FrauLocke

FrauLocke

Rezensionen
FrauLocke vor 2 Jahren 14 11
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Von Wärme an dunklen Tagen
Ich wundere mich über die bisherigen teils miserablen Bewertungen, vor allem in den Statements? - die diesem Duft nicht gerecht werden.
Er scheint ja extrem von der Hautchemie abzuhängen und die Entfaltung bei vielen nicht zu funktionieren? (Ich rieche z.B. nirgends etwas medizinisches, synthetisches oder angekokelte Altreifen)

Vermutlich polarisiert er auch vor allem wegen zu hoher Erwartungen aufgrund des hohen Preises. Mag der Preis auch überzogen sein,- mag es auch bessere oder markantere „Burner“ des Designers geben - mir egal- für mich war es ein (schönes) Geschenk an Weihnachten.

In der silbernen Box, die den weiß-gold umverpackten goldenen Flakon beherbergte, lag noch etwas Parfumpapier, welches wohl von der Verkäuferin des KaDeWe mit dem Duft besprüht wurde. Sofort fiel mir die entströmende angenehm aromatisch-warmwürzige Basis des Duftes auf.
Ich hatte nämlich ein bischen Bammel, als ich beim Öffnen des Geschenks erwartungsvoll angeschaut wurde, ob mir doch die Gesichtszüge irgendwie enttäuscht entgleiten - verwechselte ich die Sache doch zunächst mit Tom Fords „Soleil blanc“, welcher mir beim Testen vor ca. 1 Jahr nicht wirklich gut gefallen hatte.
Zum Glück erlebte ich eine positive Überraschung.

Es gibt durchaus ein paar ähnliche Soleil-Themen-Akkorde zum „Soleil blanc“, aber das Soleil brulant entwickelt sich wahrlich wärmer, strahlender, geborgener und hellwürzig.
Ich sehe den Duft irgendwie eher an Frauen und er gefällt mir nach dem ersten Herantasten, seit dem 2.-3. Sprühen/ Tag von Mal zu Mal besser. Zuerst dachte ich „ein Duft für den Sommer“, nun weiß ich, dass er auch prima im Winter funktioniert.

Zu Beginn ist der rosa Pfeffer frisch und geht bald in das weiß-und orangenblütige Honigherz über.
Ich hatte immer Schwierigkeiten, wenn ich auf parfumo bei Duftbeschreibungen „cremig“ las. Aber bei diesem hier bemerke ich das deutlich. Fernab aller trockenen Pudrigkeit entfaltet sich neben dem Honig eine süße (aber nicht zu süße-) gourmandige Tonka-Cremigkeit, welche sich lange Zeit als „lecker“ beschreiben lässt.
Die angegebenen Harze, Hölzer, Rauch, Vetiver, Leder der Basis nehme ich nicht einzeln wahr.
Grob beschrieben erscheint mir ein geschmeidiger Sonnencreme-Vibe und der Geruch von Haut, an dem ich immer wieder schnuppern muss. (Ich liebe im Sommer den Geruch von leicht verschmorter Haut durch die Sonne. Genau dies wird hier illusorisch wiedergegeben. Sowas war mir neu :-)

Ich weiß noch nicht, wie ich dieses Parfum im Sommer finden werde, vielleicht ist es dann zu würzig, denn transparent oder leicht ist es nicht.
Aber gerade im dunklen Winter als umhüllende, warm-geborgene, stimmungsaufhellende Sommer-Illusion = wunderbar. Für einen Wellness-Tag in der Sauna hat es sich bisher ebenso bewährt als kuschelige Bademantel-Sprüher.

Ich finde diese Soleil-Interpretation auch gelungener als den „Soleil blanc“, weswegen ich die hiesige niedrige Einstufung doppelt nicht verstehe.

#würzig #luxuriös #stimmungsaufhellend
11 Antworten
FrauLocke vor 2 Jahren 37 19
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Schade- kein unshalimariger Shalimar
Vor Jahren begegnete mir Shalimar erstmalig in einem Kaufhaus. Ich hatte viel von ihm gehört. Ein Klassiker, eine Legende, die schon unsere Großmütter und Urgroßmütter trugen…
Im konkreten Fall war ich angespitzt durch ein autobiographisches Interview des Schauspielers Winfried Glatzeder, also der „Die Legende von Paul und Paula“-Glatzeder „dessen Großmutter seinerzeit auch schon Shalimar trug“.

Ich war also interessiert und aufgeschlossen, aber leider entsetzte mich der Duft beim Aufsprühen und verleitete mich zum rümpfen und schnell verduften.
Damit blieb Shalimar für mich lange Zeit abgehakt.

Jahre später ließ ich mich tatsächlich von einer Douglas-Verkäuferin zum Shalimar Parfum Initial- testen überreden und war nach einer überdachten Nacht begeistert und willige Konsumentin.
Es bestand also noch Hoffnung für die Shalimare und mich!

Nun war ich also bei parfumo und ließ mich von der aktuellen Begeisterung und nahezu Massenhysterie der letzten Wochen für den neuen Shalimaren mitreißen.
Es hieß: Shalimar-untypisch, unshalimarisch, „bester Shalimar aller Zeiten“, eine Superlative jagte die nächste. Und dann noch das Prinzip der Verknappung- wobei das Gehirn meist gar keine andere Chance der Reaktion hat und morst „kaufenkaufenkaufen!!“, - möchte man nicht der Panik des unwiederbringlichen Verlustes anheimfallen.

Ich wollte ihm unbedingt eine Chance geben, es konnte gutgehen. Außerdem ist der Flakon SO dermaßen schön und museal und deko.

So fetzte ich das Paket also nach 3-wöchiger Wartezeit (und schöner Vorfreude) auf, applizierte voller Spannung den Neuzugang und dachte:
„Mist!“

Kein Simsalabim-Offenbarungs-Wunder geschah, ich roch herbes Rauchharz, welches einfach nicht mein Fall ist. Es erinnert mich an geharzte griechische Weine, Retsina. Und der ist bitter. Dann ist da diese feuchte Ledernote die zu Heftpflaster wird, „Leukoplast“. Verdammt! (Manche beschrieben dies hier im Vorfeld wohl als Plastik-artig?)

Auch wenn sich der Gute nach einer Stunde dann angenehmer und etwas wärmer-rauchvanillig entwickelt, -dies könnte dann ein Vergleich mit Cuir Beluga sein-, trotzdem muss man/frau erstmal diese „älteren Noten“ des Anfangs überstehen.

Auch wurden hier Ähnlichkeiten zu Aura sublime erwähnt, was mich anfangs auch optimistisch stimmte. Ich muss aber sagen, dass Aura sublime lieblich-vanilliger sowie zitroniger- und nicht so anfangs-herb-harzig-ledrig wie diese Shalimar-LE ist.

Ich weiß noch nicht, was ich nach der anfänglichen Enttäuschung mit ihm mache…
Ich „übe“ jetzt den 3. Tag, so wie man sich in eine sperrige Musikplatte erstmal reinhören muss.

Naja, es war ein (Blind-)Versuch, gern hätt ich die Begeisterung geteilt. Er wird aber sicher weiter seine Anhängerschaft haben, denn zum Glück sind Geschmäcker und Rezeptoren verschieden.


19 Antworten