Ginger

Ginger

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1 - 5 von 23
Ginger vor 9 Jahren 11 8
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Fühle dich gelutscht...
Beim Testen des neuen Pflegedufts von Biotherm überkam mich sofort exakt diese Assoziation:

"Eisbonbon!"

Zur zitrischen Eröffnung gesellen sich nach einer Weile eine zarte Süße sowie eine zurückhaltende feine Würze. Eine minimale Schärfe macht die Illusion, wie eines dieser Eisbonbons langsam im Mund zergeht, perfekt. Die Bausteine sind weich miteinander verzahnt und das ganze ergibt eine recht angenehme Duft-Aura.

Ich kann mir vorstellen, das es für die jüngere, gourmand-taugliche Generation sicher ein schöner Spaßfaktor an heißen Sommertagen ist. Und so manchem Objekt der Begierde wird das Wasser im Munde zusammenlaufen...
8 Antworten
Ginger vor 9 Jahren 28 15
7.5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
2
Duft
blinder Spiegel
Eine Patchouli-Wumme hatte ich nicht erwartet, ehrlich nicht. Aber schon so eine Art Chypre-Baileys, ein verschlanktes Original-AE mit Creme abgemildert. Oder meinetwegen auch Puder.

Aus dem Vakuum der ersten Sekunden wächst eine strahlend-helle Frische, bei der sich jedoch schon bald ein Effekt bemerkbar macht, den ich als "olfaktorisches Fiepen" bezeichnen möchte. Eine Art Stör-Frequenz, ein gerüttelt Maß an subtil peinigenden Elementen. Nadelstich-artig, im Verlauf stärker werdend, entfalten sie ihre unangenehme Wirkung, welche sich von der Schläfe bis in die Magengegend zieht. Als hätte ich von etwas zu viel genommen, von etwas, das mir nicht bekommt. Das leise Martern lässt sich etwa eine Stunde Zeit.
Dann endlich beginnt der Duft, sich zu öffnen. Nebenbei möchte ich erwähnen, dass ich sehr erfreut war, über diese Neuerscheinung eines Flankers vom originalen AE, welcher mir immer besser gefällt, immer besonderes Wohlgefühl beschert.
Konfetti wollte ich werfen zur Lancierung der White-Version.

Aber halt, was geben sie mir nun zu riechen, Gekünsteltes, Gestelztes? Dunkelgrüne Andeutungen, hohl und ohne Erdung, die Rose kalt, sie hat nie gelebt, das Veilchen gelangweilt und arg entstellt. Der Duft scheint wie ein Klecks Silikon auf meiner Haut zu schwimmen, ein Diffundieren offenbar unmöglich. Im bild-sprachlichen Sinne gemeint, nicht im physikalischen. Könnte er sich doch nur seiner Plastik-Haut entledigen, sie sprengen, aber dazu fehlt ihm ganz offenbar der Spirit. Die schmalen hellen Hölzchen, die zum Ende verstreut werden, vermögen es am allerwenigsten.
Ich konnte es nicht glauben und so versuchte ich, wie oftmals beim erneuten Testen Name, Herkunft und vorgegebene Parallelen auszublenden, so gut es geht, um aus verändertem Blickwinkel weitere Erkenntnisse zu ziehen. Ich will ganz ehrlich sein, ich weiß nicht, was ich lobend erwähnen könnte, wenn sich der Gesamteindruck in der Nähe eines Lotions-getränkten Feucht-Tuches einjustiert.
Schnell werfe ich die Fähnchen, die ich eben noch schwenken wollte, in den nächsten Papierkorb. Hoffentlich hat niemand gesehen, dass ich welche mit hatte.

Der Fairness halber möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich den Verdacht hege, der Effekt der Verdrängungs-Verstärkung könnte zugeschlagen haben. Damit meine ich, dass man versucht, Eindrücke, die man nicht mag, zu vermeiden. In diesem meinem Fall, eben die künstlichen, zu weilen stechenden Noten. Durch diese Vorgehensweise erreicht man eventuell jedoch, das man das Unerwünschte im Fall des Falles eben nur noch stärker wahrnimmt. Es ist der gleiche Effekt wie z. B. bei lärmempfindlichen Menschen, welche durch ihr Zurückziehen in die Abgeschiedenheit, nur noch sensibler für akkustische Störungen werden.
Da ich in der letzten Zeit verstärkt alte Chypres genossen habe, obsessiv, möchte ich nicht ausschliessen, dass meine Wahrnehmung darum so geprägt sein könnte.

Mein Blick zurück ins Parfum-Regal sieht einen Orkan der Windstärke 10 in den Schweizer Bergen, bei dem man sich am Liebsten festklammern muss, um nicht fortgeweht zu werden. Daneben Tisch-Ventilator-gewendete Büro-Luft. Beide sind jetzt auf einer Höhe, denn sie haben das gleiche Mäntelchen um. Ein reinrassiges Ester-Konstrukt versus einer Explosion hochwertiger natürlicher Zutaten.
Vorläufige Endpunkte einer Entwicklung, die in mir keine positiven Emotionen weckt, in ein Stillleben gegossen.

"ja, ja, früher war alles besser!", ich höre es schon, aber in meinem Alter habe ich einfach keine Lust mehr, in jedes Liedchen einzustimmen, das " König Fortschritt" auf seiner Laute klampft. Besonders nicht, wenn man schon von weitem sehen kann, dass er mal wieder die Krone schief hat. So manch einer mag das für rückwärts gewand halten, ich kann es nicht verhindern.

Sollte ich einen Ort benennen, mit dem ich White AE in Verbindung bringe, wäre das eindeutig die Außen-Plattform der Enterprise. Im intergalaktischen Feldversuch hätte man dort einige Beete angelegt, um aromatische Pflanzen zu ziehen, leider ohne Sonnenlicht. In kurzen Intervallen müssten sie zur Stabilisation mit einer gesättigten Polyethylen-Lösung gegossen werden, denn bei minus 270 Grad Celsius und Wharp 4 herrschen keine idealen Bedingungen und die zarten Pflänzchen könnten schnell die Form verlieren. Mr Spock spricht dazu zwar sein obligatorisches "faszinierend" in den Orbit, doch das Zucken seines linken Spitz-Ohrs deutet an, dass er es ironisch gemeint haben könnte...

Also ich beam mir den nicht runter.
15 Antworten
Ginger vor 9 Jahren 20 9
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Mensch, Jimmy, mach mich bloß nich´ so an!
Ohne höfliches Vorgeplänkel schraubt er mir krude Synthetik in die Nasenflügel, boahh! Solche Typen kenne ich schon, bleib mir bloß weg! Hat sich anscheinend noch nicht bis zu ihm rumgesprochen, dass ich so was Plumpes nicht ausstehen kann. Jetzt fängt er auch noch an, mit Süßigkeiten zu jonglieren! Kein klebriges Karamell, ne! Kleine handgeschnittene Toffee-Stückchen, die er vor meiner Nase fliegen lässt, ohne dass ich eines davon erhaschen könnte.
"Sag mal, weißt du nicht, dass ich Reiß-aus nehme, sobald ich Süßkram rieche?"
Vermutlich ist es ihm auch völlig schnuppe, welche persönlichen Grenzen ich gesteckt habe. Ich sags jetzt nicht gerne, aber so, wie er mit den Gourmand-Noten Rumba tanzt, das macht ihm keiner so leicht nach.
"Nun is´ aber gut, es reicht, zieh´ Leine! Du bist nicht mein Tüühüüb!"

Weiß nicht, woher er die geniale Idee hatte, auf einmal köstlichen, äußerst edlen Puder zu verstreuen, doch da sind wir uns längst vertraut und ich folge ihm wie ein Lamm. Es ist wie eine Rückblende, ein Andenken an meinen Liebling Very Valentino, den verblichenen, weil discontinued. Dieser besaß zwar eine enorme Trockenheit der Puder-Facette und auch in Power und Ausdauer war Valentino ihm überlegen.
"Aber dafür bist du wenigstens noch zu haben !!!
So und jetzt tschüß, ich muss dann...
Was ist los, warum schaust du denn so? Du dachtest doch nicht wirklich, wir beide...? So richtig? Also ernsthaft? Die Tage zusammen verbringen und auch im Schlafzimmer..?
Jetzt bin ich aber doch gerührt, aber ich weiß nicht, nein, wir passen nicht zusammen, das geht nicht. Oder? Vielleicht doch?
Gib mir ein wenig Zeit... Ich glaub, ich mag dich doch auch..."
9 Antworten
Ginger vor 10 Jahren 20 6
5
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3
Duft
Rufmord post mortem
Erster Gedanke: "Na, soooo schlimm is er doch gar nicht! Bei weitem nicht so schlimm, wie LVEB oder Si!" (Was sind das denn für seltsame Gedankengänge meinerseits, so weit ist es nun also schon bestellt ums Niveau im Mainstream.)
Ja, doch, tatsächlich, die sehr Armani-Si-like Süße wurde hier nicht so derb dargestellt, sondern mit den blumig wirkenden und Kaffeenoten (keine echten, das nicht) abgemildert dargebracht und der Effekt erscheint mir zunächst gar nicht so unangenehm. Irgendwie wird die Neugier geweckt, was da wohl noch kommen mag...

Diejenigen, die nun geistig in Richtung kaufwillig oder brauch-ich gekippt wurden, sollten sich aber nicht allzu lange damit Zeit lassen, sondern zügig zur Tat schreiten, so lange könnte der erste ansprechende Eindruck grade noch anhalten. (Aber bitte, sich auf dem Weg zur Kasse von nichts mehr ablenken lassen ;-)

Nur eine kurze Zeitspanne später nämlich klappt dieser Black Opium (?), sich ins Fäustchen lachend, merkwürdig schnell in sich zusammen, fällt überraschend um wie eine Kulisse aus Pappkarton.
Zurück bleibt nur noch ein Schatten, ein schaler Hauch von Resten eines Spaßgetränks mit Kaffeegeschmack über den Ärmel gekippt.
Und ja, dieser Eindruck hält dann auch eine Weile.

Ist das jetzt schön?

Und muss man denn eigentlich diese Neuerscheinung so niedermachen, wie hier schon geschehen, wo man doch nur mal den Kult-Namen Opium/YSL verwendet hat, um Kunden zu jagen in der vielumkämpften Vorweihnachts-Schlacht?

Wie oft wird Yves S.Laurent sich im Grab um die eigene Achse drehen, während junge Damen nach ausgeluschtem zuckerersatz-gesüßtem Bonbon mit Lattemacchiato-Geschmack, das sein Logo trägt, riechen?

Kann der Black Opium sexy wirken?
Oder haben die kreativen Köpfe bei YSL am Ende das Wort Mucki-Fuck völlig falsch interpretiert? (diese verdammten automatischen Übersetzungsprogramme)

Fragen über Fragen...
6 Antworten
Ginger vor 10 Jahren 15 5
10
Flakon
2.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
nichts neues aus dem Königreich - auf die Briten ist Verlass.
Nun bin ich, was Brit-Chic angeht, nicht zurechnungsfähig. Wie ein kleines Kind stürze ich mich auf alles, was durch typisch englische Accessoirs wie Karos, Tweed ect. zu zeitlos-eleganten Alltagsgegenständen gearbeitet wurde. Mich auf den Boden zu werfen und zu schreien, um es zu bekommen, habe ich mir aber abgewöhnt. Zu auffällig.
Dieser Flakon ist sozusagen eine Offenbarung für mich, aber ich weiß, dass meinen Geschmack viele nicht teilen.
Da wären das schwere farblose Glas mit der schlichten goldenen Aufschrift, die einfache beigefarbene Schleife und der Clou: der Deckel, der wie ein Hornknopf aussehen soll. Natürlich ist er aus Kunststoff, aber in schwerer Ausführung. Alles zusammen macht einen wertigen Eindruck.
Doch nun genug gelobhudelt, kommen wir zum Inhalt:

Der Auftakt ist frisch, jedoch zu meinem Bedauern sehr stechend und spitz, die Stacheln eines neugeborenen Igels sind nichts dagegen. Außerdem bilde ich mir ein, ein olfaktorisches Muster wieder zu erkennen. Ich verwette Prinz Charles´ linke Schafwollsocke, dass Francis Kurkdjian mit den Machern von D&G´s "Dolce" im selben Topf gerührt hat.
Diese syntetische Frische verschwindet nicht so bald, wie ich es mir gewünscht, hätte. Stattdessen nimmt sie noch den ganzen Hauptteil ein und irgendwie wollte ich den ganzen Duft darum schon abschreiben.
Plötzlich verwandelt er sich dann aber in eine zitrisch-leichte Nettigkeit mit etwas Creme abgeschlagen. Kenne ich auch irgendwie... Wurde da eine gehörige Portion Burberry´s "Body" eingearbeitet? Das gesamte Parfum bleibt in seinem Verlauf durchgehend hell. Schafwoll-beige. Eigentlich kein typischer Winterduft, eher was ganzjähriges. Die Haltbarkeit ist auf jeden Fall recht gut, die Silage der angenehmen Basis aber mickrig.

Den Flakon würd´ ich sofort bei mir aufnehmen. Den Inhalt wohl eher nicht.
5 Antworten
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