
HeavyAlice
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Eine Nacht im Fangtasia
Als Kellnerin in einem Diner hab ich es tagsüber nicht so leicht; nervende Kunden, laut kreischende Kinder und nicht zu vergessen, der immerwährende Fritteusenfett-Geruch den man im Haar spazieren trägt. Einen verführerischen, sexy Duft suchst du bei mir an meinen Tagesschichten, an denen ich Cheeseburger mit Pommes, Chili Con Carne oder Spiegeleier mit Speck serviere, vergebens- nein, mein Duft auf den Nachmittag heißt ,,Frites, graisse de friture et Nivea“ und riecht nach einer ansprechenden Mischung aus altem Fett, Pommes und dem Duft meines Nivea-Deos. Gepaart mit Tonnen an Sonnenschutz.
Aber heute Abend nicht. Heute Abend gehe ich ins ,,Fangtasia“. Man erzählt sich viel über diesen geheimnisvollen, dunklen Nachtclub- vor allem das er von Gestalten bevölkert wird, die sich Vampire nennen. Ich habe vor mich anzupassen; also trage ich meine dunkelrote, geblümte Corsage, die ich vor kurzem aus dem süßen, kleinen Second-Hand-Laden erworben habe, dazu einen Bolero aus durchsichtigem Stoff und eine schwarze Jeanshose mit hohen Stiefeletten. So stehe ich vor dem billigen, schwarzen Plastikspiegel in meinem chaotischen Schlafzimmer und denke schon an die Cocktails die sie dort servieren und die im wahrsten Sinne höllisch gut sein sollen- Cherry-Coke, Sauerkirschen, aufgegossen mit Mandelsirup und sattem Orangenlikör. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich lecke mir meine Lippen, die ich blutrot geschminkt hab.
In meinem kleinen Red Corvette düse ich den Highway entlang, aus meinem Radio dröhnt ,,Drive“ von The 69 Eyes und ich genieße den verruchten Hauch der Freiheit, die mich umgibt. Und die Vorfreude auf meinen Cocktail..
Im Fangtasia angekommen besprühe ich mich im Auto noch einmal mit meinem liebsten Parfum - ein günstiger Duft, aber genau das ist es, was ihn so sexy und verrucht macht- auf eine lockere, unkomplizierte Art und Weise. Als ich den Club betrete, folgen mir sogleich die hungrigen Blicke der anwesenden Männer. Ich bestelle einen ,,Fleur De Femme“, den berühmten Cocktail des Ladens, der jeden in Extase versetzt- Cherrycola, aufgegossen mit Kirsch-und Mandelsirup, Rum und Orangenlikör.
Die verführerische Dunkelheit treibt mich auf die Tanzfläche, auf der mich der Duft nach Patchouli, alten Rosen, Sandelholz und schwitzend, schweißigem und animalischem Moschus umhüllt. Ich tanze die ganze Nacht, bis mein Blick den Mann trifft, der mich an der Bar schon die ganze Zeit beobachtet. Seine Augen ziehen mich fast aus, sein Blick ist hypnotisch und obwohl sein Haar pink und schwarz gefärbt ist, sieht er…lecker aus. Ich mache eine unschuldige Geste, streiche mir über die Haare…wird er anbeißen?
Als er mich anspricht kann ich den Cherry-Coke in seinem Atem riechen- wir versinken in einer Umarmung, die uns dunkel und dickflüssig umhüllt, Mandel-Kirsche gepaart mit viel Marzipan.
Auf dem Klo zeigt er sein wahres Gesicht und zerrt sofort an meinen Klamotten.
Und ich?
Ich zeige ebenfalls mein wahres Gesicht.
Ich packe ihn im Genick, genieße den erschrockenen Blick in seinen Augen, als ich meine Reißzähne ausfahre. ,,Mannomann, kannst du große Augen machen!“, knurre ich und jage ihm meine Zähne in den Hals.
Er schmeckt so gut, oh ja, so gut- nach Mandelsirup, Sauerkirschen, Marzipan und Vanillecreme. Das worauf ich die ganze Nacht gewartet hab.
6 Antworten
,,Strawberry Shortcakes"- und die Geschichte dieses Parfums
Strawberry Shortcake- Ein etwas anderer Blick auf das Parfum
It`s my fault, it`s my fault
Cause i put icing on top
The boys wanna taste of a strawberry shortcake!“
Wisst ihr was ein ,,Hot Girl Summer“ ist?
Es ist dieser Sommer, wo du vielleicht Anfang 20 bist, nicht ganz Frau aber auch nicht mehr ganz Mädchen. Dieser Sommer, wo du zu deiner rosafarbenen Kapuzenjacke keinen knielangen, hellen Jeansrock mehr wählst, sondern eine Hotpants mit Netzstrümpfen. Dieser Sommer, wo neben den zahlreichen Kuscheltieren auf deinem Bett kein romantischer Roman ala ,,Twilight“ mehr liegt, sondern eine Packung Anti-Babypillen- du hast zwar keinen Freund, aber es ist immer besser vorbereitet zu sein, richtig? … Der Sommer wo du merkst, das dir derselbe Eiswagenbesitzer, welcher dir früher noch wohlwollend eine Kugel Erdbeereis geschenkt und dich lächelnd deines Weges hat gehen lassen, nun eine besorgte Warnung hinterherruft: ,,Pass auf dich auf, Mädchen, vor allem wenn du allein unterwegs bist!“ Der Sommer, wo der Nachbarsjunge, der lediglich drei Jahre älter ist und dich damals noch für eine kindische Nervensäge hielt, nun schüchtern nach deiner Handynummer fragt und dir mit bewundernden Blicken folgt, während er mit seinen Freunden auf dem Basketballplatz ist.
Die Geschichte die ich euch erzähle ist traurig, denn es geht nicht um die selbstbewusste, kesse, beliebte Schönheitskönigin der Schule, die bekannt dafür ist die größten Kaugummiblasen der Welt zu machen und mit ihren zahlreichen Freundinnen die Stadt unsicher macht. Das ist ein Mädchen aus einem anderen Land. Das ist das Mädchen aus ,,My Way“ von Amani.
Doch das Mädchen von dem ich euch nun erzähle, ist zarter, zerbrechlicher und wirkt trotz ihrer 20 Jahre viel jünger. Sie heißt Nicole. Die Kleinstadt in der sie aufwächst ist ein klassischer, amerikanischer Vorort- hier gibt es nicht mal ein richtiges Einkaufszentrum, sondern nur eine Mall mit einem fettigen Fast Food-Laden, einem kleinen Kino und hauptsächlich beherrscht wird sie von einer stickigen Videospielhalle in der sich so ziemlich alle Jugendlichen der Kleinstadt tummeln. Sie sind gelangweilt, aggressiv, orientierungslos, denn die dicke Schicht der Oberflächlichkeiten färbt den amerikanischen Traum grau und gebärt Psychopathen statt selbstbewussten Söhnen und Töchtern. Nicole wächst bei ihrer Großmutter auf und ihr Zimmer ist voller Kuscheltiere. Ihr Himmelbett ziert ein rosafarbener Rüschenvorhang. Sie liebt mädchenhafte Dinge- keine schrillen, glitzernden, pinken Girly-Sachen, sondern…zarte, feminine Dinge. Vor allem liebt sie Porzellanpuppen, denn diese sind zerbrechlich- genau wie sie selbst. Nicole geht niemals raus. Sie setzt sich höchstens mit einer Schale Vanilleiscreme in den Garten ihrer Großmutter und ließt Bücher, oftmals Bücher die von Liebe und abgründigem Hass handeln. Der Garten fühlt sich an wie ein goldenes Gefängnis, doch Nicole weiß das sie niemals wieder einen Fuß hinaussetzen wird.
Zu groß ist die Angst. Die Angst vor dem Mann aus dem Wohnwagen, dem Trailer. Er lebt nicht unweit vom Haus ihrer Großmutter, in einem kleinen Waldstück direkt hinter der Einkaufsmeile. Nicole hat nie jemandem erzählt, wie sie ihn getroffen hat. Und was er tat.
Nicole wird niemals erwachsen werden. Ihr Wunsch nach lebenslanger Freiheit, nach Glück, nach Wachstum ist in ihrem ,,Hot Girl Summer“, ein Ausdruck den sie nur noch mit Abscheu und Angst betrachtet, erloschen. Nicole wartet. Sie wartet auf ihren Peter Pan, der sie in sein Nimmerland holt, wo sie niemals erwachsen werden muss.
Doch dieser eine Sommer wird alles ändern. Ein Mädchen zieht neben Nicole ein. Dieses Mädchen heißt Maisie. Sie ist wild, rebellisch, lässt sich von niemandem etwas sagen und hat dennoch ein Herz aus Gold. Maisie beobachtet Nicole in ihrem Garten, sieht wie traurig dieses Mädchen ist, riecht die Himbeer-Vanille-Eiscremenote die von dem Garten durch die Orangenbäume der Großmutter zu ihr hinüberweht und etwas rührt sie in ihrem Herzen. Sie kann nachts nicht schlafen. Sie möchte Nicole glücklich sehen, sieht den tiefen Schmerz in ihr und möchte ihn heilen. Und da hat sie eine Idee. In der Woche ist Kirmes, direkt auf der Wiese. Sie wird Nicole fragen, ob sie mitkommen möchte.
Als sie Nicole das nächste Mal wiedersieht, fasst sich Maisie ein Herz. Nicole zögert erst- immerhin war sie seit Ewigkeiten nicht mehr draußen, doch selbst hier kann sie den verführerischen, verlockenden Duft der Kirmes riechen- nach Himbeeren, Zuckerwatte, Karamell, Popcorn, ein mädchenhafter Duft der sie in ihre glücklichen Tage der Kindheit zurückversetzt und sie stirbt fast vor Sehnsucht, als sie daran denkt das sie das alles vielleicht nie wieder sehen wird, wenn sie sich weiter hinter dem Gartenzaun ihrer Großmutter versteckt. Also fasst sie sich nach Jahren der Angst ein Herz- und sagt ,,Ja.“
Rosafarbene Streifen, die in eine satte rote Glut übergehen, durchziehen den dämmrigen Sommernachtshimmel als sich die beiden Mädchen auf den Weg zur Kirmes machen. Schon von weitem können sie beide den Duft riechen- himmlische Vanillecreme, karamellisiertes Popcorn was aus den Automaten ploppt und heiß dampfend in die rot-weiß-gestreiften Tüten gefüllt wird, Puderzucker und samtweiche Zuckerwatte, die sich in allen Regenbogenfarben auf den Spindeln dreht, gezuckerte Mandeln die in den Pfannen geschwenkt werden und vor Honig triefende Feigen, die sich Maisie und Nicole schmecken lassen während der Duft der Orangenbäume sie umhüllt, die auf den Feldern der Kleinstadt wachsen. Zum ersten Mal wünscht sich Nicole nicht in das Nimmerland von Peter Pan. Das erste Mal lächelt sie. Und sie wünscht sich genau in den Moment hinein, in dem sie grade mit ihrer neuen besten Freundin drinsteckt- dieser rosafarbene, unvergessliche Moment auf der Kirmes, umgeben von den glücklichen Düften nach Gebäck, Zuckerwatte, Himbeermilchshakes, Karamell und allem was sie an ihre Kindheit erinnert. Dieser Moment, diese Zeit fühlt sich so surreal, so unwirklich und doch so verdammt richtig an. Und auf einmal hat Nicole ein neues Gefühl, ein Gefühl was noch schwach ist, was jedoch mit der Zeit immer stärker werden wird bis es die dunkelsten Gedanken und die Ängste auslöscht, die sie drohten aufzufressen. Und als Maisie sie anlächelt, dieses Mädchen was sie eigentlich gar nicht kennt- da weiß Nicole auf einmal das alles wieder gut werden wird. Nicht immer, nicht auf Dauer. Aber für diesen einen Moment auf der Kirmes. Und wenn auf diesen Moment noch ein paar andere Momente folgen werden- dann würde sie nie wieder in das Nimmerland zurückkehren müssen.
Nachtrag: Es gibt viele Mädchen wie Nicole. Ich bin eines davon. Und ich habe damals oft dieses Parfum getragen, mit dem mich daher eine komplette Hassliebe verbindet, da es mich sowohl an gute als auch an schlechte, dunkle Zeiten erinnert. Ich weiß es passt gar nicht so hier hin- aber wenn ihr spürt, das jemand traurig ist, verloren aussieht, nicht weiter weiß oder schlimme Probleme hat- dann redet mit ihm. Ihr braucht keine guten Ratschläge, ihr braucht keine therapeutischen Ansätze- fragt ihn einfach, wie es ihm geht und ob ihr etwas tun könnt. Wenn man ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt ist nur eines schlimmer als der Zustand, das es alle wissen -und das ist , wenn es überhaupt niemand weiß.
It`s my fault, it`s my fault
Cause i put icing on top
The boys wanna taste of a strawberry shortcake!“
Wisst ihr was ein ,,Hot Girl Summer“ ist?
Es ist dieser Sommer, wo du vielleicht Anfang 20 bist, nicht ganz Frau aber auch nicht mehr ganz Mädchen. Dieser Sommer, wo du zu deiner rosafarbenen Kapuzenjacke keinen knielangen, hellen Jeansrock mehr wählst, sondern eine Hotpants mit Netzstrümpfen. Dieser Sommer, wo neben den zahlreichen Kuscheltieren auf deinem Bett kein romantischer Roman ala ,,Twilight“ mehr liegt, sondern eine Packung Anti-Babypillen- du hast zwar keinen Freund, aber es ist immer besser vorbereitet zu sein, richtig? … Der Sommer wo du merkst, das dir derselbe Eiswagenbesitzer, welcher dir früher noch wohlwollend eine Kugel Erdbeereis geschenkt und dich lächelnd deines Weges hat gehen lassen, nun eine besorgte Warnung hinterherruft: ,,Pass auf dich auf, Mädchen, vor allem wenn du allein unterwegs bist!“ Der Sommer, wo der Nachbarsjunge, der lediglich drei Jahre älter ist und dich damals noch für eine kindische Nervensäge hielt, nun schüchtern nach deiner Handynummer fragt und dir mit bewundernden Blicken folgt, während er mit seinen Freunden auf dem Basketballplatz ist.
Die Geschichte die ich euch erzähle ist traurig, denn es geht nicht um die selbstbewusste, kesse, beliebte Schönheitskönigin der Schule, die bekannt dafür ist die größten Kaugummiblasen der Welt zu machen und mit ihren zahlreichen Freundinnen die Stadt unsicher macht. Das ist ein Mädchen aus einem anderen Land. Das ist das Mädchen aus ,,My Way“ von Amani.
Doch das Mädchen von dem ich euch nun erzähle, ist zarter, zerbrechlicher und wirkt trotz ihrer 20 Jahre viel jünger. Sie heißt Nicole. Die Kleinstadt in der sie aufwächst ist ein klassischer, amerikanischer Vorort- hier gibt es nicht mal ein richtiges Einkaufszentrum, sondern nur eine Mall mit einem fettigen Fast Food-Laden, einem kleinen Kino und hauptsächlich beherrscht wird sie von einer stickigen Videospielhalle in der sich so ziemlich alle Jugendlichen der Kleinstadt tummeln. Sie sind gelangweilt, aggressiv, orientierungslos, denn die dicke Schicht der Oberflächlichkeiten färbt den amerikanischen Traum grau und gebärt Psychopathen statt selbstbewussten Söhnen und Töchtern. Nicole wächst bei ihrer Großmutter auf und ihr Zimmer ist voller Kuscheltiere. Ihr Himmelbett ziert ein rosafarbener Rüschenvorhang. Sie liebt mädchenhafte Dinge- keine schrillen, glitzernden, pinken Girly-Sachen, sondern…zarte, feminine Dinge. Vor allem liebt sie Porzellanpuppen, denn diese sind zerbrechlich- genau wie sie selbst. Nicole geht niemals raus. Sie setzt sich höchstens mit einer Schale Vanilleiscreme in den Garten ihrer Großmutter und ließt Bücher, oftmals Bücher die von Liebe und abgründigem Hass handeln. Der Garten fühlt sich an wie ein goldenes Gefängnis, doch Nicole weiß das sie niemals wieder einen Fuß hinaussetzen wird.
Zu groß ist die Angst. Die Angst vor dem Mann aus dem Wohnwagen, dem Trailer. Er lebt nicht unweit vom Haus ihrer Großmutter, in einem kleinen Waldstück direkt hinter der Einkaufsmeile. Nicole hat nie jemandem erzählt, wie sie ihn getroffen hat. Und was er tat.
Nicole wird niemals erwachsen werden. Ihr Wunsch nach lebenslanger Freiheit, nach Glück, nach Wachstum ist in ihrem ,,Hot Girl Summer“, ein Ausdruck den sie nur noch mit Abscheu und Angst betrachtet, erloschen. Nicole wartet. Sie wartet auf ihren Peter Pan, der sie in sein Nimmerland holt, wo sie niemals erwachsen werden muss.
Doch dieser eine Sommer wird alles ändern. Ein Mädchen zieht neben Nicole ein. Dieses Mädchen heißt Maisie. Sie ist wild, rebellisch, lässt sich von niemandem etwas sagen und hat dennoch ein Herz aus Gold. Maisie beobachtet Nicole in ihrem Garten, sieht wie traurig dieses Mädchen ist, riecht die Himbeer-Vanille-Eiscremenote die von dem Garten durch die Orangenbäume der Großmutter zu ihr hinüberweht und etwas rührt sie in ihrem Herzen. Sie kann nachts nicht schlafen. Sie möchte Nicole glücklich sehen, sieht den tiefen Schmerz in ihr und möchte ihn heilen. Und da hat sie eine Idee. In der Woche ist Kirmes, direkt auf der Wiese. Sie wird Nicole fragen, ob sie mitkommen möchte.
Als sie Nicole das nächste Mal wiedersieht, fasst sich Maisie ein Herz. Nicole zögert erst- immerhin war sie seit Ewigkeiten nicht mehr draußen, doch selbst hier kann sie den verführerischen, verlockenden Duft der Kirmes riechen- nach Himbeeren, Zuckerwatte, Karamell, Popcorn, ein mädchenhafter Duft der sie in ihre glücklichen Tage der Kindheit zurückversetzt und sie stirbt fast vor Sehnsucht, als sie daran denkt das sie das alles vielleicht nie wieder sehen wird, wenn sie sich weiter hinter dem Gartenzaun ihrer Großmutter versteckt. Also fasst sie sich nach Jahren der Angst ein Herz- und sagt ,,Ja.“
Rosafarbene Streifen, die in eine satte rote Glut übergehen, durchziehen den dämmrigen Sommernachtshimmel als sich die beiden Mädchen auf den Weg zur Kirmes machen. Schon von weitem können sie beide den Duft riechen- himmlische Vanillecreme, karamellisiertes Popcorn was aus den Automaten ploppt und heiß dampfend in die rot-weiß-gestreiften Tüten gefüllt wird, Puderzucker und samtweiche Zuckerwatte, die sich in allen Regenbogenfarben auf den Spindeln dreht, gezuckerte Mandeln die in den Pfannen geschwenkt werden und vor Honig triefende Feigen, die sich Maisie und Nicole schmecken lassen während der Duft der Orangenbäume sie umhüllt, die auf den Feldern der Kleinstadt wachsen. Zum ersten Mal wünscht sich Nicole nicht in das Nimmerland von Peter Pan. Das erste Mal lächelt sie. Und sie wünscht sich genau in den Moment hinein, in dem sie grade mit ihrer neuen besten Freundin drinsteckt- dieser rosafarbene, unvergessliche Moment auf der Kirmes, umgeben von den glücklichen Düften nach Gebäck, Zuckerwatte, Himbeermilchshakes, Karamell und allem was sie an ihre Kindheit erinnert. Dieser Moment, diese Zeit fühlt sich so surreal, so unwirklich und doch so verdammt richtig an. Und auf einmal hat Nicole ein neues Gefühl, ein Gefühl was noch schwach ist, was jedoch mit der Zeit immer stärker werden wird bis es die dunkelsten Gedanken und die Ängste auslöscht, die sie drohten aufzufressen. Und als Maisie sie anlächelt, dieses Mädchen was sie eigentlich gar nicht kennt- da weiß Nicole auf einmal das alles wieder gut werden wird. Nicht immer, nicht auf Dauer. Aber für diesen einen Moment auf der Kirmes. Und wenn auf diesen Moment noch ein paar andere Momente folgen werden- dann würde sie nie wieder in das Nimmerland zurückkehren müssen.
Nachtrag: Es gibt viele Mädchen wie Nicole. Ich bin eines davon. Und ich habe damals oft dieses Parfum getragen, mit dem mich daher eine komplette Hassliebe verbindet, da es mich sowohl an gute als auch an schlechte, dunkle Zeiten erinnert. Ich weiß es passt gar nicht so hier hin- aber wenn ihr spürt, das jemand traurig ist, verloren aussieht, nicht weiter weiß oder schlimme Probleme hat- dann redet mit ihm. Ihr braucht keine guten Ratschläge, ihr braucht keine therapeutischen Ansätze- fragt ihn einfach, wie es ihm geht und ob ihr etwas tun könnt. Wenn man ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt ist nur eines schlimmer als der Zustand, das es alle wissen -und das ist , wenn es überhaupt niemand weiß.
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Opulentes Gebäck aus dem viktorianischen Herrenhaus
Ich, die eine begeisterter Freundin von dem (romantisierten) viktorianischen Zeitalter, der Barock-Epoche und allem ist was damit zu tun hat, schlenderte eines düsteren, regnerischen Nachmittags in die urige Apotheke ihres Vertrauens und entdeckte dort sofort die neuen Flakons von Louis Varel in den Regalen. Warum nur sofort? Immerhin bin ich nur 1.52 cm groß und die schweren Flakons standen recht weit oben in den verstaubten Holzregalen. Lediglich die goldenen Lettern der edlen Parfumflaschen wurden von dem Licht der alten Gaslaternen reflektiert, welches schwach durch das staubige Fenster der alten Apotheke fiel. Mein Blick gleitet über die weißen Flakons: Amber, Rose und Musk und ich bekomme sofort Assoziationen zu Jane Eyre, Mansfield Park oder auch der romantischen Serie ,,Bridgerton“. Für mich steht fest: Ich muss einen dieser Düfte besitzen! Oder zumindest den Flakon.
Mein grüner, samtbesetzter Damenmantel raschelt leicht als ich mich hochrecke und mir den weißen Flakon ,,Extreme Amber“ greife. Er wiegt schwer in meiner Hand und ich schließe die Augen während ich mir den Duft mit dem verheißungsvollen Titel aufsprühe…
Jahr 1856. Ich befinde mich in einem luxuriösen, viktorianischen Herrenhaus. Im ganzen Haus riecht es himmlisch nach gebrannten Mandeln, Vanille, dicker sahniger Creme und einem mysteriösen, harzigen Hauch von Amber- ist vielleicht Weihnachtszeit? Oder erwartet mich etwa ein Gentleman in meinem Salon? Die weißen Rüschen rascheln, verströmen einen betörenden Puderduft, als ich mich schnell durch die mit weißen Kronleuchtern geschmückten Gänge bewege, warm, einhüllend, cremig süß und opulent, begleitet von dem Hauch des Geheimnisses und der Frage, wer diese Köstlichkeiten zubereitet?
Ich schreite die weiße, steinerne Treppe hinunter, die gesamte Halle schimmert festlich in dem goldenen und bernsteinfarbenen Licht der Amber, begleitet von Vanille und cremigem, gebrannten Mandelsirup. Fast kann ich spüren, wie er mir die Kehle hinunterrinnt als ich mich zu meinem Salon bewege, doch- halt, was ist das? Unter der Treppe steht eine kleine, winzige Tür offen, reich verziert mit weißen und goldenen Ornamenten. Ich bin zu neugierig, ich blicke hinein und entdecke das was ich gesucht habe: Den geheimen Gewürzschrank dieses Herrenhauses!
Und dort entdecke ich endlich die geheime Köstlichkeit die ich gesucht habe: Gebrannte Mandeln, umhüllt von feiner Vanille, gebacken in einem karamellisiertem Pudding aus dicker Sahne eingebettet in der harzigen Rafinesse von goldener, rauchiger Amber, bestickt mit weißen Moschusblüten. Und wieder schlägt mir dieser unglaubliche, opulente und cremige Duft ins Gesicht, umhüllt mich, macht mich fast schwindelig und ich kann nur noch einen Gedanken fassen: Möge das Festmahl beginnen!
Mein grüner, samtbesetzter Damenmantel raschelt leicht als ich mich hochrecke und mir den weißen Flakon ,,Extreme Amber“ greife. Er wiegt schwer in meiner Hand und ich schließe die Augen während ich mir den Duft mit dem verheißungsvollen Titel aufsprühe…
Jahr 1856. Ich befinde mich in einem luxuriösen, viktorianischen Herrenhaus. Im ganzen Haus riecht es himmlisch nach gebrannten Mandeln, Vanille, dicker sahniger Creme und einem mysteriösen, harzigen Hauch von Amber- ist vielleicht Weihnachtszeit? Oder erwartet mich etwa ein Gentleman in meinem Salon? Die weißen Rüschen rascheln, verströmen einen betörenden Puderduft, als ich mich schnell durch die mit weißen Kronleuchtern geschmückten Gänge bewege, warm, einhüllend, cremig süß und opulent, begleitet von dem Hauch des Geheimnisses und der Frage, wer diese Köstlichkeiten zubereitet?
Ich schreite die weiße, steinerne Treppe hinunter, die gesamte Halle schimmert festlich in dem goldenen und bernsteinfarbenen Licht der Amber, begleitet von Vanille und cremigem, gebrannten Mandelsirup. Fast kann ich spüren, wie er mir die Kehle hinunterrinnt als ich mich zu meinem Salon bewege, doch- halt, was ist das? Unter der Treppe steht eine kleine, winzige Tür offen, reich verziert mit weißen und goldenen Ornamenten. Ich bin zu neugierig, ich blicke hinein und entdecke das was ich gesucht habe: Den geheimen Gewürzschrank dieses Herrenhauses!
Und dort entdecke ich endlich die geheime Köstlichkeit die ich gesucht habe: Gebrannte Mandeln, umhüllt von feiner Vanille, gebacken in einem karamellisiertem Pudding aus dicker Sahne eingebettet in der harzigen Rafinesse von goldener, rauchiger Amber, bestickt mit weißen Moschusblüten. Und wieder schlägt mir dieser unglaubliche, opulente und cremige Duft ins Gesicht, umhüllt mich, macht mich fast schwindelig und ich kann nur noch einen Gedanken fassen: Möge das Festmahl beginnen!
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Alice im Frühlingsrosengarten
Was hab ich früher Rosendüfte gehasst. Sobald ich auch nur im Entferntesten erschnüffelt habe, das jemand in meiner Nähe (zugegeben oftmals penetrant) nach dieser Blume riecht, war ich kurz davor mich zu übergeben- dieses stechende, stickige Gefühl im Hals und diese Blüten die in meinem Schädel nicht sangen, sondern kreischten. Ich war die Alice, die von dem wunderschönen Aussehen und dem süßlichen Duft der Blumen zuerst angelockt wurde, nur um dann aggressiv von ihnen vertrieben zu werden- oder vielleicht lag es daran, das ich schon früh erkennen musste, das jede Schönheit der Welt auch ihre Dornen birgt?
Aber dann- viele Jahre später- entdeckte ich nicht nur meine Liebe zu ,,Alice im Wunderland“ wieder, sondern auch die zu unserer magischen Natur mit ihren faszinierenden Pflanzen und dem Duft nach Gewächshäusern. Und somit- ob man es glaubt oder nicht- auch nach und nach zu Rosen.
Und damit meine ich: Echten Rosen. Nicht die zu überladenen, überzuckerten Plastik-Jahrmarktrosen, die dich heute leider in sovielen Parfums erschlagen- nein, ich spreche von echten, grünen, weichen, zarten Rosen die grade frisch aus der Erde gewachsen sind und noch nie sowas wie ein Labor von innen gesehen haben. Zu Rosen, von deren rosafarbenen Blättern grade frischer Morgentau oder Regen abperlt und die in großen Büschen in Kleingärten niedlicher, älterer Damen wachsen, die diese Rosen mit großer Hingabe hegen und pflegen. Rosen die, die…die in Irrgärten wachsen? Aus denen vielleicht sogar blutrote Marmelade gemacht wird?
Ich schnuppere an ,,Rose Jam“- und finde mich auf einmal in dem Irrgarten eines Palastes wieder. Die Maisonne scheint warm von einem zartblauen Himmel und der Duft frischer, grüner Rosen erfüllt meine Nase. Nicht penetrant, aber auch nicht zu schwach verfolgt er mich durch die Büsche, umspielt gradezu mein weißes Kleid- wie finde ich nur den richtigen Weg? Soll ich dem eher hintergründigen, aber trotzdem deutlich wahrnehmbaren Aroma der Zitronenbäume folgen, welcher mich immer mehr umhüllt je weiter ich meinen Weg durch den majestätischen Irrgarten fortsetze? Die Rose wird grasiger und grüner, gleichzeitig jedoch immer süßer- doch der Frühling ist ein eigensinniger Gefährte und so wandelt sich das schöne Maiwetter schnell in gräuliche Wolken um, von denen ein zarter Nieselregen auf mich herabgeht.
Und genauso begleitet mich dieser Duft auch, bis er am Ende des Tages nach und nach verschwindet und sich letzendlich nicht mehr verändert- eine Rose, die erst nach Frühling und selbstgemachter Marmelade duftet und dann mehr und mehr in einen regnerischen Rosen-Morgentau-Duft hinübergeht.
Ich mag es gern!
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Wild Talk...see what I mean? She's the one, she's my mystery queen...
Dieser Duft ist wuchtig wie eine Explosion und definitiv nichts für Weicheier- denn er hält und hält und hält, stundenlang, intensiv und selbst nach Tagen des intensiven Duschens hab ich das Gefühl, das er mich noch umgibt. Und genau deshalb ist er mein liebstes, wirklich allerliebstes Parfum- die volle Dröhnung Jasmin. Kein süßes, verspieltes und mädchenhaftes Jasmin- nein, ich spreche vom dreckigen, verruchten Jasmin. Dem Jasmin, der einen an schwitzige Bettlaken,rauen Sex statt Erotik und düstere Stripschuppen statt an ein elegantes Candlelight-Dinner denken lässt.
Ich habe diesen Duft das erste Mal mit 19 Jahren gerochen. Es war verdammt heiß draußen, Hochsommer. Die Stadt war brechend voll und vor den Restaurants und Eiscafes türmten sich nur so die Menschenmassen. Die Luft roch nach frischem Baguette, Pizza die auf Holzbrettern serviert wurde, nach Staub und auch ein wenig nach dem warmen, würzigen Duft, den Sommerabende so an sich haben. Rosafarbene Streifen durchzogen bereits den Horizont über dem LUSH-Store, in den ich in meinen ausgelatschten Chucks und mit ,,God Of Thunder“ von KISS auf den Ohren hineinstolperte und auf meinem Motörhead-Shirt mischte sich bereits fröhlich der frische Schweiß mit dem kirsch-patchouliartigem Lorbeerduft den ich damals begeistert trug.
Doch dann, als ich ,,Lust“ roch war es um mich geschehen- plötzlich war ich nicht mehr in unserer übervollen Stadt unter der glutroten, langsam untergehenden Sonne- nein, ich fand mich auf einmal auf dem nächtlichen Parkplatz vor einer zwilichtigen Kneipe wieder. Statt ausgelatschten Chucks trug ich hohe, schwarze Stiefel, statt meinem einfachen Jeansrock trug ich Hotpants, Lederjacke und darunter Strapse und Netzstrümpfe. Mehr als sexy, jedoch weniger als Bordsteinschwalbe betrat ich die fast leere Kneipe, aus deren Jukebox ,,Wild Talk“ von den 69 Eyes dröhnt. An der Bar sitzt genau ein Mann- lange, schwarze Haare, Lederjacke und unsere Blicke kreuzen sich..
Den Rest meines plötzlich eintretenden Tagtraums, nachdem mich ,,Lust“ wortwörtlich mit dieser Jasminbombe erschlug (ich bin gestolpert und aus versehen gegen das Seifenregal gefallen) überlasse ich euch ;)
Wenn LUSH diesen Duft rausnimmt, starte ich vermutlich eine Kampagne- denn einen perfekteren Duft gibt es für mich kaum.
Ich habe diesen Duft das erste Mal mit 19 Jahren gerochen. Es war verdammt heiß draußen, Hochsommer. Die Stadt war brechend voll und vor den Restaurants und Eiscafes türmten sich nur so die Menschenmassen. Die Luft roch nach frischem Baguette, Pizza die auf Holzbrettern serviert wurde, nach Staub und auch ein wenig nach dem warmen, würzigen Duft, den Sommerabende so an sich haben. Rosafarbene Streifen durchzogen bereits den Horizont über dem LUSH-Store, in den ich in meinen ausgelatschten Chucks und mit ,,God Of Thunder“ von KISS auf den Ohren hineinstolperte und auf meinem Motörhead-Shirt mischte sich bereits fröhlich der frische Schweiß mit dem kirsch-patchouliartigem Lorbeerduft den ich damals begeistert trug.
Doch dann, als ich ,,Lust“ roch war es um mich geschehen- plötzlich war ich nicht mehr in unserer übervollen Stadt unter der glutroten, langsam untergehenden Sonne- nein, ich fand mich auf einmal auf dem nächtlichen Parkplatz vor einer zwilichtigen Kneipe wieder. Statt ausgelatschten Chucks trug ich hohe, schwarze Stiefel, statt meinem einfachen Jeansrock trug ich Hotpants, Lederjacke und darunter Strapse und Netzstrümpfe. Mehr als sexy, jedoch weniger als Bordsteinschwalbe betrat ich die fast leere Kneipe, aus deren Jukebox ,,Wild Talk“ von den 69 Eyes dröhnt. An der Bar sitzt genau ein Mann- lange, schwarze Haare, Lederjacke und unsere Blicke kreuzen sich..
Den Rest meines plötzlich eintretenden Tagtraums, nachdem mich ,,Lust“ wortwörtlich mit dieser Jasminbombe erschlug (ich bin gestolpert und aus versehen gegen das Seifenregal gefallen) überlasse ich euch ;)
Wenn LUSH diesen Duft rausnimmt, starte ich vermutlich eine Kampagne- denn einen perfekteren Duft gibt es für mich kaum.
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