Helena1411
Helena1411s Blog
vor 5 Jahren - 13.10.2019
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Ein Hoch auf das Schreiben (und die Toleranz)

Ich schreibe gerne. Punkt.

Oder auch nicht Punkt, denn aus welchen Gründen sollte ich in dem Falle einen Blogbeitrag verfassen?! Dennoch ist es ein Fakt, dass ich für mein Leben gerne Texte verfasse, mit Worten jongliere, kurzum: schreibe. Und das schon, seit ich Kind bin; so stand schon in jedem Freundschaftsbuch unter Berufswunsch auf meiner jeweiligen Seite „Schriftstellerin“, und das schon zu Grundschulzeiten. Dahingehend war ich mir also recht frühzeitig sicher, auch wenn es letztendlich nicht so eingetreten ist. Verfasste Kurzgeschichten, einen Gedichtband (den ich sogar todesmutig an den Suhrkamp Verlag geschickt habe und der selbstverständlich mit einem freundlichen Standardbrief der Absage zurückgesandt worden ist), all das gehörte lange Zeit zu meiner Passion.

Ähnlich meiner Duftleidenschaft, die sich mit dem ersten eigenen Parfum (Oilily - das LVEB der 12-14-jährigen Mädchen der frühen Neunziger) entwickelte, deren Grundstein jedoch schon durch meine Parfum-affinen Eltern gelegt wurde. Da konnte sich unsere Familie glücklich schätzen, dass enge Freunde meiner Eltern sozusagen Belieferer waren: sie als Filialleitung bei den Türkisen und er im Management bei Halston. In Folge dessen waren wir allesamt immer gut ausgestattet, ob nun über Proben oder durch Flakons zu vergünstigten Konditionen. Hervorragend!

Beide Passionen jedoch sind im Laufe der Zeit verlustig gegangen, aufgrund von veränderten Lebensumständen, aufgrund anderer Interessen, aufgrund von einem Sich-selbst-ein-wenig-Verlieren, wie auch immer. De facto waren sie ein wenig vergraben, und das für eine lange Zeit.

Nun sind beide Leidenschaften nacheinander zurückgekehrt. Zuerst ließ sich die Parfumliebe wieder blicken, ganz leise, unauffällig kam sie angeschlichen und stahl sich zurück in mein Herz. Nicht, dass ich in der Zwischenzeit keinerlei Düfte getragen habe, aber eher beiläufig, weil man halt nicht ohne Duft aus dem Haus geht, weil ich so groß geworden bin, weil es irgendwie zum morgendlichen Ritual dazugehört. Nun aber ist der alte Stellenwert zurückgekehrt, mehr als das sogar, denn ein Duft ist ein Statement, eine Aussage über mich, ein Selbstbekenntnis, aber auch ein Schutz meinerselbst, eine Seelenpflege.

Und so traf ich auf Parfumo, schon vor einigen Jahren, die Anmeldung jedoch erfolgte erst vor einem halben Jahr.

Und ich begann zu schreiben. Und schrieb. Viel. Oft. Und da war sie wieder, die zweite Passion: Das Schreiben. Dem ich früher in jedweder Weise gefrönt hatte und seit langer Zeit nur als Leser des geschrieben Wortes diesem noch zugetan war. Nun durfte ich entdecken, dass meine Passion ganz und gar nicht verloren gegangen ist, sie war verschüttet und macht sich jetzt von Staub frei, um wieder ihren Platz in meinem Leben zu ergattern. Und noch schöner ist nur noch, dass ich hier beiden Leidenschaften frönen kann: Der Parfumliebe und dem Schreiben. Und es erfüllt mich mit so einer Freude, dass es mir schwerfällt, diese Freude in Worte zu fassen.

Nun bin ich bei weitem nicht die Einzige hier, die schreibt, ganz und gar nicht; vielmehr gibt es so viele, und auch viele, die ihre ganz besondere Art zu schreiben haben. Die/der eine lustig, die/der andere sachlich-informativ, die/der nächste prosaisch bis hin zu lyrisch. Und alle haben ihre Berechtigung. Voller Erstaunen habe ich relativ schnell feststellen können/dürfen/müssen, dass es auch hier kleine Fangemeinschaften gibt (, was durchaus nichts Verwerfliches ist, sondern eine schöne Form von Anerkennung eines bestimmten Schreibstils); jedoch war und ist ebenso zu beobachten, dass einige dieser, ich nenne sie (hoffentlich für alle) wertneutral Anhänger, anderen Schreibstilen eher abwertend gegenüberstehen oder aber sogar dies zum Ausdruck bringen. Auch sind Eifersüchteleien bezüglich mutmaßlicher Kopierungen oder Abkupferungen zu beobachten. Oder Hinweise darauf, man möge zu viel schreiben, man gehe anderen mit seinen allzu häufig erscheinenden Texten auf die Nerven. Oder man seie geradezu allzeit präsent, da man andere Kommentare, Statement, Fotos, Blogs beantworte. Und häufig auch die zumindest scheinbare Jagd um die Pokale. All das möchte ich unter Vorbehalt sagen, denn natürlich sind es rein subjektive, empirische Beobachtungen, die nicht in Gänze verifiziert werden können, die aber manches Mal doch recht naheliegen.

Mir erschließt sich dieses Verhalten nicht so richtig. Vielleicht, weil es mir vorrangig um Düfte und das Schreiben geht. Und um die vielen über die Maßen netten Kontakte, die ich hier schon schließen konnte. Zum Teil hervorgegangen durch eben häufige Antworten auf entsprechende Beiträge bei den jeweiligen Parfuma/os. Denn es geht auf so einem Forum schließlich auch um Austausch, so denke ich. Wenn man mir jedoch vorhielte, auch mir ginge es um die Pokale, sonst seien diese schon längst in meinem Profil verborgen, so kann ich zum Teil zustimmen. Denn ja, ich freue mich über Pokale, weil sie mir zeigen, dass der jeweilige Text Anklang gefunden hat. Somit bin ich enttarnt, ich schreibe nicht nur für mich, sondern freue mich auch über Anerkennung bezüglich meiner Texte. Und das empfinde ich weder als etwas Verwerfliches noch als etwas Anrüchiges, sondern als etwas rein Menschliches. Und solange es nicht in Neid, Missgunst und Ignoranz mündet, sondern sich nur auf der Ebene der eigenen Erfreuung sowie des Gönnens desselbigen Erfreuens für andere bewegt, halte ich das für vollkommen legitim. Mich erstaunt es nur, wenn einem andere Motive unterstellt werden oder wenn der Eindruck für mich (wieder natürlich rein subjektiv in der eigenen Wahrnehmung) entsteht, anderen gehe dieses Gönnen und Akzeptieren sowie reine Freuen ab.

Denn es ist doch so: Die Pokale erhöhen weder unser aller Einkommen noch machen Sie Berühmtheiten aus uns, die Fangemeinschaft (wenn ich sie augenzwinkernd noch einmal mit dieser Bezeichnung heranziehen darf) wartet nicht jeden Morgen vor meiner Haustür, die Parfumo Points bringen uns allen schlichtweg nichts Materielles. Natürlich geht es dabei um die imaginäre Anerkennung, vielleicht auch eine Form der Selbstbestätigung, das darf doch auch alles sein, wie gesagt, solange es in einer Toleranz und einem weiterhin sozialen Miteinander fungiert. Denn letztlich frönen wir alle dem gleichen Hobby: Parfum und bei vielen auch dem Schreiben (Gleiches gilt übrigens auch für die Fotos, bei denen ich jedoch raus bin, denn Fotos kann ich einfach nicht; der Ruhm und die Anerkennung gebührt unseren vielen hervorragenden Fotografen).

Ohne den moralischen Zeigefinger allzu hoch heben zu wollen, wünschte ich, jede/r möge sich selbst reflektieren, bevor er andere Kommentare, Statements und Blogs abwertend beantwortet. Natürlich ist inhaltliche konstruktive Kritik davon zu unterscheiden, denn das ist überaus hilfreich und macht ein Forum wie dieses lebendig. Aber jemandes Beitrag zu demontieren, nur weil man vielleicht die-/denjenigen nicht so gut leiden kann oder weil sich klammheimlich Neid einstellt, sind niedere Beweggründe; das muss sich doch wirklich keiner antun, oder?

War dieser Blogbeitrag nötig? Bestimmt nicht zwingend. Mir war er wichtig. Warum? Weil ich gerne schreibe. Viel. Und oft. Und mich freue, wenn andere das auch tun.

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