Flaconesse

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Flaconesse vor 8 Monaten 4 4
Der Anti-Beastmode
Liebe Parfümfreunde,

heute habe ich endlich wieder Zeit und Muße für ein duftiges First Impressions.

Aus meiner niemals leer werden wollenden Probenkiste ungetesteter Duftkunstwerke (naja manchmal ist auch Nasengrusel dabei), ziehe ich heute "Trade Routes Collection - Lothair | Penhaligon's" .
Ich bin vollkommen unbedarft, was diesen Duft angeht, erinnere mich zwar, dass er schon ein Weilchen auf dem Markt ist, habe aber weder Duftnoten, noch eine Duftrichtung im Kopf und will diese erst zu einem späteren Zeitpunkt nachschlagen.

Der Name verspricht einen klassischen, englischen Herrenduft, vielleicht ein wenig oldschool, Barbershop oder Fougère fände ich heute passend. Nach den letzten heißen Tagen mit um die 30 Grad, ist es heute zwar deutlich abgekühlt, meine neue Dachgeschosswohnung hat jedoch noch um die 26°C gespeichert, eine kleine Abkühlung käme mir also gelegen.

Was Penhaligon’s als Marke angeht, bin ich jedoch ganz und gar nicht unbedarft. Ich war schon immer ein Fan des englischen Understatements und so richtig verliebt habe ich mich während eines Wochenendtrips nach London in die traditionelle Marke, die seit 1868 besteht. Zudem wurde ich im Flagshipstore in der Regent Street von einer äußerst sympathischen und eifrigen Verkäuferin bedient, sodass ich um einige Pfund leichter, um einige Dufteindrücke reicher und überglücklich aus dem Laden ging.
Sprühen wir aber endlich! Die Flüssigkeit ist hell, der Sprühkopf duftet leicht würzig, grün und süßlich.

Aufgesprüht kommt mir ein cologneartiger Duft entgegen, leicht bittergrün, metallisch, unsüß und erfrischend, wie ich gehofft habe. Schnell wird Lothair cremiger, zitrischer, aber nicht ölig oder ätherisch, er verhält sich wie ein zarter Hauch, der die Haut umhüllt. Grüne Bitterkeit und mein Herz jubelt: Ja es ist ein Fougère (oder zumindest fougèreartig), ich kann den Farn, üppiggrün, in einem lichtdurchfluteten Sommerwald, bereits vor meinem geistigen Auge sehen und noch etwas kommt mir in den Sinn: Tonic Water. Ein kühles Glas Gin Tonic, mit krautig-herben Nuancen, geschmückt mit einer zarten Zitronenschale. Hier entspringt das Bild eher meiner Phantasie, ich bin keine Gintrinkerin.

Nun muss ich auf meiner ewigen Excelliste nachschlagen, ob ich diesen Duft schon mal getestet habe, ich meine nein, aber bei gefühlt 10.000 getesteter Düfte, kann einem der ein oder andere durch die Lappen gehen. Ich habe mich richtig erinnert, die Spalte ist leer und dies ist somit mein erster Test mit Lothair. Er erinnert mich vom Duftgefühl an einen Duft, den ich vor ein paar Jahren blind verkostet haba, so zartgrün und luftig leicht verwoben wie "Néroli d'Ispahan | Boucheron" , auch wenn ich in Lothair keinen Neroli vermute, vielleicht ist ein kleines Petitgrain vorbeigelaufen. Da mir heute nicht nach Vermutungen zumute ist, schlage ich nach:

Und bin geschockt: schon eingestellt? So ein angenehmer, oldschool und fougère-anmutender, neuerer Duft aus der Trade Routes Collection, die mir schon ein paar spannende Duftmomente gebracht hat (ich liebe "Trade Routes Collection - Empressa (Eau de Parfum) | Penhaligon's") ist wieder weg vom Fenster? Vielleicht war er zu zart, zu sanft. Eben kein Beastmode, Gott sei Dank! Wunderbar geeignet für warmschwüle Tage, gedankenklärend, erdend, nicht nach Aufmerksamkeit brüllend. Mag man wohl nicht mehr, wobei er hier sehr gut ankommt.

Nachdem ich nun alle Duftnoten weiß, kann ich vielleicht den Wacholder und den Tee herausriechen. Insgesamt ergibt sich hier eine feine Melange, aus der keine der Noten heraussticht.
"Trade Routes Collection - Lothair | Penhaligon's" erwärmt sich schnell auf der Haut, verliert die cologneartige Frische, wird lieblich-würzig. Diese Entwicklung finde ich sehr reizvoll. Und auch wenn es nicht meine liebste Duftrichtung für mich selbst ist, würde ich den Duft doch gerne an dem ein oder anderen mich umgebenden Mensch riechen. Hierbei empfinde ich ihn als unisex tragbar, allwettertauglich und zu jeder Gelegenheit passend, wenn man nicht schon 10 Meter gegen den Wind anstinken, sondern zurückhaltend, unaufdringlich und doch elegant duften möchte.

Heute fühle ich mich mit Lothair bestens beduftet.

Danke für diese schöne Dufterfahrung Penhaligon’s. Ich hoffe seine Fans haben sich mit genügend Vorrat eingedeckt.

Danke für’s Lesen,
Eure Marie
4 Antworten
Flaconesse vor 11 Monaten 16 7
First Impression oder eine cremige Sommerparty
Die letzte Zeit habe ich mit Kistenpacken und Umzugskram verbracht, daher wurde es etwas stiller um mein schönstes Hobby. Langsam sehe ich Land, der Umzug rückt in greifbare Nähe, es ist zwar immer noch sehr viel zu organisieren, aber, wer kann den ganzen Tag produktiv sein? Daher möchte ich mir heute Abend eine Nasenentspannung gönnen. Das hoffe ich jedenfalls.

Ich habe die Worte meiner Freundin S. noch im Ohr. Sie sagte heute: „Den musst Du unbedingt testen!“ – Sie: ein bekennender Lattafa Fan – Ich: nähre mich langsam dem arabischen Thema an, liebe inzwischen "Arba Wardat (Concentrated Perfume) | Rasasi" und "Jannah (Perfume Oil) | Al Haramain / الحرمين" , we will see.

Am Sprühkopf der Probe geschnüffelt, verrät sich ein vertrauter Karamellduft. Ich habe weder auf die Noten geschielt, noch den Parfümnamen übersetzt, gehe also komplett jungfräulich an die Sache heran. Und beginne direkt zu grübeln, würde ich ein Dupe heute erkennen (nach 2 Wochen Corona)? Nicht direkt dramatisieren, auch hier gilt: we will see!

Karamellig weich, schlägt mir der Duft entgegen, aber auch cremig-durchdringend, vielleicht Tiaré oder sowas. Ich würde ihn trotz seiner süßen Noten direkt in den Sommer ordnen. Passend zu der Art Sommerdüften, also "Brazilian Crush Cheirosa '62 | Sol de Janeiro" "Far Away (Eau de Parfum) | Avon" oder "Monoï Eau des Vahinés (Eau de Toilette) | Yves Rocher" , die man zu gebräunter Haut trägt, wenn es kein Frischling sein soll. Sexy, aber angezogen genug. Süßlich, aber cremig gepflegt. Junggeblieben, aber nicht grün hinter den Ohren. So könnte auch meine Tante duften.Vertraut und angenehm.

Ja ich gebe zu: Lattafa hats drauf! Alles, was ich bisher von der Marke gerochen habe, machte trotz des günstigen Preises einen hochwertigen, fein abgestimmten Eindruck, ebenso "Qaed Al Fursan Unlimited | Lattafa / لطافة" . Auch wenn er das Rad nicht neu erfindet, riecht man damit besonders, nach einem luxuriösen Sonnenöl.

Es reizt mich zu sehr und ich muss die Duftnoten nachschlagen, bin geschockt, es gibt hier keine! Auch muss ich zu meinem Bedauern lesen, dass der Duft bereits eingestellt ist. Schade, ich hätte hier gerne den heißen neuen Sommerduft für 2023 entdeckt!
Von Kokosnoten wird geschrieben, kann sein, dass ich diese schwächer wahrnehme, weil ich mir gerade einen Ananas-Kokos-Joghurt gegönnt habe. Also warte ich noch ein bisschen ab und genieße diesen tollen Duft bei milden 25 Grad auf der Terrasse.

Nach 30 Minuten kommt ein kleines, vielleicht auch eingebildetes Raffaello durch, mandelig-cremig, ausbalancierte Kokosraspel. Hier könnte ich allerdings von den Statements beeinflusst worden sein.

"Qaed Al Fursan Unlimited | Lattafa / لطافة" Du kleines Schätzchen! Ich werde dich nun in meine Sommerproben-Kiste packen und hoffe, dich auf die nächsten Sommerparty ausführen zu dürfen, vielleicht ist es meine Umzugsparty, wer weiß .

Und plötzlich nach zwei Stunden ist der ganze Zauber vorbei, wie schade! Schön war’s trotzdem.

Danke für’s Lesen,
Eure Marie


7 Antworten
Flaconesse vor 1 Jahr 14 2
Blindtest #15: Lederhandschuhe, Zuckerkruste und ambrierte Hölzer
Frohe Ostern, liebe Schnuppernasen! Und zur Feier gibt es heute mal wieder einen Blindtest.
Diesmal ist es ein waldhonigfarbener Duft, der Sprühkopf verrät nichts, weshalb direkt auf Haut getestet wird.

Süße, Synthetik, Pudrigkeit, Karamellzuckerkruste, dies ist die kleine Ouvertüre, die der erste Sprüher hervorbringt. Der Duft schmiegt sich sofort an die Haut und ich habe den Eindruck, ich kenne ihn.

Eine feine Dame mit Lederhandschuhen, reinlich gepudert, isst eine Creme Brulée. Sie ist bedacht darauf sich anmutig zu bewegen, nicht zu gierig das leckere Dessert herunterzuschlingen, wie sie es jetzt unbeobachtet täte. Langsam, genießen, Löffel für Löffel. Dazu einen Tee mit viel Rum gegen das trübe, nasskalte Wetter. Dann bahnt sie sich ihren Weg nach Hause, durch hektisches Großstadttreiben.

Die Zuckernote ist hier nicht zu süß und ausgewogen ausgefallen, ähnlich wie in "Clean Reserve - Radiant Nectar | Clean" , auf den ersten Moment, denn die Süße nimmt zu, setzt sich fest, der Duft bleibt über weite Strecken linear.

Sie ist endlich daheim angekommen, entledigt sich Mantel und Handschuhen und fühlt sich sofort erleichtert, hier kann sie sein, wie sie will, nicht immer nett und adrett, sondern ungefiltert. Sie kuschelt sich vor den Kamin, genießt die Stille und schläft unwillkürlich ein. Als sie mitten in der Nacht aufwacht, ist das Feuer erloschen, die Hölzer glühen ein wenig vor sich hin und sie kann den süßen Geschmack der Zuckerkruste auf der Zunge erahnen.

Im weiteren Verlauf war mir der Duft zu starr, dezent zu süß und die ambrierten Holzer am nächsten Morgen wirken auf mich uninspiriert, wenn auch irgendwie ehrlich.

Ich löse auf "Ameer Al Oudh Intense Oud | Lattafa / لطافة" und bin überrascht, dass dieses Parfum als Herrenduft deklariert ist, es ist nämlich sowas von unisex!

Für Liebhaber von hellholzig, gut eingebautem ledrig-aromatisch und vorallem gezuckerten Oud-Düften, würde ich hier zum Testen raten. Einigen könnte er jedoch zu süß sein.
Und wenn ich mir es jetzt so recht überlege, erinnert mich auch ein wenig an "Noir de Noir (Eau de Parfum) | Tom Ford" vom Duftgefühl her, den ich ebenso als Unisexduft einordnen würde. Durchgehalten hat er mindestens genauso gut, bis zum nächsten Morgen.

Danke für’s Lesen,
eure Marie
2 Antworten
Flaconesse vor 1 Jahr 4 6
Blindtest #14: Ein alpines Fussbad
Oh ja eine neue Blindtestreihe für den Frühling kommt mir gerade gelegen! Neues Spiel, neues Glück. Danke liebe S. für das aufregende Schnüffelgeschenk zu meinem Geburtstag.

Das kleine Sprühfläschchen enthält eine hellgelbe Flüssigkeit, der erste Eindruck verwirrt mich: irgendetwas keksig-süßes und Kräuter? Nicht lange raten, sondern direkt aufsprühen.

Die keksigen Kräuter werden stärker, minzig-aromatische Noten gesellen sich hinzu, Zitronencreme oben drüber. Ein alpines Wellnessprogramm: Ich denke an ein Fussbad, dampfend warm und doch erfrischend, Melissen- und Minzeblätter schwimmen umher, vor einer Alpenkulisse mit Nadelduft im Zirbenholzzimmer, Rührkuchen wird auf Zedernholzbrettchen serviert, der Kamin prasselt und räuchert vor sich hin. Die Füsse werden anschließend in eine süße zitrische Creme eingehüllt und in dicke Socken verpackt, bevor ein dem eben erlebten Fussbad nicht unähnlicher Kräutertee serviert wird. Wohl bekommts.

Der Duft strengt mich an, verlangt viel ab, denn er breitet sich in einige, für mich teils konträre Richtungen aus: süß, zitrisch, holzig, frisch. Ätherisch kommt mir als Wort in den Sinn. Selbst so riechen? Undenkbar! Lediglich für die Füße wäre dieser Geruch annehmbar, denn die sind so schön weit von der Nase entfernt. Süß-krautiges Holz ist einfach nicht meins! Nadelduft ebensowenig, lediglich in "Nuit Étoilée (Eau de Toilette) | Goutal" mag ich‘s leiden.

Ich tippe hier auf eine mittelpreisige Unisexnische. Leider hält der Duft ziemlich gut auf meiner Haut und räuchert fröhlich weiter vor sich hin, bis er irgendwann in gezuckerten Holzpuder umschlägt. Würg.

Ich löse auf: "Lignum Vitae | Beaufort" und bin doch über die Vielzahl der gourmandigen Noten überrascht. Wer süßes Holz mag, kann gerne testen. Ich werde ich Zukunft einen großen Bogen drum machen.

Danke für’s Lesen,

Eure Marie
6 Antworten
Flaconesse vor 1 Jahr 4 4
Flaconopfer
Ich gebe es zu: Ich bin parfum(flacon)süchtig!

Und dabei habe ich ein ambitioniertes Projekt vor mir: Meine Parfumsammlung neu sortieren. Dafür teste ich ALLE meine Parfums in kurzer Zeit durch (wir sind schon seit einem halben Jahr dabei und ich habe noch gut die Hälfte vor mir) und entscheide, in welche Kategorie sie einsortiert werden.
Bei einigen fällt die Entscheidung leicht, da ich sie regelmäßig trage. Andere wie "Amidala Woman | Star Wars" , habe ich nur des Flacons wegen gekauft und muss sie noch mal auf Haut testen.

Amidala gab’s damals 2016 in einer limitierten Star Wars Collection zusammen mit "Empire Man | Star Wars" und "Jedi Man | Star Wars" . Leider zieht dieses „limitiert“ bei mir meist ganz gut und ich dachte nur: bald gibt’s ihn nicht mehr… dabei kann ich Star Wars Filme garnicht ausstehen: also Flaconopfer hoch 10! Denn den fand ich gleich richtig scheußlich-kitschig-cool, Duft eigentlich egal!

Der Flacon:
Flacon wie auch Verpackung sind schön plastikmäßig golden, sieht hochwertiger aus, als es ist. Fühlt sich nämlich echt klapprig an. Den weißen Ring oben kann man drehen und es erscheint der Sprühkopf. Und zugegeben, dieses Ding erinnert eher an ein Spielzeug für Erwachsene, als an einen Parfümflacon. Ich finde ihn so hässlich, dass er schon wieder cool ist. Kann man verstehen, muss man aber nicht.

Der Duft:
Bereits am Sprühkopf geschnüffelt, verrät sich ein süß-blumig-gourmandiger Duft, ähnlich "Black Opium (Eau de Parfum) | Yves Saint Laurent" . Und auch aufgesprüht überfällt einen die überbordende, orangenblütig-gourmandige Süße, man wollte hier wohl kein Risiko eingehen und richtet sich eher an’s jüngere Publikum. Von den aufgeführten Mandarine und Apfel keine Spur. Schade, denn diese hätten mit etwas fruchtiger Frische, der übersüßen Plörre gutgetan. Ich habe gerade einen Sprüher aufgetragen und selbst den empfinde ich als zu viel!
So lange ich auch warte, kein Patchouli. Dafür ballert er fröhlich über Stunden, das muss man ihm lassen! Ich könnte mir einbilden, er habe leichte Keksnoten. Also ein keksiges, süßeres Black Opium ohne Kante.

Fazit:
Stark synthetisch riecht er zum Glück nicht und Leute, die eben diese übersüße Duftrichtung mögen, werden hiermit sicher auch glücklich.
Ich streichel nochmal über den kitschigen Flacon und sortiere ihn dann in die Kategorie: Hätt‘ ich mir sparen können.

Danke für’s Lesen,
eure Marie
4 Antworten
1 - 5 von 87