nun doch ein wenig stickig, so ähnlich stickig und gleichzeitig gedimmt habe ich in anderen Düften den Riechstoff Jasmin-Lactone empfunden. Vielleicht ist davon hier auch ein ganz klein wenig verwendet worden. Außerdem bewegt sich der Schwerpunkt des Duftes nun noch weiter in die fruchtige Richtung.
Es gibt ein paar Stunden, da riecht es für mich nun wie cremiges Weingummi mit etwas Tagetes. Nun wird das Cremige leider doch noch stickiger, aber nur wenn ich an der Sprühstelle rieche. In der Projektion erlebe ich ein herrlich fröhliches, helles Fruchtbukett!

Und so bleibt es wieder ein paar Stunden. Wenn ich nicht an der Sprühstelle rieche, bin ich wirklich glücklich mit dem Duft.

Am späten Abend hat sich Fleur de Orientica dann ausgedünnt, das Fruchtige hat sich etwas zurückgezogen und auch die Tagetesnote wird etwas weicher, so dass ich sie nun gar nicht mehr als Tagetes bezeichnen würde. Es ist als hätten sich nun alle Noten zusammengerauft. Wenn ich möchte, kann ich sie alle noch erkennen: Das Cremige, den Tick Heliotrop, unspezifische Blüten, ein Hauch von Jasmin-Lactone, Weingummi, Süße, Wasserblumen, helles Obst, gezähmte Tagetes. Nur die Orangenblüte, die ist vollkommen verflogen.

Fleur de Orientica hält bestimmt 12 Stunden und ist am nächsten Tag noch auf der Kleidung wahrnehmbar. Es ist ein einzigartiger Duft, ich kenne nichts Vergleichbares. Er hat eine sehr große Beweglichkeit und nimmt einen starken Verlauf, in dem immer wieder andere Noten in den Vordergrund treten, eben ein Budenzauber, bei dem alle Register gezogen werden.

Ob ich ihn mag? Ja, ich finde ihn großartig - aber auch komisch - unangenehm und irgendwie toll.

Übrigens, eine Ähnlichkeit mit Fleur Narcotique kann ich nicht erkennen. Fleur Narcotique hatte nach traumhaft schönem Auftakt für mich leider kontinuierlich einen Anklang von Plastik, der mir den Duft verdorben hat.
Und: Ich habe diese Rezension ohne Lesen der Pyramide geschrieben.
9 Antworten
First vor 1 Jahr 12 16
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
10
Duft
Yippie! Pitaya!

Als ich vor einigen Jahren in Portugal war, entdeckte ich in einem stinknormalen Einkaufszentrum zufällig eine brasilianische Kosmetikmarke. Da ich eine Bodylotion brauchte, schaute ich mich um und wählte schnell und umstandslos die, deren Duft mir am besten gefiel. Sie hieß "Pitaya". Ich musste erstmal nachsehen, was Pitaya denn eigentlich war. Es handelt sich um die Drachenfrucht. Bis dato und auch bis heute habe ich genau einmal in meinem Leben eine Drachenfrucht gegessen und zwar zusammen mit anderem Obst, so dass ich mich nicht erinnern kann, wie speziell die Drachenfrucht geschmeckt hat - oder gar gerochen. Ich kaufte also die Bodylotion. Kurze Zeit später reiste ich ab.

Die Bodylotion, hat mich noch eine Zeit begleitet und ich ich fand, ich hatte einen Glücksgriff getan: Sie duftete traumhaft schön fruchtig frisch, hell und machte gute Laune, ohne dass ich hätte sagen können, um was für eine Frucht es sich handelte, aber das war ja auch kein Wunder, ohne eine Vorstellung von "Pitaya".
Als die Lotion alle war, wollte ich sie wegen ihres Duftes, nicht wegen ihrer Eigenschaft als Lotion, nachkaufen, aber ich konnte sie nirgendwo finden, selbst in Portugal nicht mehr. Irgendwo fand ich sie dann doch, aber zu einem sehr hohen Preis und mit exzessiven Versandkosten, die einer Bodylotion definitiv nicht angemessen waren. Ich ließ Pitaya Pitaya sein und suchte nicht mehr.

Letzte Woche bekam ich eine Probe Ginza Murasaki. Unmittelbar beim ersten Sprühen, fast noch bevor der Sprühstoß auf meine Haut traf, schoss mir durch den Kopf: Pitaya! Das war ganz genau dieser wunderbare Duft der Bodylotion!
Fruchtig und leicht säuerlich am Start wird Ginza Murasaki nach und nach zu einem für mich immer noch schwer zu beschreibenden, traumhaft fröhlichen, auch leicht süßem Fruchtduft, hell, und üppig saftig, dabei aber immer leicht und ohne das Verbrannte, das manche Süße in Düften hat, es ist auch nichts in irgendeiner Weise scharf.
In der Herznote kommen sehr dezent Blüten dazu. Auch hier könnte ich nicht sagen welche, da sie hinter der Frucht bleiben und sie nur ein wenig modifizieren oder untermalen.
Vielleicht handelt es sich um den Riechstoff Orbitone, der mir hier so gefällt und der mich nicht an eine spezielle, mir bekannte, natürliche Quelle erinnert, so dass ich ihn auch nicht zuordnen kann. Orbitone soll zwischen floralen und holzigen Noten liegen und den Duft gleichzeitig wie schwebend empfinden lassen. Das Schwebende kann ich bestätigen, holzig empfinde ich ihn jedoch, wenn überhaupt, nur minimal. Außerdem gefällt mir Blauregen in Düften oftmals ausgesprochen gut.

Ginza Murasaki hält über viele Stunden, ohne sich noch groß zu verändern und auch am nächsten Tag findet er sich noch in aller Fröhlichkeit auf meiner Kleidung.

Lange hat mich kein Duft mehr so sehr begeistert!
Ich denke, es wird mein Sommerduft 2023 werden.
Jetzt fehlt mir nur noch ein Flakon, denn die Probe habe ich bereits geleert.
16 Antworten
First vor 1 Jahr 13 18
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Packungsbeilage zur Anwendung
Fast alle von uns kennen die regelmäßig erwähnten Tipps, was zu tun sei, wenn ein Duft einem zu intensiv, zu kontrovers für den Arbeitsplatz, auf Dauer zu dominant oder auch zu extrem für ein Date ist - UND man den Duft aber dennoch tragen möchte. Ja, so Verrückte, die einen Duft dann dennoch unbedingt tragen wollen anstatt einen anderen, besser verträglichen, oder schlicht gar keinen zu nehmen, gibt es wohl nur hier unter uns.
Man sollte in einem solchen Fall also in die Kniekehlen unter der Kleidung sprühen, auf den Bauch unter eben selbiger, einen Sprüher in die Luft geben und durch den Nebel hindurchgehen, nur tupfen oder auch auf eine Feder sprühen und sich dann vorsichtig damit an Handgelenken oder hinterm Ohr streicheln.
Mir persönlich hat es bislang gereicht, den Sprühmechanismus nicht vollständig durchzudrücken und diesen halben oder viertel Sprüher ins Dekolleté zu geben oder von einem Handgelenk auf das andere zu übertragen.
Diese Zeiten sind vorbei, denn jetzt habe ich Avant Le Jour.

Ich bekam per Blindtausch gleich einen gut gefüllten, großen Flakon und natürlich sprühte ich neugierig ganz normal einen vollständigen Sprüher auf mein linkes Handgelenk, das ich dann an das rechte presste:

Helle, würzig angehauchte, leicht zitrische Blüten mit einem lustigen, leichten Brausepulver-Bitzeleffekt bilden den Auftakt, der mich gut gelaunt schmunzeln lässt. Das ist witzig und mal etwas Anderes, dieser Brausepulvereffekt!
Schnell tritt das Zitrische in den Hintergrund, es kommt mehr und mehr Vanille hervor und nun erkenne ich auch eine feine Irisnote, die sich aus dem zunächst unspezifisch Blumigem hervorschält. Das ist ein Duft, der mir gefällt, zwar sehr süß, was sonst nicht meine bevorzugte Richtung ist, aber hier passt es und die Süße ist zudem angenehm, weder verbrannt noch mit einer stechenden Traubenzuckernote, sondern einer trockenen Süße.
Schade, dass die Brausepulveranmutung schon nach etwa 15 Minuten verklungen ist, die war wirklich etwas Besonderes. Auch Zitrisches ist nach circa 15 Minuten nicht mehr da und Avant Le Jour wird zu einem pudrig-süßen Vanille-Iris-Duft. Das ist immer noch schön.
Allerdings beginnt mich Avant Le Jour nun nach und nach immer mehr zu nerven. Ein in meiner Nase künstlicher Unterton tritt mehr in den Vordergrund. Im Verlauf der nächsten Stunden nimmt er stetig zu und nun wird die Vanille auf stickige Art rauchig-holzig und bekommt den Charakter von Billigduftkerzen im Baumarkt, die ich für mich immer Baumarkt-Vanille nenne. Es riecht als seien große Mengen billig beduftete Vanillekerzen an ebenso großen Mengen imprägnierten Spanplatten gelagert. Wie schade! Hinter diesem mir unangenehmen Akkord kann ich immer noch auch die auf angenehme Art trockene, süße, pudrige Iris wahrnehmen, aber das vertreibt leider nicht das stetige Gefühl, der Duft nerve und ich müsse ihn alsbald abwaschen.
Das tat ich dann auch und dachte, ich werde ihn wohl einfach weitergeben.

Am nächsten Morgen, als ich meine Fleecejacke überzog und mich auf zur Arbeit machte, fiel mir ein wundervoller, feiner, vanillig-pudriger und edel anmutender, leicht süßlicher Irisduft auf, leicht wie eine Feder und ein Lächeln auf mein Gesicht zaubernd. Immer wieder drang im Laufe des Tages ein Hauch davon an meine Nase und ich fragte mich, was das denn bloß für ein Duft war. Welchen Duft hatte ich mit dieser, eigentlich frisch gewaschenen Jacke getragen? Es konnte nur Avant Le Jour vom Vortag gewesen sein.

Inzwischen hat sich diese Annahme bestätigt und ich habe Avant Le Jour noch mehrfach getragen und dabei mit der Sprühmenge und -art experimentiert:
In die Luft sprühen und durch den Nebel gehen, macht Avant Le Jour zu einem edlen, zarten, irispudrigen Gute-Laune-Duft der Extraklasse über den gesamten Verlauf. Jedwedes konzentrierte Sprühen an eine Stelle und sei es noch so ein kleiner Sprüher, erzeugt im Verlauf Baumarkt-Vanille.

Bleiben folgende fünf Dinge zu sagen:
1. Ich verdächtige hier Zeder aus Vanille Baumarkt-Vanille zu machen.
2. Vielen Dank an wen auch immer, der/die mich schon ganz am Anfang hier bei Parfumo die Idee im Hinterkopf behalten ließ, manche Düfte besser nur in die Luft zu sprühen und dann durch den Nebel zu gehen.
3. Avant Le Jour bleibt.
4. Er wird bei meiner Sprühmethode niemals leer werden.
5. Vielen Dank, liebe Gerdi, für den feinen Duft!
18 Antworten
First vor 1 Jahr 11 15
7
Flakon
2
Sillage
4
Haltbarkeit
7.5
Duft
Aufgewacht
Wenn ich morgens aufwache, erinnere ich ab und zu Träume, die ich erinnere und doch nicht recht erinnere. Ich weiß, es ging um ein wichtiges Thema, aber welches? Ich weiß, es waren noch andere dabei, Freunde und Bekannte, aber wer? Ich weiß, es war alles irgendwie kompliziert, aber wieso? Nur die Traumstimmung, die kann ich benennen, denn sie ist beim Aufwachen noch da.
So ähnlich geht es mir mit Sensuous Stars.

Nicht, dass ich die Duftnoten nicht benennen könnte, die sind sehr deutlich für mich. Am deutlichsten rieche ich schöne, trockene Iris, dann Pflaume. Den Lavendel - naja, wenn ich die Pyramide lese und dann nochmal danach suche, rieche ich auch davon einen Hauch. Aber das ist nicht alles, ich merke auch noch etwas sehr Künstliches, Kühles. Ich glaube, es ist Iso-E-Super. Vielleicht ist auch ein Pfefferriechstoff dabei. Im Zusammenklang dieser Noten entsteht für mich der Eindruck von minimal säuerlichem, dezentem Leder.
Also, die Duftnoten kann ich benennen, aber sie scheinen, ähnlich wie wenn ich aus einem solchen Traum aufwache, irgendwie nicht greifbar zu sein. Ich rieche sie und ich rieche sie nicht. Ich habe den Duft gesprüht und nach schon kurzer Zeit schießt mir durch den Kopf, ob ich heute vergessen hätte, mich zu parfümieren. Dann rieche ich am Handgelenk und merke, dass doch alles da ist, wie erwartet. In den drei Tagen, an denen ich den Duft jetzt trug, hatte ich jedes Mal schon nach zwei oder drei Stunden unwillkürlich den Wunsch, mich nun neu zu parfümieren, denn der Duft war gefühlt nicht mehr da, obwohl er noch da war. Er war auch nicht schwächer geworden.
Wie kommt das?

Ich glaube, es ist der Riechstoff, den ich meine als Iso-E-Super zu erkennen oder ein anderer künstlicher Bestandteil, den ich, weil ich ihn als kalt und leblos empfinde, nicht so gern mag, an den ich aber sehr schnell adaptiere. Das bewirkt einerseits, dass er mich dann nicht mehr stört, aber leider scheinen dabei alle anderen Noten des Duftes von meinem Gehirn quasi gleich mit in Sippenhaft genommen zu werden. Dann scheint es mir so, als sei der ganze Duft verschwunden, obwohl er, wenn ich bewusst hinrieche, vollständig vorhanden ist.

Ich finde das sehr schade. Mir gefällt Sensuous Stars. Ich mag es sehr gern wie die Pflaumen und die Iris, beide auch einzeln deutlich vorhanden, sich gleichzeitig zu einem Lederton zusammenschließen, auch wenn sie etwas leblos und kühl anmuten.

Und wie mit diesen Träumen habe ich das Gefühl, Sensuous Stars eigentlich behalten zu wollen, aber letztlich behalte ich ihn wohl doch nicht.
15 Antworten
1 - 5 von 224