Fleurrare

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Fleurrare vor 10 Monaten 16 7
Frauenhaut
Nach einer Schreibpause möchte ich dieses Parfum nicht unrezensiert lassen. Für mich ist es was ganz Besonderes. Es geht hier um den Flakon mit goldenem Plastikdeckel. Der Verkäufer schreibt, dass es die 2013-er Version ist, also noch vor der nächsten Reformulierung 2014 (schräger schwarzer Deckel).
Nach meinen Irrungen und Wirrungen im Parfumdschungel gibt mir das Parfum das Gefühl zu Hause angekommen zu sein. Es ist einfach nur schön. Und das Wort kann man sich ruhig auf der Zunge zergehen lassen. Nur Jemand mit einem sehr starkem Gefühl für Ästhetik und Schönheut unabhängig von Marktzwängen konnte so etwas erschaffen. Und so ist auch die faszinierende Geschichte dazu. Die Urversion von Edmond Roudnitska kam 1944 auf die Welt, was für ein Zeitpunkt! Mitten in der Häßlichkeit des 2. Weltkriegs unter erschwerten Bedingungen und mit knappen Ressourcen hat Edmond Rounitska ein absolutes Meisterwerk geschaffen, eine Ode an die Schönheit. Im Auftrag von Marcel Rochas, einem Modedesigner, für seine viel jungere schöne Frau, der er einen Namen gab und sie zu einer Stilikone machte. Irgendwo habe ich gelesen, dass der Duft den Duft der Frauenhaut imitieren sollte. 1989 wurde der Duft von Olivier Cresp reformuliert. Nach den Beschreibungen soll es mehr Cumin enthalten.
Wie auch immer die moderne Version riecht sehr klassisch und gibt mir das Gefühl schick zu sein ohne dass ich mich unter Zwang fühle dem Duft im Stil zu entsprechen. So ging es mir mit Miss Dior originale, dem ersten Chypre, mit dem ich in Berührung kam. Rochas Femme hat eine ähnliche sehr elegante, extrem angenehme warme Ausstrahlung, aber nicht die Schwere. Irgendwie ist es immer noch leicht genug (zumindestens die moderne Version), um sie bei jeder Gelegenheit zu tragen ohne sich "overdressed" zu fühlen. Ich erkenne auch eine ähnliche DNA wie in Eau de Rochas, das ich schon kannte. Mein Traum von tragbarer Miss Dior (originale) ist wahr geworden. Ich bin mit dem Duft sehr glücklich, auch oder vielleicht gerade im Sommer. Es fehlen mir die Worte, um ihn genauer zu beschreiben. Wie bei anderen Klassikern kreieren die Noten einen Gesamteindruck. Und dieser ist einmalig. Und völlig losgelöst von den Zeittendenzen oder Alters- und Geschlechtsgrenzen. Damit meine ich, dass man nicht das Gefühl hat ein altmodisches Parfum zu tragen oder dass es nur Frauen tragen können.
Ich bin absolut begeistert. Es hat das Zeug Signaturduft zu werden, wenn ich es mal schaffen sollte :)
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Fleurrare vor 2 Jahren 12 2
Besondere Geschichte
Ich bin zu diesem Parfum nach langen Jahren der Erinnerung gekommen. Habe es an einer Freundin entdeckt und später immer wieder getestet. Fand aber, dass es nicht so gut zu mir passt. Gut Ding will Weile haben. Erst nach vielen Jahren habe ich mir einen großen Flakon gegönnt. Schon vorgebildet, meinte ich, dass die Chyprezeit der Herbst ist. Und irgendwie immer im kühlen Herbst zu dem Duft gegriffen. Er wollte sich nicht auf der Haut entwickeln. Er blieb irgendwie kaum verändert an der Oberfläche und eher an der Kleidung hängen. Von den Chypres kenne ich es anders. Meistens gehen sie eine regelrechte Symbiose mit meiner Haut ein und verändern sich im Laufe der Zeit. Das Parfum habe ich jetzt im warmen April für mich entdeckt. Anscheinend braucht dieser Chypre mehr Wärme, um sich schön entwickeln zu können. So scheinen alle seine Facetten wie von allen Seiten angeleuchtet. Jetzt kommt die Diva raus! Das ist ein richtiger Klassiker, aus der Zeit, in der viel mehr Zeit in eine Parfumkomposition investiert wurde, wie ich vermute. Und viele Frauen, wie die Freundin, an der ich den Duft entdeckt habe, einen einzigen Duft getragen haben. Er vereinigt viele Aspekte: Eleganz, Stil, Charakter, Temperament...Für mich ist er für den Alltag immer noch eine Nummer zu groß, aber ich genieße jetzt für mich seine Präsenz wie einen Kunstgegenstand, den man/frau einfach bewundert, weil er schön ist. Alles zu seiner Zeit.
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Fleurrare vor 2 Jahren 11 5
Every rose has its thorn
Wie in dem Lied von Dinah Eastwood, in dem sie singt, dass jede Rose ihre Dornen hat, wirkt die Rose von Cardin auf mich. Sie ist null verspielt und sehr ernst, fast schon dramatisch. Aus der Flasche riecht sie trügerisch weich und frisch. Nach dem Auftragen zeigt sie ihre tough Seite. Überhaupt nicht süß, mit herben Tönen umgeben ergibt die Komposition schon einen fast schneidenden Klang, der insgesamt einen kühlen Eindruck hinterlässt. Ich vermute das Parfum passt sehr gut in das Zeitalter der Emanzipierung. Obwohl Rose traditionell eher die weiche weibliche Seite repräsentiert, wird sie hier nicht von ihrer sanften Seite gezeigt. Ich nehme auch Stiele und Dornen im Duft wahr. Ist wirklich genial komponiert. Der ganze Duft ist wirklich der Rose gewidmet, die anderen Noten sind nur dazu da, die Rose zu umrahmen und zu unterstreichen. Sie ist hier die Königin. Bis jetzt konnte ich mich für keine Solinote-Rose begeistern. Diese hier ist einerseits vielseitig, doch nehme ich wirklich nur die Rose wahr in ihren verschiedenen Aspekten. Wie alle Chypres, die ich bis jetzt kennengelernt habe, macht der Duft auf meiner Haut eine tolle Entwicklung und es wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Ich nehme eine gewisse Strenge wahr. Dieser Duft vermittelt eher Konzentriertheit und stimmt gelassen. Ich würde ihn wahrscheinlich eher bei Anlässen tragen, bei denen ich mich besonders konzentrieren möchte. Wahrscheinlich sind es die erdenden Basistöne, die den Kopf wieder klarer und kühler denken lassen. Ich stelle mir zu dem Duft eine eher berechnende Madame vor, die auf eigenen Vorteil bedacht ist. Aber das ist schon Kopfkino! Ich lasse jede/n seinen eigenen Rosenstrauch dazu vorstellen und belasse es dabei.
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Fleurrare vor 2 Jahren 10 4
Wärme im Flakon
Heute ist ein stürmischer Herbsttag. Der Wind pfeift und fegt die gelben Blätter. An so einem Tag wünscht man/frau sich Gemütlichkeit. Nicht lange nachgedacht und zu Rebelle gegriffen. Wie alle Rihannadüfte, die ich bis jetzt getestet habe, ist dieser Duft stark und auffällig. Er straht eine süße Wärme aus und entwickelt sich von exotisch süß über sahnig süß zu einem köstlichen Drydown , der für mich Holzanklänge hat, obwohl keine Hölzer in der Pyramide angegeben sind. Ich vertrage keine zu starke Süße in Düften. Hier ist sie immer durch andere Noten "gedimmt". Das Parfum ist kein Leisetreter, es besitzt eine sehr starke Strahlkraft und Sillage. Trotz seines ausgeprägten Gourmandcharakters ist der Duft für mich "luftiger" als Rebl' fleur, das wirklich den ganzen Raum um sich herum vereinnahmt. Auf mich wirkt der Duft beruhigend und vermittelt Geborgenheit. Das Heulen des Windes hat seine Bedrohlichkeit verloren. Könnte vielleicht als Aromatherapie bei Kindern gut wirken, wenn die Erwachsene neben dem Kind ihn trägt. Und auch die ein oder andere Nascherei ersetzen.
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Fleurrare vor 3 Jahren 10 3
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Raubtierwecker
Lange habe ich einen großen Bogen um Cavalli-Düfte gemacht, abgeschreckt von provozierendem Design, das ich als kitschig empfand. Einmal einen Duft getestet und war auch nicht die helle Begeisterung bis ich vor Kurzem doch nochmal auf einige Düfte aufmerksam wurde. Angefangen hat es mit EdP Roberto Cavalli. Das was mir aufgefallen war, war die interessante Form der Sillage, die ganz deutlich wahrzunehmen ist, aber sich trotzdem "in Grenzen hält" . Meine Neugier war geweckt und der Flakon von Florence hat mich verführt, ich gebe es zu! Als ich einige meiner Lieblingsnoten drin entdeckte war es um mich geschehen... Zugegeben, es riecht künstlich, aber es ist eine raffinierte Künstlichkeit, die mich nicht nervt, da sie intelligent ist und ihren Zweck hat. Die Naturdüfte, die mir vom Konzept her eher zusagen, haben meistens eine sehr dezente Sillage. Eignen sich eher zum Entspannen zu Hause als für die laute und manchmal hektische Großstadt. Dafür habe ich schon länger nach passenden Düften gesucht, die mir eine gute Duftwolke geben ohne mich und die Umgebung zu überfordern. Und es gibt gute Düfte mit guter Sillage. Sie sind aber wie Boxer, die nur drauflosschlagen können in einer Richtung. Letztendlich erschlagen sie mich selber wenn ich nicht dezent dosiere. Und dezent dosiert sind sie wiederum zu leise, um diese Wolke um eine herum zu kreieren. Cavalli kann das! Ich fühle mich wie in einem diffusen Kokon aus Duft und es geht mir gut damit, auch mit mehreren Sprühern. Es gibt häufig genug Situationen in der Stadt, in denen sich die Menschen näherkommen als einem/einer lieb ist. Jetzt in der Pandemie besonders bewusst geworden. Man/frau wünscht sich einen persönlichen Schutzraum. Cavalli hat nicht von ungefähr Raubtiermotive in seinem Design, auch für die Düfte. Es sind Düfte, die tatsächlich so etwas ausstrahlen wie: Ich tue dir erstmal Nichts, aber wenn du mir zu nah kommst dann pass auf , dass du möglichst schnell gaaanz weit weg bist! Die Muster werden zur Camouflage benutzt, aber nicht auffallen heißt hier besser jagen können. Diese Düfte bewegen sich geschmeidig wie grazile Raubtiere oder Aikidokämpfer. Also genau das richtige für den Großstadtdschungel!!! Ich stoße mit Cavalli an auf das Raubkätzchen im Häschen! Passt nicht zu meinem Profilbild, ich weiß. Krallen rausfahren muss aber manchmal sein!

P.S.: Der Duft hat sich in der Hitze schön entwickelt. Obwohl mich die Künstlichkeit bei näherem Hinriechen doch manchmal stört.
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