Fresh21

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1 - 5 von 95
Fresh21 vor 2 Jahren 32 25
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Vom hässlichen Entlein zum…
Mittlerweile hatte ich ca. 800 Parfums vor der Nase, doch "Aqaysos | Pierre Guillaume" ist noch immer meine Nr.2. Da mag mein fiebriges Interesse nicht wundern, als es offiziell hieß, dass Pierre Guillaume mit seinem neuen Duft "der Komposition des Bestsellers Aqaysos nachspürt".

WOW, dass ist doch 'ne Ansage, meine Dauerverliebtheit bekommt ein Schwesterchen. Die muss ich sofort daten… und zack, gleich ins Oshiso-Sharing eingereiht.

Aber vielleicht hätte ich besser die folgende Zeile etwas aufmerksamer lesen sollen, denn weiter heißt es (übersetzt) "eine kristalline, holzig-würzige Note, die unter einer "bissigen Frische" eine pudrige und einhüllende Natur offenbart".

Oops.

Naja, abwarten und Tee trinken, das wird schon…

Von wegen!

Kaum eingetroffen und aufgesprüht, drängt sich mir augenblicklich eine heftige Note auf ...wie die Montagsproduktion eines mutierten Armani Code Profumo, versetzt mit konzentriertem Süßmandelbackaroma - voll auf die Zwölf: schrill, laut, gedopt, 210%.

Und jaaa …das IST "bissig", weil schonungslos synthetisiert und auf Höchstleistung potenziert. Okay okay, bei Pierre klingt das mit "kristallin" etwas moderater. Doch würde er nicht von einer holzigen Note sprechen, hätte ich diese kaum als solche erkannt: ein heftiges Kunstgebräu! Komischerweise konnte ich den neuen Oshio aber dennoch einigermaßen ertragen, der sich über die erste halbe Stunde ein wenig beruhigt, die nächste sogar erträglich macht, und im Anschluss gar ein kleines Wunder vollzieht!

Waaas?... wie ist das möglich nach DEM Start?

Tatsächlich konnte ich es kaum glauben, aber diese übersüßte Aromachemie[holz?]keule braucht genau eine Stunde, um sich nahezu vollständig in den wundervollen (späten) Drydown des Aqaysos zu wandeln! Und in den bin ich seit eineinhalb Jahren verknallt. Allerdings kommt dessen fluffig-weiche Frucht-Moschus-Holz-Note bei mir nur auf Kleidung so richtig zur Geltung, und auch erst nach 5-6 Stunden, dann aber besonders lang! Also machte ich mich in den letzten Monaten auf die Suche, welche Noten im Aqaysos diesen schönen Ton ergeben könnten, sowie entsprechenden Düften, die ihn möglichst von Anfang an erzeugen.

Dabei war meine Recherche (+Tests) nicht die Kleinste, doch letztlich kam ich zu dem Schluss, dass der bezaubernde Drydown des Aqaysos einzigartig, und damit unnachahmlich ist. Nicht dass dieser besonders außergewöhnlich wäre, sondern gerade das Gegenteil: einfach nur seeehr angenehm, man fühlt sich total wohl mit ihm, ja er ist wie ein bester Freund, ein Vertrauter… Und um diesen Effekt zu erzeugen, braucht es im Aqaysos wohl eine komplexe, sehr austarierte Melange, die auch einen speziellen "animalischen Moschus" enthält, der jedoch eher Richtung Haut denn Tier geht - einfach top!

Und nun kommt dieser Oshiso daher, öffnet mit einer Rocky Horror Synthie Show und lehrt uns eines Besseren: Pierre Guillaume weiß, wie es geht und ahmt seinen eigenen Duft nach! Offensichtlich hat er die Zeichen der Zeit erkannt, denn ganz sicher bin ich nicht der Einzige, der den Aqaysos-Drydown liebt und ihn über den gesamten Verlauf wünscht (u.a. unser geschätzter Medianus76).

Aber wie bei so einigen anderen Düften, besteht auch beim Oshiso leider das Problem, eine hohe Dosierung der Ingredienzen zu benötigen, den erzielten Vibe über einen längeren Verlauf halten zu können. Dass jedoch aus diesem völlig überzeichneten, überschrillen Synthetik-Mix der gelisteten Oshiso-Noten ein dauerhafter Aqaysos-Drydown werden kann, hätte ich nie für möglich gehalten, die einzeln kaum herauszuriechen sind.

Wirklich beeindruckend, dass der neue PG nach einer guten Stunde viel weniger nach Synthetik riecht, bzw. dessen Resteindruck genau wie beim Aqaysos sogar zum Gestaltungsmerkmal wird.

Mit zwei Spritzern am Hals reduziert sich zwar seine Power-Sillage über die erste Stunde von anfänglichen 7-8 auf 6, und schwächelt mal nach ca. 4h auf nur noch 5,5... doch schon eine halbe Stunde später liegt der Oshiso wieder bei 6, indem nun eine helle, leicht cremige, lieblich dezent frische Note hinzukommt und ein wenig vom Aqaysos-Drydown abweicht. So verbleibt der Duft dann und projiziert noch weitere 3-4 Stunden. Zum Vergleich: Mit 2-3 Spritzern auf einem Shirt gibt's zunächst die gleiche Backaroma-Explosion wie auf der Haut, der Duft wandelt sich jedoch deutlich zögerlicher in die schöne Aqaysos-Note, bleibt dafür aber ewig (nach 12h noch Sillage 6).

Fazit: übersteht man die erste 1/2h entwickelt sich Oshiso bald zu einem angenehmen, leicht frischen, nur mäßig synthetischen, weichholzigen Duft, der schon nach gut einer Stunde sehr dem späten Aqaysos-Drydown (auf Shirt) ähnelt. Nach ca. 4,5h wird er noch etwas heller, ähnelt seiner Vorlage aber immer noch 80-90%. Insgesamt ist er etwas nussiger, mandeliger, während Aqaysos diesen Anteil hell-fruchtiger wirkt. Doch auf Kleidung ähneln sich die beiden nach >12h sogar >90%.

Zum Schluss noch etwas Persönliches:

Lange habe ich gehofft und gesucht, einen Duft zu finden, der den Aqaysos-Drydown möglichst über den gesamten Verlauf abbildet. Doch als ich ihn nun endlich fand, war mein Liebling plötzlich entzaubert, die Magie verpufft und seine Einzigartigkeit erloschen. So mache ich die Erfahrung: etwas so Schönes, das sich erst nach Stunden zeigt, soll wohl nicht früher erscheinen und einfach den ganzen Tag zugegen sein.

Insofern nehme ich nicht nur wegen des extremen Starts von Oshiso Abstand, sondern freue mich von nun an beim Aqaysos umso mehr darauf, jedes Mal stundenlang auf sein Highlight warten zu dürfen, und ihn dadurch nur noch mehr zu schätzen:)

Aber für die Ungeduldigen unter euch, die über spezielle Nasenschließmuskeln verfügen, die erste halbe Stunde einfach auszublenden, ist der Oshiso wie gemacht:

Vom hässlichen Entlein zum… schönen Albratos (oder so ähnlich;)

25 Antworten
Fresh21 vor 2 Jahren 150 48
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Bitte die Packungsbeilage beachten!

1) Was ist Air Tiger und wofür wird es verwendet?

Air Tiger ist ein Extrait de Parfum zur (Re-)Aktivierung Ihrer Alphamännchen-DNA

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2) Was sollten Sie vor der Anwendung von Air Tiger beachten?

Die Wirkung ist sehr intensiv und kann unvermindert anhalten, mindestens jedoch 96h. Daher wird für die tägliche Dusche das Abspritzen mit einem Gartenschlauch empfohlen (erhöhter Druck, 6-7 Bar)

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3) Wie ist Air Tiger zu dosieren?

0,3 Spritzer reichen gewöhnlich aus, für 3-4 Tage den Platz des CEOs unter den Hirschen einzunehmen. Idealerweise in den Raum sprühen und 1 Stunde später durchschreiten (Anhaftung garantiert)

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4) Welche Nebenwirkungen sind möglich?

• Extreme Auslegung der eigenen Maskulinität (Popeye-Wahn)

• Spontan auftretende Ganzkörperbehaarung (kann auf ihr Umfeld affig wirken)

• Unkontrolliertes nächtliches Röhren (ähnlich Brunft bei Tag)

• Missbrauch der Plutoniumsillage als Alleinstellungsmerkmal im Kassenbereich

• Sämtliche Parfums ihrer Sammlung beantragen kurzfristig Urlaub oder quittieren den Job

.
5) Inhalt des Flakons und weitere Informationen

Alkoholische Flüssigkeit in 100ml Glasflakon: reicht für 6-7 Leben mittels extremer Parfumölkonzentration. Abfüllungen nur auf Balkon oder Terrasse vornehmen, um ihren Nachbarländern auch etwas von den Ausdünstungen zu gönnen.

*

Oops, ach ne… anders. Ist ja ein ernsthafter Duft, ein sehr ernster. Da gibt's nichts zu lachen. Also nochmal, so sachlich fachlich wie möglich:

Air Tiger ist mit der stärksten Sillage und Haltbarkeit die aktuelle Nr.1 sämtlicher auf Parfumo gelisteten Herrendüfte. Seine prägnante Dominanz wird durch einen austarierten Mix an intensivem Patchouli, scharfem Kardamom, schnittiger Zeder, schwarzem galligem Leder und fein-rauchigen Hölzern erzeugt, der über den gesamten Verlauf von kräftigem, Gin-artigem Wacholder durchwirkt wird, der das Wesen des Dufts prägt. Animalisch wie im Diagramm gezeigt, empfinde ich ihn allerdings nicht, und auch Iris und Amber sind allenfalls schmückendes Beiwerk.

Dabei ist er recht linear unterwegs, doch alles andere als gewöhnlich. Sein Zauber liegt in der sparsamen Dosierung und man muss sich erst an ihn gewöhnen, um ihn wirklich zu mögen. Denn auch wenn sich Air Tiger an meinem Hals ganz gut macht - jedes Mal gerät mir zuviel drauf, sodass der Duft droht, ins beißend Aufdringliche zu kippen.

Mir ist der extreme Parfumanteil von 25% auch völlig unverständlich, bei der die Hälfte schon zu viel wäre. Was nützt es Marc Gebauer, wenn Air Tiger zwar 100% Aufmerksamkeit generiert und einen ebenso hohen Wiedererkennungswert, ihn aber kaum jemand [er]trägt?

Also aus der Not eine Tugend gemacht und das Biest aus der Schusslinie verbannt - vom Hals auf den Bauch:) Und siehe da, wenn man den Duft mit nur einem vorsichtigen Spritzer unterm Shirt platziert, gibt er einen wunderbaren dunklen, fein-rauchig angeschärften Leder-Patchouli-Holzton ab, durchwebt von der Tiefe einer klaren Wachholder-Transparenz. Immer noch deutlich präsent, ernsthaft und maskulin, aber nun entspannter, gesetzter, ja gefälliger.

Und das Beste dabei: unterm Shirt getragen entpuppt sich Air Tiger auch als optimaler Layer-Duft und passt zu mehr als der Hälfte meiner derzeitigen Parfums – selbst zu süßlichen Vertretern. Wie ein Subwoofer steuert er so eine fantastische Basis bei, gibt jedem Duft einen soliden Grund und macht ihn dadurch wertiger, raffinierter und attraktiver. Vielleicht wäre dies auch eine Empfehlung für euch, denn ansonsten heißt es zurück auf Los, 7-8 Spritzer auf Brust, Hals und Hand, und den Silberrücken aufgespannt... aber

bitte die Packungsbeilage beachten :)

48 Antworten
Fresh21 vor 3 Jahren 49 32
8
Flakon
5
Sillage
2
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ideal für's Speed Dating
Hey, bin gerade im Douglas und teste einen Givenchy Flanker.

"Wie riecht er denn?"

Moment, … hab' ihn eben erst aufgesprüht.

"Und?"

Oh wow, der ist super frisch - - schön zitr-sch - - - hat irgendwa - - be-sonder - - - und ist auc - - leicht - - - würz-g.

"Was? Konnte dich kaum verstehen, schlechte Verbindung!"

Komisch, bei mir zeigt's alle drei Balken an. Verstehst du mich jetzt?

"Ja, astrein, also nochmal."

Na, der riecht - - - echt fr-sch - - ab-r - - auch ein- - bi-chen nach…

"Stooopp!" Bei mir kommt überhaupt nichts an".

Tja, … bei mir auch nicht !

"Wie meinst du das?"

Naja, die Haltbarkeit ist so mau, dass man nicht mal einen Satz zu Ende bringt ohne nachzulegen:)

"Dann liegt’s gar nicht an der schlechten Verbindung, sondern an diesem Givenchy?!"

Roger … dabei ist der Start wirklich top. Schön zitrisch, spritzig, frisch, der macht sofort gute Laune. Zudem schwingt da auch eine feine Würze mit, die ihn wunderbar bitzeln lässt, ja nahezu sprudeln, so quirlig ist seine Frische… dazu hat er eine besondere Färbung, als wäre Birne drin, sehr hell, klar und attraktiv.

"Und? Holst du ihn dir?"

Neee, lass mich erst mal ordentlich eindieseln, ich knall mir jetzt 3-4 Spritzer auf den Hals, ans Handgelenk und nochmal so viel aufs Shirt. Das dürfte reichen…

"O.K. bis später dann."

****

Hey, ich bin's nochmal, wegen dem Gentleman Cologne von Givenchy. Der startet echt prima, und nach der super Kopfnote wird er auch noch ein wenig grün-samtig-pflanzlich. Aber am Handgelenk war er schon nach einer halben Stunde verpufft, und eine Stunde später auch an Hals und Shirt!

"Waaas? Das war's schon?"

Ja, und von Iris keine Spur.

"Hää?? Ich dachte deine Freundin heißt Susanne."

Sehr witzig … ach übrigens, mit der ist es auch schon wieder um. Aber von wegen Beziehung, ich glaub' ich hol mir diesen Flanker doch, der ist ja geradezu

ideal für's Speed Dating !

32 Antworten
Fresh21 vor 3 Jahren 75 41
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6
Duft
Ein Fall für die Parfumo-Polizei
"Schönen guten Tag, allgemeine Verrisskontrolle"

Was? Schon wieder?

"Herr Fresh! Wir tun hier nur unsere Pflicht… Sie dagegen lassen so einiges vermissen."

Wie bitte?

"Tun sie nicht so unschuldig, immerhin liegt ihr letzter Verriss 3 ½ Monate zurück."

Ach so, ja… aber das kann ich erklären. Ich hatte ein Discovery-Set von der DER DUFT gewonnen, mit der Auflage, dazu eine Kommi-Reihe zu posten.

"Und?"

Drei Düfte sind schon rezensiert... zugegeben, recht harmlos.

"Na, dann ist ein Verriss doch mehr als fällig!"

Nicht unbedingt, denn die Rezensionen sollten alle spaßbefreit sein, wegen einer mir selbst auferlegten Wette, quasi als Buße, nachdem ich knapp 60 User reingelegt hatte, zum 1.April, schon im dritten Jahr in Folge, in meinem Blog, und keiner hat was gemerkt, da habe ich…

"Herr Fresh! Holen sie mal Luft und kommen zum Punkt. Sie klingen ja wie ein Betrunkener, und… Moment mal… riechen auch so!"

Ähem, ja… das …das kann ich auch erklären.

"Nicht nötig, heute ist Vatertag, wir wissen Bescheid!"

Aber nein, da liegen sie völlig falsch, ich teste gerade ein Parfum. Und das öffnet mit einer starken Sektnote, recht authentisch, inklusive Säure und feinem Prickeln. Nach ca. 15 Minuten kommt eine leicht süßliche Note hinzu, die wohl der schwarze Johannisbeernektar sein soll. Erinnert mich zwar eher an Mango, harmoniert aber gut mit dem Sekt - als gäbe es Bowle, haha:)

"Herr Fresh! Hören sie auf zu lallen."

Wieso denn? Nach ca. 1,5 Stunden wirkt der Duft sehr austariert und changiert nun ein wenig zwischen dem Sekt und der leichten Fruchtsüße hin und her. Gut gemacht, doch wer möchte schon nach Bowle riechen?

"Sagen sie mal, kennen sie den Bären eigentlich persönlich, den sie uns aufbinden wollen?"

Quatsch, dieses Parfum riecht wirklich nach angesüßtem Sekt, und nach 3 Stunden kommt noch ein weicher (Ambrette-)Moschus hinzu, den ich aber für unnötig halte und vermutlich nur den Duft strecken soll. Nach einer weiteren Stunde verdichtet sich alles zu einem Mix, wobei nun die Sektnote wegen dem Fehlen an Säure und Prickeln nicht mehr einzeln wahrnehmbar ist. Gleichzeitig verliert auch die Sillage an Kraft, die für mein Empfinden kaum über 6 liegt, nach ca. 5 Stunden mehr als ein Drittel einbüßt, und den Duft nach gut 6h hautnah macht …das war's, und von Rose, Kamille und Sandelholz keine Spur.

"Aaaja."

Ach, noch was: Der Stoff heißt Bubble und kostet 120€/50ml, haha.

"So, jetzt reicht's, diese Information fehlte uns gerade noch zu ihrem Fusel ... oder sollte ich bei DEM Preis besser Champagner sagen?"

Ja, das wäre korrekt, denn der befindet sich tatsächlich in der Duftpyra…

"Schluss jetzt! Sie begeben sich sofort zum Ausloggen, wir begleiten Sie, und danach geht's ab in die Ausnüchterungszelle. Dort bleiben Sie erst mal ein paar Tage, wir lassen ihnen eine echte Parfum-Niete zukommen, und Sie schreiben endlich einen ordentlichen Verriss! Denn sonst wird's wieder nur

ein Fall für die Parfumo-Polizei !

41 Antworten
Fresh21 vor 3 Jahren 29 24
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Verblümter Durchschnitt
Mit der dritten Rezession meiner DER DUFT Kommi-Reihe erfülle ich ein letztes Mal mein Versprechen der reinen Parfum-Doku, und kann leider (dazu passend;) weder die Begeisterung noch viele Details meines Vorredners teilen. Aber watt sollet, da müssem'r durch:)

Grasse startet mit einem dichten, hellen Blüten-Mix, der mir etwas zu feminin ist. Zudem schwingt eine leichte Synthetik mit, nicht stechend oder kratzig, sondern eher weich und etwas aufdringlich. Einfach zu viel des Guten und einseitig blumig, zumindest für mich. Und von der Bergamotte leider keine Spur.

Doch innerhalb der ersten Stunde nimmt der Duft langsam, aber kontinuierlich den Druck 'raus und lichtet seinen dichten Blütenvorhang ein wenig, indem ihn die Aldehyde zunehmend transparenter und ein wenig frischer machen, wenn auch zugleich etwas "schriller". Dennoch bleibt der Duft in seiner Grundfarbe relativ unverändert blumig, und wirkt ab Stunde 2 harmonischer, weil weniger dicht.

Dabei sind weiterhin die einzelnen Blüten schwierig herauszuriechen. Zudem nehme ich von der Iris allenfalls einen Hauch wahr, die Feige spielt nur eine Nebenrolle und die Vanille macht sich erst ab Stunde 3 auf den Weg, und damit den Duft etwas süßer. Zu diesem Zeitpunkt liegt die Sillage bei 80-90%, ist mit einer 3/4 Armlänge deutlich wahrnehmbar, und ich empfinde den Duft auch nicht mehr als zu feminin - wenn auch grenzwertig. Doch wer auf Blüten, untersetzt von einem attraktiven Vanilleton steht, der möge spätestens jetzt aufhorchen...

Fazit: Grasse wird über seinen gesamten Verlauf immer besser und bildet ab der Stunde 4 im Wesentlichen einen Mix aus weichen hellen Blüten (Rose ggf. etwas stärker), einem Hauch fruchtiger Frische und zunehmender (eher schwarzen) Vanille, doch ohne jede Patch-Erdung. Nach 5h liegt die Sillage noch bei 60-70% und gibt einen recht angenehmen, gefälligen, aber für meinen Geschmack zu gewöhnlichen (vanillelastigen) Duft ab. Doch nach spätestens 7h wird er hautnah - Einsatz: 70% Weiblein, 30% Männlein.

Von mir gibt's nur eine 6,5 weil ich kein Freund von Blumen-Vanille bin und auch das Puder der Iris vermisse (derzeitig 23% im Diagramm – wo?) Grundsätzlich ist Grasse aber kein schlechter Duft, wenn auch nichts Besonderes. Und weil es für seinen Preis problemlos drei ähnliche gäbe, ist dieser Nischenduft für mich leider nur ein

verblümter Durchschnitt.

24 Antworten
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