Floyd
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In einem Moment der Klarheit
Manchmal erfasst man die Realität, das Wesen der Natur in einer Geringfügigkeit, die sich gleißend bitter manifestiert, wie ein Licht, das durchs Fleisch einer Grapefruit fällt, ätherisch im Reif an Schalen und Zweigen unreifer Orangen gefriert und eine Lichtung im Wald eröffnet, dort herbe Zypressennadeln schneit, helle Weihrauchkristalle verweht wie einen Nebel vergangener Zeit, den Frost in den Wurzeln der Gräser taut und darunter Boden aus Lehm freigibt, der Dich erdet in einem Moment der Klarheit.
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Kevin Peterson von Sfumato aus Detroit, Michigan, ist der Überzeugung, dass die Menschen im Laufe der Evolution eine Art kollektives olfaktorisches Gedächtnis angelegt haben, wodurch natürliche Duftstoffe in der Lage seien, subtile Reizreaktionen über Jahrtausende zu entwickeln und zu transportieren. Seine natürlichen Düfte, die er zu 100% aus natürlichen Rohstoffen von Hand fertigt, seien somit Zeitkapseln.
Der Begriff "Epiphany" beschreibt in seiner ursprünglichen Bedeutung eine plötzliche intuitive Einsicht in die Realität durch ein einfaches alltägliches Ereignis. Peterson erzeugt diesen Moment der Klarheit zunächst mit herb-frischer Grapefruit und bitter-kühlem Petitgrain, deren Noten man wie einem blendend-grünen Lichtstrahl in die zitrischen Obertöne von hellem Weihrauch und Zypressennadeln folgt. Krautiger Lavendel sowie Rosmarin unterstützen den Eindruck einer hellen Waldlichtung, wo zwischen frisch-grünen Hölzern (Katrafay, Zypressse) frost-knirschende Gräser (Vetiver) und herb-feuchte Erde (Galbanum, Vetiver, Katrafay) sich in der Basis auftun. Ein lichter Augenblick des Durchatmens, aufgrund seiner Natürlichkeit moderat bis hautnah zwar aber doch einige Stunden überdauernd.
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Kevin Peterson von Sfumato aus Detroit, Michigan, ist der Überzeugung, dass die Menschen im Laufe der Evolution eine Art kollektives olfaktorisches Gedächtnis angelegt haben, wodurch natürliche Duftstoffe in der Lage seien, subtile Reizreaktionen über Jahrtausende zu entwickeln und zu transportieren. Seine natürlichen Düfte, die er zu 100% aus natürlichen Rohstoffen von Hand fertigt, seien somit Zeitkapseln.
Der Begriff "Epiphany" beschreibt in seiner ursprünglichen Bedeutung eine plötzliche intuitive Einsicht in die Realität durch ein einfaches alltägliches Ereignis. Peterson erzeugt diesen Moment der Klarheit zunächst mit herb-frischer Grapefruit und bitter-kühlem Petitgrain, deren Noten man wie einem blendend-grünen Lichtstrahl in die zitrischen Obertöne von hellem Weihrauch und Zypressennadeln folgt. Krautiger Lavendel sowie Rosmarin unterstützen den Eindruck einer hellen Waldlichtung, wo zwischen frisch-grünen Hölzern (Katrafay, Zypressse) frost-knirschende Gräser (Vetiver) und herb-feuchte Erde (Galbanum, Vetiver, Katrafay) sich in der Basis auftun. Ein lichter Augenblick des Durchatmens, aufgrund seiner Natürlichkeit moderat bis hautnah zwar aber doch einige Stunden überdauernd.
30 Antworten
Es ist ein Augenblick geblieben
Jemand ist hier gewesen, noch eben. Es ist ein Augenblick geblieben. Ein Tisch in der kargen Küche am Morgen. Ein Stillleben in kühlen Schlieren. Du musst Dich noch an die Ruhe gewöhnen, mit dem Staub im Licht darüber schweben, mit den silbernen Dampffähnchen aus Chai-Teearomen, Muskatnüssen und Kardamom, die aus den Resten in den Tassen, zimtbraunen Rückständen wie von Harzen, über die Spuren aus vergangenen Tagen, Bitterkräuter und Lorbeerblätter auf der alten Holzplatte hallen. Die Pfeffermühle ist umgefallen. Nicht jetzt, aber irgendwann. Da ist der welke Geruch von Jasmin, übersät Deine Haut mit Falten. Du verharrst im Bernstein am Grund der Tassen. Ein Moment scheint darin eingeschlossen. Etwas Zeit hat den Raum nur verlassen.
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Kevin Peterson von Sfumato aus Detroit, Michigan, verwendet ausschließlich pflanzliche Rohstoffe für seine Artisan-Duftkreationen. Er ist der Überzeugung, dass die Menschen im Laufe der Evolution eine Art kollektives olfaktorisches Gedächtnis angelegt haben, wodurch natürliche Duftstoffe in der Lage seien, subtile Reizreaktionen über Jahrtausende zu entwickeln und zu transportieren. Natürliche Düfte seien somit Zeitkapseln.
"Gravitas deepens, and deepens with thought" schreibt Peterson auf seiner Homepage, und tatsächlich schlägt der Duft auf seine sehr dezente Art viele assoziative Saiten an. Da ist zunächst kühle Schärfe (schwarzer Pfeffer), die unter herben Zitrusspuren (Mandarine) bittergrüne, gewürznelkenähnliche Bay-Noten und etwas Koriander freigibt, bevor Kardamom, Muskat und das zimtige Perubalsam im Herzen an Chai-Tee erinnern. Bei Kaffee und Kardamom in der Pyramide hatte ich eigentlich eher mit Berber-Kaffee-Aroma gerechnet. Benzoe trägt den Duft in der Basis dann weiter ins medizinisch Balsamische. Dezent idolischer Jasmin lässt darin immer mal wieder weit entfernt den Gedanken an alte Haut aufkommen, leicht muffig, seltsamerweise aber nicht unangenehm. Eine abendfüllende, bitter-herbe Zeitkapsel, die sich über warm-würzige Aromen in Bernstein verschließt.
https://www.youtube.com/watch?v=EOkpzHZb-b4&t=5s
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Kevin Peterson von Sfumato aus Detroit, Michigan, verwendet ausschließlich pflanzliche Rohstoffe für seine Artisan-Duftkreationen. Er ist der Überzeugung, dass die Menschen im Laufe der Evolution eine Art kollektives olfaktorisches Gedächtnis angelegt haben, wodurch natürliche Duftstoffe in der Lage seien, subtile Reizreaktionen über Jahrtausende zu entwickeln und zu transportieren. Natürliche Düfte seien somit Zeitkapseln.
"Gravitas deepens, and deepens with thought" schreibt Peterson auf seiner Homepage, und tatsächlich schlägt der Duft auf seine sehr dezente Art viele assoziative Saiten an. Da ist zunächst kühle Schärfe (schwarzer Pfeffer), die unter herben Zitrusspuren (Mandarine) bittergrüne, gewürznelkenähnliche Bay-Noten und etwas Koriander freigibt, bevor Kardamom, Muskat und das zimtige Perubalsam im Herzen an Chai-Tee erinnern. Bei Kaffee und Kardamom in der Pyramide hatte ich eigentlich eher mit Berber-Kaffee-Aroma gerechnet. Benzoe trägt den Duft in der Basis dann weiter ins medizinisch Balsamische. Dezent idolischer Jasmin lässt darin immer mal wieder weit entfernt den Gedanken an alte Haut aufkommen, leicht muffig, seltsamerweise aber nicht unangenehm. Eine abendfüllende, bitter-herbe Zeitkapsel, die sich über warm-würzige Aromen in Bernstein verschließt.
https://www.youtube.com/watch?v=EOkpzHZb-b4&t=5s
42 Antworten
Madagascar Medicine
Du erwachst aus dem Alltag wie aus einem Traum in einem gleißenden Aufgang eisblauer Augen. Eukalyptischer Atem ätherischer Öllampen. Der kalte Hauch von Kampfer und Thymian. Da ist ein Schatten, ein Medizinmann. Er fächelt mit Strohbüscheln durch den Raum um Deinen Geist zu reinigen. Er murmelt dabei Madagaskar. Allmählich schließt Du Deine Lider. Betrachtest sie von innen nun wieder, die scharfen Schemen aus salzigen Nebeln, den lehmfarbenen Rauch auf undeutlichen Gräsern, die Kiefernharze geflochten in Bildern von Wegen aus zimtbraunem Bernstein. Du verweilst in verschwommenen Schleiern.
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Dass Mark Sage mit den Kreationen seiner Clandestine Laboratories bewusst immer wieder bislang unbeschrittene Wege findet, wird auch an "Silver" deutlich. Hier steht zunächst die Cinnamosma fragrans im Zentrum, eine Pflanze aus Madagaskar, die hierzulande unter dem Namen Saro besser bekannt ist und aus deren Blättern, Zweigen und Rinden ein antibakterielles, antivirales und klärendes ätherisches Öl gewonnen wird, deren Geruch an Eukalyptus und Kampfer erinnert. Unterstützt von kühler Minze, würzigem Thymian, krautigem Lavendel und grünem Pfeffer reinigt sie zunächst fast medizinisch für eine ganze Weile die Atemwege, ehe die trockene Strohblume sie über erdig-rauchige Nuancen (Vetiver, Patchouli) sowie würzige Kiefernharze und Flechten in einen Akkord aus salzig-rauchiger Ambra und dezent zimtig-balsamischem Styrax überleitet. Eine Medizin von moderater Projektion und abendfüllender Wirkung.
(Mit Dank an Bloodxclat)
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Dass Mark Sage mit den Kreationen seiner Clandestine Laboratories bewusst immer wieder bislang unbeschrittene Wege findet, wird auch an "Silver" deutlich. Hier steht zunächst die Cinnamosma fragrans im Zentrum, eine Pflanze aus Madagaskar, die hierzulande unter dem Namen Saro besser bekannt ist und aus deren Blättern, Zweigen und Rinden ein antibakterielles, antivirales und klärendes ätherisches Öl gewonnen wird, deren Geruch an Eukalyptus und Kampfer erinnert. Unterstützt von kühler Minze, würzigem Thymian, krautigem Lavendel und grünem Pfeffer reinigt sie zunächst fast medizinisch für eine ganze Weile die Atemwege, ehe die trockene Strohblume sie über erdig-rauchige Nuancen (Vetiver, Patchouli) sowie würzige Kiefernharze und Flechten in einen Akkord aus salzig-rauchiger Ambra und dezent zimtig-balsamischem Styrax überleitet. Eine Medizin von moderater Projektion und abendfüllender Wirkung.
(Mit Dank an Bloodxclat)
42 Antworten
Jedem Anfang wohnt ein Ende inne
So lange schon war das Ende nah, dann war es endlich da. Sind weiße Schatten der Nadelwälder. Sie atmen Raureif auf die Felder in hellgrün kühlen Nebeln. Sind Harze wie Tränen an Fäden gefroren, schillern nun im Morgenlicht tauend wie Märchenkristalle für einen Moment. Über fröstelnde Flechten fallend. Sterbend in klammen Böden darunter. Ein neues Jahr. Januar.
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Bravanaritz mit Sitz in Spanien hat sich ganz und gar natürlichen Düften verschrieben. Das Ziel ist es, Orte durch Aromen einzufangen und sie durch die dort angesiedelten Pflanzen sprechen zu lassen.
Die ursprünglich als Raumduft konzipierte Serie um "Gener", dem Januar, bildet mit den weiteren Monaten "Maig", "Agost" und "Octubre" zudem noch Düfte der vier Jahreszeiten ab. Dieser ursprünglichen Ausrichtung wohl geschuldet ist im Fall von Gener dann auch die geringe Projektion und Haltbarkeit.
Eindrucksvoll ist dagegen das gemalte Duftbild des Winters. Da sind zu Beginn tatsächlich authentisch wirkende, frostig-kühle Nadelwälder. Die eher grün-würzigen Mastixharze erzeugen diesen Eindruck durch den zitrischen Anstrich der Bergamotte und die erdig-rindenholzigen Noten des Eichenmooses, welche im schon viel zu früh einsetzenden Drydown zunehmend dominieren. Nach zwei bis drei Stunden verblasst das Bild dann vollends zu einer dezent zitrisch-seifigen Resterinnerung.
(Mit Dank an Genoveva)
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Bravanaritz mit Sitz in Spanien hat sich ganz und gar natürlichen Düften verschrieben. Das Ziel ist es, Orte durch Aromen einzufangen und sie durch die dort angesiedelten Pflanzen sprechen zu lassen.
Die ursprünglich als Raumduft konzipierte Serie um "Gener", dem Januar, bildet mit den weiteren Monaten "Maig", "Agost" und "Octubre" zudem noch Düfte der vier Jahreszeiten ab. Dieser ursprünglichen Ausrichtung wohl geschuldet ist im Fall von Gener dann auch die geringe Projektion und Haltbarkeit.
Eindrucksvoll ist dagegen das gemalte Duftbild des Winters. Da sind zu Beginn tatsächlich authentisch wirkende, frostig-kühle Nadelwälder. Die eher grün-würzigen Mastixharze erzeugen diesen Eindruck durch den zitrischen Anstrich der Bergamotte und die erdig-rindenholzigen Noten des Eichenmooses, welche im schon viel zu früh einsetzenden Drydown zunehmend dominieren. Nach zwei bis drei Stunden verblasst das Bild dann vollends zu einer dezent zitrisch-seifigen Resterinnerung.
(Mit Dank an Genoveva)
43 Antworten
Kartographie der Tonka Bay
Logbuch der Schaluppen. Bevorstehender Landgang. Paar Spritzer Limetten gegen Tropenmücken. Einen letzten Schluck vom bitteren Bay Rum, verlorene Tropfen noch hinter die Ohren. Riecht nach Schmerzen betäuben wegen der Nelken. Nach Rauchwölkchen über Feuersteinen. Vermutlich putzen sie unter Deck die Läufe der Pfefferflinten, schleifen die balsamhölzernen Schäfte mit scharfen Muskatblüten.
Man kann schon die weißen Strände sehen. Im warmen Wind tanzen Tonkakörnchen, beginnen bald in der Sonne zu flirren, werden winzige süße Tausendperlen auf Treibholz aus dunklen Vanilleschoten. Ihr Duft fließt über die rauen Böden, kremt die Planken der alten Kajüten. Ich werde der Bucht einen Namen geben und dann werden wir weiter ziehen. My Bonnie is over the Ocean.
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Es hat einige Jahre gedauert, bis Stephen Dirkes mit "Bay Rum" ein weiteres Kapitel seiner Marke Euphorium Brooklyn aufschlug, wobei das Haus für diesen Duft sogar den Namen Euphorium West Indies auf dem Label trägt und somit seinen Sitz auf dem Papier (!) mal eben in die Karibik verlegt hat.
So eröffnet der Duft dann auch mit einigen Spritzern herb-frischer Zitrusnoten (Limette, Petitgrain) auf einem würzigen Akkord aus Bay-Rum, Muskatblüte und Piment, der entsprechend leicht bitter-scharfe Aromen von Gewürznelken und Pfeffer sowie warm-rauchige Noten zu Tage fördert. Balsamisches Amyrisholz, das an sich ja schon etwas nach cremigem Sandelholz, Vanille und Benzoe duftet, bildet dann die Gelenkstelle zur Basis aus eher dunkler Vanille und lieblich mandelvanilliger Tonkabohne, welche die bitter-würzigen Noten zunächst austariert, im zunehmenden Verlauf dann aber leider verschluckt, was mir den Duft auf Dauer etwas zu cremig-süß werden lässt. Eher nichts für olfaktorische Freibeuter. Für den Winter kann dieser moderate abendfüllende Ausflug in die Karibik aber eine angenehme Alternative sein.
Man kann schon die weißen Strände sehen. Im warmen Wind tanzen Tonkakörnchen, beginnen bald in der Sonne zu flirren, werden winzige süße Tausendperlen auf Treibholz aus dunklen Vanilleschoten. Ihr Duft fließt über die rauen Böden, kremt die Planken der alten Kajüten. Ich werde der Bucht einen Namen geben und dann werden wir weiter ziehen. My Bonnie is over the Ocean.
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Es hat einige Jahre gedauert, bis Stephen Dirkes mit "Bay Rum" ein weiteres Kapitel seiner Marke Euphorium Brooklyn aufschlug, wobei das Haus für diesen Duft sogar den Namen Euphorium West Indies auf dem Label trägt und somit seinen Sitz auf dem Papier (!) mal eben in die Karibik verlegt hat.
So eröffnet der Duft dann auch mit einigen Spritzern herb-frischer Zitrusnoten (Limette, Petitgrain) auf einem würzigen Akkord aus Bay-Rum, Muskatblüte und Piment, der entsprechend leicht bitter-scharfe Aromen von Gewürznelken und Pfeffer sowie warm-rauchige Noten zu Tage fördert. Balsamisches Amyrisholz, das an sich ja schon etwas nach cremigem Sandelholz, Vanille und Benzoe duftet, bildet dann die Gelenkstelle zur Basis aus eher dunkler Vanille und lieblich mandelvanilliger Tonkabohne, welche die bitter-würzigen Noten zunächst austariert, im zunehmenden Verlauf dann aber leider verschluckt, was mir den Duft auf Dauer etwas zu cremig-süß werden lässt. Eher nichts für olfaktorische Freibeuter. Für den Winter kann dieser moderate abendfüllende Ausflug in die Karibik aber eine angenehme Alternative sein.
39 Antworten