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vor 7 Jahren - 17.03.2017
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Patagonien und Tierra del Fuego

Nun also Patagonien ...

Schon als Kind erzeugte dieser Name bei mir eine Gänsehaut. Und den brennenden Wunsch, einmal im Leben dorthin zu reisen.

Patagonien.

Sehnsuchtsort, Sehnsuchtsziel ...

Patagonien beginnt, so heißt es, südlich des Rio Colorado und des Rio Biobio. Im Westen liegt Chile, im Osten Argentinien, und von Norden nach Süden ziehen sich die majestätischen, schneebedeckten und schroffen Gipfel der Kordilleren.

Der Westen, im Regenschatten der Anden, ist trocken und von weiten Ebenen geprägt.

Im Osten, jenseits der Berge, herrscht ein feuchtkühles Klima, welches den valdivianischen Regenwald gedeihen läßt.

Patagonien ...

Land des Windes.

Land des Kondors.

Unsere erste Begegnung mit Patagonien fand in Puerto Madryn statt, einer Hafenstadt südlich der Halbinsel Valdés. Diese Halbinsel ist ein riesiges Naturschutzgebiet, ein karges, trockenes Land mit kleinen Salzseen, die unzähligen Vögeln eine Heimat bieten.

Puerto Madryn liegt inmitten der Monte, einer steppenähnlichen Landschaft, die einen eigenartigen Reiz ausübt und im Süden in die Pampa übergeht.

Interessanterweise gilt Puerto Madryn als Seebad, denn der warme Brasilstrom sorgt dafür, daß die Wassertemperaturen im Sommer höher sind als im viel weiter nördlich gelegenen Buenos Aires ...

Je weiter südlich man von Puerto Madryn aus vordringt, desto steiler erheben sich die Berge, desto schroffer und labyrinthischer werden die Fjorde.

Gletscher fließen in die stillen, tiefen Wasser, die kalt und dunkel sind.

Von Puerto Madryn aus nahmen wir Kurs auf Feuerland und die Magellanstraße.

Tierra del Fuego.

Die Cordillera Darwin zieht sich als letzter großer Zug der Anden von West nach Ost, und ihre Gipfel säumen die Fjorde und Wasserstraßen dieses südlichsten Ausläufers Südamerikas.

Hier liegt es tatsächlich - finis terrea.

Es gibt nur wenige größere Ortschaften in dieser abgeschiedenen Ecke der Welt.

Punta Arenas auf der chilenischen Seite wurde direkt an jenem Meeresarm gegründet, der uns heute als Magellanstraße bekannt ist. Es ist eine nicht sehr große Stadt, die sich da unter den Wolken und dem Wind hinduckt. Überhaupt - der Wind ...

Er ist in Patagonien allgegenwärtig, und er ist niemals mild oder sanft oder gar warm. Er scheint direkt aus der Antarktis herüberzuwehen, und er reißt, er schneidet, er ist eisigund bissig. Man tut gut daran, zu jeder Jahreszeit winddichte Kleidung zu tragen und auch eine Mütze nicht zu vergessen ...

Von Punta Arenas aus befuhren wir den Beagle-Kanal. Ich habe selten etwas Eindrucksvolleres erlebt.

Straße der Gletscher wird diese Route genannt, und ich wüßte keinen passenderen Namen.

Wir passierten sodann Ushuaia und nahmen Kurs auf Kap Hoorn.

Cabo de Hornos.

Eine Landspitze auf der chilenischen Felseninsel Isla de Hornos.

Der südlichste Punkt Südamerikas, wenn man die noch weiter südlichgelegenen Diego-Ramirez-Inseln unberücksichtigt läßt.

Nebel, der vom wilden Wind verweht wird, graue Gischt, trostlose Felsen und darauf ein einsamer Leuchtturm.

Cabo de Hornos.

Das Ende der Reise.

Wir umrundeten das Kap und liefen dann den Hafen von Ushuaia an. Das heißt - wir wollten ihn anlaufen, aber wir durften nicht. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der beißende patagonische Wind zu einem jener Stürme gesteigert, die Seefahrer aller Zeiten gefürchtet haben.

Die Hafenbehörden von Ushuaia schlossen den Hafen, und kein Schiff durfte auslaufen oder anlanden.

Wir wetterten den Großteil des Sturms unmittelbar vor der Hafeneinfahrt ab, im Windschatten eines langgestreckten felsigen Eilands. Zwei andere, kleinere Schiffe mußten gleich uns in Sichtweite des Hafens auf Reede ausharren.

Nach 8 Stunden erteilten die Hafenbehörden unserem Kapitän dann eine Sondererlaubnis zur Einfahrt in den Hafen. Zwei Stunden lang manövrierte das Schiff, bis es endlich sicher vertäut an der Pier lag.

Ein aufregendes Ende einer spannenden und an Höhepunkten reichen Reise ...


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