Früher war die Duftwelt für mich ein Regal in der Drogerie. 100 ml Parfum für 10 €, am besten noch im Bundle mit Aftershave oder Deo. Mehr musste es nicht sein. Die meisten meiner Düfte habe ich mir nicht mal selbst gekauft, sondern schenken lassen. Unter 20 €, völlig ausreichend.
Doch irgendwann kam der Gedanke: Ich will mal was "Richtiges".
Also ging ich zu Douglas und testete mich durch. Das war mein erster Schock: 100 Euro für ein "duftendes Wasser"? Ich konnte es kaum fassen und kaufte es trotzdem. Ein 100 ml
Dior Homme Sport (2017) für 95 €. Dazu kam noch ein 200 ml
Cool Water Eau de Toilette für 30 €.
Dann entdeckte ich Parfumo. Ich bestellte erste Abfüllungen, tauchte tiefer ein, testete mich durch Duftrichtungen, Noten und suchte den richtigen Anlass.
Und irgendwann sah ich sie: die Preise.
150 Euro. 250 Euro. 300 Euro.
Ich war fassungslos. Wer gibt so viel für ein "duftendes Wasser" aus?
Und dann, Stück für Stück, schlich sich ein neues Denken ein: Oh, der kostet ja "nur" 150 €.
Was passiert da mit einem? Wie sehr verschiebt sich Wahrnehmung?
Ich lebe als Student sparsam, spüre jede Preiserhöhung im Supermarkt. Wenn die Krankenkasse die Beiträge anhebt, ist das nicht nur eine Zahl auf dem Papier. Ich arbeite in den Semesterferien Vollzeit. Nicht, um mir teure Parfums zu leisten, sondern um überhaupt Luft zu haben. Und trotzdem war irgendwann der Gedanke da: Dafür gönne ich mir einen Duft.
Heute besitze ich ein paar hochpreisige Flakons. Ich freue mich über sie, aber ich liebe auch meine günstigen Düfte. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Denn sie erinnern mich an eine Zeit, in der ich mit begrenzten Mitteln auf die Jagd ging. Nicht nach Luxus, sondern nach dem perfekten Fundstück. Wenn man mit 10 Euro einen Duft findet, der einen begeistert, ist das fast wie ein kleiner Schatz.
Mit 500 Euro den perfekten Duft zu finden? Klar, das geht, aber fühlt es sich gleich an?
Vielleicht liegt der Reiz tatsächlich im Limit. Vielleicht bedeutet Mangel nicht nur Verzicht, sondern auch Fokus. Sorgfalt. Entdeckung. Vielleicht verlieren wir genau das, wenn alles möglich wird: den Zauber, der entsteht, wenn wir nicht alles haben können und trotzdem etwas finden, das uns wirklich berührt.
Pascal
Ich fand auch unglaublich, an mir selbst in sehr kurzer Zeit mitzuerleben, wie sich die Grenze dessen, was ich für Duftwässerchen bereit bin auszugeben, sehr weit nach oben verschoben hat. Leider scheint es mir selbst ziemlich unmöglich, heute noch einen Duft für 10€ zu finden, der mir wirklich gut gefällt — es sei denn, es ist ein gebrauchter Travel-Flakon eines schönen Nischendufts…
Dein Beitrag lädt aber sehr schön ein, wieder neugierig und mit Entdeckerlust auf die Jagd zu gehen. :)
Danke dafür!
Letztendlich steht das ja Alles in Relation.
Aber auch auf dem Weg zu meinem tollen Platz im Wartebereich vom Barber, hatte ich wieder diesen Gedanken, fühlt sich schon gut an wenn man die Hälfte vom Preis für einen 99% vollen Pana Dora zahlt. Durch souk und diverse Kontakte die sich ergeben haben ist es tatsächlich schwer einen Duft für über 300€ zu kaufen. Außer natürlich in Parfumhäusern oder ein Besuch in Mailands Innenstadt, wobei da eine gewissen Assoziation mit der Erinnerung mehr wiegt als das Geld
Es gibt vielleicht Einzelfälle, da werden wirklich die teuren natürlichen Substanzen verarbeitet (echte Iriswurzel etc.) und man zahlt ausnahmsweise tatsächlich den relativ teuren Duftinhalt. Das wurde aber letztens gesetzlich auch sehr eingeschränkt , und so gut wie alles, was neu auf den Markt kommt ist reine, sehr günstige Chemie.
Das wissend kaufe ich wirklich nur noch, was meiner Nase dauerhaft gefällt, (zB. erkennbare Haus-DNA, die ich mag) ,die Hypes interessieren mich Null.
Heute kaufe ich was mir gefällt, aber nicht zu jedem Preis. Wobei ich jetzt aus dem Stehgreif auch keinen einzigen sehr hochpreisigen Duft nennen könnte, den ich getestet hab und mir gedacht habe, den muss ich haben. Vielleicht spielt mir mein Gehirn da aber auch einfach einen Streich um mich selbst vor unvernünftigen Anschaffungen zu schützen. Who knows ???