Helena1411
Helena1411s Blog
vor 5 Jahren - 22.06.2019
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Don’t feed the Troll

Auf einer Plattform wie dieser scheint es unabkömmlich, dass sich diverse Variationen von Beteiligten wiederfinden:

Interessierte, Informierte und Informierende, Mitlesende, Neugierige, Freundliche und weniger Freundliche, ... die Liste könnte ewig weitergeführt werden. Jedoch möchte ich mich heute mit einer ganz speziellen Gattung auseinandersetzen, und zwar lautet sie: Der Troll (lat.: trollus universalis).

Der Troll zählt zu der Gattung der Internet-Bewohner, die sich auf allen erdenklichen Webseiten herumtreiben, ohne dabei bestimmte Präferenzen ersichtlich werden zu lassen, und dort Unfrieden stiften. Dabei ist zwischen zwei Ausprägungen zu unterscheiden: dem bewusst agierenden Troll (lat. trollus conscius agitus) und dem unbewusst agierenden Troll (lat. trollus ignoratus agitus). Widmen wir uns zuerst dem bewusst agierenden Troll.

Der bewusst agierende Troll ist altersmäßig kaum begrenzbar, allerdings erscheint ein Auftreten unter 10 Jahren als eher unwahrscheinlich und konnte empirisch auch noch nicht zur Genüge belegt werden. Nach oben ist dem bewusst agierenden Troll jedoch keine Altersgrenze gesetzt. Auch das Geschlecht kann variieren, so kann der bewusst agierende Troll sowohl weiblich als auch männlich sowie diverses sein. Eben solches gilt auch für die Länder-Zuordnung, auch hier findet sich eine globale Verbreitung, ohne Einschränkung, es sei denn fehlende Zugangsmöglichkeiten zu Internet. Gleiches ist auch zu der sozialen Zugehörigkeit zu sagen, diese spielt beim Troll-Dasein (zumindest nicht zwingend) eine Rolle. Das Vorkommen ist breit gefächert, man findet ihn in sämtlichen sozialen Medien, auf den unterschiedlichsten Plattformen, wichtig ist, dass er sich in schriftlicher Form äußern und einmischen kann. Womit wir auch schon bei dem allgemeinen Verhalten des bewusst agierenden Trolls angelangt sind. Denn dieser zeichnet sich dadurch aus, überall, wo er nur kann, sein Unwesen zu treiben, Unfrieden zu stiften, Unruhe zu erzeugen. Er liebt es, z.T. wie aus dem Nichts heraus, zu sticheln, kleine Nickeligkeiten einzustreuen, eine provokante Äußerung fallen zu lassen, unverhältnismäßig zu kritisieren, persönlich anzugreifen. Hat er dieses vollzogen, lauert er darauf, eine Reaktion zu erhalten; am liebsten sind ihm empörte, verärgerte, wütende Antworten, auf die er direkt wieder zugreifen und diese für sich verwenden kann, um weiter sein Unwesen zu treiben. Es wird ersichtlich, dass er sich von dererlei Reaktionen ernährt, ohne diese verkümmert er jämmerlich. Je mehr Reaktionen folgen, desto prächtiger gedeiht der bewusst agierende Troll und zieht seine Kreise immer weiter, um das Netzwerk zu infiltrieren und sein Überleben zu sichern. Ihm kann also ein parasitäres Verhalten zugeschrieben werden, da er sich von der Wut, dem Ärger, der Entrüstung, der Abscheu, etc. Anderer ernährt. Jedoch ist er auch zeitgleich stark davon abhängig, werden ihm nämlich diese Reaktionen vorenthalten, hat er, wie oben bereits erwähnt, keinerlei Chance zu überleben. Über die Vermehrung des bewusst agierenden Trolls ist leider noch sehr wenig bekannt, es werden aber Vermutungen angestellt, dass er sich eher Virus-ähnlich verbreitet. Belegt werden konnten diese Annahmen wissenschaftlich jedoch noch nicht. Ebenso unklar sind die Beweggründe des Trolls für sein Verhalten, auch hier konnten bisher nur Vermutungen angestellt werden wie z.B. ein äußerst langweiliges, ereignisloses eigenes Leben oder eine bösartig ausgeprägte Profilneurose. An empirischen Belegen wird noch gearbeitet, da Trolle nur schwer in ihrem ganz privaten Dasein zu untersuchen sind

Bei dem unbewusst agierenden Troll finden sich im Grunde sämtliche oben angeführten Charakteristika und Kriterien, jedoch ist dem unbewusst agierenden Troll, wie der Name es schon verrät, nicht bewusst, dass er ein solcher ist, auch wenn er sich dementsprechend verhält. Vielmehr streitet er, darauf angesprochen, alles ab und wäscht seine Hände in Unschuld (warum er in Anlehnung an den bekannten Waschbär den umgangssprachlichen Titel „Wasch-Troll“ erhalten hat). Häufig reagiert diese Ausprägung auch beleidigt und empört, zeitweilig auch wütend, wenn ihm ein Troll-Verhalten vorgeworfen wird. Hier muss Vorsicht walten gelassen werden, da es in solchen Fällen auch vorkommen kann, dass der unbewusst agierende Troll, in die Enge getrieben, mit Aggression reagieren kann. Auch hier gilt jedoch, erhält der unbewusst agierenden Troll keine Nahrung, geht er zugrunde und kann nicht überleben. D.h., auch hier empfiehlt es sich, um nicht von diesem parasitären Wesen befallen zu werden, Ruhe zu bewahren und ihn mit einem stillen Lächeln vorbeiziehen zu lassen.

Wer jedoch Gefallen an diesen trolligen Wesen gefunden haben sollte, der möge sie mit entrüsteten, wütenden, verärgerten, empörten, aber auch verletzten, verunsicherten und traurigen Antworten und Nachrichten füttern. Sie lieben es, je höher der Reaktionsgrad und die emotionale Beteiligung des Antwortenden ist. Allerdings muss in dem Fall beachtet werden, stets zu antworten, sonst hat man nicht lange Freude an seinem Troll und er sucht sich ein neues Zuhause. Allgegenwärtige Pflege ist hier von großer Bedeutung. Auch ist es möglich, sich mit mehreren einen Troll zu teilen, allerdings sollte beachtet werden, diesen nicht zu überfordern, denn manche Trolle sind als Parasit nur einem Wirt gewachsen.

Hiermit möchte ich meine Ausführungen über den allgemeinen Troll schließen, in der Hoffnung, ein wenig Licht ins Dunkel gebracht zu haben und eine brauchbare Anleitung zur Haltung oder auch Nicht-Haltung für Trolle zur Hand gegeben zu haben. Viel Freude mit Ihrem Troll, sollten Sie denn einen besitzen. Bei richtiger Pflege kann er durchaus zum eigenen Vergnügen dienen ;

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